Der Kindergarten beginnt

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Marika
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Beitrag von Marika »

Smaugerl hat was geschrieben, was mir - als es mir so schlecht ging im August - auch auffiel: Ich hatte das Gefühl, alles was ich gelernt hatte in der Therapie einfach nicht abrufen oder anzapfen zu können. Ich wußte, es ist da, aber ich konnte es nicht nutzen. Das hat mich fast verrückt gemacht und auch mir das Gefühl gegeben, ich rutsche zurück zum Anfang.

Ich bin aber nicht zurück zum Anfang gerutscht, weil ich Gott sei Dank frühzeitig die Notbremse gezogen habe. Für mich war es das AD, das ich gebraucht habe - vielleicht brauch ich es für immer, um meinen Botenstoffwechsel aufrecht zu erhalten. Und plötzlich konnte ich das aus der Therapie wieder finden da oben im Hirnkastl und auch nutzen! Es ist schon erstaunlich wie unser Körper und ein AD so wirken und ich verstehe jetzt auch noch besser warum AD UND Therapie zusammen so wichtig sind. Sie ergänzen sich optimal. Aber das ist ein anderes Thema - sorry, fürs abschweifen!

Feebie, ich wünsche dir sehr, dass du findest, was du für dein Gesund sein brauchst.... Was sagt dir dein Bauchgefühl, bzw. was MÖCHTEST du tun, damit es dir besser geht, in welche Richtung gehen da deine Gedanken?

Ich möchte dir sehr gerne helfen durch diese Zeit, wenn du magst - ich bin sehr gerne für dich da!

Liebe Grüße von

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Feebie

Beitrag von Feebie »

Guten Morgen!

Vielen lieben Dank, ihr unterstützt mich wirklich sehr.

Es stimmt, dieses Gefühl zurück auf Anfang und warum eigentlich die 1,5 Jahre Therapie? Aber im Grunde weiß ich auch, wie lange es mir jetzt schon konstant gut ging und das es ohne Therapie und auch AD nicht so eine lange gute Phase gegeben hätte.
Ich habe ein AD genommen (ich glaube ab Herbst letzten Jahres) wobei meine Thera damals meinte, ich bräuchte es nicht mehr anfangen, da ich das Schlimmste auch ohne bewältigt hatte, aber ich brauchte eben noch eine weitere mentale Unterstützung zu dem Zeitpunkt). Ich habe es dann im Februar diesen Jahres wieder ausgeschlichen und es hat wunderbar funktioniert. Als es mir dann seelisch immer besser ging habe ich noch meine Pille gewechselt und meine Schilddrüsenwerte untersuchen lassen, weil ich heraus gefunden hatte, das die NIEMALS (!) untersucht wurden, obwohl mein Hausarzt immer behauptet hatte, die Werte seien in Ordnung. Waren sie dann auch, aber im Grenzbereich und seitdem (ca. 10 Wochen) nehme ich L-Thyoxin 25. Es ging mir bis zum Start Kindergarten lange nicht mehr so gut!

Das AD möchte ich daher nicht mehr nehmen. Ich habe so viel Energie gebraucht, den Rest zu erarbeiten und umzumodeln und eine gute Packung gefunden, da möchte ich nicht wieder "zwischen hauen". Zumal ich wirklich denke, das es ja alleine diese Phase KiGa ist, die das alles auslöst.

Das Megatief ist zumindest letzte Nacht ausgelieben (Gott sei dank!) und ein riesen Vorteil ist, das ich derzeit schlafe wie eine Tote und das auch lange. Wenn jetzt noch Schlafmangel dazu käme, dann wäre ich ganz unten. So herrscht aber heute ein etwas ruhiger Gemütszustand. Vielleicht seltsam ruhig und ein bischen zu distanziert. Wundert mich auch etwas, aber ich scheine da keinen direkten Einfuß drauf zu haben.

