Doch keine Außerirdische mit ihrer Geschichte(etwas lang)

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babsi

Doch keine Außerirdische mit ihrer Geschichte(etwas lang)

Beitrag von babsi »

mein Name ist Luzia, bin 27 Jahre alt und komme aus Südtirol. Im Mai 2006 kam mein Sohn zur Welt.

Ich bin auf diese Website gestossen, weil ich mir die Diagnose mittlerweile selbst gegeben habe und ich zum Glück nun (nach 1 Jahr warten) auch zu Hause über Internet verfüge und ein wenig stöbern konnte.

Wenn ich aus meiner heutigen Sicht zurückblicke hat alles wohl schon vor einem Jahr begonnen und sich so schleichend entwickelt. Ich merke grad, dass ich wohl etwas weiter ausholen muss, damit alles etwas nachvollziehbarer wird....



......also, mein Sohn ist ein absolutes Wunschkind, nur hat er sich eben den Zeitpunkt selbst ausgesucht und die Schwangerschaft hat mir wie ein Schlag klar gemacht, dass sich mein Leben um 360 Grad ändern wird. Bis zur Geburt habe ich zu Hause gewohnt, mein Lebensgefährte und ich haben zwar bereits im Februar gemeinsam eine Wohnung gemietet, doch ich kam von zu Hause nicht los. Während der meines Schwangerschft erkrankte ein Onkel an Krebs und wurde zu Hause gepflegt, er sarb einen Monat vor der Geburt meines Sohnes.

Die Geburt musste aus verschiedenen Gründen eingeleitet werden, mein Sohn kam per Notkaiserschnitt zur Welt und die ersten Tage im Krankenhaus waren alles andere als einfach, es gab Probleme beim Stillen, was mich völlig fertig machte. "Wenn das mit der Geburt schon nicht geklappt hat und das mit dem Stillen nun auch nicht ....das pack ich nicht!" Ich wurde mit dem Satz einer sehr einfühlsamen Krankenschwester nach Hause geschickt: "Ich glaube zwar nicht, dass das bei ihnen noch klappt, aber sie können es ja versuchen!"

Zu Hause angekommen klappte es dann zwar auf Anhieb ohne zufüttern, doch ich war schwach und mein Sohn hatte schreckliche Schreiphasen! Ich hatte zwar jede erdenkliche UNterstützung von meiner Familie, aber ich fühlte schrecklich, weil ich meinen Sohn nicht allein versorgen konnte! Bei mir zu Hause wohnen ziemlich viele Menschen, darunter auch drei Kinder, wobei das jüngste nur einige Tage älter ist als mein Sohn.....also ein recht belebtes HAus, was ich eigentlich immer sehr genossen habe, aber ich konnte nicht das machen (zu Hause mithelfen, meiner Mutter zur HAnd gehen, mit meinen Nichten Dinge unternehmen), was ich von vorher gewohnt war, weil mich mein Sohn zu hundert Prozent einforderte und eben nicht ein Essen-Schlafen-Essen-Schlafen Baby, wie das andere Baby war.

Ich entschied mich nach zwei Wochen zu meinem Lebensgefährten zu gehen, um etwas Ruhe zu bekommen.

Da ich von Geburt an das Gefühl hatte, dass mein Sohn seine Schreiphasen nicht wegen Koliken(wie von allen behauptet) hatte, sondern, dass etwas anderes dahintersteckte.

Ich erfuhr von einer Osteopathin, die auch Stillberaterin ist und vor allem mit Kaiserschnittkinder arbeitete, sie bestätigte mir, dass ich mit meinem Gefühl, dass mein Sohn mit dem Geburtserlebnis nicht zurecht kam (übrigens wie eben ich auch)!

Sie behandelte ihn, organisierte für mich den Kopntakt zu einer näheren Stillberaterin und endlich nach 3 Monaten mit vielen Hochs und Tiefs klappte das Stillen.

Allgemein gings mir besser, die abrupte Abnabelung von zu Hause machte mir jedoch ziemlich zu schaffen, da ich es 26 Jahre lang nicht gewohnt war alleine zu sein, besonders abends wars schlimm, wenn mein Freund sitzungen hatte.

Mein Sohn stillte bis über 4 Monaten alle 2 Stunden und akzeptierte kaum jemand anderen als mich, es gab auch Phasen wo er noch nicht einmal bei seinem Vater blieb!

Und dann kamen so langsam die Gedanken, was ist wenn......wenn mir etwas geschieht und nicht für meinen Sohn da sein kenn, wenn er so schrecklich weinen muss,weil ich nicht da sein kann....

Ungefähr mit Jahreswechsel begannen psychosomatischen Beschwerden, ich hatte immer wieder so Phasen, wo mir total übel war und ich Angst hatte zu erkranken und nicht für meinen Sohn soregn zu können, ich hatte Angst, als die alljährliche Influenza umging....was wenn ich nicht aus dem Bett komme und Michael bei niemand anderen bleibt...

