hilfe für helfer?

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Mammo

hilfe für helfer?

Beitrag von Mammo »

ich bitte euch alle die ihr dies lest, um informationen,wie ich als mutter mit meiner tochter die sich in einer tiefen depressiven phase nach durchlebter psychose befindet , und ihrer familie umgehen kann. sie suizidale gefahr ist, wie ich meine überwunden. ich war bei therapiegesprächen dabei und erkenne meine tochter nicht wieder. sie war vor der erkrankung eine, vor energie sprühende, kunst und sport liebende frau. jetzt kommt es mir so vor, als wenn sie antworten auf fragen die in den therapiegesprächen gestellt werden, immer darauf ausrichtet, niemandem wehzutun. für alles gibt sie sich selbst die schuld und alles erschöpft sie sehr schnell.
nun habe ich von einer befreundeten pychologin gehört, dass planvolle bewegung evtl. eine verbesserung der depression bewirken kann. weiß jemand etwas dazu?
zurzeit setze ich meinen urlaub dazu ein, meine tochter und ihre familie ein stückweit zu begleiten. sie ist verheiratet und hat im februar 4 wochen in stat. behandlung hinter sich. wollte dann entlassen werden. kam wegen suizidaler äusserungen nochmal notfallmäßig in die klinik. wollte dann nach 2 tagen wieder nach hause. wird weiter teistationär behandelt. 2x wöchentlich gespräche, davon 1x zuhause und1x in der klinik. die kinder werden vom mütternotdienst versorgt. 1tochter 4 jahre ,und 1sohn 5 monate. medikamente kann ich nicht namentlich nennen. ich weiß nur dass es antipsychotika und antidepresssiva sind.
es wäre schön erstmal einen einstieg zu finden, um mich mit anderen auszutauschen.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Mammo!

Herzlich Willkommen hier bei uns. Schön, dass du hier her gefunden hast und ich finde es ganz toll, wie sehr du deine Tochter in dieser schweren Phase unterstützt.

Für Außenstehende ist es auch eine sehr harte und traurige Zeit, wenn man jemanden den man liebt, so leiden sieht. Meine Mama hat das auch so erlebt, als ich vor 3 Jahren an der PPD erkrankt bin. Von mir kann ich sagen, dass es mir am meisten geholfen hat, wenn sie (oder Papa usw.) einfach DA war und auch mal ein Schweigen von mir akzpetiert hat. Genau so gut tat es aber auch, mich dann öffnen zu können und über die Krankheit mit ihr zu sprechen.
Bewegung ist absolut super - aber wenn man noch tief in der Depression steckt, kann man sich so gut wie nicht dazu aufraffen, auch wenn man noch so lieb motiviert wird. Aber versuchen kannst du es auf jeden Fall, deine Tochter dahin gehend ein bissl zu animieren. Sei aber nicht entäuscht, wenn das im Moment noch nich klappt. In den dunkelsten Phasen meiner PPD war ich zu nichts in der Lage. Erst ganz langsam machte ich dann wieder Schritte in das "noramle" Leben und meine Eltern waren mir damals eine wunderbare Stütze. Sie hatten sooo viel Geduld und liebevolle Unterstützung, dass ich mich nie zu etwas gedrängt gefühlt habe.

Dass deine Tochter sich im Moment selber an allem die Schuld gibt, ist wohl noch ein Symptom der Depression. In dieser Phase hat man kein Selbstvertrauen mehr, keine Selbstliebe und keinen Lebensmut mehr. Das alles wird sich deine Tochter aber ganz sicher im Zuge ihrer Therapie wieder erarbeiten. Es dauert aber auch hier seine Zeit, die du mit deiner liebevollen Unterstützung aber sehr mildern kannst.
Bei mir war das auch so und ich verzweifelte fast, dachte dass ich das nie schaffe und mein Leben zu Ende ist. Meine Mama sagte mir im Nachhinein, dass das Leuchten damals aus meinen Augen verschwunden war. Mein "Ich" meine ganze Persönlichkeit hatte sich ganz tief und fest irgendwo vesteckt und die Depression hatte alles übeschattet.