Jedenfalls hat mein Sohn sich heute wieder einigermaßen von mir trennen können (wird ihm evtl zu schnell gegangen sein, er wirkte etwas überrumpelt) und ich habe mir dann sofort eine Aufgabe gesucht. Ich glaube, es wäre ganz falsch für mich, dann sofort wieder nach Hause zu fahren, weil hier dann so eine Leere ist. Etwas tun lenkt mich ab. Und desweiteren ist jetzt auch im KiGa aufgefallen, das mein Sohn (ich werde ihn hier mal mit J. abkürzen) evtl. Schwierigkeiten mit seiner auditiven Wahrnehmung hat. Somit habe ich jetzt eine Aufgabe, um die ich mich erstmal in meiner "freien Zeit" kümmern kann und ich habe dabei immer noch das Gefühl, etwas für J. zu tun. Das macht es irgendwie leichter, ihn dort in "fremder" Obhut zu lassen.

Naja, ihr merkt schon das ich heute wieder etwas klarer denke, aber ich weiß natürlich auch nicht, was morgen sein wird. Ich befürchte dieses Auf und Ab wird noch ein Weilchen anhalten und ich bin froh und dankbar, das ihr für mich da seid!
Vielen lieben Dank dafür, denn ohne euch könnte ich sicher heute noch nicht so gut durch den Vormittag kommen.

LG und Umarmung,
Feebie
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Marika
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Beitrag von Marika »

Guten Morgen,

ich freue mich, dass es dir heute besser geht. Und ich finds gut, dass du dir ein bissl "Arbeitsbeschaffung" machst, hab ich die erste Zeit auch getan. Erst später mal bin ich dann heim und hab mich auch wieder wohl gefühlt.

Jetzt bin ich wieder im Bilde wie das bei dir mit AD und Therapie war, sorry ich hatte es nicht mehr im Kopf. Du hast eine gute Therapeutische Unterstützung und das ist ja sehr, sehr viel wert. Vielleicht könnten auch Bachblüten im Moment etwas helfen? Es gibt eine Essenz, die die Trennung vom Kind erleichtern kann:

- Red Chestnut (Rote Kastanie): Sie erleichtert das Loslassen vom Kind und mildert die Überängstlichkeit, die man oft um das eigene Kind hat. Somit wird auch eine gute Grundlage für die Entwicklung des Selbstvertauens deines Sohn gelegt.

Weiters für dich gut wären meiner Meinung nach:

- Larch (Lerche): Für DEIN SELBSTVERTRAUEN
- Pine (Pinie): Gegen das Gefühl nicht genug für das Kind zu tun und gegen eigene Schuldgefühle
- Gentian (Herbstenzian): für eine positive Grundeinstellung dass "Alles gut ausgehen wird"
- Cerato (Bleiwurz): Zur Stärkung deiner Intuition, die weiß was für dein Kind richtig ist
- Mimulus: (gefleckte Gauklerblume): gegen die Angst, etwas falsch zu machen

Diese Zusammenstellung habe ich aus meinem Buch "Bachblüten für Kinder und Eltern" und steht hier für "besorgte Eltern" bzw. "Trennung im Bezug auf Kindergarten usw."

Vielleicht kannst du damit ja was für dich zum postiven verändern. Mir haben BB immer sehr gut geholfen!

Liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht
Liebe Grüße von
Marika

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Feebie

Beitrag von Feebie »

Liebe Marika,

das mit den BB klingt sehr gut.
Ich habe allerdings überhaupt keine Ahnung, woher ich die bekomme?!
Damals bekam ich welche von meiner Vorsorgehebamme, aber wer ist jetzt mein Ansprechpartner?
Ich kann ja auch schlecht etwas im Internet bestellen und selbst zusammen mixen, oder?!
Aber ich glaube daran und habe auch schon mal positive Wirkungen damit erzielt.

