Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

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Navarana

Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Navarana »

Hallo ihr lieben, ein kurzer Einblick in meine Situation. Ich bin vor 3 Wochen 4 fache Mutter geworden. Ich muss dazu sagen das mein letztes Kind nicht geplant war, und auch nicht gewollt (meinerseits) ich hatte bei meinem 3 Kind so schlimme pospartale Depressionen, das ich dachte ich bringe mich um. Ich wollte genau aus diesem Grund keine Kinder mehr, denn ich wollte das mir und keinem weiteren Kind antun. Dank einer Hormon Störung bin ich trotz Pille letzte Jahr schwanger geworden. Ich bin zusammen gebrochen. Mein Ehemann hat sich total gefreut, denn es ist sein erstes Kind, ich habe dieses Kind nur bekommen weil mein Mann mich ja auch mit 3 Kindern genommen hat. Die Schwangerschaft war die reinste Hölle, Angst, Panik und eben einfach die Tatsache das ich dieses Kind nicht will. Dann kam die Geburt, die schlimmste die ich je hatte, ich habe eine geplante hausgeburt gemacht, doch ich konnte nicht los lassen, es nicht zulassen, und das machte sich körperlich bemerkbar, mein muttermund öffnete sich nicht komplett und meine Hebamme musste ihn dehnen, ich bin bald gestorben vor schmerzen. 11 Stunden dauerte die Geburt insgesamt mit ca 3 Stunden stillstand. Nun ist es so, es ist eingetroffen wovor ich so angst hatte, bin ständig am heulen, angst vorm tag mit dem kind, angst vor der nacht, fühle mich einsam trotz das mein mann mir soviel hilft und mich unterstützt wo er kann. Ich habe das Gefühl ein totaler looser zu sein, unser zu Hause ist für mich momentan einfach nur ein Ort der Hölle. Wie lebt ihr mit Eurer Situation?
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Marika
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Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Marika »

Hallo und Herzlich Willkommen, liebe Navarana!

Vielen Dank für dein Vertrauen in uns und schön, dass du dich uns auch geöffnet hast. Ich glaube, dass alle hier dich zu 100 % verstehen können, denn wir wissen wie furchtbar sich Angst, Panik, traumatische Geburten und Depressionen anfühlen.

Ich muss dir eines sagen: für mich bist du eine der mutigsten und stärksten Frauen, weil du dich - trotz deiner bereits 3 x igen PPD Erfahrung - für das ungeplante Kind entschieden hast. Das Wort "Looser" auf dich bezogen, mag ich daher nie mehr hören, ok.?! :wink: Du bist nämlich alles andere als das.

Du fragst, wie wir unsere Situation ertragen. Ich glaube ein wichtiger Schlüssel zum "Ertragen" ist sich Hilfe suchen und annehmen. Daher gleich meine Frage: Warst du schon mal in Behandlung? Du hast das ganze ja schon 3 x durchgemacht, hast du dir je Hilfe geholt?

Ich freue mich auf Antwort! :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Navarana

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Navarana »

Nein, bzgl der PPD nie, ich wollte mir nie eingestehen das ich so "drauf" bin und hatte angst das man mich auch nicht ernst nehmen würde, Sprüche wie das ist nur eine Phase hätte ich nicht ertragen können. Ich leide schon seit meiner frühesten Kindheit an Depressionen, richtig begriffen was mit mir los ist habe ich erst mit 14 Jahren. Die Depression ist mein ständiger Begleiter. Ich war schon in psychologischer Behandlung, allerdings hatte meine Therapeutin nur alle 4-8 Wochen Zeit für mich und das war mir eindeutig zu wenig. Ich hatte nicht mehr den Mut eine neu zu suchen, hste gehofft es alleine hinzubekommen. Medikamente nahm ich venlafaxin 250mg aber die konnten mir nicht helfen. In den vergangenen Jahren litt ich an schweren Panikattacken, ich schäme mich so dafür so schwach zu sein, nicht so zu fühlen wie andere Mamas. Meine Mutter zb hat mich als 3 jähriges Kind 2 Tage alleine in der Wohnung gelassen, mit meinem 2 jährigen Bruder um feiern zu gehen. Wir wurden dann in eine pflegefamilie gebracht. Dort haben wir aber auch viel körperliche Gewalt erlebt, nach 11 Jahren hat sich unsere leibliche Mutter wieder gemeldet und uns zu sich geholt, nach 3 Monaten hatte sie wieder kein bock auf uns, ich bin in eine wohngruppe gegangen, mein Bruder zurück zur Pflegefamilie. Ich habe das alles nie verarbeiten können. Ich wollte immer eine bessere Mutter sein, und jetzt bin ich wieder so hilflos, fühle mich schlecht, habe ein schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber. Ich funktioniere, ich will stark sein, meinen Mann nicht enttäuschen, wobei er soviel Verständnis für mich hat. Einen termin beim Psychologen dauert hier über ein Jahr, ich versuche durchzuhalten, jeder Tag aufs Neue ein Kampf 😑
Astrid

