Nicht schon wieder

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Brina

Nicht schon wieder

Beitrag von Brina »

Hallo zusammen,
Ich heiße Brina und bin 33 Jahre alt. Ich habe vor drei Monaten meine zweite Tochter bekommen. Ich hatte bereits nach der Geburt der Großen vor 3 Jahren eine PPD und ich wünschte,ich wäre jetzt nicht hier. Damals war vieles anders als jetzt. Mein Mann arbeitete in einer anderen Stadt und ich war 5 Tage die Woche allein mit meinem Baby. Ich war hoffnungslos überfordert und wusste nicht mehr weiter. Eine Depression hatte ich schon vorher, als ich schwanger werden wollte,setzte ich mein Citalopram einfach ab. Das hätte ich vielleicht mit meinem Arzt besprechen sollen,denke ich im Nachhinein. Bei meiner ersten PPD hatte ich eine Gesprächstherapie. Die Psychologin war mir von Anfang an unsympathisch ,aber es war der einzige Platz,den ich bekommen konnte. Also ging ich hin uns es ging mir irgendwann tatsächlich besser. Als ich zum zweiten Mal schwanger wurde,habe ich den Gedanken an eine weitere PPD erfolgreich verdrängt. Mein Mann ist nun auch in der Woche zu Hause,ich fühlte mich stark und stabil.
Umso härter trifft mich nun die Erkenntnis,dass es mich wieder erwischt hat. Ich habe die ersten Wochen viel geweint,manchmal kamen mir die Tränen nur weil es draußen dunkel wurde. Ich habe mich sehr mit dem Stillen unter Druck gesetzt,da dass bei der Großen gar nicht geklappt hat. Ich habe gekämpft und mich durchgebissen und stille nun seit 3 Monaten. Es war alles gut. Dachte ich.
Dann letzte Woche der Zusammenbruch. Mein Mann war beim Sport und ich alleine mit den Kindern. Die Kleine ging nicht an die Brust, im Nachhinein denke ich,sie hatte keinen Hunger. Ich bekam Panik:"Kommt da überhaupt genug Milch?"Sonst merkte ich immer das Einsetzen des Milchspendereflex. Da plötzlich nicht. Ich bekam Herzrasen, Übelkeit, alles kribbelte. Hektisch versuchte ich sie immer uns immer wieder anzulegen,es klappte nicht. Meine Panik steigerte sich ins unermessliche. Mein Mann kam zurück,versuchte mich zu beruhigen. Nach ca.5 Stunden und kurz nach Mitternacht klappte es dann. Ich stille sie noch zwei Mal die Nacht und dachte,alles sei wieder gut. Am nächsten Morgen als mein Mann das Haus verlässt,erwischt sie mich wieder: Die Panik. Seitdem lenke ich mich immer ab,wenn ich stille. Z.B.durch Lesen hier im Forum. Ich suche nach Hilfe mein Gyn hat mir ein AD verschrieben und ich habe plötzlich Angst es zu nehmen und meiner Kleinen zu schaden (Er hat mir Zolof verschrieben ). Ich will stark sein für meine Kinder und kann es nicht. Ich breche ständig in Tränen aus und meine 3 jährige versucht mich zu trösten und fragt,warum ich traurig bin. Ich habe Angst,dass meine Kinder einen Schafen nehmen. Ich verstehe nicht,warum es mich schon wieder erwischt. Es war doch alles gut.
übermorgen habe ich ein Gespräch bei einer Therapeutin,die bei Schatten und Licht sehr aktiv ist. Ich verspreche mir viel davon.
Ich kann nicht aufhören zu weinen. Das haben meine Kinder nicht verdient.
Deshalb bin ich hier. :-(
Liebe Grüße
Brina
lotte

Re: Nicht schon wieder

Beitrag von lotte »

Hey Du,

erstmal herzlich willkommen hier bei uns ;)

Du schreibst es eigentlich schon selbst: Du hattest bereits vor der ersten SS Depressionen und hast das AD vielleicht zu früh abgesetzt.

