Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

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Mirabelle246

Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Mirabelle246 »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe in diesem Forum schon so viel mitgelesen.
Ich habe im Dezember 2011 meinen 2 Sohn bekommen und bin direkt in eine schwere PPD geschliddert. Eigentlich hatte ich schon eine Schwangerschaftsdepression wie ich jetzt weiß.

Ich habe mir schnell Hilfe geholt und es ging mir schnell besser. Im letzten Jahr habe ich hier mal einen Beitrag als "positive Geschichte" gepostet , wie gut es mir doch jetzt geht und wie toll alles ist.
Hahaha, kann ich nur sagen....

Seit ca 4 Wochen geht es mir ganz schlecht. Es ist alles wieder da! Nach 3 Jahren!
Ich habe bis letzten Dezember noch Cipralex genommen, dass ich wirklich über 1,5 Jahre von 20mg auf 0 ausgeschlichen habe. Seit letzten Juli war es schon keine therapeutische Dosis mehr (unter5mg).
Ich dachte, ich hätte dieses Kapitel endgültig abgeschlossen.
Und jetzt erwischt es mich wieder voll. Ich bin voller Panik über alles und jedes. Ich hab solche Angst vor der Zukunft, wie meine Kinder durch die Pubertät kommen, ob sie wohl drogenabhängig etc werden....
Ich kann nicht mehr schlafen und mich auf nichts mehr konzentrieren.
Und am schlimmsten ist... ich muß es einfach aufschreiben, in der Hoffnung ich bin nicht allein oder abartig oder....
Das Gefühl, dass ich meinem Kleinen gegenüber hatte kurz nach der Geburt ist wieder da... nämlich keins. Er ist mir wie fremd, ich denke die ganze Zeit: Warum mussten wir noch ein 2. Kind haben? Es wäre doch alles so perfekt mit meinem großen. Was hab ich mir nur gedacht. Warum kann ich es nicht mehr rückgängig machen!

Dabei war ich der Meinung, dass wir ein soo enges Band hätten! Vor allem wegen der PPD und dass wir danach extra viel aneinander gehangen haben... und jetzt wieder das!! Ich verstehe mich nicht mehr, ich kann nicht mehr
Ich kämpfe seit 4 Wochen, seit 2 Wochen nehme ich Laif 900 in der Hoffnung dass es wirkt.
Hatte die ganze Zeit noch Gesprächstherapie, aber uns sind schon die Themen ausgegangen weil es mir so gut geht.... hahaha
Und jetzt ist meine Therapeutin leider im Dauerkrankenschein.

Ich weiß nicht mehr weiter! Mein Mann tut mir so leid, er muß schon wieder die ganze Last tragen.
Ich könnte nur noch heulen. Und ich bin wütend und sauer! Warum ich, warum jetzt, warum meine Kinder, die jetzt unter mir leiden müssen.
Erst zerre ich sie auf diese Welt und dann will ich nicht....

Kennt das jemand, nach so langer Zeit?

Sorry für das konfuse Geschreibe.....
Pustblume

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Pustblume »

Liebe Mirabelle!

Ersteinmal ♥lich Willkommen. Und fühle dich ganz dolle gedrückt. Ich habe 3 Kinder und beim ersten Knd schon eine PPD gehabt. Richtig geheilt war ich nie...es ist eine Scheiss Krankheit, ich weiss. Aber du hast deine Kinder lieb und nur diese blöde Depression verdeckt deine wahren Gefühle. Niemand auf der Welt ist ohne Probleme. Oder frei von besonderheiten oder Fehler. Das ist eben unsere Besonderheit. Diese Sensibilität und Verwundbarkeit. Deswegen kriegen wir diese Depression. Aber ich habe lieber soetwas und geniesse dann jeden Tag an dem es mir gut geht. Es ist schwer. Aber wer hat gesagt, dass das Leben einfach ist? Dicken Trost Kuss alles wird wieder gut.

