Was kriegen eure Kinder mit?

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meiki

Was kriegen eure Kinder mit?

Beitrag von meiki »

Hallo Mädels!

Ja, was kriegen eure Kinder von eurer Erkrankung mit? Wie geht ihr damit um?

Konkretes Beispiel: Ich hatte gestern seit längerem mal wieder einen - gemäßigten - Ausrasterer. Daraufhin sind bei meinen zwei Großen die Alarmglocken sichtbar losgegangen. Mein Sohn hat versucht, meinen Mann und mich räumlich zu trennen. Meine Tochter hat geweint und Angst gehabt, sie wollte mir nicht mehr von der Seite weichen. Später fragte mich mein Großer, ob ich wütend geworden bin, weil er vorher das und das gemacht hat. Beide hatten deutlich Panik und Angst :( .
Das tut mir so leid!!
Sie haben halt viel im letzten Jahr mitbekommen von einer schreienden, weinenden, hysterischen Mama und sie sind sehr vorbelastet und ständig in Alarmbereitschaft.
Wenn ich mir dann so ihrer Freunde anschaue, sehe ich unbeschwerte Kinder, die sie selbst sein können. Meine nicht. Sie haben zu viel gesehen und ich denke, sie sind sehr verunsichert und auch verängstigt.

Wer hat ähnliche Gedanken oder Beobachtungen?

meiki
snoopy

Beitrag von snoopy »

Hallo meiki,

also, der Große weiß, daß es der Mama manchal nicht so gut geht und die Mama manchmal traurig ist. Er weiß auch ,daß das mit ihm nichts zu tun hat. Wenn ich wegen einer Kleinigkeit übertrieben reagiert habe, gehe ich zu Ihm und entschuldige mich und erkläre ihm, daß ich sein Verhalten nicht gut gefunden habe aber daß ich weils mir momentan eben nicht so gut geht etwas zu heftig reagiert habe. Mir ist wichtig , daß er weiß, die Mama hat eine Krankheit, die nicht gefährlich ist, aber er auch weiß, daß wenns mir schlecht geht er nicht dafür verantwortlich ist. Er sollte keine Schuldgefühle bekommen wie Z.B. der Mama gehts schlecht weil ich Mist gebaut habe. Wenns mir gut geht und er baut Mist und ich schimpfe fragt er mich manchmal ob´s mir heute gut geht. Es ist schwierig zu erklären, weils immer von der Situation abhängt.
Ich denke, daß es in anderen Familien auch oft Ausraster gibt, ZB. meine Freundin schreit vielmehr als ich. Sie macht sich deswegen aber keinen Kopf......
Man hat halt Schuldgefühle........
Wir machen uns auch Gedanken ob unser Verhalten Auswirkungen hat auf unsere Kinder und beobachten auch viel kritischer jedes Verhalten von Ihnen.
Ich glaube, das machen "gesunde Mütter" viel weniger.
Aber es ist ganz normal daß es Konflikte gibt und die Kinder und wir, damit umgehen lernen müssen.
Aber ich fühle mich dann oft wieder als Versagerin.
Meine erste Thera meinte damals, "wenn ich so weiter mache, sitzt mein Sohn in 15 Jahren an der gleichen Stelle, wie ich heute"..... :shock: . Diese Thera ging natürlich in die Hose weil sie noch viel nettere Dinge brachte. Leider merkte ich das erst viel zu spät.
Und der kleine kriegts noch nicht so mit und es wird ja auch schon viiielll besser.
Aber ich denke wenn man erklärt schadet das nie, und deine Kinder sind ja auch schon größer.

Liebe grüße

Sabine
Milla

Beitrag von Milla »

Hi Meiki! :D

Das Pb mit dem Ausrasten kenne ich sehr gut.Am Anfang meiner PPD,im Juli/August 2005 (meine Tocher war 4-5 Monate alt) war ich sehr gereizt und habe nichts vertragen.

Meinen Sohn habe ich angeschrien oder geschlagen (ein Klaps auf die Hand oder den Po,was für mich schon Gewalt ist und überhaupt nicht zu meinen Erziehungsmethoden zählt) ,obwohl er sich nur wie ein Kind benommen hat (Schwester geärgert, z.B.).

Oder ich war im Bad, habe die Haare gefönt,beiden Kinder hinter mir , die Kleine hat geschrien und ich bin hyterisch geworden,habe die Haare mit der Bürste kaputt gemacht und geschrien:"Warum habe ich bloß diese Kinder bekommen!".

Tja,mein Sohn war natürlich sehr verängstigt und fragte mich danach oft,ob ich heute "böse" sei oder "lieb".

