Bin ich zu gesund für Hilfe?

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Kurina

Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Kurina »

Hallo ihr da draußen,

Vorsicht, das wird lang, ich kann einfach nicht anders, ich muss es endlich aufschreiben, was mir in den Sinn kommt. Wie gut dass es keine Lesepflicht für euch gibt. ;-)

Ich habe hier ein paar Beiträge gelesen und so schlecht wie es vielen Frauen hier geht, da standen mir die Haare zu Berge, das hat mich richtig gegruselt, dass es Menschen gibt, die so etwas durchmachen müssen. So schlecht geht es mir noch nicht und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist es so schwierig für mich, Hilfe zu finden, da ich meine Probleme gar nicht klar benennen kann.
Ich kann nicht sagen "ich will sterben" denn das möchte ich nicht.
Ich kann nicht sagen "ich hasse mein Kind" denn das tue ich nicht.
Ich kann nicht sagen "ich habe Panikattacken" denn die habe ich nicht.
Ich kann nur sagen, dass es mir schlecht geht und dass in mir unendliche Trauer und furchtbare Angst herrscht. Wie das genau aussieht, ist aber so schwer in Worte zu fassen, deshalb wohl hier mal der Versuch.

Im Februar kam mein Sohn zur Welt, mein erstes Kind.
Es war eine wundervolle Schwangerschaft und eine gute Geburt.
Vom ersten Augenblick an habe ich eine Bindung zu ihm gespürt und nach dem 2. Tag war aus der ersten Bindung eine fast rasende Liebe geworden. So krass, so pur, so unendlich stark, das hat mich so überwältigt, fast fertig gemacht, ich wusste gar nicht, wohin mit diesem Gefühl. Ich wollte ihn nur an mich kuscheln, an meiner Brust haben, ihn betrachten und bestaunen, sein Köpfchen streicheln, wollte ihn möglichst nackt an mir haben und ihn für immer vor allem beschützen. Mein Mann war so toll, hat sich um mich gekümmert, während ich nur im Bett gelegen und verliebt unseren Sohn angestarrt habe, hat mich gefüttert während ich stillte. Nur zum Klo und duschen bin ich gegangen, ansonsten war ich sogar bei ihm wenn er schlief, dicht an mich gekuschelt. Mir war klar, dass er bald älter werden würde und dann würde ihm mit Mama kuscheln nicht mehr reichen. Das störte mich nicht, ich wusste, dass er mir zeigen würde, wann diese Zeit vorbei war und dann würde ich ihm selbstverständlich auch die Welt da draußen zeigen und ihn Stück für Stück aus meiner engen Umarmung rauslassen, in seinem Tempo.
Es war wie im Märchenbuch, wirklich so habe ich mich gefühlt, völlig high und auf Drogen (mein Hormoncocktail bei der Geburt war auch nicht von schlechten Eltern).
Leider lief es gar nicht so gut wie es den Anschein hatte. Das Stillen klappte zwar eigentlich gut, aber trotzdem nahm er nicht gut zu und auch noch einmal ab. Ich kämpfte für das Stillen. Es war das schönste, was ich mit ihm hatte, das wundervollste, was ich je erfahren durfte, ich wollte es mir nicht nehmen lassen. Er bekam Gelbsucht, doch die unerfahrene Wochenbetthebamme sagte immer, seine Füße seien ja nicht gelb, das müsse man nicht behandeln. Aber er war schläfrig und nahm eben immer noch nicht zu. Bei der Untersuchung beim Kinderarzt sagte dieser, er würde gerne den Blutwert prüfen lassen. Dann stellte sich heraus, dass die Gelbsucht stark genug war, dass sie behandlungsbedürftig war, wir sollten ins Krankenhaus.
Meine Märchenbuchwelt brach zusammen. Ich heulte fast hysterisch auf als mein Mann es mir sagte, dabei wusste ich sehr genau dass Gelbsucht keineswegs lebensgefährlich war und dass die Kinder einfach nur unter eine Lampe gelegt werden und die Behandlung auch nicht lange dauert. Aber ich wollte ihn nicht weggeben. Ihn unter eine Lampe legen, wo er mich nicht mehr spüren konnte. Ich wollte ihn doch kuscheln. Wollte ihn an meine Brust legen und ihm Lieder singen.
