Meine Geschichte

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Mirabelle246

Meine Geschichte

Beitrag von Mirabelle246 »

Hallo,

nachdem ich hier fast Jahre mitgelesen habe und mir die Beiträge oft sehr geholfen haben, möchte ich jetzt auch meine Geschichte erzählen. Und ich hoffe, dass sie ein paar von Euch ein bisschen Mut machen kann.
Ich habe 2 Söhne, 5 und 2. Beides sind absolute Wunschkinder die nach jahrelanger Kinderwunschbehandlung zur Welt kamen. Beim ersten Sohn war nach der Geburt alles rosa, plüsch und voller Sterne! Und das blieb auch so! Das Gefühl endlich am Ziel zu sein und das perfekteste Baby überhaupt zu haben :D

Dann wollten wir es nochmal wagen. Obwohl ich schon da immer das Gefühl hatte, ich sollte das Schicksal besser nicht herausfordern; ich sei zu gierig....
Wieder Kinderwunschbehandlung, die mir zeigte, dass ich das alles noch ganz schön in den Knochen hatte.... ich wollte nach dem ersten (negativen) Versuch nicht mehr. Ich war's leid. Noch die Kryos abholen und dann mit dem Thema abschließen. Ich war mir sicher das es nicht geklappt hat und dann..... schwanger!
Ich konnte mich von anfang an nicht freuen. Nicht richtig.... hatte Angst vor allem und jedem, Angst meinem ersten Sohn nicht gerecht zu werden, Angst.
Die Schwangerschaft war, vor allem die letzten Monate, sehr schwer. Ich kämpfte gegen eine drohende Frühgeburt und wollte nur noch raus aus der Nummer. Rückblickend war ich schon damals hochdepressiv.

Dann kam mein zweiter Sohn...und es wurde schlimmer. Ich wollte ihn nicht, ich wollte nicht noch ein Baby. Er weinte viel und war von Anfang an völlig auf mich fixiert. Ich lief den ganzen Tag mit dem schreienden Bündel durchs Haus und mein großer heißgeliebter Sohn war so verwirrt, dass er nix mehr von mir wissen wollte... es brach mir das Herz! Der Kleine war der absolute Störenfried, er stahl mir die kostbare Zeit mit meinem Großen. Ich wurde verrückt, weil ich nicht wusste wie ich ihn wieder loswerden konnte.... und bildete mit lauter Krankheiten bei ihm ein ein.... Epilepsie, fetales Alkoholsyndrom (weil ich in der Schwangerschaft 1/2 Glas Sekt getrunken habe :roll: ) ADHS... ich wusste, er wird unsere ganze Familie ins Unglück stürzen.
Ich schlief nicht mehr, ich aß nicht mehr, ich konnte keinen ruhigen Gedanken mehr fassen. Nach 3 Wochen hab ich mich meiner Hebamme anvertraut. Die hat zum Glück gleich alle Hebel in Bewegung gesetzt und mir einen Therapeuten gesucht, am Ende mich in einer Mutter Kind Station untergebracht. Da war mein Sohn 10 Wochen alt und ich konnte mittlerweile nicht mehr allein mit ihm daheim bleiben. Ich hatte immer Angst ich könne ihn nicht versorgen wenn er weint.
Man muß dazu sagen, dass ich trotz allem quasi rund um die Uhr für ihn da war. Ich trug ihn rum, schaukelte ihn, tröstete ihn.... einmal hab ich ihn 10 Minuten weinen lassen, weil mein Großer mich brauchte.... ich ertrug das einfach nicht. Dass ich nicht für beide 100% da sein konnte.

Ich hatte damals recht schnell mit Citalopram angefangen (das ewig brauchte bis es mal Wirkung zeigte) und fand mich wie gesagt 10 Wochen nach der Geburt in der Klappse wieder. Und es ging endlich aufwärts. Endlich Ruhe, ich musste nix mehr, ich war nicht mehr zuständig, ich saß da einfach mit meinem Baby und lernte es langsam kennen. Und hatte Leute um mich, denen ich nix vormachen musste.

Nach 11 Wochen wurde ich entlassen, der Weg war natürlich noch oft steinig. Aber es ging langsam und sicher voran. Das ganze ist jetzt gut 2 Jahre her. Und ich bin seit dem stabil. Natürlich habe ich immer noch aufs und abs, aber die werden rückblickend auch immer weniger, bzw. weniger bedrohlich. Ich denke, ich bin nun einfach eine Frau, die Kinder, Job, Haus, Mann unter einen Hut bringen muß und dabei schon mal die Nerven verliert.... wie alle Frauen 8)
Und meine Beziehung zu meinem Kleinen ist einfach nur.... super! Wir verstehen uns blind, er ist so ein süßer freundlicher Knuddel. Und ich bin seine allerliebste Mama auf der Welt, er zeigt es mir jeden Tag.
Er hängt immer noch sehr an mir (bis er ca 15 Monate war hatte ich ihn ständig auf dem Arm....) aber er ist jetzt ein sehr selbsständiger junger Herr geworden. Beide Jungs sind super, jeder auf seine Weise.
Ich gehe immer noch zur Thearpie, aber mehr so als Netz und doppelten Boden, weil ich manchmal noch sehr mistrauig bin. Und schleiche gaaaanz langsam mein Cipralex aus (Entzug läßt grüßen :( )
Aber ich würde mich selbst als völlig gesundet ansehen.

Das ist jetzt alles doch sehr lang geworden. Aber ich wollte hier gerne ein Positivbeispiel aufzeigen. Ich hatte nie gedacht, dass es mir jemals wieder gut gehen wird. Ich hatte die schwärzeste und unglücklichste Zeit meines Lebens nach der Geburt vom 2. Kind. Ich war mir so sicher, dass ich die einzige bin, wo die PPD niemals ausheilen wird.... und dann ist doch noch alles so gut geworden.

Es wird alles wieder gut, ihr braucht "nur" Geduld, und schnelle frühe Hilfe. Schämt euch nicht, versteckt Euch nicht! Ein Orden für all die mutigen und starken Mamas die sich für ihre Familie in den Kampf gegen die Depression stürzen!

Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu salbungsvoll geworden.
Ich sende euch allen liebe Grüße
Mirabelle
Mamasusi

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Mamasusi »

Hallo Mirabelle,
Ich habe deine Geschichte eben gelesen und möchte nur kurz sagen, dass ich den Absatz mit der Klinik sehr gut finde. Als ich dachte es geht bei mir nicht weiter habe ich mir vorgestellt, dass ich in einer Klinik runter kommen kann, nicht mehr zuständig bin und so sein kann wie ich bin, keine Maskerade mehr. Schön, dass es bei dir so war! Ich habe es ohne Klinik geschafft aber sollte ich nochmal abstürzen dann denke ich an deine Worte und habe vielleicht nicht soviel angst vor einem klinikaufenthalt.

Herzliche grüße!
Csilla2311

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Csilla2311 »

Liebe Mirabelle,

Danke für deine lieben Worte!!!!
Deine Erfahrungen und Gefühle, geben mir Hoffnung!
Danke dafür
Charleenmaxim

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Charleenmaxim »

Herzlichen dank! Genau das brauche ich jetzt! Gehe am dinnerstag in die muki klinik mit meinem sohn... 2 tes kind.... Bin auch gerade davon überzeugt, dass ich ein hofnungsloser fall bin....

Liebe grüsse
Sandra
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