Oft habe ich ihm gesagt:"Mein Schatz,Mama ist heute genervt,das ist nicht wegen dir,wenn ich schreie,das ist nur weil ich so gernervt bin",das hat ihn dann beruhigt und er hat weiter gespielt.

Aber ich merkte,daß er oft auf der Lauer war und sobald ich den Ton erhöhte,fragte er gleich:"Mama,bist du böse?" .

Oder bei einem lauten Streit mit meinem Mann sagte er gleich:"Ich habe Angst!"

Was ich im Nachhinein sehr tröstend finde,ist daß er seit der Geburt der Kleine am Nachmittag bei der Oma war,die er sehr liebt und die ihm sehr viel emotionalen Rückhalt gegeben hat.Ohne Sie hätte er viel mehr mitbekommen und wäre jetzt nicht der freche,selbstbewußte Junge,den er ist.

Er hat sich auch in der Zeit (die schlimmste Zeit war von Juli 2005 bis Februar 2006) viel an seinem Vater geklammert .Mein Mann hat sich abends und am WE immer um ihm gekümmert und nachts ging er in seinem Bett,wenn er aufwachte (es ist immer so,bin meinem Mann sehr dankbar dafür).

Gott sei Dank ist diese schlimme Zeit vorbei.Ich weiß nicht,ob es an Johanniskraut,an das EPA (Omega 3 Fettsäure,die stimmungsstabilisierend wirken soll),das Magnesium (wirkt auch entspannend) liegt,aber ich habe fast keine solche Ausraster mehr.Außer wenn ich gerade einen Tief habe und besonders empfindlich bin,bin ich die meiste Zeit sehr gelassen und zuversichtlich,das kleine alltägliche Chaos regt mich nicht mehr auf,wie es vor einem Jahr der Fall war.

Und ich merke,wie mein Sohn immer mehr Vertrauen zu mir wieder aufbaut,sich mich immer mehr annähert.Er gibt mir immer spontane Liebeserklärungen wie eine starke Umarmung (er nennt das die "Quetschbanane" :wink: ),einen Bussi,kommt morgens in mein Bett, um mit mir zu kuscheln.Ich bin einfach so glücklich darüber! :D

Und ih versuche natürlich,seitdem es mir besser geht (März 2006) ihm sehr viel Liebe,Zärtlichkeit,Vertrauen zu geben.

Das Einzige, was mich etwas traurig macht,ist daß die Beziehung zu seiner Oma jetzt so innig ist,daß er am Liebsten den ganzen Tag bei ihr verbringen möchte.Jetzt wo es mir deutlich besser geht,möchte ich gerne,daß er bei mir bleibt,mit seiner Schwester spielt,aber er will schon in der Frühe (in den Ferien) zur Oma gehen.Ich tröste mich damit,daß er dort viel mehr Anregungen kriegt als zu Hause (Bauernhof mit Kühen,der Cousin ist auch da,mein Sohn darf mit dem Onkel auf dem Bulldog fahren ,er ist ein Landwirstschaftsnarr! :wink: Die Oma sagte kürzlich zu mir:"Bei uns ist immer etwas los!" ) und daß er dort einfach glücklich ist.Darum ist es für mich halb so schlimm.

Ich denke,Meiki,das was unsere Kinder mitbekommen haben,können wir nicht von ihrem Gedächtnis löschen.Aber wir können versuchen,ihr Vertrauen zu uns zurückzugewinnen,indem wir zum Einen, versuchen,wieder stabil zu werden,zum Anderen ihnen mit ganz einfachen Worten erklären,warum wir so ausrasten und daß sie dabei keinerlei Schuld tragen und daß wir sie trotzdem ganz,ganz stark lieben (für immer! :D )

Eine zusätzliche Möglichkeit wäre ein Kinderpsychologe:ich habe selber die Hilfe eines solchen Psychologen in Anspruch genommen,als meine Babys so sehr schrien.Hat mir ganz gut getan.Der Psychologe war beim Frühförderdienst des Caritas Verbandes und diese Hilfe war völlig kostenlos.Vielleicht könntest du dich erkundigen?

Ich denke,bei einer PPD ist die ganze Familie betroffen:Mama,Ehepartner,Kinder,evtl. auch Großeltern.Darum scheint mir das aktuelle Therapiekonzept (Therapie der Mutter) zu einseitig,um wirklich wirksam zu sein.Man müsste die ganze Familie in die Therapie einbeziehen,um einen tiefen,langfristigen Therapieerfolg zu erzielen.