Natürlich gingen wir ins Krankenhaus und ich legte ihn unter die Lampe. Immer wieder verrutschte sein Augenschutz, doch es war keine Schwester da die mir half. Ich hatte Angst um seine Augen (in diesem Fall nicht ganz unberechtigt). Ich hatte Angst, dass er sich einsam und verlassen fühlt, dass er "denkt" ich wäre weggegangen und er wäre allein. Ich heulte über 3 Tage lang fast ununterbrochen, schlief nur mal 1h. Ich fühlte mich, als würde ich mein Kind im Stich lassen und fühlte mich dabei selbst im Stich gelassen, von allen und der ganzen Welt, weil keine Schwester mir mit der Augenbinde half oder das Problem überhaupt ernst nahm, weil niemand mir sagte, dass ich meinen Sohn eben nicht im Stich lassen würde.
Von außen betrachtet war nix dramatisch, aber für mich war es wie ein Trauma. Irgendwas starb gefühlt in mir als ich ihn unter dieser Lampe sah. Ich glaube, es fühlte sich so an, als musste ich ein kleines Stück dieser engen Bindung gehen lassen, als müsste ich mein Herz ein kleines bisschen von meinem Sohn verschließen, damit es nicht darunter zerbrach, ihn unter die Lampe zu legen.
Ich beruhigte mich zwar nach dem Krankenhaus wieder und bekam mich wieder in den Griff, doch dieses Gefühl wurde ich nicht wieder los, nichts war mehr wie vorher. Er nahm trotzdem nicht gut zu und mir reichte es damit jetzt, ich holte mir eine Stillberaterin, die Hebamme hatte ja keine Ahnung. Die Stillberaterin sagte, der Kleine trinke toll, zeigte mir, wie ich ihn gut anlegen kann und machte mir Mut. Aber er nahm eben nicht gut zu, auch danach nicht. Ich rief die Stillberaterin an, sie riet mir, etwas Pre-Milch zuzufüttern, aber nur 20ml. Das taten wir und er trank so gierig, dass ich es nicht aushielt und wir ihm eine Flasche machten, da trank er fast 120ml am Stück. Ich weinte, vor Horror, als ich das sah, hatte er so Hunger leiden müssen? Ich rief die Stillberaterin an und sie sagte nee, wir hätten ihn überfüttert, so viel braucht er nicht, es geht so schnell an der Flasche da hat er das gar nicht realisiert.
Für mich noch mehr Horror. Ich kann ihn überfüttern? Das ist ja furchtbar, wie soll ich denn dann entscheiden wie viel genug ist? Ich dachte er kann beliebig viel trinken ... "Nein, 20ml reichen ihm, die Brust kann er ja jederzeit haben".
Tja, die Brust wollte er aber nur noch bedingt. Die Vormilch abtrinken war gut, aber für mehr hatte er keine Geduld mehr, danach schrie er nur noch und ich bekam ihn nicht an die Brust. Die Stillberaterin gab mir ein Brusternährungsset (vermutlich weiß keiner was das ist: http://www.medela.com/DE/de/breastfeedi ... vices.html ) und ich stillte damit, so dass die Brust weiter angeregt wird. Aber auch hier war die Menge an Pre-Milch beschränkt, ich sollte erst pur anlegen, auf beiden Seiten, dann mit dem Set stillen. Zwischendurch pumpen damit die Milch wieder in Gang kommt.
So ging es dann: Kind wacht auf, kommt an die eine Brust, trinkt die Vormilch ab, brüllt, bekommt die zweite Brust, trinkt die Vormilch ab, brüllt, ich versuche ihn noch mal dazu zu überreden, weiter zu trinken, keine Chance, ich hantiere mit brüllendem Baby im Schoß mit dem dämlichen Set bis das endlich in Position ist, versuche mittlerweile stinksaures Baby an Brust UND Schlauch anzulegen, endlich liegt Baby an und trinkt. Wir entspannen uns nach der Tortur beide, er nuckelt genüsslich, die Augen gehen schon langsam zu vor Genuss und er schläft beinahe ein ... dann ist die Milch alle, er hört das Geräusch, reist seine Augen auf und brüllt vor Protest. Ich gerate in Angstzustände "er hat Hunger, er will mehr, du lässt dein Kind hungern". Doch die Stillberaterin hat gesagt das stimmt nicht und die weiß es ja besser, also ist es kein Hunger, Babys sind manchmal nur unruhig, ganz normal dass er schreit, das weißt du ja. Ich packe ihn mir ins Tragetuch, er schreit noch kurz, schläft dann ein. Ich stehe da mit dem dreckigen Set, muss es sauber machen, sterilisieren, habe Angst, es nicht gründlich genug zu reinigen, die dünnen Schläuche ... müsste man die nicht eigentlich auch mechanisch reinigen? Was wenn ich es nicht gut genug mache? Das Set muss sauber sein zur nächsten Mahlzeit. Die Milch muss vorbereitet sein, aber ich kann sie nicht vorkochen. Hatte er jetzt wirklich keinen Hunger? War er nur müde? Habe ich ihn hungern lassen? Habe ich ihn überfüttert? Scheiße, was ist jetzt mit dem Pumpen? Er hängt ja im Tuch vor mir, so kann ich nicht pumpen ... kann ich ihn ablegen? Was wenn er während des pumpens aufwacht? Also nicht pumpen. Aber dann wird ja die Milch nicht angeregt ... dann habe ich bald keine Milch mehr.