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

sei erst einmal ganz feste umarmt. Du bist nicht schuld, und du bist nicht schlecht, und du bist gut so, wie du bist. Du bist krank, und das hat nichts mit Schwäche zu tun. Jemand, wie du, der das ganze mehrmals durchleidet und von frühester Kindheit keine Unterstützung und Hilfe bekommen hat, sondern sich quasi immer nur auf sich selbst verlassen konnte, hat meinen ganzen Respekt und mein Mitgefühl. Bitte bitte, vertraue den Ärzten und Menschen wieder. Ich würde in deiner Situation sicher in eine Klinik mit Mutter.Kind Einheit gehen. Ich weiss ja nicht, wo du her kommst, aber in Herten ist eine gute Klinik. Du würdest gut medikamentös eingestellt, könntest das Baby mitnehmen, die Situation zu Hause könnte sich entspannen. Du könntest eine Mutter -Kind Bindung ohne zu leiden aufbauen und wärest nicht alleine und umsorgt. Das Leiden könnte schneller vorbei sein, vielleicht wäre es eine Chance deine Depressionen endlich ordentlich zu behandeln. Ich würde dir das so sehr wünschen. Du hast es mehr als verdient!!! Zu Hause kann eine Haushaltshilfe über die Krankenkasse einspringen, und deine anderen Kids müssten dich nicht so erleben. Du könntest dich und darauf gesund zu werden konzentrieren. Du musst das nicht aushalten und darfst jede Hilfe annehmen, die du bekommen kannst. Ich heisse Dich hier nochmal ganz herzlich willkommen.

LG Astrid
Navarana

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Navarana »

Vielen lieben Dank für eure lieben Antworten. Es tut so gut mal mit gleichgesinnten zu schreiben. Ich werde mal meine Gynäkologin und Hebamme fragen, ob sie mir mal Adressen geben können. Welche Medikamente haben bei euch gut geholfen. Ich Stille nicht, von daher habe ich vllt etwas mehr "Auswahl"
Astrid

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

ja, frage deine Ärztin und die Hebamme nochmal. Du hast vielleicht auch nicht die Kraft, alles alleine herauszufinden. Hier bei Schatten und Licht gibt es auch Listen mit Kliniken, Ärzten und Betroffenen, in die du mal reinschauen könntest. Meine helfenden AD waren Imipramin in Kombination mit Trimipramin, das sind sehr alte Antidepressiva, die nur noch selten eingesetzt werden. Vorher habe ich Fluoxetin und Mirtazapin bekommen, ohne Wirkung. Es war ein langer Weg, aber es ist alles wieder gut geworden. Aber jeder hat eine andere Geschichte und bei jedem wirken andere Medis oder Therapien. Da du nicht stillst, kannst du alle Medis austesten, Dafür brauchst du viel Geduld, aber wer drei PPDs durchgemacht hat, ist für mich unfassbar stark... . Ich habe nach Stabilisierung angefangen eine Therapie zu machen, vor allem um meine Schuldgefühle zu verarbeiten. Zur Unterstützung in der Medifindungsphase habe ich Kinesiologie und Bachblüten versucht. Ob es geholfen hat weiss ich nicht, aber ich wollte einfach etwas tun. Tue alles, was dir gut tut. Und versuche zu erkennen, was dir die Situation erleichtern würde. Bitte um Hilfe. Das darfst Du.