ABER - jetzt mache ich dir auch MUT:
Ich bin heute nach 3 Jahren nicht nur wieder gesund, sondern insgesamt "Heil" geworden. Es geht mir heute besser den je, durch meinen Psychotherapie habe ich mich selber endlich gefunden! Ganz alte Verhaltensmuster und Ängste habe ich überwunden und bin so eine ganz neue Frau und Mama geworden, die ganz viel Selbstvertrauen, Selbstliebe und Lebensmut aufgebaut hat.

Liebe Mammo, das wird deine Tochter auch schaffen - vor allem, weil du sie so liebevoll unterstützt. Evtl. mag sie ja selber hier mal reinschauen? Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, sie hier begrüßen zu können.

Ganz liebe Grüße und viel Kraft sendet dir
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mammo

danke!

Beitrag von Mammo »

hallo marike!
wie schön,dass du so prompt geschrieben hast! deine worte haben mir sehr gut getan.
ich habe auch schon meiner tochter und meinem schwiegersohn diese seiten ans herz gelegt, weil ich glaube, dass es wichtig ist, die erkrankung wirklich zu akzeptieren und dann auch mit viel geduld die langsame heilung zu beobachten. dabei sind erfahrungen anderer manchmal eine hilfe.
marike, bist du verheiratet oder hast du einen lebenspartner? und wenn ja, kannst du mir etwas darüber berichten, wie sich die erkrankung auf die partnerschaft ausgewirkt hat? evtl. kann das ja auch jemand von den anderen lesern berichten. bis dahin sei lieb gegrüßt von mammo( diesen namen hat mir meine enkeltochter gegeben, am sonntag wird sie 4 jahre alt und mein mann ist übrigens papo)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe!

Also ich finde, dass eure Kosenamen "Mammo und Papo" genial sind!!! :D Mein Sohnemann nennt mich immer "Mimi".... meist wenn er was will oder was angestellt hat oder wenn mein Mann mich umarmt - da wird mein Spatz nämlich mächtig eifersüchtig! :wink: W

Wobei wir schon beim Thema "Partner" wären:
Ich lebe seit nun fast 15 Jahren in einer Partnerschaft, die vor 7 Jahren durch eine kurze Trennung unterbrochen wurde. Wir verliebten uns aber neu und bekammen vor 3 Jahren dann unseren Sonnenschein. Die PPD hat sich im Nachhinein als eine ganz große Chance für mich, aber auch für unsere Partnerschaft heraus kristalliesiert. Natürlich war das am Anfang noch nicht zu merken, denn in der schlimmsten Phase war mein Parntern schon geschockt. Weder er noch ich wußten, dass es so eine schlimme psychische Krankheit nach der Geburt gibt. Mein Mann dachte zuerst, ich würde mich einfach nur "gehen lassen", solle doch glücklich sein und konnte meine diffusen und abstrakten Ängste überhaupt nicht verstehen. Da er aber immer schon "der Fels in der Brandung" war in unserer Beziehung, hat er bedingungslos zu mir gehalten. Mit der Zeit hat er sich auch besser informiert über die Krankheit und sehr oft haben wir dann über die Therapiestunden gesprochen.

Die positive Veränderung die ich dank meiner Therapie durchgemacht habe, hat sich auch sehr gut auf unsere Beziehung ausgewirkt. Ich bin jetzt selbstständiger und selbstbewußter - was bedeutet, dass ich nicht mehr nur IHN für mein Glück verantwortlich mache. Das hatte ich lange Zeit getan. Das ist heute ganz anders und das tut nicht nur mir sehr gut, sondern auch uns allen. Aber das war natürlich ein langer Prozess von 2 Jahren!!!! Seit 1 Jahr fühle ich mich wieder ganz gesund und habe mein Leben nun SELBER in die Hand genommen... und das fühlt sich sooooo toll an! :D Mein Mann bewundert mich sehr oft - meist im Stillen, wie er mir mal gebeichtet hat und ist stolz auf mich, so viel geschafft zu haben.

Dieser Tage jährt sich meine PPD nun zum 3 Mal und ich sehe den Jahrestag heute als Anfang einer sehr schweren Zeit - aber auch als den Anfang einer wunderbaren Chance, mein Leben nachhaltig zu verändern. So gesehen war die PPD die "Chance meines Lebens" und die habe ich wirklich genutzt.

Ich wünsche euch von Herzen, dass diese schwere Zeit von kurzer Zeit sein möge und ihr später alle ebenfalls sagen könnt: Es war nicht umsonst!!! Genau das ist nämlich wirklich möglich!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Mammo

danke die 2.