Warum hast du dieses Ausraster gehabt?Hast du dich mit deinem Mann gestritten?

Ich habe eine Ehetherapie (auch kostenlos über die Caritas) mit meinem Mann angefangen,denn bei mir hat die Ehekrise mich sehr belastet und die langfristige Genesung verhindert.Die erste Sitzung war zwar sehr anstrengend,hat aber sehr viel gebracht,denn seitdem scheint ein Stein ins Rollen gebracht worden zu sein:mein Mann zeigt wieder mehr Verständnis,scheint wieder Vertrauen zu mir zu haben,ist wieder ganz lieb (uns geht es eigentlich seit dem letzten Streit vor ca. 2 Wochen gut,aber mir scheint,daß die Ehetherapie der Auslöser für diese Versöhnung war).

Ich würde dir raten,es auch zu versuchen,falls du Ehepb hast.Es kostet nichts und wenn es nicht klappt,dann habt ihr mindestens versucht.Ich hatte am Anfang große Angst davor,habe die Vereinbarung des Termins monatelang vor mich hingeschoben, bis ich erkannt habe,daß meine Ehe wirklich gefährdet war und eine Therapie dringend notwendig ist (eine Therapie ist es eigentlich nicht,denn es wir nicht von den Krankenkassen bezahlt,sondern es ist eine Eheberatung).Ich bin mit Bammeln zum ersten Termin gegangen,und war so erleichtert, als ich merkte,wie lieb und kompetent die Psychologin ist.

Lange Rede,kurzer Sinn:versuche,liebe Meiki, wieder gesund zu werden,dann das ist der Schlüssel einer glücklichen,stabilen Mutter-Kind-Beziehung.Vielleicht bräuchstest du ein AD (Johanniskraut?SSRI?)und/oder etwas,um deine Nerven zu beruhigen (Passionsblume ?)Du nimmst keine Medi,oder?

Ich habe persönlich Johanniskraut vor 2 Tagen abgesetzt,da ich das Gefühl hatte,daß ich innerlich unruhig davon wurde (nicht schlimm,aber doch unangenehm).Ich habe L-Tryptophan 500 mg in der Apotheke bestellt und werde Morgen den Versuch damit starten,um zu sehen,ob es meine Stimmung hebt.Es soll auch schlaffördernd wirken (Erklärung:aus Tryptophan stellt der Körper mit Hilfe von Vitaminen und Mineralstoffen den Neurostransmitter Serotonin her-stimmungsaufhellend- und aus Serotonin stellt er Melatonin her,dem schlaffördenden Neurotransmitter).

Ach ja:was mir und meinen Kindern zur Zeit super gut tut, ist meine Haushaltshilfe (2 Stunden pro Tag für 4 Wochen von der KK genehmigt-Eigenkosten:ca. 100 € pro Monat).Seitdem sie mir die Haupthausarbeiten entnimmt (Böden saugen/wischen,Bad+WC putzen,Fenster wischen und vor Allem Bügeln,meine Leidenschaft! :wink: ) bin ich viiiel gelassener,habe mehr Zeit für mich und die Kinder,das ist das Beste,was mir passieren konnte (viel besser als ein Klinikaufenthalt,denn wird meine Tochter nicht aus ihrer Umgebung ausgerissen und kriegt keine Schlafstörungen).

Du hast 3 Kinder,die machen eine Menge Arbeit und Stress,darum würde dir eine Haushaltshilfe sicher auch super entlasten!
meiki

Beitrag von meiki »

Danke für eure Antworten! Das Thema beschäftigt mich zur Zeit sehr.

Ich denke schon auch, daß gerade wir Frauen mit PPD und so was wahrscheinlich vermehrt auf die Kinder schauen und auch eher mal mit Schuldgefühlen reagieren. Ich persönlich bin sowieso der Typ Mutter, die alles hinterfragt und analysiert. Aber zumindest meine Kinder haben schon auch erschwerte Bedingungen durch meine PPD und das ist der Punkt, wo ich dann endlos hängenbleibe.

Ich werde mit meinen Großen mal darüber reden, vielleicht kann ich ihnen so ja wirklich etwas Last abnehmen. (Danke, Sabine!)

Es tut mir halt sehr weh, zu sehen, wie empfindlich sie sind, wie unsicher und ängstlich sie oftmals reagieren und wie sehr es die Kinder auch ganzheitlich gesehen trifft und belastet.

