Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegenkel

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Graureiherin
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Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegenkel

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

ich wollte noch kurz erzählen, dass ich auf einem Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegsenkel war. Evtl. habt ihr diese Begriffe schon gehört?

Meine Eltern waren im Krieg Kinder (begrifflich als Kriegskinder definiert) und ich bin sozusagen ein Kriegsenkel (Jahrgänge ca. 1960- 1975, viele von euch sind vermutlich jünger und nicht so steinalt wie ich :( :-) ).

Da sehr viele dieser Kriegskinder traumatische Erlebnisse im Kriege hatten und diese häufig leider nicht aufarbeiten konnten, bleiben deren psychischen Verletzungen (häufig in Form der PTBS, Ängste, Zwänge, Suchtmittelerkrankungen, Depressionen) nicht ohne Auswirkung auf ihre eigenen Kinder.

Das Thema interessiert mich schon lange und da der Vortrag von einem Psychotherapeuten gehalten wurde, hatte das nochmals einige neue Aspekte für mich verdeutlicht. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist sich auch über die "Ursachen" der eigenen Erkrankung bewußt zu werden, Erklärungen zu finden warum man heute so reagiert. Das erleichtert mir das zuordnen... wieder einmal sind ein paar "Erkenntnisgehirnwindungen" bei mir freigeschaltet... ich schreibe noch in der Bücherecke eine Buchtipp dazu.

mit Gruß

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
zita

Re: Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegenkel

Beitrag von zita »

Hallo,

gehöre auch zu den Alten hier :wink: und mich beschäftigt das Thema schon eine Weile. Mein Therapeut hat mich im HInblick auf meine Vorgeschichte darauf gebracht. Sehr interessant. Wollte nur noch anmerken, dass das Thema nicht so ganz ohne ist und man sich damit nur dann auseinandersetzen sollte, wenn man einigermaßen wieder gefestigt ist. Ich hatte das mal am Anfang meiner Therapie und da haben wir das schnell wieder gelassen, heute geht es viel besser damit.

Lg zita
lotte

Re: Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegenkel

Beitrag von lotte »

Es gibt dazu auch ein Buch, selber Titel, glaube ich (oder haste das schon in die Bücherecke gepackt? ;)

Ja, unsere Generation hat quasi die "inneren" Verletzungen unserer Eltern zu tragen/aufzuarbeiten, da diese ja nach dem Krieg hauptsächlich mit dem "äußeren" beschäftigt waren. So hat es mir zb auch nie an Spielzeug etc gefehlt, aber das Urvertrauen konnte mir keiner geben.

Trotzdem musste ich "funktionieren", denn augenscheinlich (und laut der Meinung meiner Eltern) hatte ich ja alles, was ein Kind braucht (und nicht wie sie selbst mit Entbehrungen zu kämpfen). Es ist schwer, diese inneren Defizite anzunehmen und dabei nicht mit den eigenen Eltern zu brechen. Ich sehe das heute so, dass sie nicht anders konnten und mir keinen absichtlichen Schaden zufügen wollten. Trotzdem habe ich eine gesunde innere Distanz zu ihnen aufgebaut. Früher kamen nämlich von ihnen so Kommentare wie "ich wäre undankbar, hatte doch alles", und dann habe ich mich noch schlechter gefühlt. Heute weiss ich, ich DARF so fühlen, denn es ist MEINE Realität.

LGL
Graureiherin
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Re: Vortrag zum Thema Kriegskinder und Kriegenkel

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr,

ja Lotte "Kriegsenkel, die Erben der vergessenen Generation" habe ich schon in die Bücherecke gesetzt.

Der Vortragende hat übrigens gesagt, es geht nie um Vorwürfe, es geht immer um Erklärungen. Ich habe diesbezüglich meinen Eltern auch nie Vorwürfe gemacht. Ich bin dafür in in der Friedensbewegung aktiv. Dieses Jahr kommt übrigens Sabine Bode zu unseren Friedenswochen. Falls jemand aus der Nähe von Stuttgart/Tübingen kommt, kann er gerne genaueres zum Termin erfahren.

Zita: in welcher Form beschäftigst Du Dich mit dem Thema? Ich war z. B. vor einem Jahr bei einem 3-Tagesseminar von Frau Bode, das war superklasse. Ansonsten lese ich Bücher zu dem Thema, aber auch Bücher zum Thema Vertreibung, da meine Eltern 1946 aus dem Sudetenland vertrieben wurden und so gut wie nie darüber geredet haben. So kann ich die Erlebnisse meiner Eltern besser erahnen , auch wenn vieles immer Dunkeln bleiben wird.

Wäre schön wenn Du kurz berichten könntest.

mit lieben Grüßen

die Graureiherin
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