Soll ich mit ihm spazieren gehen? Was wenn er aufwacht? Ich könnte das Set mitnehmen. Ja aber ich kann die Milch nicht vorkochen, die muss ja frisch sein. Wie soll ich das Set anlegen im Park? Doch die Flasche? Nein, keine Milchbildung ... also zu Hause bleiben.
So ging dieser Teufelskreis jeden Tag und ich tat nichts anderes mehr ... denn das war selbst von außen betrachtet wohl der Wahnsinn. Kind an, ab, an, ab, Set dran, ohne Set, Kind schreit wieder, doch vielleicht Set, pumpen, nicht pumpen, Tuch, raus aus Tuch. Es hätte aus einem Comic stammen können.
Auf jeden Fall hatte ich immer wieder Momente in denen ich es nicht mehr ausgehalten habe und ihm so viel Pre-Milch gegeben habe wie er wollte. Meistens hat er dann noch erheblich mehr getrunken und erst recht wenn er die Flasche bekam. Ich hasste das Set, hasste diesen Zustand und die Milch wurde auch nicht mehr (allerdings bis heute auch nicht weniger). Es war der Wahnsinn, aber ich kam nicht da raus.
Immer wieder rief ich in meiner Verzweiflung die Stillberaterin an, die zwar nett war, aber nicht verstand wo mein Problem lag. Irgendwann holte ich dann eine zweite dazu, eine Praktikantin der ersten. Diese kam zu mir, hörte sich meine Geschichte an und entschied sofort: Vergessen sie das stilen. Tun sie es so lange und so oft sie wollen, aber geben sie dem Kind die Flasche dazu und so viel Milch wie es trinken mag. Holen sie sich psychische Hilfe, denn sie leiden.
Ich sah es ein, mit der Hilfe. Sie gab mir eine Adresse. Doch die Sache mit der Flasche, vor der hatte ich zu viel Angst. Die andere Stillberaterin hatte gesagt ich könnte ihn überfüttern ...
Ich ging zu der Adresse und gerat an eine wundervolle Frau. Der erste Mensch in meinem Leben, die irgendwas in mir bewirken konnte. Sie fragte mich dann, was ich wegen des Stillens machen möchte und ich antwortete ihr unter Tränen, dass ich möchte, dass mein Kind entscheidet wie viel es trinkt und nicht ich, dass er so viel Pre-Milch bekommt wie er will. Von da an war wenigstens dieser Spuk vorbei und mein Sohn bekam endlich was er brauchte und nahm auch endlich richtig zu. Die Angst, dass ich ihn überfüttere ist bis heute nicht ganz weg, aber sie ist eingedämmt.
Aber selbst diese wundervolle Frau stößt ein bisschen an Grenzen, sie ist keine Ärztin. Sie sagte irgendwann, dass ich auf den ersten Blick stabiler wirke als ich eigentlich bin, dass sie sich darin getäuscht hat. Es wäre vielleicht gut, wenn ich noch mal zu einem richtigen Psychater gehe und mir Medikamente verschreiben lasse. Ich ging denn ich war mit ihr einer Meinung.
Dieser war die Katastrophe schlechthin. Er hörte sich meine Geschichte an, unterbrach mich als ich sagte mein Sohn sei im Geburtshaus zur Welt gekommen mit "ich hätte meiner Frau nie erlaubt, ins Geburtshaus zu gehen". (Vielen Dank sie Ar... das hilft mir sehr weiter und tut auch echt viel zur Sache). Gesagt hat er sonst nicht viel, aber er verschrieb mir Sertralin 50mg mit dem Kommentar "Ich habe das schon Frauen verschrieben, denen es nicht so schlecht ging wie ihnen".
Mehr wollte ich von diesem Mann nicht wissen. Ich recherchierte also selbst im Internet, ob das Sertralin wirklich sinnvoll und eventuell hilfreich sein könnte und entschied mich dafür. Ich hatte keine Nebenwirkungen und es begann auch die gewünschte Wirkung zu entfalten. Wobei ich nicht sagen könnte, dass es besonders toll war. Es dämpfte halt alles ein bisschen. Die schlimmen Ängste, ja, aber leider auch positive Empfindungen. Ich war innerlich eher abgestumpft, aber so funktionierte ich halt besser, konnte meinen Alltag besser bewältigen und letztlich war es sicherlich auch für meinen Sohn besser. Ich habe es aber so schnell wie möglich wieder abgesetzt, vermutlich aber etwas zu früh.

