ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

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Reginald

ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Reginald »

Hallo ihr,
in meiner Jugend hatte ich schon viel mit dem Jugendamt zu tun da ich es selber bei meiner depressiven Mutter nicht mehr ausgehalten habe.
Ich bin abgehauen und dann in die erste WG gekommen, freiwillig.
Da meine Mutter aber außerdem eine Messieangewohnheit hat und wir damals eine nicht so nette Bearbeiterin hatten wurde mein kleiner Bruder zeitweise aus der Familie genommen. Gezwungen... das war sehr schlimm für ihn und für meine Mutter auch und ich mache mir heute noch Gedanken ob ich meine eigenen Probleme nicht hätte runter schlucken sollen damit er das nicht hätte erleben müssen.
Nungut.
also schon vor der Geburt meiner Tochter habe ich freiwillig wieder Kontakt zum Jugendamt aufgenommen und uns haben Helfer von PAAT und den Familienhebammen besucht. Sie und auch unsere Hebamme sind sehr nett und alle samt der Meinung das ich eine gute Mutter bin.
Nun weiß allerdings nur meine Hebamme von meinen Sorgen und Ängsten wirklich bescheid.

Ich möchte mich jetzt im Februar in einer Tagesklinik vorstellen habe aber extreme Angst das man mir deswegen die Kleine weg nehmen wird!
Wenn dann sollte ich für die richtige Diagnose ja auch ehrlich sein also auch sagen das ich mein Kind manchmal hasse (obwohl ich es noch viel mehr liebe), das ich oft überfordert bin wenn sie schreit mittlerweile und das ich schon darüber nachdedacht habe sie zu schütteln oder andersweit zu gefährden.
Natürlich habe ich es nie gemacht und diese Gedanken tun mir unendlich weh aber für einen Außenstehenden muss das doch klingen wie "Oh mein Gott hier muss man Angst haben das ihr Kind morgen nicht mehr lebt!"

Ich denke ich würde meinem Kind nie was tun. Wenn es ganz schlimm ist gehe ich. Ich lasse die Kleine dann lieber liegen, rufe meinen Freund an oder weine eben neben ihr wie ein Schlosshund bis er wieder kommt.
Ich liebe sie sehr, jeden Tag wenn sie lacht bin ich unendlich glücklich und das kann ich mir in schlechten Momenten auch schon gut vor Augen halten.
Aber vor Allem Nachts klappt das nicht weil ich nicht schlafen kann, da stört mich dann schon das kleinste Mucksen von ihr.

Nach der Geburt gingen meine Gedanken nie auf meine Tochter über.
Ich habe nur mich selber in den Kakao gezogen. Also meinte das ich eine Strafe verdient hätte, das ich eine schlechte Mutter bin, das ich die Kleine nicht verdient habe, ect.pp
Aber seit ungefähr 3 Wochen träume ich sogar das mein Kind tot ist (allerdings immer durch Unfälle) und will deswegen nachts nicht einschlafen und bin ihr halt irgendwie böse.

Ich weiß nicht wieso das so ist. Sie wird immer toller, ich kann immer besser mit ihrem Schreien umgehen aber die Gedanken werden immer schlimmer wenn es dann mal wieder in meinem Gehirn aussetzt.

Ich möchte deswegen umbedingt Hilfe.
Aber kann man mir die Kleine deswegen weg nehmen? Ich meine zählen die Gedanken schon als Kindeswohlgefährdung? Ich bin wirklich bereit in Therapie zu gehen und wenn nötig auch abzustillen und Medis zu nehmen aber wenn meine Tochter in die Jugendfürsorge müsste würde ich mir denke ich das Leben nehmen.
Sie ist mein Lichtblick auch wenn sie mich nervt, ohne sie will ich nicht mehr leben.

Würde mich über Antworten freuen!
Guten Rutsch in diesem Sinne ins neue Jahr!
Kika30

Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Kika30 »

Hallo Reginald,

keiner wir dir dein Kind wegnehmen, weil du depressiv bist. Ich war auch schwer depressiv und habe von mir aus den Kontakt zum Jugendamt gesucht. Diese waren sehr nett und verständnisvoll. Ich bin dann nach einiger Zeit mit meinem kleinen in die Klinik. Auch da waren sie positiv gestimmt, weil sie sehen, dass ich an mir arbeite.

In deinem Vorstellungstherad hast du geschrieben, dass dich das Stillen anstrengt. Jeden Tag den du stillst ist ein guter Tag. Aber du musst nicht weiter stillen, weil du daran die perfekte Mutter festmachst. Als ich abgestillt habe ging es mir drei Tag echt mies.Aber meine Kinder habe beide mit der Flasche besser geschlafen. Das hat dazu beigetragen, dass ich besser geschlafen habe und ich dadurch auch belastbarer war.

Gibt es keine Möglichkeit, dass du irgendwie früher einen Termin bekommst? Ich finde FEbruar ist noch sehr lang. Zeit in der du dich unnötig quälst. Evtl Hausarzt, Psychiater...

Du wirst sicher noch andere Antworten bekommen.
Dir auch einen guten Rutsch ins Jahr 2016.
Reginald

Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Reginald »

Danke für deine Antwort!
Ich kenne viele Familien wo die Kinder raus genommen wurden aber bei denen sah es auch aus wie Kraut und Rüben bzw. hatten sie Alkohol oder Drogenprobleme.
Da Depressionen aber nicht dem Ideal entsprechen habe ich eben ein wenig Angst.

