Brauche euere Meinungen...

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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schattenblume
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Brauche euere Meinungen...

Beitrag von schattenblume »

Hallo liebe Mitleidenden

Erstmal wünsche ich euch allen einen guten Tag und bin echt froh dieses Forum als Anlaufstelle zu haben.

Nun zu meinem Anliegen.
Ich bin nun schon seit geraumer Zeit wieder in meinem Gedankenkarrussel gefangen.
Habe dieses Jahr kein gutes Jahr gehabt. Im Mai hätte ich fast 3 meiner Finger der linken Hand durch einen Haushaltsunfall verloren. Gefolgt sind eine sehr komplizierte OP und seit Monaten Ergo und Physiotherapien.
Meine Finger sind Gott sei Dank dran aber fast bewegungsunfähig.
Irgendwie muss ich dazu sagen das ich während der gesamten Zeit sehr ruhig und gelassen war. Ich habe den Unfall einfach als solchen hingenommen und versucht damit zu leben.
Soweit so gut.
Dann kam ein großer Streit mit meiner Schwägerin die mir Dinge an den Kopf geworfen hat mit denen ich nicht umgehen konnte, geschweige denn verdient hätte, das ich den Kontakt seit ca. 4 Monaten abgebrochen habe.
Sie erwartete ein Baby und ich konnte mich deshalb garnicht so richtig gegen ihre Vorwürfe verteidigen da ich sie in Ihrer Lage nicht noch mehr stressen wollte. Also habe ich meinen ganzen Unmut und Groll in mich reingefressen.
Trotz alle dem war ich stolz auf mich das ich so stark und standhaft blieb und nicht irgendwie abgerutscht bin usw.
Im September machten wir unseren alljährlichen Urlaub mit meinem Mann und meiner Tochter.
Da sassen wir nun am wunderschönen Sandstrand und ich versuchte mich zu entspannen, aber es wollte einfach nicht klappen.
Ich bekam Unruhezustände und komische Angstgefühle ohne jeglichen Grund.
Ich konnte einfach nicht abschalten geschweige denn etwas genießen.
Es war die ganze Zeit so als würden tausend Schmetterlinge in meinem Körper flattern, mir war ständig übel, konnte teilweise nichts essen. Die Unruhe ging mir sehr an die Substanz.
Ich versuchte immer wieder alles zu rationalisieren. Sagte mir selber ständig das doch alles ok ist und es keinen Grund zur Sorge gibt.
Je mehr ich versuchte mich runterzuholen desto mehr überkam mich eine schiere Panik.
Ich überlegte warum das jetzt passierte und dann kamen alte Erinnerungen an die schweren Zeiten mit Zwangsgedanken, das ich damals einfach auch so unruhig und ängstlich war.
Das schlug ein wie ein Blitz in meinem Gehirn. Ich dachte oh Nein ich will nicht wieder in diesen Zustand abrutschen.
Versuchte meine Gedanken zu neutralisieren und an andere Dinge zu denken. Klappte manchmal aber manchmal auch nicht.
Somit fiel ich Tag für Tag für einige Stunden in ein tiefes Loch voller Selbstzweifel, Angst, Gedankenkreisen, Hoffnungslosigkeit usw.
Mein ganzer Urlaub war vermiest. Ich wünschte mir wieder nach Hause zu kommen. Ich dachte Zuhause bin ich safe und vergesse das alles wieder. Teilweise gelingt mir das nun seit 3 Wochen die ich nun wieder da bin. Aber heute z.B. habe ich wieder absolute Unruhe, eigentlich nur Unruhe ohne irgendwelche Gedanken aber ich habe so Angst das sie wieder kommen.
Ich hoffe ihr versteht mein Anliegen, sorry wenn der Text so lange geworden ist, aber es tut gut sich alles mal von der Seele zu schreiben.
Ich habe einfach eine unterschwellige Angst und ständige Unruhe.
Das nervt total. Ich bin total verunsichert. Denkr ich rutsche langsam wieder ab.
Was meint ihr
Graureiherin
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Re: Brauche euere Meinungen...