Ganz liebe Grüße Astrid
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Marika
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Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Marika »

Hallo,

auch von mir eine ganz feste Umamrung. Was du erlebt hast ist Horror pur, unfassbar. Du bist weder schwach, noch schlecht oder keine gute Mutter, ganz im Gegenteil. Deine Seele schreit förmlich nach Hilfe, kein Wunder wurde sie doch schon in der Kindheit so massiv und schrecklich verletzt. Ich könnte weinen, wenn ich daran denke, wie du mit deinem kleinen Burder alleine daheim warst - unfassbar.... :shock:

Ich möchte dir auch Mut machen, dich wirklich um Adressen von Kliniken zu kümmern. Schau mal hier - das sind die Adressen, die auf unserer Startseite zu finden sind:

http://www.schatten-und-licht.de/index. ... richtungen

Wir haben auch ein Unterforum "Mutter-Kind-Einrichtungen", wo du gute Erfahrungsberichte finden kannst. Und auch ich möchte dich bitte, den Menschen wieder zu vertrauen. Man kann dir sooo gut helfen, aber du mussst es zulassen und annehmen. Mir hat Cipralex sehr gut geholfen, aber welches AD für dich in Frage kommt, muss ein Arzt zusammen mit dir aufgrund deiner genauen Symptome entscheiden. Es gibt sehr viele AD´s, nur weil eines nicht geholfen hat, heißt das nicht, dass es kein passendes für dich gibt. Bitte geh das ganze nochmal an, das Leben ist viel zu Schade, um es mit Leiden zu verbringen.

Ich dürck dich ganz fest und würde mich freuen, wenn du uns bereichtest ob du mit der Klinik Suche und/oder Therapie und AD Suche voran kommst!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Marika
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Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Marika »

Noch etwas zum "Schwachsein": Bitter erkenne WER hier die Schwachen, die Schlechten - in deinem Fall sogar die Täter sind:
Deine Mutter und deine Pflegeltern. SIE alle haben auf ganzer Linie versagt und an euch ein Verbrechen begangen. Du hingegen ist hier die STARKE, die das erträgt uns sich sogar traut hin zu schauen um es auf zu arbeiten!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich kann mich den Vorrednerinnen anschließen. Auch von mir hast Du mein Mitgefühl und auch meine Bewunderung für Deine bisherigen Leistungen.

Mich interessiert, falls Du datüber schreiben möchtest, ob Du zu Deinem Bruder noch Kontakt hast und wie es ihm mittlerweile geht.

mit anteilnehmenden Grüßen an Dich
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Navarana

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Navarana »

Mir geht es weiterhin schlecht, habe zwar mal Stunden in denen ich es besser ertragen kann, aber Dauerzustand ist diese absolute hoffnungslosigkeit. Ich danke euch allen für eure liebe Anteilnahme, ich habe kein kontakt mehr zu meinem bruder, er hat sich lieber für meinen ex mann und dessen Frau entschieden. Sie gehören bei ihm zur Familie, ich nicht mehr. Und nur weil ich mich von meinem ex getrennt habe und da viel Terror war bzw noch ist. Laaaange Geschichte. Nun ist es in jedem Fall schrecklich für mich das mein Bruder mich so weg gestoßen hat 😢 ich war gestern bei meiner Frauenärztin, eine Freundin hat mir den Termin gemacht, und am Donnerstag habe ich einen Termin bei einer Psychologin. Ich hoffe so sehr das sie mir helfen kann, und das sehr schnell.
Astrid

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

wie waren deine Termine bei den Ärzten? Ich hoffe du hast eine nette Therapeutin gefunden. Schnell geht ja leider bei unserer Krankheit nie etwas, aber lass dich nicht entmutigen. Es wird wieder gut!!

Liebe Grüße Astrid
Navarana

Re: Hallo ich bin neu hier und jeder Tag ein Kampf

Beitrag von Navarana »

Hatte jetzt Donnerstag Erstgepräch, bekomme jetzt Sertralin 50mg und Promethazin gegen diese Unruhe. Ich bin gespannt wann die Medis richtig wirken.
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