Die Trauer über die Gelbsucht, das Krankenhaus und das Stillen habe ich bis heute nicht mal im Ansatz überwunden. Jeden Tag könnte ich darüber heulen, aber egal wie viel ich heule, es wird einfach nicht besser. Sonst kenne ich das von Trauer nicht, dass man sie nicht "trauern" kann, dass sie nicht besser wird, wenn ich es beweine. Aber egal wie viel ich weine, es wird nicht besser. Ich kann kaum Fotos von meinem Sohn damals ansehen, es zerreißt mir das Herz. Es gibt ein Video, wie er an meiner Brust trinkt und das kann ich unter keinen Umständen ansehen, schon allein beim Gedanken daran zerreißt es mich. Dieses süße Gesicht, dieses wunderschöne Gefühl, es ist mir genommen worden, so fühlt es sich an. Bevor es Zeit dafür war.

Die Trauer war nie weg, aber wenigstens waren die Ängste im Schach. Nicht weg, aber handelbar. Diese Woche sind sie es wieder nicht mehr. Nicht so schlimm wie sie schon mal waren, aber trotzdem furchtbar. Sie lassen sich so schwer in Worte fassen. Ich fürchte irgendwie alles und nichts. Mein Sohn schläft noch 2mal am Tag und ich fürchte mich davor, ihn ins Bett zu bringen (das Bett hat den Teufelskreis mit dem Stillen ersetzt, jetzt ist hier der Teufelskreis).
Er will dann nicht schlafen, wehrt sich, schreit. Und ich denke: du tust ihm Zwang an, wie soll er denn schlafen, wenn du ihn zwingen willst. Bring ihn einfach gar nicht ins Bett, besser müde als Zwang. Er ist so müde, ich kann die roten Augen nicht mehr sehen. Ich muss ihn ins Bett bringen, ich finde erst Ruhe wenn er geschlafen hat (was er meist dann doch irgendwann tut).

Er muss schlafen, er ist hundemüde. Ja, aber nicht wieder in Panik verfallen, wie soll er bei deiner Unruhe schlafen? Du musst dich entspannen (haha), damit er schlafen kann. Es ist deine Schuld, dass er nicht schlafen kann. Er bekommt zu wenig Schlaf, weil du so ein Drama daraus machst. Lass es einfach, besser müde als unter Zwang schlafen. Nein das geht nicht, Schlaf ist ein Grundbedürfnis, du kannst es ihm nicht einfach verweigern. Vielleicht hilft es, wenn du alles dunkel machst. Sei gelassen. Darfst du ihm erlauben, noch im Bett zu toben? Was willst du dagegen machen? Ihn festhalten. Dann zwingst du ihn. Quatsch, wenn du das nicht in Wut machst, ist es kein Zwang, klar schreit er, aber du hast es schon getan, da ist er ganz schnell eingeschlafen. Woher willst du das wissen? Vielleicht hat er nur aufgegeben. Aber er hat dann gut geschlafen. Du weißt es nicht ... Dann ohne festhalten, irgendwann schläft er schon, er ist ja müde. Er spielt seit Stunden mit allem, dann schreit er. Dann legst du ihn an die Brust. Die will er nicht. Du zwingst ihn an die Brust. Blödsinn, er ist ein Baby, er protestiert einfach erst mal bei allem wenn er müde ist. Aber er will nicht gezwungen werden. Du zwingst ihn nicht, du zeigst ihm was jetzt gut ist. Du bist schlecht für ihn. Deine Gedanken sind schlecht für ihn. Er will weg von dir, weil du ihn zwingst. Entspann dich endlich, leg dich hin, lass deine Muskeln locker. Die sind locker, ich bin total entspannt (haha). Ja siehst du, er schreit wieder, also warst du doch nicht entspannt. Blödsinn, Babys schreien nun mal, nicht alles was er tut ist nur weil du so unentspannt bist. Ja, aber hier ist es der Fall. Er will nicht so schlafen. Mein Baby kann nicht ohne Geschrei ins Bett, weil du so unfähig bist. Dein Baby wird ein Leben lang schlecht schlafen, weil du so ein schlechtes Vorbild bist. Du kannst ja selbst nicht schlafen, wie soll er es dann tun? Kauf ein Buch, damit ihr euch erst entspannen könnt. Lies im Internet, wie man es richtig macht, dann wird es besser. Braucht er vielleicht weniger Schlaf, die einen sagen die Leute überschätzen den Schlafbedarf ihres Babys. Die anderen schreiben aber, wenn sie übermüdet sind, sind sie schwerer zur Ruhe zu bringen. Rhythmus sei wichtig, aber das ist doch Blödsinn, du kriegst keinen Rhythmus hin, was sollst du denn machen, wenn er gekackt hat, dann muss er sauber gemacht werden, auch wenn jetzt Schlafenszeit ist. Wie lange versuchst du, ihn zum schlafen zu bringen, bevor du aufgibst? Du kannst das nicht den ganzen Tag machen. Ach lass ihn doch, schlaf wenigstens selbst, er kann ja nicht rausfallen. Ich kann nicht schlafen wenn er so rumwühlt. Ja wie soll er denn da schlafen? Wenn du nur daliegst und ihn in Gedanken abstrafst. Andere Frauen singen Schlaflieder für ihre Babys, du zwingst ihm deine Brust auf, nur weil du das Wochenbett wieder aufleben lassen willst. Du machst ihn abhängiger von dir als er ist. Er schläft nicht genug. Er wird nie genug schlafen. Schlafmangel führt zu Gewichtszunahme. Er wird fett werden. Alle werden ihn hänseln. Er wird unglücklich und einsam, genau wie du. Wie denn auch sonst mit so einer Mutter? Er ist stark, das zeigt er jeden Tag. Ja, aber du machst ihn mürbe, so viel Kraft hat er gar nicht. Vielleicht kann er sich eines Tages lossagen. Vielleicht. Vielleicht wirst du auf ewig seine Geisel sein. Er ist so süß. Ich liebe ihn so. Dann tu das beste für ihn und gebe ihn jemandem, der gut für ihn ist. Er will seine Mama, egal wie schlecht ich für ihn bin. Er wird es nie verkraften, wenn ich ihn weggebe. Das kann ich ihm nicht antun. Das ist ja noch schlimmer als alles andere. Dann musst du für ihn entspannen, damit er schlafen kann, sei endlich eine gute Mutter. Morgen werde ich die perfekte Mutter sein, ich werde dran arbeiten, ich mache alles, ich werde mich noch besser kontrollieren, noch besser zu ihm sein, er soll alles haben. Warum bist du nicht mehr so wie im Wochenbett? Da wusstest du genau was zu tun ist. Er ist älter, er ändert sich, das von damals funktioniert nicht mehr, er will nicht nur noch kuscheln. Nur liebhaben funktioniert nicht mehr. Das Wochenbett, er war so süß, diese Zeit ... nicht daran denken, du musst JETZT für ihn da sein, er braucht dich jetzt, nicht in der Vergangenheit. Du kannst später trauern und es bringt ja eh nichts.