Beitrag von Mammo »

liebe marika! (diesmal der richtige name)
mit soviel offenheit von deiner seite hatte ich gar nicht gerechnet! ich kann dir wirklich nur danken. ich glaube es ist soo wichtig, dass meine tochter und ihr mann lesen wie es dir ergangen ist. das macht wirklich mut.
für heute ist ein therapiegespräch geplant, an dem ich und mein schwiegersohn teilnehmen werden. es wird sicher einige klärungen geben und auch schwierige, bisher gedeckelte themen werden angesprochen werden. ich freue mich trotzdem schon darauf weil ich glaube, dass mit professioneller hilfe, verletzungen gering gehalten werden.
wir sind im moment noch alle sehr hilfsbedürftig und es ist so schwer sich das einzugestehen. auch ist manchmal nicht klar woher denn hilfe kommen soll. schön zu wissen, dass dein partner sich auch auf den weg gemacht hat, um mehr über die erkrankung zu wissen.
die psychiaterin meiner tochter sagte uns beim letzten gespräch, dass es entscheidend wichtig ist die krankheit zu akzeptieren und die dunkle phase auszuhalten. drück uns bitte die daumen,dass das uns allen gelingt.
durch den anstehenden termin bin ich etwas in eile,daher entschuldige, wenn ich hier abbreche.
sei ganz herzlich gegrüßt, und auch dein sonnenschein und dein partner von mammo und papo (der liest auch interessiert mit)
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo,

ich finde es ganz super, dass du mit deinem Schwiegersohn zur Therapie gehst. Es ist für Euch gut und auch für Deine Tochter sehr wichtig. Nicht allein zu sein ist das allerbeste Gefühl.
Viel, viel Glück und denkt daran, Euch das Schöne für die Zukunft zu denken. Die positiven Wünsche, die ihr habt, schreibt sie Euch auf, damit ihr sie immer vor Augen habt. Dann wird es wieder gut.

Meine Geschichte findest Du unter der Rubrik "Vorstellung" - "Geli - bin neu hier im Forum".

Ich selbst bin in einer SHG u.a. als Telefonberatung tätig und wir haben bei uns zurzeit eine junge Mutter, die ihre Familie als super Unterstützung hat. Sie ist viel gefestigter, was die Therapie angeht. Für sie ist es der Halt die Familie. Wenn dies nicht wäre, ginge es ihr auch nicht so gut. Und gemeinsam werdet ihr dies schaffen. Ganz viel Kraft und Mut wünsche ich Euch
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
-----------------------
PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
_________
2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
Mammo

Beitrag von Mammo »

hallo liebe geli!
wie schön von dir auch so positive unterstützung zu bekommen.
die therapiestunde mit meinem schwiegersohn und mir zusammen hat meiner tochter und mir gut getan. mein schwiegersohn hält soetwas nur schlecht aus, aber er hat gesehen, dass es seiner frau am nächsten tag entscheidend besser ging. das macht doch mut. wir haben den 4. geburtstag unserer enkelin ganz wunderbar im garten feiern können. das war ein großer wunsch meiner tochter. wie schön war es es, sie wieder einmal ansatzweise lächleln zu sehen. während des kindergeburtstags war sie dann zwar wieder sehr zurückgezogen. suchte aber das gespräch mit mir. am abend trennten wir uns sann wie verabredet, und heute lassen wir das wochenende ausklingen, jeder in seiner familie. morgen geht die arbeit wieder los und meine tochter wird üben, am nachmittag 2 stunden mit beiden kindern allein zu sein, bis mein schwiegersohn von der arbeit kommt.
was habt ihr für erfahrungen mit "fressanfällen"? die hat meiner tochter und sie ist in sorge wofür das steht. liegt es an den medikamenten oder ist es die ersatzhandlung, wenn sprechen nicht, oder nur wenig möglich ist?
jetzt danke ich dir erstmal für deine nachricht . mamo
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Mamo,

toll, dass dein Schwiegersohn mitgeht und an den Gesprächen teilnimmt. Solche Gespräche fallen Männern ja meistens schwer. Aber er wird sich bestimmt langsam einfinden, vor allem wenn er sieht, dass es seiner Frau/deiner Tochter gut oder besser danach geht.