Darauf (also auf vieles, was sich möglicherweise schon angestaut hat/was Du nicht klären konntest, die Ursachen für Deine Depressionen z.B.) kam die erste PPD, bei der die Therapie leider nicht so zu 100% hat helfen können. Und dann hast Du (was ja auch verständlich ist), einfach verdrängt, dass es noch mal passieren könnte. Die Rückfallquote bzw. das Risiko für eine neuerliche PPD liegt allerdings 50:50.
Das heisst, so richtig gut war es eigentlich nie, da Du aus meiner Sicht die 1. PPD gar nicht richtig auskuriert hast.

Und jetzt: klar, eine 3-jährige, ein Baby, das ist Stress pur. Es ist gut, dass Du so schnell ein Gespräch hast. Mit der Thera kannst Du auch deine Sorgen wegen dem Medikament teilen. Und versuche, Dich weniger unter Druck zu setzen, von wegen "Du musst stark" sein, das ist Quatsch. Wenn Dein Bein gebrochen wäre, müsstest Du auch liegen oder humpeln und bräuchtest Hilfe ;)

Du unternimmst etwas und Deine Kids tragen deshalb auch keinen Schaden davon. Sie merken, dass es Dir nicht so gut geht, aber das können sie auch mal eine Weile ganz gut ab. Außerdem ist ja noch Dein Mann als Ausgleich da, oder?

LGL
Brina

Re: Nicht schon wieder

Beitrag von Brina »

Hallo Lotte!
Danke für deine lieben Worte. Wenn ich es mal einen Moment schaffe objektiv zu sein,bin ich ganz deiner Meinung. Ich war noch nie richtig geheilt und wünsche mir sehr,dass irgendwann zu erreichen.
Mein Mann ist mir eine große Stütze. Meistens. Dieses Mal habe ich das Gefühl ihn manchmal zu nerven,eine Last zu sein. Ich verstehe das sogar,er arbeitet den ganzen Tag und zu Hause geht der Stress weiter. Als er vorhin nach Hause kam und mich als erstes weinend auf dem Sofa sitzen sah.....sein Gesicht sprach Bände. Ich weiß,dass er mich liebt. Aber ich glaube er stößt auch gerade an seine Grenzen. Zumal er in 15 Jahren Beziehung auch schon durch viele Tiefs mit mir gegangen ist.
LG
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Marika
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Re: Nicht schon wieder

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo auch von mir!

Lotte und du selber habt es bereits geschrieben: Du warst nie richtig stabil, hattest schon von der ersten PPD mit Depressionen zu tun und jetzt der erneute Stress mit 2 kleinen Kindern. Es ist daher für mich völlig nach vollziehbar warum es dich leider wieder erwischt hat.

Du brauchst keine Angst zu haben, dass deine Kinder Schaden nehmen, wenn du dir helfen lässt. Kritisch ist es für Kinder dann, wenn man eben genau das nicht tut und die Erkrankung unbehandelt lässt. Daher rate ich dir auch, dass du das AD nimmst. Es wird dir helfen stabil zu werden und dann das ganze nochmal therapeutisch an zu gehen.

Es wird wieder, versprochen. Wir werden dir dabei helfen !
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Nicht schon wieder

Beitrag von Graureiherin »

Liebe Brina,

ich schließe mich meine "Vorrednerinnen" noch an.

Außerdem denke ich, dass es für sich selber wie auch für die Kinder am wichtigsten ist, dass man authentisch ist im Umgang mit den eigenen Gefühlen wie z. B. Trauer und dem damit verbundenen Weinen.

Ich habe auf einem Seminar einmal eine Frau kennengelernt, die in Ihrer Kindheit genau gespürt hat, dass bei den Eltern "etwas" nicht stimmt (ihre Eltern waren im Krieg und traumatisiert), diesem Gespür wurde aber kein Gehör geschenkt, man hat es sogar geleugnet, behauptet alles sei gut, die Fußballweltmeisterschaft gefeiert... Die Kursteilnehmerin hat heute noch große Schwierigkeiten ihrer Wahrnehmung zu trauen.

ich hoffe es geht Dir heute gut!

mit Grüßen die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Brina

Re: Nicht schon wieder

Beitrag von Brina »

Es tut schon so wahnsinnig gut zu wissen,dass ich nicht alleine bin. Obwohl ich erst so kurz hier bin,gibt es mir viel Kraft die vielen unterschiedlichen Geschichten zu lesen.
Ich bin nicht allein. Ich bin nicht die einzige,der das passiert. Ich danke Euch jetzt schon.
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