Pustblume
Nolita

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Nolita »

Hallo Du,

bin ganz neu hier uns stelle mich an anderer Seite mal vor, aber mich hat Dein Geschriebenes direkt angesprochen!
Fühle dich umarmt. Ich hatte auch vor 3 Jahren eine schwere Depression, da war meine Kleine 6 Monate alt und ich bin dann glücklicherweise in eine Klinik. Es ging nicht mehr anders.
Das war mein Glück dort! Neben einem guten Umfeld, Therapie und Angeboten und gan ganz wichig, sehr tollen Mitpatientinnen und der für mich damals richtigen Einstellung von Medikamenten konnte ich nach 11 Wochen wieder gehen und mir ging es danach wirklich sehr gut!
So gut wie ich dachte, dass es nie wieder würde.
Ich genoss das Muttersein in vollen Zügen, lebet eendlich wieder mein Leben, traf mich viel mit Freunden und all das was ich vorher nicht mehr konnte.
Ich stand felsenfest.

Dann nach 2 Jahren habe ich über gaaaanz lange Zeit die Medis ausgeschlichen. Ich merkte zwar, dass das was mich so stabil machte wegfiel und ich wieder näher am Wasser gebaut war, doch es ging ganz gut.

Tja und nach 8 Monaten medifrei kam vei mir im Februar auch ein Rückschlägchen.
Stress mit meiner Arbeit (ich mache mir viel Druck), schwierige fam. Situation und eine Krankheit meines Papas und schwupp, ein Trigger kam und ich sass im Loch.
Hab nur geheult und war total verlangsamt.

Durch viel Ãœben (kogn. Therapie >> Buch) und in niedrigster Dosis ein Medikament (so konnte ich wieder schlafen) gibg es wieder bergauf.

Heute, wieder einige Monate später geht es mir so lala. Hatte das Medi wieder abgesetzt und merke, ich solllte es wohl doch nehmen.

Was ich Dir sagen will: Ich kann Dich so gut verstehen!!!!

Fühl Dich gedrückt! Es ärgert mich auch, das ich scheinbar dazu neige, aber es wird wieder ...
LG Nolita

Sorry, wollte noch besser auf Dich eingehen, aber Tochterkind ist nölig und will auf meinen Schoss.
Nolita

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Nolita »

ach ja, und hey, Du liebst Deine beiden Kinder und bist ganz sicher eine tolle Mutter!!!

Gibt es irgendwelche Auslöser?
Hatte vor über 10 Jahren mal Laif 900 genommen, und damals hat es schon geholfen. Heute sind meine persönlichen Herausforderungen aber viel höher und mir würde es vermutlich nicht mehr so helfen.

Das Gute ist ja, dass bei Dir Citalopram schon mal geholfen hat und Du es notfalls ja wieder nehmen könntest um Dich zu stabilisieren.
Weiss nicht, ob das den Druck etwas rausnimmt.

Versuche Dich auf jeden Fall irgenwie zu entlasten und Dinge zu tun, die Dir Freude bereiten.
LG nochmals!

Nolita
Sanna
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen!

Es tut mir leid, dass du da wieder drinsteckst. Es gibt aber eine gute Nachricht: Du hast es schon mal da raus geschafft!! Und das wirst du auch wieder. JEDE Krise geht vorbei. Immer.

Wenn du mit Medikament stabil warst, solltest du vielleicht Ãœberlegenheit es wieder zu nehmen. Zumindest es im Hinterkopf behalten.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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Marika
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Marika »

Hallo Mirabelle,

du fragst: wer kennt das nach so langer Zeit? Antwort: ICH!!!

Ich habe Cipralex fast 4 Jahre in sehr hoher Dosis genommen, 3 Jahre intensive Verhaltenstherapie ,dann langsam reduziert über mehrere Monate bis auf 0. Dann 9 Monate danach: Rückfall oder neue Episode oder was auch immer - jedenfalls kam alles wieder. Zuerst habe ich "gekämpft", es nicht wahr haben wollen, an Johanniskraut gedacht... Aber dann als nichts mehr ging, bin ich wieder mit 10 mg Cipralex eingestiegen und: das ist jetzt 5 Jahre her und ich bin gesund, stabil, nicht das kleinste Anzeichen der PPD.