LG,
Feebie
sol

Beitrag von sol »

Hallo!
Bachblüten bekommt du ein in manchen Apotheken und sie mischen es dir auch einfach zusammen,
Gruss
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ja genau. Jede größere Apotheke mischt dir diese Essenzen zusammen. Brauchst ihnen nur zu sagen, was du eben drinnen haben willst!

Gutes Gelingen wünscht
Liebe Grüße von
Marika

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Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Feebie,

mir tut es auch richtig leid, daß es Dir wieder so schlecht geht.
Weißt Du, Du hast es selber schon gesagt: Du hättest Dir damals gewünscht, etwas mehr von der PPD mitzubekommen, damit weißt, was mit Dir los ist.
Jetzt scheint das so zu sein. Du merkst, wie alles schlechter wird, jetzt mußt Du die nOtbremse ziehen und etwas dagegen tun. Das kannst Du, ganz bestimmt. Du hast in den 1,5 Jahren Therapie sicher so viel gelernt, daß da etwas für Dich dabei ist.

Ich sage das ganz ehrlich, weil ich glaube, daß Du das vertragen kannst: Laß Dich bitte von einem recht guten Tag nicht täuschen. Nimm es freudig hin, daß es heute besser ist, aber erwarte nicht, daß es das war. Die Eingewöhnung von J. im Kindergarten und das Finden Deiner neuen Rolle in dieser Situation wird noch ein bißchen dauern und sicher nochmal schwer werden (z.B. ihn wieder hinzugeben, wenn er ein paar Tagez.B. wegen Krankheit zu Hause war).

Überleg bitte ganz ernsthaft, was Dir in solchen Tiefs am meisten geholfen hat und versuch danach zu handeln. Wir können hier auch gemeinsam überlegen, wenn Dir Lösungen schwer fallen. Es ist gut, daß Du so ausführlich schreibst, wie es Dir gerade geht, das macht es für mich faßbarer zu verstehen, was gerade los ist.

Ich will Dir keine Angst machen, ich mache mir nur sehr Sorgen um DIch und fände es traurig, wenn alles, was Du in den letzten Jahren erarbeitet hast, wieder so in den Hintergrund gerieten.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr Lieben,

also der ganz ganz große Absturz ist ausgeblieben und ich bin inzwischen sicher, das er auch nicht mehr kommt. Der schlimmste Tag war letzten Freitag, als wir den 2ten Probetag hatten und J. weinte und ich gehen sollte/mußte.

Jetzt ist immer noch nicht alles gut, aber ich lerne...
Mir kommen noch immer die Tränen, wenn ich den KiGa verlasse und ich hege immer noch Zweifel und Ängste. Auch kann ich mit meiner Zeit hier noch rein gar nichts anfangen. Ich lese hier im Forum wieder viel und schreibe auch viel, damit ich nur ja nichts anderes machen muss. Das schwerste momentan ist für mich, irgendwie einen sinnvollen und strukturierten Tagesablauf zu gestalten.

Natürlich habe ich das alles mal vorher geplant. Das ich dann einkaufen gehe, den Hausputz erledige, die Bügelwäsche abarbeite und dabei vielleicht einen schönen Film sehe... aber das alles bleibt derzeit noch unerledigt. Ich habe nicht die Motivation, mich einer dieser Dinge anzunehmen. Meine Gedanken sind unentwegs bei meinem Sohn und für viel mehr ist kaum Platz.

Heute war ich nach dem KiGa noch kurz in der alten Spielgruppe "Hallo" sagen. Natürlich war das nicht sooo schlau, weil es mich traurig machte. Da saßen alle Mamas mit ihren Kindern auf dem Schoß und frühstückten.
Und noch vor 2 Wochen haben wir mit dabei gesessen. Aber ich war da, weil ich Leute brauchte, denn vor anderen weine ich nicht (wenn´s geht) und weil ich den Mamas einfach mal sagen wollte, das sie die Zeit genießen sollen. Die sind nämlich alle noch recht frisch dabei und hadern noch mit der Spielgruppe, wie ich es auch getan habe. Und da ich wenigstens die Tugend habe, Fehler von mir einzugestehen, wollte ich denen sagen, das die Zeit dort wirklich schön war und ich sie nicht missen möchte.

