Hab ein bißchen Angst vor den kommenden Tagen

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Nora

Hab ein bißchen Angst vor den kommenden Tagen

Beitrag von Nora »

Hallo,

morgen abend sowie am Donnerstag- und Freitabend ist mein Mann geschäftlich bis spät in die Nacht unterwegs. Das heißt, ich bin dann fast die ganze Woche lang mit meinem Kleinen alleine. Und jetzt merke ich, wie ich so ein bißchen Bammel davor kriege und sich die Angst einschleicht, daß ich vielleicht einen Einbruch habe. Hab das meinem Mann auch gesagt, aber leider lassen sich die Termine nicht verschieben. Auf der anderen Seite muß es ja irgendwann auch mal wieder so gehen, daß ich auch gut mehrere Tage alleine mit meinem Sohn sein kann. Mir geht es eigentlich auch ganz gut soweit - außer den kleinen Tiefs die habe, weil ausgerechnet jetzt auch noch meine Periode eingesetzt hat und unser kleiner Mann ein bißchen krank ist. Jetzt muß ich fast schon lachen, denn das ist ja mal wieder typisch: wenn es kommt, kommt alles auf einmal.
Ich hoffe sehr, daß ich ich die nächsten Tage schaffe ohne allzugroße Ängste und Panik.

Herzliche Grüße
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nora!

Ich kann dich super gut verstehen - mir geht es auch immer so, wenn ich weiß, dass ich mal alleine sein werde. Die Angst versucht dann auch ganz langsam die Oberhand zu gewinnen. Es ist auch nicht ganz einfach, da stark zu bleiben. Zumindest so die erste Zeit, war dann ziemlich hart.

Wie wärs wenn du jemanden, der dir nahe steht, ins Vertrauen ziehst - einfach sagst, dass du alleine sein wirst und du dich dort melden kannst, falls du Angst bekommst. Bei mir wissen immer die Eltern Bescheid und haben ihr Handy an solchen Abenden immer griffbereit. Das hilft mir dann immer schon ein wenig weiter. Bisher musste ich noch nie anrufen! Alleine zu wissen, es ist jemand da, reicht oft schon. Ich schaue mir dann auch oft einen meiner Lieblingsfilme an - das lenkt mich ab und tut meiner Seele gut.

Versuch mal folgendes: Situation - Bewertung - Konsequenz: und so gehts: Situation ist: Du wirst alleine sein; Bewertung (deine) ist: hoffentlich bekomme ich keine Angst/Panik; Konsequenz (deine) ist: du hast JETZT schon Angst VOR DER ANGST!!! Und das ist das ganz gemeine - die Angst vor der Angst ist schon der erste Schritt in die Angstspirale. Aber du kannst da auch wieder raus, indem du versuchst, zu der kommenden Situation deine ANDERE, POSITIVE Bewertung zu finden. Dann ergibt sich auch eine andere, positive Konsequenz. Das mache ich auch gerade, als Hausaufgabe von meiner Psychotherapie. Ich versuche zu allen angstmachenden Situationen, positive Bewertungen zu finden.

Etwa so könnte es lauten: S: Ich werde alleine sein; B: Ich habe Zeit auch mal für mich zu sein; K: Entspannung

Ich hoffe, deinem Kleinen gehts bald wieder besser und ihr habt ruhige Nächte vor euch!

Liebe Nora, ich wünsche dir alles Liebe und hoffe, ich konnte ein bissl helfen!

Ich schaue auch immer wieder mal rein, wenn du hilfe brauchst - ich bin für dich da! VERSPROCHEN!!!

