Wie erkläre ich es meiner Großen?

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mama4

Wie erkläre ich es meiner Großen?

Beitrag von mama4 »

Hallo zusammen,

meine große Tochter ist gerade 13 gworden. Nach der Geburt meiner Zwillinge habe ich wieder mit Depressionen, ZG und PA zu kämpfen und bin deshalb auch in Behandlung. Jetzt hat sie in letzter Zeit natürlich mitbekommen, dass ich regelmäßig Arzterminen haben und dann für 1-2 Stunden unterwegs bin. Sie hat sich Sorgen gemacht, weil wir nicht näher darauf eingegangen sind, warum ich so häufig und so lange beim Arzt bin. Allerdings hat sie anfangs auch nicht direkt nachgefragt. Irgendwann vor ein paar Wochen hat sie dann aber doch meinen Mann gefragt. Der hat ihr in ganz groben Zügen erklärt, was mit mir los ist und zu was für einem Arzt ich da eigentlich immer gehe. Die Bezeichnung Psychologe war für sie erstmal ein Schock. Für sie gehen da nur Verrückte und schwerstgradig Selbstmordgefährdete hin. Kann mich erinnern, dass ich in ihrem Alter genauso dachte und mit meinen Freunden Witzchen darüber gemacht habe. Mein Mann hat ihr dann erklärt, dass es Frauen manchmal nach der Geburt nicht so gut geht, weil sie von der Schwangerschaft und Geburt sehr erschöpft sind, dass das vielen Frauen so geht und das ein Psychologe helfen kann sich schneller zu erholen.
Bin mir manchmal nicht ganz sicher, ob ihr diese Erkärung ausgereicht hat. Mich persönlich hat sie nicht mehr darauf angesprochen.

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Und wie seid ihr damit umgegangen?

LG mama4

P.S.: Hatte auch nach der Großen eine heftige Depression.
Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hallo mama4, mmmhhhh also ich an deiner stelle würde mir ganz schnell meine Tochter schnappen und mit ihr ganz offen über alles reden. Mit13 Jahren ist sie alt genug dafür.

Dann weiß sie Bescheid und braucht sich auch nicht mehr so um dich zu sorgen.......

Such das Gespräch mit ihr!

Alles gute

N.
Bommelchen

Beitrag von Bommelchen »

Hallo mama4,

ich kann mich Nickolakala nur anschließen; rede mit Deiner Tochter, sie ist kein kleines Kind mehr. Ergänzend könntest Du ihr ein Buch an die Hand geben: "Der schwarze Hund". Darin geht es zwar nicht speziell um PPD, aber um Depressionen im allgemeinen, was sie sind und wie man sie wieder los wird.

Viel Glück :-) !

LG Bommelchen
mama4

Beitrag von mama4 »

Danke für eure Antworten.

Das Buch werde ich mir sicher einmal anschauen und gucken, ob es für meine Tochter passen könnte.
Wahrscheinlich werde ich sie mir in einer ruhigen Minute schnappen, um sie zu fragen, ob sie noch Genaueres über meine Erkrankung erfahren möchte.
Hätte auch keine großen Probleme mit ihr über meine derzeiteige PPD zu sprechen.
Habe aber andererseits große Angst davor, dass sie mich fragen könnte, ob ich auch nach ihrer Geburt eine Depression hatte. Diese war nämlich sehr viel heftiger als meine jetzige, weil ich mich damals aus meiner Unwissenheit heraus viel zu spät in Behandlung begeben habe. Für meine damaligen Gefühle ihr gegenüber und die Gegenstände meiner ZG schäme ich mich bis heute.

LG mama4
Bommelchen

Beitrag von Bommelchen »

Hallo mama4,

schämen solltest Du Dich nicht. Es ist eine Krankheit, die Dich so hat fühlen lassen, und für diese Krankheit kannst Du nichts. Das wird für Deine Tochter möglicherweise schwierig werden zu verstehen, denn ein psychisch gesunder Mensch kann es nur schwer nachvollziehen, dass da etwas im Kopf passiert, was eine andere Person traurig, mutlos, gefühllos etc. werden lässt. Aber vielleicht wird es Dir mit der Zeit gelingen, Deine Tochter zu erreichen.

LG Bommelchen
sol

Beitrag von sol »

Hallo!
Es gibt noch das Buch Sonnige Traurigtage , weiss gerade nicht von wem das ist
Ausserdem die Broschüre "Jetzt bin dran, Informationen für Kinder von 8-12 Jahre mit psychisch kranken Eltern" siehe auch www.kipsy.net

Das ist eine Seite speziell für Kinder- hier gibt es auch noch weitere Literaturtips.
DAs wichtigste aber. Rede mit deinem Kind, deine Tochter versteht ziemlich viel und umso mehr du mit ihr redest umso besser ist es. Evtl kann auch eine andere Person aus deinem Umfeld oder eine Sozialpädagogin von einer Beratungsstelle oder deine Ärztin/psychologin aber auch ihre Kinderärztin ihr einiges mehr erklären.

LG
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

kann mich nur anschließen - reden ist das beste. Ich habe meinem Sohn schon als 4 jährigem erstmals Kindgerecht erklärt, warum Mama jeden Morgen eine Tablette nimmt. Seit er 6 ist, versteht er die Erkrankung sehr gut - inzwischen ist er bald 8.

Die Kinder verstehen sehr viel und fühlen auch viel mehr, als wir vermuten. Daher ist es wichtig durch ein Gespräch zu erklären, was Sache ist, das nimmt Angst und fördert Verständiss, wenn es einem mal nicht so gut geht.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mama4

Beitrag von mama4 »

Hallo ihr Lieben,

nochmal Danke für eure Antworten und Anregungen.

Habe vor ein paar Tagen mit meiner Großen ein offenes Gespräch geführt. Es war einfacher als ich dachte. Jetzt stehen keine ungeklärten Fragen mehr zwischen uns, und es war sehr erleichternd für mich zu erfahren, wie sebstverständlich und vorbehaltslos sie mit meiner Erkrankung sie umgeht.

Ganz liebe Grüße an euch alle
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