Jetzt sitze ich hier und hoffe (weiß es sogar eigentlich), das ich das Gleiche einmal über den KiGa sagen werde, der mir jetzt so große Bauchschmerzen verursacht. Spätestens wenn J. in die Schule kommt, werde ich dem KiGa hinterher trauern.

Ich werde einfach versuche zuzulassen, das ich es beweine und einfach Abschied nehmen muss von einem Zeitabschnitt, der eben so nie wieder kommt. Ich kann eh sehr schlecht Abschied nehmen, warum also nicht auch von bestimmten Phasen...

Meine Aufgabe wird also sein, einen guten Rhytmus wiederzufinden und den Anspruch abzulegen, die absolute Qualitätszeit mit J. zu erleben, wenn ich ihn dann aus dem KiGa abhole. Momentan denke ich, ich muss uns dann irgendwie den Himmel auf Erden bescheren, was aber mit meiner Gelähmtheit nicht möglich ist. Ich bin dann einfach nur froh, das ich ihn wieder bei mir habe und könnte schlafen und schlafen und schlafen. Da fällt es schwer, die Supermami zu sein. Außerdem schaffe ich am Vormittag ja nicht, was ich erledigen wollte und muss es dann doch machen, wenn er da ist. Jetzt muss ich lernen mein schlechtes Gewissen in den Griff zu bekommen, das ich eben auch doch noch abwaschen muss, obwohl er da ist.

Vielleicht ist ja der KiGa auch eine Qualitätszeit für ihn und ich muss mich gar nicht sooo sehr verbiegen und anstrengen, damit er einen schönen Tag hat.

Mal sehen, aber irgendwie wird es sich wohl wieder einspielen. Ich baue auf die Zeit, denn die hilft tatsächlich und so gebe ich mir noch gut 14 Tage, bis ich mich wieder einigermaßen auf der Reihe haben muss.

Liebe Grüße,
Feebie
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Feebie,

weißt Du, was mich sehr freut? Was haben wir geredet mit der Spielgruppe und nun war es im Nachhinein die richtige Entscheidung für Euch, schön.
Du hast sicher Recht, daß es mit dem Kindergarten auch so sein wird.

Du, ich schaffe auch nur selten das, was ich mir vornehme, wenn mein Sohn im Kindergarten ist.
Ich habe aber die Erfahrung gemacht, daß er am Nachmittag dann auch gar keine Super-Mami-Zeit braucht und will, sondern Alltag. Wir hängen Wäsche auf, er fragt hundertmal, PAPA, PAPA. Ich sage hundertmal: Sag Du mir, wo Papa ist. Er. AAAbeit. Ich: Genau!
Dann mal noch ne Freundin treffen, aber meist ist er echt fertig und freut sich zu Hause auf meinem Schoß zu sitzen und Bagger im Buch anzusehen.

Auch das ist Qualitätszeit mit seinem Kind. Ihm einfach das Gefühl geben, er gehört mit allem, was gemacht werden muß (Einkaufen, AUfräumen, und und und) selbstverständlich zur Familie.

Streß Dich nicht, Feebie. Laß Dir weiterhin Zeit und mach, wonach Dir der Sinn steht.

Grüße von Leuchtkäfer
Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr,

ich habe gerade J. aus dem KiGa abgeholt. Dies hier soll seine erste komplette Woche werden und heute haben sie seinen Geburtstag nachgefeiert. Das war ein Superargument, ihn heute zu motivieren, dort hinzugehen. Er freute sich anscheinend auch.

