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Anolii

Nun auch hier

Beitrag von Anolii »

Hallo in die Runde!

Ich heiße Tina und bin kürzlich auf euer Forum gestoßen.

Wir haben einen mittlerweile zweieinhalb jährigen Sohn. Nach einer reibungslosen 4-Stunden Geburt war ich in den nächsten Monaten ziemlich überfordert mit der ganzen Situation. Der Kleine schrie viel meine Brust an und tat sich schwer beim Stillen. Ich wollte das aber unbedingt 6 Monate durchziehen, obwohl ich immer mehr abnahm und meine Hebamme mir dann früh riet auf Beikost umzusteigen und dann mit der Flasche tagsüber zu beginnen. Im Nachhinein gesehen hätte ich mir das echt nicht so lange antun sollen. Denn zum Schluss trank er nur noch an der Brust, wenn ich ihn dabei getragen und durch Singen beruhigt habe.

In dieser Zeit zog ich mich immer weiter zurück, traute mich nicht mehr viel außer Haus, weil der Kleine draußen noch mehr abgelenkt war und noch schlechter trank. Irgendwie war mir alles zu mühsam. Ganz besonders schlimm wurde mit der Zeit das Schlafenlegen untertags. Ich musste ihn manchmal 45 Minuten tragen, extensiv schaukeln dabei, trotz chronischen Rückenschmerzen.

Schon früh habe ich getrennt geschlafen, mein Mann brachte unseren Sohn nachts zum Stillen vorbei. Später gab er ihm das Fläschchen. Denn ich konnte überhaupt nicht schlafen mit ihm im Zimmer. Ich wachte bei jedem kleinsten Geräusch auf (und er machte soooo viele), konnte endlos nicht einschlafen. Irgendwann war ich 6-8 Mal jede Nacht wach. Ich war nur noch unter Hochspannung, schreckte mit Herzrasen nachts auf und glaubte ihn im anderen Zimmer schreien zu hören, obwohl er schlief. Tagsüber hatte ich manchmal regelrechte Stress-Attacken. Ich merkte richtig, wie die Stresshormone plötzlich durch meinen Körper schossen und ich fühlte mich, als würde mir gleich der Kopf platzen. Irgendwie war das nicht mehr ich.....

Als er unser Sohn 15 Monate alt war, heulte ich weiterhin jeden Tag. Und in Gesprächen mit einer Freundin, die direkt nach der Geburt eine Depression erlebt und in Behandlung war, realisierte ich erst, dass mein Zustand nicht normal für eine Jungmutter war. Sie machte mir Mut zu ihrer Ärztin zu gehen - eine Psychiaterin die in Wien als Einzelkämpferin eine Ambulanz für depressive Schwangere und Mütter leitet und mit ihnen seit 20 Jahren arbeitet.

Sie erfasste innerhalb weniger Minuten wie es um mich Stand und verschrieb mir Cymbalta - das sollte gleichzeitig auch gegen meine Rückenschmerzen wirken. Leider war ich die nächsten 3 Monate unterdosiert, wie eine Blutuntersuchung schließlich zeigte. Erst mit einer Dosis von 90mg war ich richtig eingestellt und nun wurde wirklich alles leichter. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit der Geburt und eigentlich seit sehr langer Zeit auch davor richtig glücklich. Ich konnte meine kleine Familie und unseren Sohn richtig genießen.

Vor einigen Wochen begann ich dann den ersten Absetzversuch. Ich war nach einiger Zeit kurzfristig sogar auf 30mg herunten, aber es ging mir deutlich schlechter. Die Stressattacken kamen in leichter Form wieder zurück und ich musste wieder dauernd weinen. Gleichzeitig stieg in meinem Job gerade der Druck aus beruflichen Gründen. Daher haben wir uns entschieden die Dosis wieder zu erhöhen. Nun bin ich seit einer Woche wieder bei 60mg.

Derzeit überlegen wir uns nun sehr, ob wir nicht bald ein zweites Kind bekommen wollen. Der Kinderwunsch ist da, aber gleichzeitig auch die Angst vor den ersen eineinhalb Jahren. Wobei ich weiß, dass ich diesmal viel abgesicherter bin durch meine Ärztin, mehr Erfahrung und bald auch in einem tollen Umfeld in einem Co-Housing Projekt. Nur ist unser Sohn ein sehr, sehr aufgewecktes, lebhaftes Kind, dass sehr viel Aufmerksamkeit einfordert und Energie ohne Ende hat.

Ich bin weiterhin ca. einmal im Monat bei meiner Ärztin Dr. Reiner-Lawugger und habe auch schon mit ihr über meinen Kinderwunsch gesprochen. Sie redet mir sehr positiv zu, da doch vieles anders laufen kann/wird. Wir würden aber wahrscheinlich auf ein anderes AD umsteigen.

So, das ist meine Story.....
suzilizzy

Re: Nun auch hier

Beitrag von suzilizzy »

Schön, dass du da bist!
Ich hoffe, der Austausch hier tut dir gut!