Ich gebe meiner Kleinen mittlerweile nachts auch die Flasche allerdings noch mit abgepumpter Milch wobei ich überlege das auch weg zu lassen da ich so nachts auch abpumpen muss und dann ewig nicht wieder in den schlaf finde.
Und dann ist die Kleine auch um 5 in der Frühe wieder wach.
Tagsüber stillen geht eigentlich noch. Sie kommt nicht oft ich lege sie eigentlich an wenn mir danach ist weil sie sich wegen Hunger oder Durst nur meldet wenn es wirklich schon lange nichts mehr gab.
Eigentlich haben wir das mit der Flasche in der Nacht nur entschieden weil mein Mann meinte ihr dann immer die Flasche zu geben aber das klappt nicht. Er ist ganz oft nachts nicht da... Und wenn dann hört er sie nicht....
Das ärgert mich schob ein wenig aber sie will so wenigstens nicht mehr unbedingt neben mir schlafen und ich habe mal Platz für mich alleine.

Ich muss eh vorher wegen einem Blutbild zum Allgemeinarzt, da will ich das nochmal ansprechen.
Ein Psychiater würde auch nur mit mir reden denke ich mir und so viel schneller werde ich keinen finden bei dem ich mich auch wohl fühle (das ist bei mir immer so ein Problem, ich hab auch kaum Freunde weil ich niemandem vertraue).

Gerade heute ist mein Mann wieder weg und die kleine wird immer wieder von den Knallern wach.
Das macht mich schon nach einer halben Stunde so müde das ich 12 Stunden durchschlafen könnte, das Geschrei.

Hoffe euer Kinder kommen besser ins neue Jahr und ihr natürlich auch.
Sanna
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Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Auch ich möchte dir Mut machen. Da ich stark suizidgefährdet war, bin ich direkt akut auf die Geschlossene aufgenommen worden. Das ging natürlich nur ohne Baby. Deshalb brauchten wir von jetzt auf gleich eine Kinderbetreuung für meine Jungs. Das lief übers Jugendamt.

Dort war man sehr nett und engagiert. NIEMALS stand im Raum, dass man uns die Kinder wegnehmen könnte! Im Gegenteil. Man hat mir dort sehr geholfen gesund zu werden indem man alles an Hilfen angeboten hat, was geht. U.a. eine Ganztagsbetreuung für den Großen und die psychiatrische Kontaktstelle für Kinder wurde auch eingeschaltet.

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Reginald

Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Reginald »

Danke für eure Antworten!
Mittlerweile habe ich mich entschieden nächste Woche doch einen Phychiater aufzusuchen und nicht bis nächsten Monat zu warten wenn ich den Termin in der Tagesklinik habe.
Für weitere Hilfe vom Jugendamt gibt es also wahrscheinlich erstmal noch keinen Grund und so oder so bekommen wir ja eh noch Besuch von der Familien Hebamme.
Ich denke mit ihr werde ich mich auch noch mal unterhalten.
Graureiherin
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Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Reginald,

die Angst vor dem Jugendamt ist bei Dir unbegründet. Alles was Du bisher geschrieben hast, ist für deine (wenn auch schlechte) Situation völlig normal.

Kein Jugendamtsangestellter würde je auf den Gedanken kommen, Dir das Kind wegzunehmen.

Diese Angst kommt aus Deiner Vergangenheit und hat mit Deiner jetzigen Situation rein gar nicht zu tun. Glaub mir, ich habe einen Pflegeelternkurs gemacht (man dachte ja, dass ich gar keine eigenen Kinder bekommen könnte) und alle Beteiligten arbeiten daran, dass das Kind wieder in die leibliche Familie aufgenommen wird (wenn dies möglich ist). Um ein Kind den leiblichen Eltern wegzunehmen reicht eine Depression nicht aus. Dazu braucht es ganz anderer Dinge, aber das weißt Du selber.

Wenn Du hier im Forum Beiträge liest, wirst Du auch häufig lesen, dass keine/negative Gefühle dem Baby gegenüber fast alle hier kennen und ein Bestandteil der Erkrankung sind.

herzliche Grüße
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Reginald

Re: ppD als Kindeswohlgefährdung? Angst vor dem Jugendamt

Beitrag von Reginald »

Danke auch für deine Antwort!
Heute hatte ich nette Gespräche mit anderen Müttern, darunter eine die selber bei allen drei Kindern das erste Jahr ppD hatte.
Selbst die "gesunde" Mutter meinte (wohl bemerkt sie arbeitet selber sozusagen für das Jugendamt) meinte das sie bei ihrer Tochter im ersten Jahr auch oft dachte "also jetzt reicht es. Gleich vergess ich mich". Gerade weil die Kinder sich NUR mit diesem Geschrei ausdrücken können und einen das manchmal echt total ankotzt wenn man nicht Weis was man noch machen soll, wo der Schuh nun klemmt.
Ich bin zuversichtlich und meine Angst deswegen konntet ihr mir und die anderen Mütter heute wirklich gut nehmen!
Danke auf jeden Fall dafür!
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