Bis dann!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Nora,
willkommen im Club :) Auch ich mache mir schon Tage, bevor mein Freund weg möchte, Gedanken, ob ich es auch "überlebe". Ich habe sehr körperbezogene Ängste und denke dann oft, ich werde ohnmächtig, und dann wäre keiner für die Kids da. Was mir in solchen Situationen immer hilft, ist die Art, wie ich die Angst zulasse. Ich kann es zum einen passiv machen, in dem ich einfach nur hoffe, es zu überstehen, nach dem Motto: oh Gott, geht das auch gut? Oder ich gehe aktiv damit um, in dem ich mir sage, dass ich das jetzt schaffen will und dass ich es, egal, wie schlimm es sich anfühlt, schon immer geschafft habe. Ablenkung tut in diesen Situationen auch gut, dann ist man nicht so sehr mit dem Inneren beschäftigt. Stell Dir doch mal einen "Plan" auf, was Du in der Zeit so alles machen könntest. Wenn´s geht, dann kämpfe nicht dagegen an, sondern akzeptiere die Angst, nimm sie einfach wahr, ohne sie zu werten. Ich weiss, das klingt sehr einfach, aber Du wirst sehen, es funktioniert. Je mehr Du ihr an Platz einräumst, desto breiter macht sie sich auch. Die Idee von Marika mit Leuten um Dich rum, ist auch gut. Ich habe mir immer so Sicherheitspunkte gesucht, die Nachbarin, meine Eltern. Auch ich musste bisher NIE dort anrufen oder Hilfe holen, aber es beruhigt zu wissen, das man es machen KÖNNTE. Auch, wenn Du es jetzt nicht glauben kannst, aber jede durchstandene Angstsituation bringt Dich Deinem Ziel - nämlich Deiner Freiheit - ein Stück näher. Melde Dich, wenn Du Hilfe brauchst, ich schaue fast täglich hier vorbei. Liebe Grüße Charlotte
Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Marika, liebe Charlotte,

ganz lieben Dank für Eure Worte und Tipps, wie ich diese Situation meistern kann.
Hab jetzt mit meinem Mann vereinbart, daß ich ihn sofort anrufe, wenn es mir schlecht geht und er sich dann umgehend auf den Weg nach Hause macht. Außerdem ist meine Mutti informiert, daß ich alleine bin und die kann ich dann auch anrufen. Das gibt mir schon jetzt etwas Luft. Am Donnerstag nachmittag kommt dann eine Freundin zu Besuch, so daß ich nicht die ganze Zeit alleine bin. Am Freitag habe ich dann die U5 mit meinem Kleinen und mir vorgenommen, dananch noch etwas mit ihm in der Stadt zu bummeln. Heute abend kommt mein Mann dann vor seinem Termin nochmal kurz heim und wir bringen den Kleinen zusammen ins Bett. Morgen Nachmittag ist dann auch das Treffen der Selbsthilfegruppe und da bin ich dann auch nicht alleine. Schon komisch, was man sich alles für Strategien und Pläne zurechtlegen muß, um an sich "normale" Situationen zu bewältgen.
Marika, vielen Dank für Deinen Vorschlag mit Situation-Bewertung-Konsequenz. Ich versuche jetzt, dem ganzen soviel Positives abzugewinnen wie ich kann.
Ich freu mich ganz doll, daß Ihr so mitfiebert und es ist schön zu wissen, daß ich mich auch hier melden kann, wenn´s doch ganz schlimm wird. Lieben Dank!
Ich halte Euch auf dem Laufenden und werde berichten.

Herzliche Grüße von
Nora
Nora

Geschafft

Beitrag von Nora »

Guten Morgen,

so, ich habe die letzten Tage geschafft und bin soooooo froh darüber! Es sind sogar 4 Abende/Nächte (und die Tage) gewesen, an denen ich alleine war. Zweimal habe ich ganz kurz die Angst aufblitzen gespürt, aber ich habe dann schnell an etwas anderes gedacht und mich abgelenkt. Und das hat sogar funktioniert. Mit meinem Kleinen hat auch alles gut geklappt und ich bin so erleichert, daß ich diese Woche gemeistert habe. Das läßt mich hoffen, daß ich wirklich bald wieder gesund sein werde. Ich habe nicht einmal meinen Mann oder meine Mutter anrufen müssen.
Lieben Dank an Euch, Marika und Charlotte, daß Ihr mir mit Rat zur Seite gestanden seid. Das hat mir Mut gemacht!

Liebe Grüße
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nora,

mensch, das freut mich rießig für dich!!! Da hast du was ganz tolles geschafft und einen großen Schritt in Richtung gesund werden gemacht!!!

Du wirst merken, wie durch solche Situationen deine Selbstbewusstein immer stärker wird und die Angst immer mehr an Nährboden verliert!

Das hast du super gemacht! Immer weiter so und wenn ich dir sonst irgendwie helfen, meld dich - ich bin immer gerne für dich da!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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