So eine Oma wie deine Schwiegermutter, Milla, ist ein Segen! Ich glaube auch, daß das ein sehr guter "Ausgleich" für deinen Sohn ist. Meine Schwiegermutter wäre auch so ein Glücksfall, leider wohnt sie 300 km entfernt und die Kinder sehen sie nur in den Ferien ein paar Tage (wie gerade eben) und es tut ihnen immer sichtlich gut!

Ja, warum bin ich ausgerastet?

Weil mir gestern alles zuviel war, typische Stressfalle, Urlaubsvorbereitungen, mein kleines Kletteräffchen, das ich nicht aus den Augen lassen kann und wenn sie nicht klettert, dann hängt sie an irgendeinem Körperteil von mir :roll:
Zur Zeit stellt sie sich beim Essen so an: läßt alles einfach fallen, und dann schauts einfach aus wie die Sau und ich weiß genau, daß ich abends wieder mit Lappen auf dem Boden rumrutsche :roll: Da habe ich echt zuviel gekriegt und daraufhin hat mein Mann komplett falsch reagiert (würde jetzt aber zu weit führen, ins Detail zu gehen...)

Eine Eheberatung machen wir bereits, daß gehört bei uns inzwischen dazu. Nach jeder Geburt sind wir in tiefe Krisen gestürzt - die Diagnose PPD fiel erst beim dritten Kind - auch so ein Thema, das muß man sich mal vorstellen :shock:

Ich habe aber den Eindruck, daß jetzt mein Mann dran ist, er fängt auch gerade eine Therapie an und ich hoffe, daß sich dann etwas bewegt!

Danke fürs Lesen,
meiki
Milla

Beitrag von Milla »

Liebe Meiki! :D

Die Tatsache,daß du dich so viele Sorgen um deine Kinder machst,zeigt doch,daß du eine liebevolle Mutter bist,trotz dieser Ausraster!

Ich glaube,Kinder im Allgemeinen brauchen keine perfekten Eltern (wer ist schon perfekt?).Sie können auch Eltern lieben,die gelegentlich die Nerven verlieren und wenn man ihnen erklärt,daß sie keinerlei Schuld daran tragen,sondern daß die Mama so viel Arbeit und Stress hat,daß es ihr manchmal zu viel wird,dann können sie lernen, damit umzugehen.

Der Grund für dein Ausraster ist mir wohl bekannt:meine Kleine (fast 17 Monate)schmeißt auch die Essensreste auf den Boden,wenn sie keinen Hunger hat und ich muß auch nach jeder Mahlzeit niederknien und den Boden wischen.Aber es regt mich nicht auf , denn ich weiß , daß diese Phase vorübergehend ist (war bei dem Bruder im Alter auch so).Und wenn ich mich aufrege, dann wird es im Gegenteil noch schlimmer.Also 8) bleiben,das ist nur eine PHASE,in ein paar Monaten wird alles viel,viel leichter! :wink:

Ich empfehle dir wirklich eine Haushaltshilfe,ist eine tolle Entlastung!

"Man braucht ein ganzes Dorf,um ein einziges Kind zu erziehen!"

Das ist ein afrikanisches Sprichwort.Ich finde ihn sehr treffend , weil ich der Überzeugung bin,daß viele Mütter in den Industrieländern mit der Erziehung überfordert sind,weil sie den ganzen Tag allein mit ihren Kindern sind.Das ist in den Entwicklungsländern überhaupt nicht normal,denn dort wachsen die Kinder in der Großfamilie und es gibt immer jemand,der sich um sie kümmern kann und so die Mutter täglich entlastet.So war es auch bei uns vor der Industrialisierung .

Ein kleiner Trost also:das , was du mit 3 Kindern täglich leistest,liebe Meiki,ist außergewöhnlich sstressig.Eine tolle Leistung !:D
Jenny

Beitrag von Jenny »

Hallo Meiki,

meine Tochter war schon 10, als ich mitten in der PPD steckte. Ich war nicht aggressiv und habe auch keine plötzlichen Gefühlsausbrüche gekriegt, im Gegenteil, ich war ganz ruhig, weil in mir alles tot war.
Trotzdem war ich "anders", denn ich hatte Konzentrationsstörungen (vergaß oft, wichtige Dinge zu erledigen oder was zu tun, worum meine Tochter mich gebeten hatte), lachte nicht mehr und hatte total meinen Humor verloren. Außerdem war ich viel strenger als sonst, richtig eine sauertöpfische Ziege, was ich sonst nicht bin.
Meine Tochter litt sehr darunter, also habe ich mir ein Herz gefasst und ihr erklärt, was mit mir los war. Es hat sie sehr erleichtert, denn sie dachte schon, ich hätte sie wegen des Babies nimmer lieb.
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