Und so langsam begannen sich diese Angstgedanken zu verselbstständigen....ich hatte wenig Appetit oder glaubte an irgendetwas schlimmen im Magen zu leiden, aß wenig...!

Ich nahm innerhalb eines halben JAhres fast 20 Kilo ab, hatte immer wieder so Panikattacken, kam aus den negativen Gedanken nicht mehr raus.....

Es waren bei mir aber immer Phasen, nicht ein lange andauerndes Tief, es ging mir dann wieder lange gut, aber irgendetwas brodelte eben doch immer ganz tief drin.

Im Mai 07 ging ich zu meinem damaligen Hausarzt. Zu diesem zeitpunkt war mir schon klar, dass mein Magenleiden vom Kopf bzw. Seele her kam und so meinte er: depresive Verstimmung. Auf die Frage, ob es PPD sein könne, meinte er, dass wäre nicht wichtige, es ginge ja nur drum, wie es nun weitergehe.

Er schickte mich zu einer Psychologin, gab mir ein Homeopathisches Mittel, da ich auf keinen Fall Abstillen wollte, zumindest nicht abrupt und Medikamente uaf keinen Fall damit vereinbar seien.

Über den Sommer gings dann so, eben auch wieder phasenweise, die Psychologin war auch nicht das Wahre....und niemand sprach über PPD.

Im Herbst stresste mich dann auch der herannahende Arbeitsbeginn (ich beginne in 2 Owchen wieder Part- Time als Sozialarbeiterin), so konnte ich die Arbeizt nie schaffen!

Die Angstzustände nahmen zu, ich kam manchmal kaum noch raus aus dem Gedankenrad, die Symptome hatten sich in der Zwischenzeit vom Magen in Schwindelgefühl geändert und ich hatte Angst irgendwann umzufallen und das logisch, wenn ich mit meinem Sohn alleine war.

Ich hatte solche Schuldgefühle, weinte immer wieder, mein Sohn hatte eine bessere Mutter verdient, ich mache alle um mich rum verrückt....usw.usw.

Ende Oktober dann der endgültige Tiefpunkt. eines Morgens bekam ich die Angst gar nicht mehr in der Griff und hatte endgültig die gewissheit, dass ich wohl verrückt werde.

Ich nahman diesem Tag, das erste Mal Beruhigungstropfen, die ich bis dahin nicht angerührt hatte, war dann in der LAge mit meiner Schwester zu einem anderen Hausarzt zu gehen, der mir sofort Medikamente verschrieb und mir sagte, ich solle die Tropfen ruhig, mal für einige Zeit regelmäßig nehmen, bis die anderen Medikamente greifen....

so und nun nehme ich seit knapp 2 Monaten Effexor und habe die Beruhigungstropfen bis auf abends abgebaut.

Es geht mir besser, ich kann wieder klarer denken! Ich war echt an dem Punkt, dass ich gesagt habe, das bin nicht mehr ich, jetzt muss etwas passieren!

Ja und dann hatte ich vor einiger Zeit auch noch eine Stillzeitschrift in der HAnd, wo ein Artikel über PPD drin waren und ich mich bei den Symptomen absolut wieder gefunden habe.

So und als nun endlich die Internet zu Hause war, wo ich nun ungestört stöbern konnte und da bin ich auf eure Seite gestossen.

Und nun habe ich mir endgültig die Diagnose gegeben, habe mir in der Zwischenzeit einen Termin bei einer neuen Psychologin gemacht, die mich hoffentlich auch von offizieller Seite bestätigen kann!

Nun hat mein letztes JAhr einen Namen und auch dank euch einen Ausblick!

Für mich ist es besonders wichtig Klarheit zu bekommen, da wir gerne ein 2. kind hätten und ich mich so gut es geht "vorbereiten" möchte!



So, tut mir leid, dass es nun doch sooooo lang geworden ist, aber der Versuch es kürzer zu halten scheiterte daran, dass ich mir vorgestellt habe, das ohne Hintergrundwissen lesen zu müssen und dachte, da versteht man nur Bahnhof. :wink:

Mein brennenstes Anliegen besteht im Moment in der Frage, wie es weitergeht, weil wir uns im Laufe des nächsten Jahres, bzw. übernächsten Jahres ein zweites Kind wünschen!Müssen wir uns diesen Wunsch für die nächste Zeit aus dem Kopf schlagen?
Zuletzt geändert von babsi am 20:12:2007 15:37, insgesamt 3-mal geändert.
sonrisa2

Re: Doch keine Außerirdische mit ihrer Geschichte

Beitrag von sonrisa2 »

jö, grüß dich! herzlich willkommen... endlich mal eine noch südlicher als ich... ;-)

alles liebe und fühl dich wohl hier,
s.
babsi

Beitrag von babsi »

Hallo!
Du meinst wir gehören hier zu den Südländern?Ich dachte ich kann meine Herkunft schon etwas spezifizieren, so schnell wird mir hier wohl etwa keine Nachbarin begegnen!
Hatte eh das Gefühl, ich bin hierzulande die Einzige, der es so geht.

