Vorstellung

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suzilizzy

Vorstellung

Beitrag von suzilizzy »

Ein "Hallo" an alle!

Ich bin neu hier und wollte mich kurz vorstellen.
Im Mai 2014 kam mein Sohn auf die Welt. Ein absolutes Wunschkind, das in eine intakte, fast zehnjährige Beziehung hinein geboren wurde.

Die Geburt zog sich eigentlich über drei Tage, da sie wegen Übertragung Eingeleitet werden musste, was nicht so ganz funktionierte. Zum Schluss wurde er dann per Kaiserschnitt geholt, da er sich wieder aus dem Becken geschraubt hatte.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich da schon überfordert war, weil alles ganz anders als gedacht lief. Ich war nicht einfach nur glücklich mit meinem Kind, sondern hatte Schmerzen, war auf Hilfe angewiesen und alles war einfach nur stressig und turbulent.

Zuhause wurde dann alles etwas entspannter, da auch mein Mann den ersten Monat nicht arbeiten ging und es für ihn schon das dritte Kind war. Er war auf jeden Fall viel ruhiger und routinierter als ich, was mir viel Sicherheit gegeben hat.

Als er wieder Arbeiten ging, fing es schleichend an, mir schlechter zu gehen. Mein Sohn hat (nach meinem Empfinden) sehr viel geschrien und immer nur in kurzen Intervallen geschlafen. Das Stillen war eine zusätzliche Belastung für mich, weil es (gefühlt) ewig dauerte und er trotzdem nicht satt wurde und wir früh zufüttern mussten. So zogen sich auch die nächtlichen Fütterungen oft über eine Stunde hin und ich war irgendwann so müde, dass ich nicht mehr wusste, wo oben und unten ist.
Irgendwann bin ich morgens (also beim finalen Aufstehen) mit Angst aufgewacht. Ich machte mir Gedanken, wie ich den Tag mit dem Baby nur schaffen sollte und wie ich die Zeit zwischen dem Füttern füllen könnte. Ich war viel mit dem Kleinen unterwegs, jedoch mehr wie eine Getriebene. Ich wollte einfach nicht mit ihm alleine zuhause sein. Mit den vielen Aktionen habe ich den Kleinen aber wohl nur überfordert. Er schrie weiterhin sehr viel und war ständig unruhig. Ich war der Meinung er fühlt sich die ganze Zeit allein gelassen und nur ich kann ihn trösten. Ständig hatte ich das Gefühl nur für ihn da sein zu müssen und jede Sekunde, die ich auch nur an etwas anderes gedacht habe, hat dazu geführt, dass ich mich ihm gegenüber schuldig gefühlt habe.
Mein Mann und meine Eltern haben mir den Kleinen immer mal wieder stundenweise abgenommen, aber ich konnte in dieser Zeit einfach nicht runter fahren. Ich dachte nur: "Gleich kommen sie zurück und dann muss ich wieder..."
Irgendwann habe ich eigentlich gar nicht mehr geschlafen, weil ich zu angespannt war und immer damit gerechnet habe, dass der Kleine gleich wieder losschreit und ich dann wieder parat zu stehen habe, um ihn zu trösten, obwohl ich irgendwann den Glauben daran verlor, dass ich das überhaupt kann.
Meine morgendliche Angst fing an in richtige Panik über zu gehen. Ich hatte das Gefühl meinen Sohn nicht aus dem Bett heben zu können und von der Verantwortung erdrückt zu werden. Ich ging zu meinem Hausarzt und zu meiner Frauenärztin, aber die mir angeratenen pflanzlichen Beruhigungsmittel halfen gar nichts.
Nach einem Gespräch mit einem guten Freund, der selbst Erfahrungen mit Depressionen hat, entschloss ich mich dazu, mir Antidepressiva verschreiben zu lassen. Bei diesem Arzttermin wurde mir gleich nahegelegt, mit meinem Sohn auf die psychiatrische Mutter-Kind-Station zu gehen, wogegen ich mich lange gewehrt habe. Auf keinen Fall wollte ich in die "Klapse". Nach langem Drängen von Partner und Freunden, ließ ich mich dort dann doch auf die Warteliste eintragen.
