Dunkle Tage

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karin

Dunkle Tage

Beitrag von karin »

Hallo! Ich bin Mutter von 2 Kindern, 2 Jahre und 3 Monate. Die erste Geburt wär sehr traumatisch für mich, da es sehr schnell ging und die Kleine schlussendlich im Stiege aus zur Welt kam. Die damalige Hebamme war der Meinung ich müsse nicht ins Krankenhaus,somit war ich von Anfang an mit ihr daheim. Stillen klappte nicht, die Kleine war recht unruhig und ich konnte bald nicht mehr schlafen und nicht mehr essen. Da meine Mutter ihr Leben lang psychisch krank war, hatte ich natürlich immer die Angst zu dasselbe zu bekommen. Ich hab dann gleich reagiert, bin zum Psychiater habe Cipralex bekommen und konnte bald wieder schlafen und essen. Danach ging es mir schnell wieder besser. Bis zur zweiten Geburt. Maleah war eine Traumgeburt und auch Im Krankenhaus wurde ich super betreut. Stillen klappte wieder nicht, aber ich habe abgepumpt. Zuhause angelangt hab ich gleich Grippe bekommen, Maleah bekam gleich Bronchitis und die Grosse Magen Darm. Neben der Versorgung der Kinder und dem Abpumpen der Milch blieb keine Zeit zum atmen mehr fuer mich. Ich merkte wie ich plötzlich Ängste bekam. Ich hatte Angst um meine Kinder, plötzliche Angst vor dem Sterben, Autofahren etc. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr, ich hatte das Gefühl wie wenn mir jemand auf der Brust sitzt und zwar den ganzen Tag. Sämtliche Arztbesuche waren ergebnislos Bistum ersten mal mein Doktor meinte es sei psychosomatisch. Dann kam ziemlich gleich die erste Panikattacke - ich konnte mich nicht mehr bewegen. Er hat mir dann ein Medikament gegeben gegen Depressionen und angstlösend. Das hat mich dann super gedämpft bis einige Tage später zum ersten Mal Zwangsgedanken kamen. Ich hatte Angst meiner kleinen Tochter was anzutun. Ich bin dann gleich zum Psychiater und die hat mich auf Cipralex umgestellt. Leider reagiert Mein Körper auf Angst ziemlich resolut zur Zeit. Ich hab nur noch gebrochen und konnte nix mehr essen. Ich kam dann fuer 10 Tage ins Krankenhaus wo ich dann in ein tiefes Loch fiel. Meine Psychiaterin könnte mir gleich einen Platz in ner Tagesklinik verschaffen. Diese Woche war ich zum ersten Mal da. Ich hab wieder gebrochen :-( . Jetzt bekomme ich am morgen Xanax und mit dem Cipralex wird geschaut ob es weitergegeben wird oder ob wir umsteigen müssen. Ich reagiere sehr heftig mit Schwindel, Übelkeit und Benommenheit. Ich hab mit 5 mg angefangen und die 10 mg hab ich gar nicht vertragen. .. Obwohl ich Cipralex schon mal hatte reagiere ich jetzt so heftig drauf.
Mal schaun wies weitergeht . Morgen startet die zweite Woche in der Klinik. Ich hoffe das ich wieder ein normales Leben führen kann.
Was mir hilft sind die täglichen Telefonate mit Marika, die mich sehr stärkt in dieser Zeit. Danke dafür.
Liebe Grüsse
Karin aus Liechtenstein
PS ich schreib vom Handy aus. Rechtschreibung Bitte ausblenden :-)
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Marika
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Re: Dunkle Tage

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen, liebe Karin!

Wie schön, dass du zu uns gefunden hast, auch wenn der Grund natürlich null und gar nicht schön ist. Aber ich glaube, dass du sehr profitieren kannst, auch andere Meinungen und Erfahrungen zu hören, als nur ausschließlich meine "bescheidene". :wink:

Als ich das alles jetzt nochmal gelesen habe, ist mir so richtig bewusst geworden, was für ein Stress du eigentlich hattest in der letzten Zeit. Dieses Gefühl keine Luft zu bekommen, ist mit Sicherheit psychosomatisch. So gesehen, haben dir die Umstände ja auch sämtlichen Raum und somit auch "die Luft zum Atmen" genommen. Dein Körper hat die eigentlich "nur" die Notbremse gezogen. Gut, dass du das erkannt hast und dir sehr schnell jetzt helfen lässt.

Wir erleben es hier oft, das ein und das selbe Medikament plötzlich nicht mehr so gut oder nicht mehr bzw. anders wirkt. Woran das liegt, kann man oft gar nicht genau sagen. Aber eine Lösung gibt es trotzdem immer, das wirst du beim Lesen hier selber merken.

Wie geht's dir denn mit dem Xanax und den 5 mg Cipralex? Besser als mit den 10 mg? Merkst du irgendeinen Unterschied?

Ich schaue später nochmal rein, muss meinen Kleinen abholen, der bei Oma geschlafen hat, weil wir wieder mal abendlichen Ausgang hatten.... :wink: Und andere Antworten wirst du sicher auch noch bekommen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Re: Dunkle Tage

Beitrag von lotte »

Hey Du,

mir ist sofort eingefallen, dass Du mit Deiner ersten traumatischen Geburt dann wohl ziemlich allein gelassen wurdest. Diese liegt ja nun noch nicht sooo lange zurück. Gut, Du hast es dann mit dem Medi wieder hinbekommen, aber wohl nie so richtig verarbeitet/darüber gesprochen?