Es ist in der Forschung im Moment leider noch so, dass manche eine Art "Erhaltungsdosis" brauchen um die Botenstoffe stabil zu halten - auf einem normalen, gesunden Level so zu sagen. Trotz all den anderen Möglichkeiten an psych. "Besonderheiten" zu arbeiten (Therapie, usw....) kann die Medizin leider noch nicht alle von uns für immer in der Form heilen, so dass wir keine Medis mehr brauchen. Ich gehöre zu diesen und ich habe akzeptiert. Seither geht es mir einfach nur wunderbar, ich bin gesund - zwar mit AD - aber ich führe ein wunderschönes Leben. Natürlich wünscht man sich das ohne Tabletten - aber das Leben ist leider kein Wunschkonzert - jeder hat sein Päckchen zu tragen.

Deine Geschichte ähnelt meiner in vielen Punkten. Behalte die Option einer Wiedereinnahme von Cipralex auf jeden Fall im Kopf! Das Leben ist definitiv zu kurz, um es zu vergeuden!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mirabelle246

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Mirabelle246 »

Vielen Dank!
Vielen Dank für den Zuspruch!
Es geht leider immer noch nicht besser. Nehme jetzt seit 2,5 Wochen das Johanniskraut. Zu Beginn der Woche hab ich kurz mal geglaubt, dass es wirkt und es mir besser geht.... aber gestern war so ein furchtbarer Tag! Ich war in einer einzigen Panikattacke gefangen, die nicht mehr aufhörte..... ach ich weiß auch nicht.
Morgen habe ich wieder einen Termin bei meinem Psychiater/Psychologen... der wird mir sicher zureden wieder Cipralex zu nehmen.
Brauch ich denn tatsächlich Medikamente um mein Leben zu ertragen??
Für immer?? Das finde ich so schade.....
Ich möchte so gern einfach nur glücklich sein (wer will das nicht...)
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Marika
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Marika »

Hey du,

ich verstehe dich sehr gut. Für uns alle hier wäre ein Leben ohne AD ganz oben auf einer Wunschliste, auch auf meiner. Wenn du das Cipralex jetzt wieder nimmst, heißt das noch lange nicht, dass du es für immer brauchst, möglich ist immer alles und offen auch. Dazu forscht man immer weiter, vielleicht gibt es schon morgen "das Wundermittel" gegen Depressionen (und auch all die anderen noch immer "unheilbaren" Krankheiten).

Ich denke du solltest es anderes sehen: Das AD ermöglicht dir ein Leben mit Botenstoffen die im gesunden Bereich sind. Jetzt im Moment sind sie sehr wahrscheinlich in zu niedriger Zahl in deinem Gehirn vorhanden (es gibt auch noch andere Möglichkeiten, daran wird laufend geforscht und erste Ergebnisse hört man ja immer wieder) - daher leidest du so zu sagen an "Missempfindungen" wie z.B. Panikattacken. Man weiß ja, dass z.B. der Botenstoff Serotonin eine sehr wichtige Rolle bei unserer Stimmung spielt. Ist dieser Spiegel zu niedrig, sind wir eher melancholisch, trauriger, man macht sich mehr Sorgen, daraus resultieren Ängste, bis hin zu Panik.... Der Mensch und sein Gefühlsleben wird ganz stark von ganz vielen Hormonen und Botenstoffen beeinflusst und diese 2 beeinflussen sich wieder um gegenseitig - positiv oder aber auch negativ. Wie eine Art "Dominoeffekt". Die Schwierigkeit ist "nur" heraus zu finden, was denn zuerst "aus der Reihe" war und wo man ansetzen muss. Bei vielen spielt auch die Schilddrüse und deren Hormone eine ganz massive Rolle, die dann mit Schilddrüsen Hormonen ausgeglichen werden kann. Auch Stress und die ganzen Stresshormone dabei spielen massiv mit beim entstehen von Depressionen und Co... Das Stresshormon "Cortisol" z.B "frisst" das Serotonin im Gehirn buchstäblich auf! Du siehst - es gibt die verschiedensten Ansatzpunkte!

