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GoldenWinter

Hallo, liebes Forum!

Beitrag von GoldenWinter »

Hallo, liebe Forum-Mitglieder!
Seit heute bin ich nun freigeschaltet...und irgendwie ist es ein komisches Gefühl wieder über diese Krankheit nachdenken zu müssen/können/dürfen.

Ich erkrankte nach der Geburt unseres Sohnes im Dezember 2011 an einer PPD. Da wusste ich noch nicht, dass man das so nennt. Ich nannte es den großen Schatten oder einfach das Nichts - denn da war nichts. Keine Freude, keine Liebe, kein Sinn. Ich dachte auch, ich würde mein weiteres Leben in diesem dunklen Loch verbringen. Mit der Geburt war ich gestorben...
Dabei sah ich mich auch nach der Entbindung immer noch auf dem Sofa sitzen mit der großen Kugel und einem Grinsen im Gesicht. Ich habe mich so auf das Kind gefreut! Und auch die Geburt war toll. Ohne Komplikationen. Eine fast berauschende Erfahrung.
Und dann war da einfach: nichts.

Ich schleppte mich durch die Tage und Nächte. Versorgte unseren Sohn mechanisch. Wollte und (wahrscheinlich deshalb) konnte ihn nicht stillen. Manchmal überlegte ich mir, wie ich ihn 'loswerden' könnte, oder wie ich einfach abhaue. Gedankenspiele tagein und tagaus. Nur unterbrochen von seinem ständigen Gemecker und Gebrüll...überhaupt seiner Anwesenheit.

Nach außen schauspielerte ich ganz gut. Ab und an hörte ich nur: Du könntest aber ein wenig glücklicher aussehen.

Erst nach gut 6 Monaten sprach mich meine Frauenärztin an und konfrontierte mich mit der 'Diagnose': Postpartale Depression. Sie überwies mich gleich in eine Klinik, da die Gefahr bestand, dass ich mir oder dem Kind etwas antue.
Diese Tage in der Klinik öffneten mir die Augen. So sollte und konnte es nicht weitergehen. Es fand sich schnell eine Psychologin, die mich dann ambulant betreute. Zusammen mit 100mg Citalopram und einer Therapie ging es dann Schritt für Schritt aus dem Schatten in das Licht.

Ich musste lernen Mutter zu sein UND mich trotzdem noch als der Mensch zu betrachten, der ich vor der Geburt war. Denn der war nicht tot! Und ich entdeckte die Liebe zu meinem Sohn, die da tief unten vergraben war.

Warum ich mich jetzt hier angemeldet habe? Weil wir nach fast 3,5 Jahren über ein zweites Kind nachdenken und mich leider langsam die Angst beschleicht, wieder an einer PPD zu erkranken.

Ganz liebe Grüße!
GoldenWinter
Charleenmaxim

Re: Hallo, liebes Forum!

Beitrag von Charleenmaxim »

Hetzlich willkommen! Schön eine geschichte mit happyend zu lesen! Verstehe deine angst! Wenn ich das beim ersten kind gehabt hätte, wäre das wahrscheindlich ein einzelkind!
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Marika
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Re: Hallo, liebes Forum!

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen "Golden Winter",

deine Geschichte ist trotz der Tragik schön zu lesen, vor allem weil es dir heute wieder gut geht und du auch sehr gute ärztliche Betreuung hattest. Alles was du schreibst kann ich zu 100 % nach vollziehen. Meine PPD ist schon 10 Jahre her und ich kann ebenfalls sagen: Mir geht es heute sehr, sehr gut! :D

Du bist bei uns sehr richtig, da du noch einen Kinderwunsch hast. Die Rückfallmöglichkeit ist natürlich gegeben, aber du hast jetzt das Wissen und den Vorteil, dass du genau weißt was zu tun wäre, wenn.... Du kannst dir ein gutes Auffangnetz aufbauen, das sehr viel bewirken kann und eine wichtige Maßnahme zur Prävention ist.