Jetzt habe ich ihn gerade abgeholt und alles war erst super. Er hat gelacht und gesungen, wollte sich aber nicht von mir anziehen lassen. Alle "Versprechungen" und alles ablenken und gut zureden war vergeblich.

Plötzlich fing er aus dem nichts heraus an zu weinen und zu schreien und sagte immer nur: "Ich will das nicht, ich will das nicht!" und dabei wollte ich ihm nur die Jacke anziehen, oder die Mütze aufsetzen. Auf die Frage, was er dann möchte, bekam ich keine Antwort. Er wollte nicht zurück in die Gruppe, er wollte auch nicht mit mir mit, aber auch nicht im KiGa bleiben. Also eigentlich wollte er gar nichts.

Er schmiß sich dann letztendlich auf den Boden und machte sich so steif, wie er nur konnte. Er wollte nicht in meinen Arm, er wollte auch seinen geliebten Bären nicht. Er lag auf dem Boden, trat um sich, schrie und weinte "Ich will das nicht , ich will das nicht." Ich habe ihn noch nie so unglücklich gesehen und so neben der Spur erlebt.

Sicher, manch einer wird hier sagen, das sei normal, Kinder haben solche Phasen, aber ich muss dazu sagen, das J. ein ausgesprochen ruhiges Kind ist und immer war. Eher zurückhaltend und vorsichtig, überhaupt nicht tempramentvoll. Ich verstehe das nicht. Es war so schlimm, das alle anderen aus ihren Gruppen kamen um zu schauen, was da los ist. Kinder wie auch Erzieher und Eltern. Mir war das unglaublich peinlich und ich schämte mich in Grund und Boden, als ich so neben meinen Kind auf dem Fußboden saß, völlig hilflos und er am weinen und schreien, als würde ich ihm das Schlimmste von der Welt antun.

Wißt ihr, alles kam in dem Moment hoch. Ich bin also doch keine gute Mutter, habe ich doch die ganze Zeit gewußt und Recht gehabt. Ich habe alles falsch gemacht und bin eine Versagerin. Ich kann mich noch so anstrengen, ich werde es nie wirklich gut machen. Und jetzt schauen alle auf mich und denken genau das gleiche. Was mögen sie wohl denken, was hier zuhause los ist, das er nicht mit mir mit will. Das ich ihn schlage wohlmöglich, oder er hier anderer Tyrranei ausgesetzt ist. Und dabei lebe ich seit 3 Jahren nur noch für ihn und kann es nicht ertragen, wenn er auch nur eine Träne weint.

Ich habe ihn dann einfach irgendwann ganz fest auf den Arm genommen und ihn bis zum Auto getragen, alle auf dem Parkplatz drehten sich zu mir um. Als ich ihn dann endlich festgeschnallt hatte bin ich mit gesenktem Kopf schnell hinters Lenkrad gekrochen und habe fürchterlich angefangen zu schluchzen und zu weinen. Ich konnte nicht mehr. J. verstummte sofort und meinte nun andauernd: "Du mußt nicht weinen Mama, du mußt nicht weinen." und ich haßte ihn und mich in diesem Moment. Die Wortwahl ist hart, aber so war es leider. Ich war so wütend auf ihn, der mich in diese Situation gebracht hat und noch schlimmer auf mich, die mal wieder nicht in der Lage war suverän so eine Situation zu meistern.

Das Gefühl des Versagens ist fast übermächtig und der Ekel vor mir selbst und meiner Unfähigkeit sehr groß. Ich bin dann so lange Auto gefahren bis er einschlief, weil ich es nicht über mich brachte, einfach nach Hause zu fahren und so zu tun, als wäre das gerade nicht passiert. Ich hatte Angst, das wenn ich jetzt versuchen würden seinen Mittagsschlaf einzuläuten (weil er völlig fertig war) und er sich dann auch noch gegen seinen Mittagsschlaf gesträubt hätte, ich wirklich ausgeflippt wäre. Unglaublich, denn ich bin ein absolut friedfertiger Mensch und absolut harmoniebedürftig. So kenne ich mich überhaupt nicht...