Das AD gaukelt dir nicht irgendeinen künstlichen Zustand vor, sondern erzeugt durch das Wiederherstellen der Botenstoffe einen gesunden Zustand im Gehirn (zwar mit Hilfe eines Wirkstoffs - aber es ist ein echter und gesunder Zustand). Das kann bis zu einem gewissen Grad auch Johanniskraut - aber nur bei leichten bis mittleren Depressionen. Weiter reicht es leider nicht.

Als ich das Cipralex wieder genommen habe, ging es mir extrem schnell wieder besser - bis hin zur absoluten Beschwerde Freiheit. Und DAS macht mich einfach "nur" glücklich!!!! Deswegen ruhe ich mich aber nicht auf dem AD aus, sondern arbeite täglich an mir, lese viel zu dem Thema, beschäftige mich viel mit dem "Ent - Stressen" meines Lebens und übe mich in Achtsamkeit. Auch Yoga und autogenes Training gehört in mein Leben. Und das ständige Wachbleien für neue Forschungsergebnisse und Möglichkeiten.... :wink:

Von ehermals 30 mg Cipralex, 15 mg Mirtazapin und 1,5 mg Tavor sind mir heute noch 10 mg Cipralex geblieben - alles andere brauche ich nicht mehr! Wenn das kein Grund zur Freude ist..... :D :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich habe Deinen Beitrag schon gestern gelesen und er hat mich beschäftigt, da er mich an mich erinnert.

Ich habe zwar keine PPD im klassischen Sinne, sondern eine Zwangserkrankung, die nach der Geburt erneut losgetriggert wurde. Wobei sich die Symptome ja häufig ähneln und der Umgang damit oftmals der gleiche ist. Im Prinzip ist die Diagnose warscheinlich nicht das ausschlaggebende, die Symptome mischen sich eh.

Auch ich habe dann eine Verhaltenstherapie gemacht (bin immer noch dabei, zusätzlich zu einer Gesprächstherapie mit neuerdings EMDR). Letztes Jahr im September habe ich dann das Cipralex ausgeschlichen und war der absolut festen Überzeugung, dass ich so viel glernt habe, dass mir nichts mehr passieren kann. Der Rückfall kam dann für mich vollkommen überraschend und heftig im November. Seither bin ich immer noch nicht ganz damit ausgesöhnt.

Zu unterschiedlichen Zeiten versuche ich mich an unterschiedlichen Erklärungsmustern.

1) Mein Wunschziel wäre es (wie bei vielen hier) ohne Medi leben zu können. Ich habe in einem Buch gelesen, ich zitiere "Vollständige Heilung bedeutet nicht, das Ausbleiben von Symptomen... sie bedeutet zu wissen, dass man mit diesen Symptomen fertig wird... Um zu genesen muss der Leidende tief in sich eine besondere Stimme haben die bei jedem Rückfall oder in jedem dunklen Moment sagt: "es ist in Ordnung, Du hast das schon einmal erlebt. Du kennst den Weg heraus.Diese innere Stimme kann nur erworben werden, indem man sich dazu bringt, dass die quälenden Symptome und Erfahrungen nicht mehr stören, nichts mehr ausmachen. Das ist der Schlüssel. Es geht darum, dass sie Symptome nichts mehr ausmachen. Clair Weekes (die Autorin) meint, wenn ein Mensch nur geheilt werden soll, dann muss er Rückschläge hinnehmen können. Aus jedem Rückschlag werden wir gestärkerter und bewußter hervorkommen. Die innere positive Stimme ist das eigentliche Beruhigungsmittel.. Allerdings ist das eine Meinungsrichtung und trifft sicherlich nicht auf jeden zu. Es gibt kein Pauschalrezept. Aber wie gesagt, es wäre meine Wunschzukunftsvorstellung.

Dann wiederum denke ich...

