Du mußt doch Deinen Sohn sehr vermissen!!

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Nora

Du mußt doch Deinen Sohn sehr vermissen!!

Beitrag von Nora »

Hallo,

so langsam geht mir dieser Satz wirklich auf den Wecker. Mein Sohn ist jetzt 5 1/2 Monate alt und ich arbeite seit Ende August wieder in Teilzeit. Ich wußte schon vor seiner Geburt, daß ich wieder arbeiten gehen muß (aus finanziellen Gründen) und auch wollte.
Nun werde ich ständig von den unterschiedlichsten Menschen immer wieder so in leicht vorwurfsvollem Ton gefragt, ob ich meinen Sohn denn nicht vermisse und mir das nicht furchtbar schwerfällt. Ich antworte dann ehrlich: nein, ich vermisse ihn nicht und es fällt mir auch nicht schwer. Natürlich denke ich an ihn und freue mich, wenn ich ihn dann nachmittags abhole aber ich fühle mich deswegen nicht schlecht, weil ich arbeiten gehe. Im Gegenteil: ich habe den Eindruck, daß mir die Arbeit auch hilft im Umgang mit der PPD. Nur mein Umfeld (Kollegen, Bekannte, Verwandte) scheint damit nicht klarzukommen und beäugt mich immer so leicht kritisch. Sie können sich das gar nicht vorstellen, daß es mir gut dabei geht, wenn ich nicht Vollzeit für meinen Sohn da bin!
Brrrr, wie mich das ärgert - und manchmal ertappe ich mich dabei, wie sich dann der Gedanke einschleicht: bin ich vielleicht doch eine schlechte Mutter? Und das ärgert mich dann umso mehr, daß die Leute mich dazubringen, daß ich mich dann doch mal schlecht fühle.

Sorry, daß ich mir jetzt den Ärger von der Seele geschrieben habe.

Liebe Grüße
Nora
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Nora,
kenn ich, also nicht den gleichen Satz, aber meiner geht so: "Wieso gibt´s Du deine Kleine so früh ab"? Meine Kleine ist 16 Monate und geht jeden Tag für 3-4 Stunden in eine Krabbelstube, weil auch ich arbeite, zwar von zu Hause aus, aber das ist ja egal. Ich sehe meine Arbeit auch als Therapie (habe zwar keine reine PPD, sondern eher eine Angststörung), denn dann bin ich abgelenkt und fühle mich bestätigt. Mit der Zeit machen mir die Kommentare weniger aus, sicher ist das bei Dir auch irgendwann der Fall. Es gibt so viele Mütter, die zwar den ganzen Tag zu Hause sind, dafür aber lange nicht so intensiv mit ihren Kindern beschäftigen können, weil ihnen auch der Ausgleich fehlt. Also, liebe Nora, Du bist nicht allein, Augen zu und durch, Hauptsache, Dir geht´s gut! Liebe Grüße
Charlotte
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Charlotte,

vielen Dank für Deine Antwort. Du hast recht, irgendwann macht es mir bestimmt nix mehr aus, solche Kommentare zu hören. An vielen Tagen ist das ja auch schon so, aber manchmal trifft es mich eben doch. Schon komisch, daß es in unserer Gesellschaft immer noch so verpöhnt ist, wenn Mütter arbeiten gehen. Ich versteh das nicht. Nun ja, mir hilft es sehr und darum werde ich daran auch nix ändern.

Liebe Grüße
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Nora!

Charlotte hat recht: Gib nichts auf das blöde Gequatsche von anderen. Denn es gibt Leute, denen kann man es nie recht machen. Wenn man arbeiten geht, ist man eine "Rabenmutter", weil man das Kind abgibt. Schöpft man die Karenz Zeit voll aus, ist man faul und liegt dem Staat auf der Tasche. Es gibt immer jemand, der was auszusetzen hat.

Meist sind das die Leute, die mit ihrem eigenen Leben unzufrieden sind, aber lieber davor die Augen verschließen.

Es ist ja auch viel einfacher bei anderen Menschen zu nörglen, als selber vor seiner Türe zu kehren... ;-)

Liebe Nora, du machst das schon richtig so. Ganz egal wie rum man es macht - es muss EUCH gut gehen dabei und nur das zählt. Also - einfach nicht hinhören!!!!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jutta

Beitrag von Jutta »

Hallo Nora, solche Reden kenne ich (leider) auch. Als Lili 3 Monate war, bin ich wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Mein Mann war/ist bei ihr zuhause. Ab 1. Dezember ist sie in einer Krabbelstube, weil mein Mann auch wieder arbeitet. Das Gefrage, die Ratschläge oder auch mitleidigen Blicke sind mir ziemlich unangenehm. Immer habe ich das Gefühl mich zu rechtfertigen. Letztendlich ist es unsere Entscheidung. Meine Mutter war ganz entsetzt, dass wir Lili nun in die Krabbelstube geben. Sie sagte zu mir "das würde ich auf keinen Fall machen. Ich dachte, drei Jahre bleibt sie zuhause". Plötzlich hatte ich ein so schlechtes Gewissen. Aber wenn ich dann sehe, wie gerne sie mit anderen Kindern spielt, weiß ich genau, dass das das Richtige für sie ist. Meine Mutter hat wohl auch Sorge, dass sie gehänselt wird, da sie etwas "anders" aussieht. Mein Mann ist aus Ghana und daher hat Lili viele Locken und braune Haut. Aber heutzutage dürfte das ja kein Problem sein. Und dort lernt sie dann (hoffentlich) ein gesundes Selbstbewußtsein zu entwickeln, was mir leider meistens fehlt. Naja, es ist leider immer noch so, dass man sich, wenn "frau" arbeitet, immer noch gegen ein Eindruck der Rabenmutter wehren muss. Herzlichen Gruß Jutta
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