Bin wirklich am verzweifeln!
So ein schlimmer schlimmer Moment!!!
LG,
Feebie
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Feebie,

das tut mir leid, daß Du heute so ein schreckliches Erlebnis mit J. hattest.
Wie ging denn der Tag weiter?

Ich verstehe gut, daß das eine schlimme Erfahrung für Dich war, aber Du solltest versuchen, die Nerven zu bewahren und schauen, was da wirklich passiert ist.

Also, sowohl für Dich als auch Deinen Sohn ist gerade viel Neues los. Er geht neu in den Kindergarten und dann hat er auch noch Geburtstag. Das ist sehr aufregend.
Dann kamst Du und wolltest ihn holen. Wie soll er denn wissen, was er in dem Moment will? Mit Mama mit? Oder noch spielen? Jacke an? Nee, lieber noch aus?
Du hast das genau richtig beobachtet, er wußte nicht, was er will, nur daß er rigendwas nicht will.
Du darfst jetzt nicht hinein interpretieren, daß er meinte: Er will das alles nicht und nicht in den Kindergarten.
Ich glaube er war mit der Situation überfordert und hat dann so reagiert. Mag sein, daß Du das von Deinem Sohn nicht kennst, aber er war auch noch nie in der Situation, von Mama getrennt zu sein und ein bißchen allein klar kommen zu müssen. Das muß er erst lernen und sich dran gewöhnen.

Es ist auch ganz klar, daß Du Dich dafür verurteilst, daß Du dann im auto so weinen mußtest, aber Du bist nur ein Mensch und da ist das eben manchmal normal. Klar auch, daß Dein SOhn dann traurig ist, er fühlt eben mit seiner Mama.

Aber Feebie, Du hast nichts falsch gemacht, jetzt nicht und auch die letzten drei Jahre nicht. Es ist wirklich so, daß eben jedes Kind diese Ausraster bekommt, egal wodurch und schämen mußt Du Dich auch nicht. Zeig mir die Mutter, die so eine Reaktion nicht kennt.

Ich würde ehrlich gesagt versuchen, das ganze nicht so hoch zu hängen und es als das betrachten was es war. Eine blöde Situation, in der Dein Sohn überfordert war und ihm alles zu viel geworden ist. Er hat das lautstark geäußert, was wichtig und gut ist. Schlimmer wäre es, wenn nicht.
Ich würde sehr wohl dazu raten, zur Tagesordnung über zu gehen, denn um im Nachhinein nochmal darüber zu reden, ist er zu klein.

Feebie, es ist nichts passiert. Dir fällt das alles mit Deinem Sohn gerade so unglaublich schwer, daß Du DIch sehr, sehr sorgst. Das ist normal, aber nicht nötig. Ihr werdet das schaffen. Du mußt diese neue Phase auch nicht mit links einfach so meistern, sondern darfst Dir doch auch Zeit lassen, keine Eile.
Aber zweifel nicht an Dir, denn an Dir und den letzten drei Jahren liegt es nicht.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey du,

tut mir auch leid, dass du heute so eine doofe Erfahrung gemacht hast. Aber Leuchti hat recht: Das alles habe ich auch schon erlebt, auch Noah kann extrem "spinnen" wenn ich ihn abhole. Und die anderen Kidds erst... da hab ich schon so manche Mama gesehen, die ihre Kinder kopfüber entweder rein oder raus getragen haben. Oder die hauen dann die Mamas und Papas wenn sie abgeholt werden - erstens weil sie MÜDE sind, sie werden ja im Kindergarten enorm gefordert und dann wissen sie nicht mehr was sie wollen. Ich finde es gar nicht ungewöhnlich, was du heute erlebt hast, das habe ich schon oft gesehen. Klar, für dich ist es natürlich ganz anders, du bist sehr sensibel und beziehst alles auf dich, ist aber nicht so!!!