2) ...im Prinzip so wie Marika geschrieben hat. Es gibt Menschen die ohne AD einfach (noch) nicht dauerhaft stabil sein können. Wir können uns daher glücklich schätzen, dass die heutige Medizin für uns solche nahezu lebensrettenden Medis bereithält. Diese Meinung vertritt beispielsweise auch meine Neurologin. Sie sagt, bei einem Rückschlag sei es besser, schneller wieder einsteigen mit dem AD und es dann mit der Zeit auf ca. 10 mg (das ist wohl die Dosis die bei vielen zu einem guten Leben beiträgt) zu reduzieren. Klar treiben mich dann Gedanken um, was tue ich, wenn das AD nicht mehr wirken sollte... bin ich so krank, dass ich von einem Medi abhängig bin etc. Letztendlich ist es aber nicht viel anderes, wie beispielsweise ein Herz/Diabetesmedikament o. ä. das manche ein Leben lang nehmen müssen. Es gibt nie eine 100 % Garantie.

Drittens denke ich, dass der Rückschlag auch ein Zeichen war, dass ich weiterhin an mir arbeiten sollte/darf. Z. B. Mich vermehrter mit Achtsamkeit beschäftigen (nicht nur das routinierte Meditieren)... ich neige immer noch dazu, mir zu viel Verantwortung aufzubürden, mir zu viel Druck zu machen, zu leicht ein schlechtes Gewissen zu bekommen..., mich zu viel Stress auszusetzten, mir selber Stress zu machen... nicht ohne Bestätigung eines Partners leben zu können, weil ich zu wenig Selbstliebe in mir habe etc., etc. Du kennst solche Themen bei Dir sicher auch.

Die Frage nach dem Warum kann man manchmal einfach nicht abschließend beantworten. Und jeder muss sich in seinen Möglichkeiten entscheiden welchen Weg er gehen mag und ob er ausreichend Kraft dazu hat. Momentan nehme ich das AD, arbeite an meinen Knackpunkten(versuche zumindest ernsthaft) und trage die stille Hoffmung in mir, dass ich irgendwann einmal ohne Medi sein werde. Oder soweit komme, dass ich das Medi als ausschließlich wertvollen ähhh "Freund" betrachten kann.

Das Cipralex hat mir übrigens im vergangen Dezember dann rasch und gut geholfen. Dann war ich im Grunde auch wieder in einer therapiefähigen Ausgangssituation. Das war sehr, sehr gut. Dann konnte ich wieder klarer denken, die negativen Emotionen waren nicht mehr übermächtig.

Du wirst deinen Weg auch finden und es wird Dir egal, wie Du dich entscheidest, wieder besser gehen.

mit herzlichem Gruß
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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Marika
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Marika »

@Graureiherin - "Vögelchen": :wink: Du schreibst, du hast Angst, so krank zu sein, dass du "abhängig" vom AD bist... Mein Leben ohne Symptome ist tatsächlich vom AD "abhängig", aber nicht im Sinne von "Sucht". Denn auch das Leben eines Diabetikers ist "abhängig" vom Insulin und die Verlängerung des Lebens meiner krebskranken Freundin ist "abhängig" von ständigen Chemo Therapien.... Unser aller Leben ist "abhängig" von irgend etwas, unseres eben bis zu einem gewissen Grad eines AD´s. Ich habe nicht mehr das Ziel, ohne AD zu sein, sondern MEIN WEG IST DAS ZIEL! Und so abgedroschen dieser Spruch auch ist, ich fühle das wirklich zu 100 % so und es macht mich einfach nur glücklich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Sanna »

Liebe Graureiherin,

danke für das tolle Zitat von Claire Weekes. Es beschreibt genau das, was ich fühle. Ich bin nicht symptomfrei (aber so gut wie), aber das ist auch nicht mehr mein Ziel. Mein Ziel ist ein gutes Leben mit meiner Besonderheit, und das führe ich. Ich habe natürlich Angst vor Rückschlägen, denn wer will die schon? Aber ich WEIß, dass ich da durch kommen werde. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass JEDE Krise vorbei geht. IMMER! Und diese Gewissheit lässt mich ruhig schlafen.

Und dass ich im Moment mit ADs stabil bin, stört mich kein bisschen. Ich glaube auch, dass ich vielleicht zu denen gehöre, die eine Erhaltungsdosis brauchen werden. Ist mir aber egal. Hauptsache, es geht mir gut.