Deine Tochter wird so viel stärker die Verbundenheit zu Euch fühlen. Und es freut mich, dass ihr den 4. Geburtstag so toll feiern konntet. Deine Tochter braucht noch Zeit, aber diese ersten lächelnden Augen zeigen ja, dass es voran geht.

Ist sie denn jetzt aus der Klinik entlassen? Toll, dass du dich so liebevoll kümmerst. Habt ihr schon einmal über eine Haushaltshilfe nachgedacht?

Was die Fressattacken angeht:
Das können gewiss die Ärzte sagen, ob es an dem Medikament liegt. Ansonsten könnte ich mir auch denken, dass sie sich sozusagen ein Depot anfüllen will. Wie das Frauen auch manchmal an den Tag legen (Süßes, Saures, Salziges). Was ist sie denn speziell? Man sagt ja, dass z.B. Eier reinstopfen den Mangel an Vitamin B füllen soll.
Lieben Gruß von mir

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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Auch ich freue mich sehr, dass ihr den Kindergeburtstag so schön feiern konntet und deine Tochter auch ein bisschen was davon hatte. Ich finde es schon einen großen Erfolg, dass deine Tochter diesen Wunsch - den Geburtstag bei euch zu feiern - geäußert hat. Das zeigt, dass sie Interesse an etwas hat und auch wieder planen kann. Dies sind kleine ganz, ganz wichtige Schritte die sie da macht und ein sehr gutes Zeichen!

Diese Fressanfälle können schon mit den Medikamenten zu tun haben. Bei manchen Psychopharmaka kommt diese Nebenwirkung vor - ich kenne das von mir auch noch. Es kann aber auch wirklich mit der "Seele" deiner Tochter zu tun haben. Ich würde empfehlen, dass sie mit ihrem Therapeuten darüber spricht, das habe ich damals auch getan und ich konnte dann zusammen mit ihm das ganze aufarbeiten, da ich immer Nachts aufgestanden bin und gegessen habe. :oops: Bei mir hatte es mit "Freiheit, Auszeit und Trotz" zu tun. Unter Tags hatte ich nie Zeit für mich - nur Nachts wenn alle schliefen, dann hatte ich das Gefühl von "Freiheit" und gab meiner Seele "Nahrung" - im wahrsten Sinne des Wortes". :oops:

Ich wünsche euch alles Liebe und Gute weiterhin - hast du deiner Tochter schon gesagt, dass wir sie sehr gerne kennen lernen würden!? 8)

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Mammo

Beitrag von Mammo »

hallo geli, hallo marika!
meine tochter meinte am tag des kindergeb. dass sie keine familienbetreuung nicht mehr möchte. z.zt. kommt der mütternotdienst von 8-14 uhr zu ihr nach hause. es wird die betreuerin wechseln, da die 1. ws nicht mehr schafft, die 4 stockwerke mit dem kleinen baby hochzulaufen. ich denke aber eher, dass es auch noch andere gründe sind. z.b. ist die 4 jährige nicht bereit sich mit der helferin anzufreunden. in der therapiesitzung wurde besprochen, dass 4jährige so sind und evtl. auch die erkrankung gemeint ist, die das kind zu wutausbrüchen bringt. sie will eben nicht eine fremde frau sehen und als muttersersatz um sich haben, sondern sie will ihre alte mutter wiederhaben, die ihr alle wünsche sofort erfüllt. genau das ist aber nicht möglich. daher bin ich gespannt, ob ein wechsel wirklich etas bringt. heite kann ich nicht länger schreiben. wäre trotzdem schön wenn ihr wieder antwortet. gruß mammo
claudia

Betreuerinnenwechsel

Beitrag von claudia »

Hallo Mammo,

habe bislang still mitgelesen und Du hast mit dem Wechsel der Betreuung durch den Mütternotdienst mir das Stichwort geliefert,mich auch ein bißchen einzubringen.

Zuerst möchte ich Dir und Deinem Schwiegersohn auch nochmal sagen,das ich es ganz toll finde,wie ihr alle an einem Strang zieht!
Ein Stück weit bin ich traurig und vielleicht auch ein bißchen neidisch,weil ich dieselbe Unterstützung von meiner Mutter zwar gewünscht hätte,sie aber nicht bekommen habe.