Ehrlich gesagt, ich glaube das ist nur 1/10 meiner Gedanken die in Sekunden sich durch meinen Kopf jagen. Kein einzelner davon ist so schlimm, dass er sich nicht aushalten lässt, aber die Summe, die schiere Gewalt ist so unerträglich anstrengend, dass sie mich alle Kraft kostet. Ich kann nicht mehr. Ich will mich selbst in meinem Kopf nicht mehr hören. Ich hasse diese Gedanken.

Ehrlich gesagt glaube ich mittlerweile, dass ich schon leicht depressiv bin, solange ich denken kann und auch schon lange und viel mit Ängsten zu kämpfen hatte. Es ist jetzt nur der traurige Höhepunkt und wenn ich "Spezialisten" (die ich auch schon früher aufgesucht habe) etwas davon erzähle, dann wird das nicht ernst genommen, denn was ist so schlimm an dem Gedanken "mein Kind muss jetzt schlafen, es sieht furchtbar müde aus".
Ich habe jetzt eigenmächtig wieder das Sertralin genommen und habe am Montag einen Termin in einer Klinik ob ich da vielleicht stationär aufgenommen werden kann.
Ich habe Angst davor. Angst, dass sie mich wegschicken, weil es mir ja viel zu gut geht. Angst, anderen Frauen, die es dringender brauchen, einen Platz wegzunehmen. Angst, doch den Platz zu bekommen und es kann mir wieder keiner helfen. Angst, dass wir dort sind und mein Sohn noch mehr leidet. Angst, dass sie mich mit meinem Schlafproblem erst recht allein lassen. Angst, dass alles nur schlimmer wird, weil mein Mann nicht da sein kann. Angst vor der Überheblichkeit mancher Ärzte (siehe oben), wenn ich mich vor Verzweiflung nicht wehren kann. Angst, zu kneifen und dann zu Hause wahnsinnig zu werden.

Ach ja ... helfen könnt ihr natürlich auch nicht, aber es hat einfach mal gut getan, es nieder zu schreiben. :-(
Ich wünsche Euch allen viel Glück und alles Gute.
Sanna
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Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Sanna »

Herzlich willkommen bei uns!

Es hört sich nicht an, als ob du "zu gesund" wärst. Um da eine Diagnose zu erstellen muss ein Facharzt eine anständige Anamnese machen. Für welche Klinik interessierst du dich denn? Mit Mutter-Kind-Einheit?