Alles Liebe
filomena

Re: Nun auch hier

Beitrag von filomena »

Hallo Anolii,

willkommen! Ich bin auch seit heute neu hier.
Hatte eine schlimme PDD nach 4 Monate nach der Geburt unseres Sohnes 2011. Hatte seitdem Cipralex bzw. Escitalopram genommen.
Im Januar wurde ich mit Escitalopram (nach längerer stabiler Phase) wieder schwanger! :D
Ich konnte das Medikament ausschleichen und nach der 12. Woche ganz absetzen. Und mir geht es wirklich gut.
Das schlimmste war die anfängliche Übelkeit dieses Mal, aber psychisch fühle ich mich stabil.
Werde aber das Medikament nach der Geburt wieder nehmen, um vorzubeugen. Ich weiss nun einfach, dass ich da eine "Schwachstelle" habe.
Wer sich den Arm schon drei Mal gebrochen hat, muss vielleicht bei bestimmten Tätigkeiten auch einen Stützverband tragen. So sehe ich das mit dem Medikament.
Und das Tolle ist, dass man damit trotzdem stillen kann, was ich auf jeden Fall versuchen will.
(Unser erster war ein Dauertrinker, das mache ich nicht noch mal mit. Dann gibt es eben Brust UND Flasche.. ;-))

Ich kann dir noch als Tipp geben, die damaligen Auslöser genau unter die Lupe zu nehmen und dann zu schauen, was jetzt sowieso anders wäre und was du noch ändern könntest. Man lernt ja eine Menge dazu..

Liebe Grüsse
Filo
Anolii

Re: Nun auch hier

Beitrag von Anolii »

Hallo!

Ja, darüber mache ich mir viele Gedanken. Es gab sicherlich nicht den EINEN Auslöser. Einerseits war bei mir auch das Stillen problematisch, aber ich wollte es unbedingt möglichst lange durchziehen. Würde ich nicht mehr machen, wenn es wieder so an meine körperliche Substanz (habe immer weiter abgenommen) gehen und das Baby sich wieder so schwer an der Brust tun würde. Dann kam das generelle Gefühl der Überforderung und Ängste dazu. Vor allem Angst davor hinauszugehen, weil der Kleine dort noch schlechter getrunken hat bzw. alles zu interessant zum Trinken oder Schlafen war. Das Problem mit dem Einschlafen untertags hat uns übrigens bis heute verfolgt. Nun ist er aber mit zweieinhalb Jahren soweit, dass wir langsam den Mittagsschlaf weglassen können. Ansonsten liegt viel meiner Erschöpfung daran, dass der Kleine unglaubliche Energien hat und eines der lebhaftesten Kinder in meinem Umkreis ist. Zum Glück ein wahrer Sonnenschein, aber sehr fordern. Will immer alles wissen, dauernd kommunizieren und hat mich 2 Jahre praktisch nichts anderes nebenbei machen lassen.

Ich brauche also vor allem Entlastung....eine gute Babysitterin und diesmal eine mit viel Erfahrung, damit ich ihr mehr zutraue. Mein Mann möchte auch in Karenz gehen, damit ich schneller wieder etwas arbeiten kann. Mir war phasenweise sooo langweilig - ich brauche Beschäftigung für meinen Kopf. Ich würde, wie gesagt, früher auf Milchflasche umsteigen bei Problemen. Und keine Listen mehr führen, wann das Baby geschlafen oder getrunken hat! Sondern versuchen, dass etwas lockerer zu nehmen.
filomena

Re: Nun auch hier

Beitrag von filomena »

Hallo Anolii,

also das mit dem Rausgehen war bei uns genau so. Unser Sohn war immer so schnell reizüberflutet, dass es ihm wohl draussen schnell zu viel war. Dann ging das Geschrei los und trinken wollte er auch nicht mehr. Sehr zu meinem Leidwesen, denn ich gehe gerne raus, und treffe Leute.. :roll:
Wahrscheinlich muss man sich aber eben einfach darauf einstellen, zumindest für ein paar Monate, mehr Zeit daheim zu verbringen.

Das mit dem Stillen sehe ich genauso. Es sollte nicht über die eigenen Grenzen gehen. Damit ist niemandem geholfen. Was hilft es dem Baby, wenn es zwar gestillt wird, aber eine unglückliche, ausgelaugte Mama hat??

Aber auch jetzt klingt es bei dir noch recht anstrengend. Babysitter finde ich eine super Idee. Erst mal was für dich machen, bevor du an die Arbeit denkst.. :-)

Wir haben auch einen Babysitter, den unser Sohn liebt und uns tut die Zeit als Paar unheimlich gut. Sehr zu empfehlen!

Liebe Grüsse
Filo
Anolii

Re: Nun auch hier

Beitrag von Anolii »

Nun habe ich endlich auf anraten einer befreundeten Ärztin ein Blutbild erstellen lassen. Das hat meine Psychiaterin bisher nicht gemacht. Und siehe da, ich habe einen massiven Eisenmangel bzw. eine Eisenmangelanämie. Kein Wunder also, dass ich mich seit Monaten total erschöpft und müde fühle. Auch die Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, hoher Puls etc. können dem zugrunde liegen. Oft führt Eisenmange auch zu Depressionen.....also ich bin gespannt, wie es mir nach 3 Monaten mit Eisenpräparaten gehen wird. Freue mich jedenfalls, dass ich nun endlich was tuen kann.
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