Jetzt das 2. Kind. Leider ist die Rückfallquote so um die 50%, um erneut an einer PPD zu erkranken. Dann die Überforderung mit Kleinkind und Baby. Das ist wie ein riesen Berg, der dann iwann wie unüberwindbar erscheint.

Sobald Du richtig eingestellt bist, würde ich Dir eine Therapie empfehlen, um a) ein bisserl danach zu schauen, woher das bei Dir alles rührt (Mutter selbst krank) und b) wie du langfristig dafür sorgen kannst, dass Du trotzdem (Stress) Deine Bedürfnisse wahrnehmen kannst, damit Dein Körper eben nicht erst mit Angst reagieren muss.

Alles Gute!
LGL
karin

Re: Dunkle Tage

Beitrag von karin »

Ja stimmt, ich hab zwar gleich reagiert nach der ersten Geburt und hab auch eine Psychotherapie gestartet. Allerdings war das wahrscheinlich der falsche Therapeut. Ich hab ziemlich schnell wieder abgebrochen.
Ich muss auch dazu sagen dass die zweite Schwangerschaft nicht so schnell geplant war. Emilia War ein sehr anstrengendes Baby und ich hab auch gleich wieder angefangen zu arbeiten. Das alles war dann wohl zu viel.
Ich werde nach der Tagesklinik auf jeden Fall wieder in Therapie gehen. Ich hab bei Maleah schon gestartet, dann kam der Zusammenbruch. Jetzt werd ich ja in der Klinik betreut. Mit welchen Therapieformen hattet ihr positive Erlebnisse? Es gibt ja soviele Richtungen. Ich wuerde gerne eine Aufarbeitung machen und aber auch Strategien kennenlernen, damit es nicht nochmal zu so einer Situation kommt.
Hab heut morgen meine erste Xanax genommen und muss sagen ich bin ein anderer Mensch. Kein Schwindel mehr, keine Ãœbelkeit, keine Benommenheit. Klarheit im Kopf.
Ich denke mein Körper muss jetzt erst mal runterfahren. Vielleicht Vertrag ich auch dann das Cipralex wieder besser.
Mal sehen.
Gut Nacht zusammen!
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Marika
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Re: Dunkle Tage

Beitrag von Marika »

Hey du,

mensch SUPER!!!! So ging es mir mit Xanor (=Xanax) auch. Für die ersten Wochen war es ein echter Segen für mich, danach hat mich Cipralex aufgefangen. Es ist auf jeden Fall richtig und wichtig, dass dein Körper jetzt zur Ruhe kommt und du wieder eine erste Stabilität bekommst. So werden die Stresshormone runter gefahren, die können nämlich wirklich alles durcheinander bringen. Aus neueren Studien weiß man, dass hier wirklich ein großer Grund für psych. Instabilitäten liegt.

Mir hat eine Kombi aus Tiefenpsychologischer und Verhaltenstherapie geholfen. Im ersten Teil haben wir geschaut, woher das ganze kommt, in der Verhaltenstherapie dann habe ich Strategien gelernt, wie ich mit den Ängsten und ZG im Alltag umgehen muss.

Sorry, dass ich mich erste jetzt wieder melde, aber unser Tag war heute sehr turbulent. Spontaner Besuch aus Wien war da usw...

Freu mich vielleicht morgen von dir zu hören!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Dunkle Tage

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

Du fragst nach Therapieformen.

Meine Erfahrungen sind diese:
Um Strategien für akute Situationen (Umgang mit ZGs, Ängste, Unruhe etc.) zu erhalten, ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll. Teilweise wird auch die Vergangenheit innerhalb der VT immer wieder mitangesprochen und Verbindungen zum jetzigen Leben gezogen.

Mir helfen die Erkenntnisse der Verhaltenstherapie beim Umgang mit Zwangsgedanken. Ich kenne übrigens auch die gleichen Ängste wie Du. Meine Mutter (ein beachtlicher Teil meiner Familie überhaupt) hat psychische Probleme und ich hatte auch immer Angst so zu werden wie sie. Aber nein so ist es nicht! :wink: ich habe zwar auch was am Oberstübchen, aber eben ganz anders :D Spass bei Seite, auch bei diesen Angst-Gedanken hilft mir die VT.
Zusätzlich bin ich noch in einer Gesprächstherapie (ich nenne sie immer meine Herztherapeutin, da meine VT-Thera äußerst "streng" ist, wenn auch sehr gut), dort geht es dann um das "innere Kind" etc, also mehr um Vergangenheit und den Bezug zu heute. Psychoanalyse habe ich für mich ausgeschlossen, aber das muss jeder selber entscheiden.

Insgesamt habe ich deinen Beitrag als strukturiert empfunden und denke Du hast schon ganz gute Gedankenansätze wie es weiter gehen könnte. Du hast sicherlich einen anstrendenden Weg vor Dir aber ich denke er wird sich lohnen!!!

Stell gerne immer wieder Fragen hier und berichte von den Therapie"fortschritten".

viel Geduld und Mut und Kraft
wünscht die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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