LG, Sanna

P.S.: Ich habe das Mirtazapin doch reduziert, als ich das Gefühl hatte, es ist soweit. Und bis jetzt merke ich die Reduktion NULL. :lol:
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lotte

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von lotte »

Huhu,

im übrigen ist Johanniskraut, nur weil "pflanzlich" drauf steht, auch ein Medikament, das durchaus Nebenwirkungen haben kann: nicht in die Sonne legen, verträgt sich nicht mit der Pille, um nur 2 zu nennen.

Mein Psychiater meinte mal, sofern ich das Medi nicht negativ spüre (Gewichtszunahme, Leberwerte, Libidoverlust oder anderes) wäre es vollkommen wurscht, wie lange ich das nehme. Es schadet keinem meiner Organe. Klar, er ist Arzt, könnte man ihm nun vorwerfen und will das Medi weiter verschreiben.

Aber jetzt stell Dir mal vor, Du hast Bluthochdruck. Dann würdest Du doch auch nicht mittendrin irgendwann beschliessen, das Medikament, dass Du dafür einnimmst, wegzulassen, weil Du denkst, Du schaffst das auch ohne, oder? ;)

LGL
Mirabelle246

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Mirabelle246 »

Vielen Dank für Eure aufmunternden Worte!
Ich finde es schon mal beruhigend, dass ich nicht alleine da stehe.
Ihr habt soviel kluges geschrieben.... es hilft mir sehr das zu lesen.
Tut mir leid, dass ich im Moment nicht auf jeden persönlich eingehen kann; ich kann leider kaum meine Gedanken zusammenhalten.

Wenn man mich fragt ob es mir genau so geht wie bei der Akutphase der PPD muß ich sagen, ja. Genau so schlimm oder sogar noch schlimmer!
Der einzige Unterschied ist tatsächlich dass ich es schon mal erlebt habe und ich viel mehr Hoffnung habe dass es auch wieder vorbei geht....

Ich sträube mich tatsächlich sehr gegen das Cipralex, eben weil ich erhebliche Nebenwirkungen hatte.
Ich hab 20kg zugenommen und hatte 3 Jahre keine Lust mehr auf meinen Mann (geschweige denn auf einen anderen... das nur für's Protokoll).
10 kg sind jetzt wieder runter (hat erst geklappt als ich unter 5mg war).... ich weiß, das sind vielleicht Nebensächlichkeiten aber ich fand es sehr belastend (da ich auch schon vorher keine Gazelle war...)
Wenn ich allein daran denke wie schwer es war das AD einzuschleichen.... bei mir kam es zu einer ziemlich heftigen Erstverschlimmerung.

Aber ich bin jetzt soweit dass ich wieder anfange.... ich kann nicht mehr!
Ich danke Euch sehr für Euren Zuspruch!
Sorry dass ich immer so konfus schreibe im Moment...

Liebe Grüße
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Marika
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Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Marika »

Hallo Mirabelle,

ich drück dir die Daumen, mit dem Wieder Einstieg. Es kann sein, dass es dieses Mal weniger holprig wird, weil dein Körper den Wirkstoff bereits kennt. Ich hatte damals als ich wieder anfing viel weniger und viel kürzer NW.

Der Libidoverlust ist natürlich nicht schön - leider haben viele AD´s diese NW. Beim Gewicht aber kannst du mehr tun. Ich habe auch viel zugenommen, habe dann aber meine Ernährung umgestellt und trotz damaliger hoher Dosis (30 mg!!!!) 15 kg abgenommen (mit Weight Watchers). Also das Gewicht kannst auf jeden Fall trotz AD in den Griff bekommen - allerdings nur mit Ernährungsumstellung.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mirabelle246

Re: Es sah so gut aus! Und jetzt der totale Absturz

Beitrag von Mirabelle246 »

Ich nehme jetzt seit Samstag wieder ein AD, dieses mal Brintallix.
Ist ganz neu, ich komme mir wie ein Versuchskanninchen vor......
Habe Angst was das Medikament jetzt mit mir macht.....

Cipralex wollte ich nur im Notfall, da es zwar bei meiner Depression gut geholfen hat, die Nebenwirkungen aber erheblich waren (seltsamer Schlaf, Gelenkschmerzen, Zunahme... um nur einige zu nennen)

LG
Mirabelle
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