Schön, dass du so positives von dir berichten kannst - das brauchen wir hier so sehr!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
GoldenWinter

Re: Hallo, liebes Forum!

Beitrag von GoldenWinter »

Danke für die herzliche Aufnahme!

Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber ich hatte im nachhinein das Gefühl, dass die Aufklärung des Partners und der Familie hätten besser laufen müssen. Ich hatte mich damals zunehmend verantwortlich gefühlt auch dort noch etwas aufzufangen und "Hilfe" zu leisten. Mein Mann hat sich aber leider auch sehr abgekapselt, weil er überfordert war...

Das wäre meine größte Sorge, dass es im "Wiederholungsfall" wieder so wäre. Die Kraft hätte ich nicht noch einmal!
Meli

Re: Hallo, liebes Forum!

Beitrag von Meli »

Hallo,

ich finde es schön, dass Ihr den Mut zu einem zweiten Kind habt und kann Deine Angst verstehen. Bei uns ist es noch zu
früh für ein zweites Kind, aber ich glaube, wenn es soweit ist, werde ich auch Angst haben, dass meine Familie und ich die gleiche Situation
nochmal mitmachen müssen. Das kann man eigentlich keinem zumuten. In der Zeit der Depression habe ich gedacht, dass ich
auf keinen Fall ein zweites Kind bekommen werde, obwohl ich immer zwei Kinder wollte. Jetzt sieht das wieder anders aus. :-)
Der Vorteil ist, dass Du jetzt schon weißt, was zu tun ist, wenn es wieder soweit kommen sollte bzw. Dein Mann weiß es und
kann Dir dann hoffentlich zur Seite stehen.

Ich finde es toll, dass Deine Frauenärztin die Situation damals erkannt hat. Meine hat mich nämlich einfach weggeschickt.
Es hätte wahrscheinlich schon gereicht, wenn sie einen Flyer mit Ansprechpartnern gehabt hätte....Leider sind bei uns in der
Region die Frauenärzte noch zu wenig sensibilsiert für das Thema Postpartale Depression...

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass dieses Mal alles gut geht! Meine Ärztin meint, dass die Wahrscheinlichkeit beim
zweiten Kind geringer ist, wieder an einer PPD zu erkranken bzw. es bedeutet, auch nicht mehr so eine enorme Umstellung des
Lebens, man weiß schon eher, was da auf einem zukommt....

Viele Grüße
Meli
suzilizzy

Re: Hallo, liebes Forum!

Beitrag von suzilizzy »

Hallo auch von mir,
Toll, dass du es geschafft hast und du dich bereit für ein weiteres Kind fuehlst! Drucke die Daumen, dass es bald klappt und wünsche viel Spass beim schwanger werden :-)

Zum Thema Aufklärung für Angehörige: ich gebe dir da Recht, dass da wenig geleistet wird. Und das obwohl sie es oft genauso schwer haben wie wir. Kranke Partnerin, ein Baby das zu versorgen ist und meist noch den Job... Damit sind bestimmt die meisten ueberfordert. Wir hatten in meiner Klinik Zeit ein Paargespraech, dass aber nicht wirklich hilfreich war. Mein Mann hat dann relativ viel über PPD gelesen und ist jetzt ein kleiner Experte.
Deine Angst, deinen Mann noch mal stützen zu müssen, obwohl es dir nicht gut geht, ist nachvollziehbar. Ich gebe zu bedenken, dass er beim zweiten mal auch schon besser weiss, was auf ihn zukommen kann (ich betone KANN, nicht muss!) Und ihr koenntet jetzt schon ueberlegen, was ihr bzw. Er dann tun kann. Vielleicht kannst du einen Freund von ihm bitten, im Notfall nach ihm zu sehen und mit ihm über legen, was dann helfen könnte. Es ist immer gut, sich einen Notfallplan für den Ernstfall zu ueberlegen. Oft braucht man ihn dann gar nicht.

Lg
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