Aber ich habe und hatte in meinem Mann und seiner Familie,die leider in England wohnt,eine große Unterstützung und deshalb habe ich die Wochenbettpsychosen gut verarbeiten können.Ich kann Marika nur zustimmen:im Nachhinein waren es zwar die bislang schwersten Krisen in meinem Leben,aber ich wäre jetzt nicht dieselbe,hätte ich das nicht alles durchgemacht...und auch ich bin daran gereift.

Zurück zum Thema:mir hat der ständige Wechsel (über einen Zeitraum von 8 Monaten hatten wir einen "Verschleiß" von 5 Haushaltshilfen,wobei die letzte 3 Monate am Stück am längsten durchgehalten hat) überhaupt nicht gefallen.Als erstes kam eine Freundin,aber die wohnte zu weit entfernt und konnte nur 2x pro Woche kommen,das war zu wenig.Dann kam eine nette junge Frau,mit der meine Söhne und ich sehr zufrieden waren und auch gut zurecht kamen.Die hörte aber nach ca. 6 Wochen auf,weil sie eine Ausbildung anfing.
Danach wandte ich mich an ein Dienstleistungsunternehmen,das Hausfrauen vermittelte für eben den Fall,das Mutter in`s Krankenhaus muß.Während meines Klinikaufenthaltes von ca. 4 Wochen "arbeitete " diese Frau selbstständig-mein Mann war zufrieden-die Kinder kamen zur Schule und in den Kiga,Essen war auf dem Tisch-ich fand nach den 4 Wochen durch die Wäsche der Kinder kaum durch,weil die Dame sämtliche Sachen durcheinandergebracht hatte.
Es gab plötzlich Diskrepanzen bezüglich der Aufgabenverteilung:ich war ja noch hochschwanger und brauchte jemanden,der mir auch das Haus sauber hielt,mit meinen beiden Großen wollte ich die Zeit selber etwas unternehmen soweit das noch ging.
Darauf bekam ich von der Dame die Antwort:ich bin hier zur Kinderbetreuung,nicht als Haushaltshilfe eingestellt.
Dann kamen noch einige Tage,an denen sie unbedingt frei haben wollte,mein Mann mußte zu der Zeit aber auch am Wochenende arbeiten,sodaß wir nicht immer auf ihre Wünsche eingehen konnten.Von heute auf morgen blieb sie dann einfach ganz weg und ich konnte sehen,wie ich fertig wurde.

Danach wandten wir uns an den Kinderschutzbund:die schickten uns eine liebe Omi,die aber hinter zwei pfiffigen Jungs( 6 J.u. 3 J.) nicht mehr hinterherflitzen konnte.Wahrscheinlich war ich mit meiner Laune auch nicht so recht zu genießen....diese "flüchtete" dann ebenfalls relativ schnell in eine Ausrede und ward nicht mehr gesehen-2 Wochen vor Entbindungstermin-

Ich wurschtelte mich dann so durch und nach der Geburt unseres dritten kam endlich die langersehnte Hilfe,die dann auch drei Monate blieb.

Ich hatte natürlich versucht,schon vorher eine geignete Haushaltshilfe zu finden und hätte sehr gerne die Hilfe einer Dorfhelferin angenommen.Diese Damen sind ja extra u.A. für solche langfristigen Ausfälle von Müttern ausgebildet-leider hat sich die Krankenkasse aber gegen eine Kostenübernahme gesperrt,weil zu teuer.

Meine Kinder lehnten die Haushaltshilfen auch zum Teil ab.Es erging ihnen bestimmt ähnlich wie Deiner Enkelin.Es kam zu Spannungen ,aber die letzte Haushaltshilfe erwarb sich dann wieder ihr Vertrauen und sie hat uns wirklich sehr geholfen.
Gefunden haben wir diese letztendlich nach einer Odyssee über den "familienentlastenden Dienst" des paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Ich hoffe sehr,das euch solche Erfahrungen erspart bleiben!

Wünsche Euch ,wie schon Geli und Marika,eine "kurze Zeit" der Erkrankung...viel Kraft und bin aber sicher,das auch ihr diesen "Umweg" über die Krankheit zusammen schafft!

Liebe Grüße von einer ,die es auch schon etwas länger hinter sich hat.....