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Emmi3101

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Emmi3101 »

Hallo erst einmal und herzlich willkommen hier :-)
Ich finde ebenfalls nicht, das sich das was du beschreibst, gesund anhört.
Du schreibst, das dir diese Gedanken in Sekunden durch den Kopf gehen :shock: das ist kräfteraubend und zerrt die letzten Reserven aus dir raus!!
Ich finde es gut das du dich um einen stationären Aufenthalt kümmerst, denn genau das wird dir auch helfen. Gehe bitte in eine Mutter Kind Einheit, dort wird dir sehr gut geholfen. Der klinikalltag besteht dort aus Ergotherapie, babymassage, videointeraktion, Einzelgesprächen, psychoedukation, müttergruppe, Yoga,Entspannung usw. Dies kann natürlich von klinik zu Klinik variieren. Es gibt auch Betreuungsplätze für die Kinder.
Ich kann dich nur darin bestärken das sertralin zu nehmen& dir Hilfe zu suchen. Mir hat es sehr geholfen und ich habe wahnsinnig davon profitiert

Liebe Grüße
Kurina

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Kurina »

Hallo und vielen Dank für eure Antworten,

ja, so richtig gesund klingt das für mich auch nicht mehr, besonders wenn ich das so lese. :-(
Ich wollte in die Klinik in Leipzig, weil in Berlin erst mal keine Plätze sind, in Leipzig habe ich Montag einen Termin.
Der Alltag klingt ja ganz gut und vernünftig, aber ich habe trotzdem totale Angst davor.
Angst, dass ich das, was ich mir hier zu Hause aufgebaut habe (die Kontakte zu den Nachbarinnen und ihren Kindern) wieder verliere, Angst meinen Alltag hinterher nicht mehr bewältigen zu können, Angst, was ich denn sagen soll, wo ich bin. Soll ich ehrlich sein und davon erzählen oder soll ich mir lieber eine schwammige Ausrede einfallen lassen? Angst, was für Essen mein Kind dort bekommen wird. Bisher habe ich immer selbst gekocht, Gläschen und Fertignahrung kommen für mich eigentlich überhaupt nicht in Frage (für mich selbst ist es mir natürlich egal ... ach ja).

Gestern kam meine Schwester vorbei und das hat mich erst mal nach langem spazieren und reden mit ihr aus dem schlimmsten Tief herausgerissen. Davon mal abgesehen habe ich seit dem letzten Tief schon gelernt, früher die Reißleine zu ziehen und mein Kind meinem Mann zu geben, denn nichts ist schlimmer für mich als die Vorstellung, dass er mit mir in diesem Tief steckt und sich daraus ebensowenig befreien kann wie ich. Die Vorstellung macht mich wahnsinnig.

Liebe Grüße
Sanna
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Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Sanna »

Gut, dass du direkt am Montag einen Termin hast. Mir hat der Aufenthalt in einer Mutter-Kind-Einheit sehr geholfen. Kerstin hat schon gut beschrieben, wie es dort ist. Und keine Angst, man wird langsam wieder in den Alltag zurückgeführt. Zunächst mit Besuchen daheim am Wochenende, dann mit Belastungserprobungen unter der Woche. Immer mehr, bis der Schritt nach Hause nicht mehr ganz so groß ist.

Ich gehe ganz offen mit meiner Erkrankung um, denn dann muss ich mich nicht verstecken und so tun als wäre alles okay, wenn dem eben nicht so ist. Warum auch nicht? ich bin krank, und wer das verurteilt kann mich mal.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Kurina

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Kurina »

Ich fürchte mich davor :-(
Ich habe Angst, dass ich mir das alles nur einbilde und gar keine Depression habe. Schließlich ist jeder mal schlechter Stimmung.
Bin ich einfach nur faul, weil ich alles nicht hinbekomme und benutze Depression als Ausrede?
Schicken die mich wieder nach Hause weil es mir ja nicht ansatzweise so schlecht geht wie anderen?
Helfen die mir wenigstens andere Hilfe zu bekommen?
Bin ich nicht zu Hause besser aufgehoben?
Ich habe viel Unterstützung von meinem Mann und meiner Familie, mein Mann ist auch nachts da. Im Krankenhaus wäre ich da alleine in fremder Umgebung.
Gestern haben mein Mann und ich uns fürchterlich gestritten. :-( Ich glaube, dass er die Depression sozusagen mit mir durchmacht, also meine Ängste werden zu seinen und er hat auch wie ich furchtbare Angst vor meinen ganz schlimmen Tagen. Er sagt, er kann meinen Gesichtsausdruck dann nicht ertragen und mein Sohn kann das auch nicht (der fängt dann an zu schreien). :-((
An solchen Tagen habe ich dann Angst, meinem Sohn überhaupt zu begegnen, weil ich immer so empfinde, als schädige ich ihn für sein ganzes Leben, durch meine reine Anwesenheit. Ich denke das in dem Sinne gar nicht, aber es fühlt sich so an, weiß nicht ob das verständlich ist.

Ich wünschte, ich könnte so denken, dass mich jeder einfach nur kann, der mich nicht so akzeptiert wie ich bin und die Krankheit mit. Für mich alleine konnte ich das noch, aber für meinen Sohn nicht mehr. Ich habe Angst, er könnte für immer der mit der "bekloppten" Mutter sein, zum Außenseiter werden, einsam und alleine ... ach ja, immer dieselben Gedanken, immer landen sie alle dort. :-(

Ganz liebe Grüße
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Marika
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Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen liebe Kurina!