Das Gefühl im Auto zu sitzen, zu weinen, mich und meinen Sohn zu hassen und dann noch von ihm getröstet zu werden - KENNE ICH!!! Mal erzählen? O.k - überredet :wink: : Das war an seinem allerersten Kindergartentag vor 1 Jahr. Alle Kinder blieben, nur mein Noah nicht, der heulte, hielt sich an mir fest gebärderte sich wie ein Verrückter. Dann kam die Erzieherin und sagte, ich soll ihn wieder mitnehmen. Das war gar nicht böse gemeint, aber in dem Moment brach für mich eine Welt zusammen: Wieder mitnehmen hieß für mich - er ist nicht bereit für den Kindi, ICH hab was falsch gemacht. Dann dachte ich, alle starren mich an und denken schlecht von mir. Ich habe geheult wir ein Schloßhund und war so sauer auf mich und Noah. Das war ein ganz schlimmer Tag für mich, werde ich nie vergessen. Aber ich hab dann drüber geschlafen und einen Entschluß gefasst: Wir schaffen das, egal wie lange es dauert und wir habens geschafft. Ich habe angefangen, uns beide so zu lassen, wie wir sind: Noah, dass er länger braucht und ich, dass ich auf jeden Fall eine tolle Mama bin - vielleicht sogar deswegen, weil er so an mir hängt. :wink: Und ich habe den Erzieherinnen vertraut, hab mich so verhalten, wie sie vorgeschlagen haben. Das hat super geklappt - nicht von heute auf morgen, aber es ging nach und nach besser.

Ich glaube auch, dass dein Sohn DEINE Verunsicherung merkt. Kinder haben ganz feine Antennen. Drüber noch mal zu reden, finde ich auch nicht nötig, gehe zum normalen Alltag über wie Leuchti schreibt. Wenn er wieder so tobt, dann red gar nicht viel, pack alles zusammen - auch Kind - und geh mit ihm raus. Denn alles reden nützt dann nichts, dann ist HANDELN angesagt.

Feebie, du bist so eine tolle Frau und Mama - nur an Selbstvertrauen mangelt es dir ein bissl. Wir alle hier können sehen, was für eine wunderbare sensible Seele du hast - nur du nicht. Aber ich bin sicher, dass du da noch hinkommst. Geh weiter den eingeschlagenen Weg, auch wenns mal wie heute hopprig wird. Das wars bei mir auch öfter mal. Aber du hast heute super reagiert und weinen und wütend auf das Kind sein - das ist sooooo was von normal, gesteh dir das ruhig zu!!! Und: du bist damit nicht alleine - auch gesunde Mamas haben öfter Theater mit den Kidds im Kindi, ich habe schon einige davon miterlebt!

Liebe Grüße und Kopf hoch!
Liebe Grüße von
Marika

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Feebie

Beitrag von Feebie »

Hallo ihr Lieben,

ich will nur kurz (?) berichten wie es weiter ging. Sehr unspektakulär, würde ich sagen. Nachdem er im Auto geschlafen hatte, war es, als hätte jemand einen Reset-Knopf gedrückt. Er sabbelte wie eh und je und war ziemlich vergnügt (wenn auch immernoch etwas überdreht). Ich war leider immernoch sehr sehr traurig und verletzt. Ich fühlte mich nach diesen Unmengen von Heulattacken ausgelaugt und irgendwie verkatert.
Ich merkte wie er mich zum Lachen bringen wollte, aber ich konnte nicht. Ich habe ihm dann keinen Vortrag gehalten oder das "Ausdiskutiert", weil er ja viel zu klein ist, aber ich habe ihm nochmal gesagt, das ich einfach noch traurig bin, weil mich das im KiGa so traurig gemacht hat. Ich glaube schon, das er das verstanden hat. Natürlich nicht in dem Ausmaß, aber er war etwas ruhiger, nahm mich plötzlich in den Arm (ich saß zu dem Zeitpunkt bei ihm und seinen Spielsachen auf dem Fußboden) und meinte: "Ich hab´ dich lieb Mama."
Klar das ich sofort wieder losheulte, wie ein Schloßhund, weil ich schon wieder das Gefühl hatte, etwas falsch gemacht zu haben. Jetzt tat es dem kleinen Kerl leid und das wollte ich auch irgendwie nicht.