Kurz darauf kam der totale Zusammenbruch. Wir hatten bis dahin zwar schon organisiert, dass morgens immer jemand bei mir war, um mich zu unterstützen, aber das reichte nicht mehr aus. Eines Morgens konnte ich nicht mehr. Ich wollte nur noch tot umfallen und den Kleinen soweit wie irgend möglich von mir weg haben. Ich hätte ihn in dem Moment ohne zu zögern in eine Pflegefamilie gegeben, weil ich das Gefühl hatte, dass er es überall besser als bei mir hat. Habe dann entschieden ohne ihn in die Klinik zu gehen (für uns beide hatten sie noch keinen Platz), aber eigentlich war es die Flucht aus der Verantwortung.
Ich war so erleichtert als ich endlich alleine in meinem Zimmer dort war, Beruhigungsmittel bekam und endlich schlafen konnte. Gleichzeitig überfielen mich die schlimmsten Schuld- und Versagensgefühle, weil ich mein Kind zurückgelassen hatte und auch noch froh darüber war.
Tagsüber durfte mein Baby immer zu Besuch kommen und ich hatte jedes Mal Angst davor. Erst abends, wenn er wieder weg war konnte ich durchatmen.
Nach einer Woche konnte auch er ganz auf die Station kommen. Dann wurde es langsam besser, wobei mich die morgendliche Angst, ihn nicht versorgen zu können und ihm nicht gerecht zu werden, noch sehr lange blieb. Diese Episoden wurden aber immer kürzer.
Nach viereinhalb Wochen fühlte ich mich dann fit genug, um wieder nachhause zu gehen. Wir hatten schon lange vorher einen Urlaub geplant, den ich unbedingt mitmachen wollte.
Am ersten Morgen im Urlaubsort bekam ich eine riesige Panikattacke. Ich hatte Schuldgefühle meinem Mann gegenüber, da er sich die Nacht über um unseren Sohn gekümmert hatte, weil ich nicht aus dem Bett kam. Ich war der festen Überzeugung als Mutter gänzlich versagt zu haben. Meine Gefühle wurden immer stärker und ich hatte das Gefühl durchzudrehen und war kurz davor mir etwas anzutun.
Meine Mutter und mein Opa haben mich und den Kleinen dann abgeholt und am nächsten Tag konnte ich nach vielen Gesprächen, Gott sei Dank, wieder zurück auf die Station. Diesmal gleich mit Kind.
Insgesamt war ich dann 10 Wochen in stationärer Behandlung. Zum Schluss dann noch eine Woche als Tagesklinikpatientin.

Seit kurz vor Weihnachten sind wir endlich wieder zuhause und bisher lief wirklich alles ziemlich gut. Meine Ängste sind derzeit weg und Schlafen kann ich auch endlich wieder. Die Bindung zu meinem Kind hat sich gefestigt und ich empfinde ihn nicht mehr nur als Last und Bürde. Wir haben endlich auch richtig Spaß miteinander.
Die Schuldgefühle holen mich in abgeschwächter Form immer wieder mal ein, wenn ich mir (in welcher Form auch immer) Zeit für mich genommen habe. Hier muss ich noch an mir arbeiten.

Im Februar kann ich meine Therapiegespräche ambulant fortsetzen und ich nehme weiterhin Antidepressiva.

Soviel für den Moment.

Ich freue mich auf den Austausch mit euch!
Sanna
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Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Vorstellung

Beitrag von Sanna »

Herzlich willkommen hier bei uns! Deine Geschichte berührt mich sehr und ich finde es toll, dass du dir Hilfe geholt hast. Das hast du richtig gut gemacht!!

Komm immer her, wenn dir danach ist!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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