Claudia
Mammo

Beitrag von Mammo »

hallo marika, geli, claudia!
wie schön, nun sind wir schon zu 4.
wie ich heute hörte, scheint die2. familienhelferin gar nicht zur familie meiner tochter zu passen. sie hatte einen probetermin und hat kein herz erobert.
und ich sage euch, das schicksal ist wirklich ziemlich heftig : ihr wißt, dass ich von beruf krankenschwester bin? auf einer gyn und wochenstation? jetzt wurde ich hier auch mit dem thema PPD konfrontiert. durch alle kenntnisse die ich durch die erkrankung meiner tochter habe, konnte ich auch im beruf dazu beitragen, dass eine patientin ohne lange umwege in gute hilfe durch psychiater kam. unsere klinik ist nicht darauf ausgelegt, dass mutter und kind bei uns bleiben können aber immerhin war es eine hilfe durch die edinburgh scala ,die ich bei schatten und licht gefunden hatte, eine selbsteinschätzung über die wahrscheinlichkeit einer bestehenden PPD vorzunehmen und dann konsilarisch eine psychiaterin zur feststellung der diagnose dazuzuholen. diese veranlasste dann die verlegung in eine, für die mutter geeignete station eines anderen hauses. leider mußten von uns 4 tage bis dahin überbrückt werden. für das neugeborene wurde in rel. kurzer zeit ein netz gebaut aus freundinnen und nachbarn und natürlich familienangehörigen. das kind hätte ansonsten auf einer kinderstation aufgenommen werden müssen. bis dieses netz anfing sich zu bilden haben alle kolleginnen der station etwas so tolles geleistet, dass ich total gerührt war. jeder, sogar die sprechstundenassistentin, sekretärin, nachtwachen, ärztinnen haben sich abwechselnd um das baby gekümmert und gaben mir sehr viel freiraum bei der frau zu sein, wenn sie angstattacken hatte. ich konnte ihr einfach nur zuhören, sie beruhigen, und ihr immer wieder sagen, dass sie trotz allem eine gute mutter ist. das ist bei der derzeitigen personalsituation fast nicht zu leisten und ich bin glücklich, dass es mit meinem team so fantastisch geklappt hat.
kann mir jemand von euch etwas über einrichtungen sagen, die wirklich auf mutter und kind eingerichtet sind? hat jemand sein kind bei sich haben können?
wie war es mit dem stillen unter antidepressiva?
danke nochmal für eure antworten, lasst es euch gut gehen und nicht unterkriegen. bis bald mammo
Anke
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Beitrag von Anke »

Liebe Mammo,

nun reihe ich mich auch bei Euch ein...

Das finde ich ganz toll von Dir, dass Du auch nun innerhalb Deines Berufes "die Wogen glätten" kannst und die Krankheit bekannter machst!

Die 4 Kliniken mit Mutter-Kind-Station, die wir gerne und gut Müttern mit PPD empfehlen, sind in Herten, Heppenheim, Heidelberg und Wiesloch.

Vor über 7 Jahren war ich auch längere Zeit stationär in Wiesloch - zuerst ohne meinen Sohn, den ich glücklicherweise nach ca. 3 Wochen zu mir holen konnte. Ich bekam eine Zeit lang 3 verschiedene Medikamente und habe schon vor dem Klinikaufenthalt abgestillt/abstillen müssen.

"Meine" Station war eine gemischte, d. h. es waren unterschiedliche Krankheitsbilder und auch Männer auf der Station. Ich war vor allem mit meinem Arzt und der Behandlung seeeehr zufrieden. Seit ca. 2002 gibt es eine reine PPD-Station in Wiesloch.

Alles Gute weiterhin, für Dich und vor allem Deine Tochter!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Mammo,

ich war in keiner Klinik, daher kann ich zu diesem Thema leider nichts beitragen. Allerdings ist mein Psychiater auch Chefarzt in der Psychiatrie einer Klinik in der Schweiz, die auch eine Mutter-Kind-Station hat. Ich wohne in Österreich, ganz nah an der Schweizergrenze und mein Doc pendelt da immer hin und her.