Babsi/lu :wink:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Babsi,

schön, dass du dich uns angeschlossen hast. Übrings ich komme aus Vorarlberg - das ist auch nicht sooo weit weg von dir! :wink:

Das was du erlebt hast, kennen ganz viele Frauen hier, du bist also alles andere als alleine damit. Auch sonst gibt es wohl eine große Dunkelziffer an Frauen, die sich nur nicht trauen über ihr Leid zu sprechen.

Super, dass du dich nochmal bei einer neuen Psychologin angemeldet hast. Es ist einfach sooo wichtig, HINTER die PPD zu schauen. Und mit einer Therapie kann man sehr viel aufarbeiten und bewältigen. Mir ist es durch meine Therapie gelungen, wieder gesund zu werden - besser gesagt "heil" zu sein und bin eine ganz neue selbstbewußte Frau geworden.

Ich drücke dir die Daumen, dass deine neue Psychologin gut mit dir harmoniert und dass du deinen Weg findest, zu einer neuen Lebensqualität. Wir helfen dir dabei!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kathrin

Beitrag von kathrin »

Hallo Babsi,schön das du zu uns gefunden hast.du wirst hier viele gleichgesinnte treffen.

diese phasen die du da beschreibst,das dein sohn nicht beim vater blieb kenne ich übrigens auch,empfand ich persönlich wahnsinnig anstrengend und schlimm für uns alle.

gut das es dir etwas besser geht und du jetzt eiinen "namen" für deine veränderungen hast.


kathrin
babsi

Beitrag von babsi »

Hi Kathrin,

ja, ich bin auch unglaublich froh, mal einen Schritt weitergekommen zu sein!
Die Phase war echt anstrengend, ja, ich konnte kaum 10 Minuten duschen gehen und ich wusste, dass er diese Zeit durch brüllt!
Naja, ist nun auch wieder über 1 Jahr her, wahnsinn wie die Zeit vergeht und ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass ich in meinem bisherigen Leben wohl noch nie so viel über mich selbst gelernt habe, als seit mein Sohn auf der Welt ist und ich bin Überzeugt, dass mich auch die PPD ein großes Stück weiterbringen wird!
Naja, das ist immer einfach gesagt, wenns einem gut geht, wenn man in einem Tief drinnen ist, können einem diese Weisheiten meistens gestohlen bleiben.

babsi
Jean

Beitrag von Jean »

Hallo,

dein Problem kenn ich nur zu gut.
Nur dass man mir im KH schon Abstill Tabletten gegeben hat und es mit dem Stillen gar nicht mehr ging.

Am 1.12.07 kam unser zweiter Sohn zur Welt.
Bisher hatte ich nur eine kleine Panikattacke und bis darauf dann nichts mehr.
Cian ist allerdings auch sehr anhänglich.
Damit komm ich aber immer besser klar und versuche ihm die Nähe zu geben, die er braucht.
Unser großer Finnian (3) ist auch so ganz der fürsorgliche große Bruder.

Es gab bei mir dann einen zweiten KS, mit dem komme ich aber gut zu recht, da ich vorher alles getan habe um normal zu entbinden (fast 24 Stunden Wehen etc.).

Ich habe mir schon frühzeitig eine Beleg- und Nachsorgehebamme gesucht. Wobei die Beleghebamme auch mit mir im KH war und mich begleitet hat. Das hat mir richtig viel gebracht. Genau wie die vorherigen Gespräche und die jetzigen im Wochenbett. So würde ich es jederzeit wieder machen.
babsi

Hallo Jean

Beitrag von babsi »

Hallo,
hoffentlich liest du meine Antort noch, auch wenn sie mit zeitlicher Verzögerung kommt!
Ich weiß nicht, ob du bereit bist, mir ein wenig von dir zu erzählen, ich finde zwischen unseren Geschichten glaube ich Ähnlichkeiten...hatte auch einen Kaiserschnitt, und nun eben mein psychischer zUstand und wir möchten nicht, dass unser Sohn als Einzelkind aufwächst und ich möchte mich auch gut informieren bezüglich einer zweiter geburt, weil ich mich gut vorbereiten möchte usw.
Wie hast du es geschafft aus dem Loch rauszukommen, wie lange hat es gedauert bis ihr an ein 2. Kind gedacht habt?

Liebe Grüße babsi
Antworten