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

zum einen denke ich, dass Du viel erlebt hast. Der Unfall, kein Pappenstil, auch wenn Du versucht hast es "gelassen" hinzunehmen. Dann die Konflikte mit der Schwägerin.

Ich glaube schon, dass sich solche Zeiten verzögert auswirken. Ich habe auch eine stressige Zeit hinter mir und habe mit Unruhe reagiert.
Das ist in gewisser Weise normal. Wichtig ist jedoch für mich, diese Unruhe zuzuordnen und sie dann stehen zu lassen. Nicht weiter zu kommentieren. Das ist sehr schwierig und erfordert viel rationales Denken. Hätten wir nicht diese Erfahrung einer psychischen schweren Krise gemacht, würden wir sicherlich ganz anders damit umgehen. Wir würden die Symptome nicht an diese Erinnerung anknüpfen und somit keine verstärkende Furcht hinzufügen. Den Erinnerungen können wir aber nicht ausweichen, das ist wie eine Art Naturgesetz. Wir werden der Erinnerung immer wieder ins Auge blicken.

Die Ängste, alles wird wieder kommen, kenne ich auch zu gut. Oder die Variante dazu, was kommt denn jetzt noch anderes Schreckliches :wink: . Trotzdem versuche ich mir dann immer wieder bewußt zu machen, dass man MIT diesen Symptomen leben kann. Nur wenn ich sie annehme und diese Furcht und Angst vor den Symptomen mindern kann, dann wird es mir damit besser gehen. Wichtig ist sich auf das zu konzentrieren was wirklich ansteht. Mehr Ruhe, mehr Abgrenzung... eben das was für den einzelnen wichtig ist.

Im Moment bin ich auch gerade wieder eher unruhig und weiß nicht genau warum. Ich denke ich trigger grad das meiste selber im altbekannten "Zwangs"sinne von: es darf mir nicht gut gehen, etc. Von daher werde ich versuchen, gar nicht groß mehr über das Warum nur nachzudenken und es so stehen lassen. Ich berichte ob es mir gelang :wink: .

Nun noch ein stärkendes Zitat von Claire Weekes für dich (und für mich :wink: )
"Sie müssen lernen, dass solche Momente aufflammen und dass Sie sie immer und immer wieder durchleben müssen. Sie müssen die Momente kommen lassen und lernensie zu einem Teil ihres gewöhnlichen Denkens zu machen. Sie sollten darin kein verbotenes Territorium sehen... akzeptieren sie was im Augenblick geschieht, auch wenn Sie denken sie werden verückt... um zu genesen, muss der Leidende tief in seinem Inneren eine besondere Stimme haben, die bei jedem Rückfall oder in jedem dunklen Augenblick sagt: es ist in Ordnung, Du kennst den Weg... Diese Stimme besitzt nur dann Autorität und Trost, wenn sie vom Leidenden selbst erworben wird und sie kann erworben wreden, indem man sich dazu bringt, dass einem die quälenden Symptome und Erfahrungen nichts mehr ausmachen. Das ist der Schlüssel. es geht darum, dass die Symptome und Erfahrungen nicht mehr stören..."

Mir helfen solche Sichtweisen und Ansätze, evtl. ja auch Dir.

Nimmst Du eigentlich Medis? Und welche Therapie hast Du gemacht? Deine Aussagen klingen nach einer Verhaltenstherapie. Sorry, wurde insgesamt etwas lang mein Beitrag.

Alles liebe Dir
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
schattenblume
Beiträge: 58
Registriert: 05:01:2013 22:57

Re: Brauche euere Meinungen...

Beitrag von schattenblume »

Hallo Graureiherin, danke für deine liebe Antwort.

Ich glaube das ich auch selber triggere.
Die meiste Zeit habe ich erst die Unruhe, manchmal über Tage hinweg, später nach vielem Nachdenken (warum schon wieder, hast du irgendwelche Gedanken gehabt usw.) keimen die alten Gedanken auf. Das heisst ich schwöre sie unterschwellig hinauf.

Ich kann einfach mit der Unruhe nicht umgehen.
November 2010 Geburt meiner wundervollen Tochter
PPD mit Angststörung nach der Geburt
09/2012 Anfang von Zwangsgedanken
seit 12/2012 Cipralex 10mg
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