Du bist bei uns sehr richtig - ich hoffe du fühlst dich wohl und verstanden bei uns.

Eine Frage: Wenn du dir dein Bein brichst, lässt du es dann nur dann behandeln, wenn es ein wirklich komplizierter und schwerer Bruch ist? Oder auch dann, wenn ein Gips für ein paar Wochen reicht? Ich glaube, du würdest dir doch in jedem Fall helfen lassen, oder? :idea: So ist es auch mit psych. Erkrankungen. Natürlich kann man einstufen in leicht, mittelschwer und schwer - das kann bei allen Krankheiten. Das hat aber keine Auswirkung OB ich mich behandeln lasse, sondern einfach nur WIE diese Aussieht.

Ich habe deine Geschichte gelesen und finde, du brauchst auf jeden Fall dringend HILFE! Warum? Weil du nicht mehr glücklich bist, weil deine Lebensqualität und die deiner Familie völlig am Boden ist. Weil es so nicht weiter gehen kann, wie du selber schon ganz richtig erkannt hast.

Hab keine Angst vor dem Termin am MO - es ist der erste Schritt um wieder gesund zu werden. Vertrau den Fachleuten, sie können zusammen mit dir sehr entscheiden ob ein Aufenthalt in der Klinik oder auch nur Tagesklinik für dich richtig ist.

Ãœbrigens kenne ich diese Gedanken auch: bin ich wirklich krank, oder einfach nur faul und bilde mir was ein? Jemand der wirklich faul ist, stellt sich diese Frage nicht, glaub mir. Dieses Gedankenkreisen ist ein eindeutiges Zeichen deiner momentanen instabilen Verfassung.

Morgen ist Montag - ich werde fest an dich denken. Berichte und doch dann bitte vom Termin, ja!

Glaub mir - es kann so schön sein, auch wenn alles im Moment nur grau und schwarz ist. Lass dir helfen, du kannst gesund und glücklich werden!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Kurina

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Kurina »

Lieben Dank für eure guten Wünsche :-)
Wir waren heute dort und alles hat einen sehr guten Eindruck gemacht.
Die Ärzte mit denen wir das Gespräch hatten waren sehr einfühlsam und wirkten kompetent.

Leider habe ich dort vor Ort gemerkt, wie schlimm es eigentlich ist. Ich hatte rasende Angst davor, mein geliebtes Haus für die Klinik zu verlassen, ertrug den Gedanken gar nicht. Sie wollen da mein Kind therapieren, mich nur stabilisieren ... ich weiß noch nicht so richtig wie das aussehen wird.
Ich bin überfordert, kann diese Entscheidung gar nicht treffen, mit der Klinik gebe ich die Hilfe von meinem Mann und meiner Mutter auf -> meine 2 größten Sicherheiten in meinem jetzigen Leben.
Die Krankenkasse meines Sohnes muss bezahlen, die wollen aber von einem Arzt einen schriftliche Bescheinigung warum bei meinem Sohn ambulante Therapien nicht mehr anschlagen ... oh man ich mag einfach nicht mich mit so einem Bürokratieblödsinn auseinandersetzen. Warum bin ich so ein Kind? Manchmal finde ich, mein Sohn ist erwachsener als ich. Der kriegt wenigstens was auf die Reihe :-(

Das mit dem Vergleich mit dem Beinbruch war aber gut :-) das leuchtet ein.
Hanna3756

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Hanna3756 »

na du. Ich habe diesen thread mitverfolgt. Was ich jetzt gerade nicht verstehe ist wieso dein Sohn therapiert werden soll und du nur stabilisiert werden sollst?? Was hat denn dein Sohn? Sorry vielleicht habe ich auch was überlesen. LG und ich schicke dir ganz viel Kraft rüber.
Kurina

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Kurina »

Vielen lieben Dank für euren Zuspruch,

warum mein Sohn therapiert werden soll? Tut mir leid, ich habe nicht sehr zusammenhängend geschrieben, es ist alles ein bisschen wirr und erklärt das auch überhaupt nicht, für mich kam es aber auch überraschend.
Weil er der Leidtragende meiner Depression ist.
Wenn es mir schlecht geht, geht es auch ihm schlecht und außerdem hat er massive Schlafprobleme, tags will er kaum einschlafen und sowohl nachts als auch tags schläft er nur kurz am Stück.
Ganz ehrlich?
Ich habe keine Ahnung, was davon jetzt auf meine Depression zurückzuführen ist und was ganz normales Verhalten ist, mit dem viele Eltern Probleme haben. Hilft aber nicht gerade, meine Ängste zu nehmen, dass die Psychologen im Klinikum das durchaus für "nicht normal" deklariert haben, obwohl sie ja nur eine kurze Erzählung gehört haben.
Generell habe ich beim Thema schlafen so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann (man sehe sich nur die Gedankenspirale an).
Auf jeden Fall wollen sie mich stabilisieren, weil sie mich in der Zeit nicht vollständig therapieren können, sie wollen aber, dass es meinem Sohn besser geht bzw. sind sie ohnehin eher für die Kinder da und die Mütter eher das "Anhängsel".