Ich glaube nicht, das es meine Verunsicherung war, die ihn gestern so aus der Spur geworfen hat. Die Ki-Gärtnerinnen meinten auch, er wußte ja gar nicht was mit ihm passiert, weil er noch keine Geburtstagsfeier miterlebt hatte und seine war nun die Erste. War wohl alles zu viel für ihn. Ich mache auch gar nicht den KiGa für diesen Ausraster verantwortlich, also zumindest nicht in dem Sinne, das ich jetzt sage, ich will ihn da nicht mehr hin bringen.
Ich denke er merkt einfach, das ich momentan anders bin, wieder trauriger bin, als sonst. Aber ich weiß auch, das wir das weiter durchziehen werden, denn es ist ein normaler Prozeß und es ist eben eine richtige Abnabelung.
Ich könnte schon wieder heulen, weil der Trennungsschmerz einfach so groß für mich ist. Ich vermisse ihn jede Sekunde! Und wenn er dann wieder hier ist, habe ich keine Energie mehr, uns den Tag toll zu bereiten. Gestern fand ich nicht einmal mehr die Energie mit ihm zu spielen. Ich saß nur neben ihm auf dem Fußboden...

Mir tut das sooo leid und ich frage mich manchmal, was ich meiner Familie durch diese PPD alles angetan habe. Mein Mann hat alle Leichtigkeit und Fröhlichkeit verloren. Er sagt zwar, das hätte berufliche Gründe, aber ich weiß auch, das ich da ein riesiges Stück zu beigetragen habe.
Und jetz bekommt J. auch noch alles mit. Ich denke, früher war er zu klein und hat das nicht erfassen können, wenn ich weinte (zumal ich es meist still und heimlich tat). Jetzt ist es anders, er bekommt alles mit.

Ich habe das so alles nicht gewollt und es tut mir so unendlich leid. Ich werde das nicht wieder gut machen können, und das läßt mich verzweifeln. Ich würde am liebsten gestern schon alles angehen um es besser zu machen, aber wo soll ich ansetzen und wo soll die Energie herkommen?
Vermutlich wäre das alles nur halb so wild, wenn wirklich mein Selbstvertrauen ud dSelbstwertgefühl in Ordnung wären. Aber davon ist nichts mehr übrig. Das klingt übertrieben, aber so ist es. Ich schaue zu alles und jedem auf. Ich finde alle anderen kompetenter, hübscher, patenter, liebens- und lebenswerter als mich. Die PPD hat den letzten Rest an Wertigkeitsgefühl meinerseits komplett zerstört und es war vorher schon nicht so viel. Das Schlimme dabei ist, das ich sehr zurückgezogen bin und in mich gekehrt und alle anderen das für Arroganz halten. Das ist auch schlimm, so mißvertsanden zu werden.
Ach, aber was jammere ich schon wieder.

J. ist im KiGa, wollte sich heute morgen nicht trennen. Das erste was er heute morgen im Bett fragte war, ob heute Sonntag ist und er nicht in den KiGa muss.
Er läßt sich im KiGa schnell ablenken, wenn ich dann Tschüß gesagt habe und meist weint er dann schon nicht mehr, aber dafür fange ich dann an.

Wow, wie soll ich nur diese Zeit der Trennung aushalten? Bachblüten? Ich werde es wohl versuchen...wenn ich etwas Energie finde.

LG und Danke Danke Danke!
Feebie
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