Mit den Medikamenten war es bei mir so, dass ich abstillen mußte. Ich bekam zu 2 AD´s anfangs auch noch einen so genannten Angsthemmer ("Xanor" - Wirkstoff Alprazolam), mit dem Stillen nicht möglich war. Es tat mir schon weh, nicht mehr stillen zu können, weil das soooo super gut geklappt hatte. Aber mein Leidensdruck war dermaßen groß, dass ich dann zu Gunsten der Medikamente abgestillt habe und es bis heute euch nicht bereut habe. Es gibt aber auch eine ganze Reihe stillverträglicher Antidepressiva. Einige Frauen hier haben das ohne Probleme praktiziert.

Liebe Mammo, ich finds ganz toll, wie du und deine Kolleginnen euch in eurer Klink für PPD/PPP betroffene Mütter engagiert. Wirklich - ganz großes Kompliment!!!! Das ist der Weg, für sooo viele Mütter heraus aus dem "Schatten" des Tabus ans "Licht" der Gesellschaft um Hilfe zu bekommen und wieder gesund zu werden!!! Ich bin ja nun schon 3 Jahre hier bei "Schatten und Licht" und wenn ich so wunderbare Dinge höre, dann weiß ich, dass es so wichtig ist, hier weiter zu machen, die Krankheit bekannt und "gesellschaftsfähig" zu machen und die Menschen dafür zu sensibilisieren!

Ich finde es toll und mutmachend was du hier schreibst und wie du deine Arbeit in der Klink, aber auch die Unterstützung deiner eigenen Tochter zu deinem Mittelpunkt gemacht hast. Schön, dass du da bist!!! :-)

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
claudia

Beitrag von claudia »

Hallo Mammo,

ich bin auch Krankenschwester und z.Zt. arbeite ich auf 400,-Euro-Basis für einen ambulanten Pflegedienst...da ist natürlich bei den älteren Patienten nicht unbedingt etwas zu erreichen...
Dafür habe ich aber Kontakt zu einer Hebammenschule und meiner alten Ausbildungsstätte aufgenommen.Dorthin fahre ich jetzt schon im dritten Jahr und berichte über meine eigenen Erkrankungen und die Arbeit für "Schatten-und-Licht".Das ist ganz fruchtbar und ich denke dadurch werden diese Berufsgruppen(natürlich in sehr kleinem Rahmen,aber besser als gar nicht) für das Thema sensibilisiert.

Ich war 1996 stationär in einer "Dorfpsychiatrie" und habe dort sehr schlimme Erfahrungen gemacht.Meinen Sohn durfte ich nicht mitnehmen-die ersten Wochen durfte ich ihn noch nicht mal sehen....

2000 hätte ich die Möglichkeit gehabt nach "Wiesloch" zu gehen,habe mich dann aber für eine wohnortnahe Klinik entschieden,weil ich keine Trennung von meinem großen Sohn und Mann wollte.Hier hatte eine andere Mutter ihr Kind mit auf Station,sodaß das Pflegepersonal nicht noch ein Neugeborenes mit versorgen konnte/wollte.Mein Mann hat mir beide Kinder aber bis auf wenige Ausnahmen fast täglich vorbeigebracht.
Das empfand ich viel schöner als beim ersten Mal.

2003 bin ich schon während der SS wieder auf dieselbe Station wie 2000 gegangen.Ich bin "prophylaktisch" auf "Haldol" eingestellt worden,das ich dann auch im Wochenbett weitergenommen habe.Wir haben uns für "Haldol" entschieden,weil es als "altes " Mittel nachweislich am wenigsten Nebenwirkungen(in unserem Fall bislang keine) für das Kind im Mutterleib hat.
Im Wochenbett habe ich es weitergenommen,weil ich zu viel Angst hatte,ein anderes Medikament auszuprobieren und dann einen Ausbruch einer dritten PPP mitmachen zu müssen.
Mit der Einnahme des Haldols war es mir möglich zu Hause zu bleiben.Ein Wochenbett unter Haldol ist zwar nicht schön,aber besser als mit PPP wieder von zu Hause weg.

Jetzt Ende Mai habe ich ein Gespräch mit dem neuen ärztl.Direktor der Klinik geplant,in der ich damals war.Er wird im Rahmen von "Psychiatrietagen" einen Vortrag zum Thema halten und ich hoffe sehr,das er offen ist ,Mütter mit Säuglingen/Kleinkindern in Zukunft aufzunehmen.

Liebe Grüße ,Claudia
Antworten