Heute ist meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil sie desorientiert und sprachgestört war. Zwar nur für ganz kurze Zeit, aber sowas kann einen Schlaganfall ankündigen, deshalb werden jetzt allerhand Tests gemacht, das war vor Jahren schon mal.
Ihr geht es soweit gut, aber meine Mutter ist gemeinsam mit meinem Mann die stärkste Konstante in meinem Leben. Nur diesen beiden kann ich mein Kind bedenkenlos anvertrauen, wenn es mir schlecht geht, auch mal einen ganzen Tag lang.

Ich bin einfach nur noch zerfressen vor Angst, ich will diese bescheuerten Gedanken nicht mehr haben. Immer das gleiche: dein Kind wird unglücklich und einsam, genauso wie du, was denn auch sonst bei der Mutter, du lebst es ihm ja vor wie es geht.. Und ich ertrage diesen Gedanken nicht. :-( Ich liebe ihn so sehr, ich wünsche mir nichts anderes auf der Welt als dass er glücklich wird.

Vielen Dank für eure Kommentare, es hilft einfach ein bisschen :)
Leena91

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von Leena91 »

Na du,

ich wollte nur sagen, du machst das toll! Du holst dir hilft für dich und für dein kind und das ist prima. Ich denke nicht, dass du alles falsch gemacht hast beim Schlafen bei manchen Kindern ist das einfach komplizierter, als bei anderen. Und auch als Mutter kann man da mal ratlos sein. Meine Tochter ist drei Monate älter, als dein Sohn und ist auch kein leichter Schläfer. Mit 10 Monaten hat sie manchmal bis 12 Uhr nachts rumgetobt und war dann anschließend noch 2-stündlich wach - ich hatte immer ein wahnsinnig schlechtes Gewissen (habe mich davon aber mittlerweile distanziert). Ich kenne das Gefühl sich nicht entscheiden zu können, vor allem Angst zu haben und dabei sich selbst immer wieder zu hinterfragen. Aber du machst das toll, du bist eine tolle Mama und du schaffst das und du bist nicht alleine.
Ich drück dich ganz unbekannterweise, weil ich so gut weiß, wie bescheiden es dir gerade geht.
morbus_teacher

Re: Bin ich zu gesund für Hilfe?

Beitrag von morbus_teacher »

Hallo liebe Kurina,

dein Beitrag ist zwar schon ein Weilchen alt, aber ich möchte dir trotzdem gerne schreiben, weil es mir ziemlich ähnlich ging. Deine Geschichte war auch die erste, die ich hier gelesen habe und ich habe mich sehr schnell wiedererkannt.

Auch ich habe lange Zeit geglaubt, dass ich mich nicht so haben soll und ich die von mir empfundene Anstrengung und Überforderung aushalten muss. Denn immerhin habe ich mich für dieses Kind entschieden und nun muss ich die Verantwortung tragen. Als ich mir letzendlich doch eingestanden habe, dass es nicht mehr geht, war ich mir immer noch nicht sicher, ob mein Zustand wirklich Krankheitswert hat oder ob ich einfach nur "schwächer" bin als andere. Vielleicht ist Muttersein ja nicht dein Ding, dachte ich.
Mir helfen zu lassen und mich an Fachleute zu wenden, war das beste, was ich tun konnte. Sich einzugestehen, dass man nicht weiterkann war für mich - nachdem die ersten Heultage überstanden waren - der erste Schritt zur Besserung. Auch hatte ich das Gefühl, endlich nicht mehr ausgeliefert zu sein, sondern aktiv etwas zu tun.

Sich Hilfe zu suchen ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Das beweist Stärke.
Von daher: Nein, du bist nicht zu gesund, denn du fühlst dich nicht gut. Inwieweit das behandelt werden muss, muss ein Arzt beurteilen, aber DU fühlst dich nicht gut, also musst du was ändern.
Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg dabei und kann dir nur sagen: Mir einzugestehen, dass ich keine richtige Befriedigung aus der Mutterrolle ziehe und ich eigentlich nur fertig und unglücklich bin, war sehr schlimm, mir war das auch vor meiner Familie unglaublich peinlich. Ich fühlte mich wieder selbst wie ein Kind. Aber nun bin ich froh, es getan zu haben, denn auch wenn es mir nicht gut geht, habe ich zumindest die Hoffnung wieder, dass es mir irgendwann wieder gutgehen wird. Und das ist für mich der halbe Weg...

Ich grüße dich, hoffe, du hattest schöne Weihnachten und einen guten Rutsch.
2015 wird dein Jahr! ;)

Liebe Grüße,
morbus_teacher
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