Depression (?) viel zu lange ignoriert...

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Lady1984

Depression (?) viel zu lange ignoriert...

Beitrag von Lady1984 »

Hallo!

Ich bin 30 Jahre und vor fast einem Jahr im Juli 2014 kam unsere Tochter zur Welt. Die Geburt war sehr anstrengend und auch ein wenig mit kleineren „Komplikationen“ verbunden (PDA, Saugglocke, Dammschnitt, Plazenta wollte nicht raus und ich dachte ich bekomme noch ein 2.Kind so starke Schmerzen hatte ich). Und danach fing eigentlich alles an: Ich war insgesamt 4 Nächte im Spital, die ersten beiden Nächte alleine (dann dachte ich, wir dürfen heimgehen aber meine Tochter hatte zu viel abgenommen und der Gelbsuchtwert war erhöht) so dass dann die weiteren beiden Nächte mein Freund bei mir war (Familienzimmer). Ich schlief in diesen 4 Tagen so gut wie gar nicht und fiel gleich mal heftig in den Babyblues. Ich erinnere mich noch als ich das Spital verlassen habe und das Tageslicht sah: ich dachte mir, ich bin ein anderer Mensch aber nicht im positiven Sinne. Und seitdem ist dieses Gefühl immer wieder da und ich werde echt noch verrückt. Es klingt total eigenartig, aber es ist so als hätte die Geburt irgendwas in meinem Gehirn gemacht so dass ich nicht mehr mehrere Tage hindurch halbwegs glücklich sein kann :(

Die ersten Wochen vergingen. Das Stillen klappte gar nicht, ich weinte viel, ich wusste nicht wieso. Ich redete mir immer ein, dass ich einen verlängerten Babyblues habe aber rückblickend war das absolut Schwachsinn, denn nach 6-8 Wochen hätte der Blues längst vorbei sein sollen. Kurzzeitig nahm ich die Pille (mein Frauenarzt meinte es würde meine Hormone stabilisieren), die ich aber nach 3 Monaten wieder absetzte, da sie meine Lust komplett versiegelte. Ich bekam gleich danach einen regelmäßigen Zyklus und hab den bis heute. Obs mir jetzt mit oder ohne Pille psychisch besser ging kann ich nicht wirklich beurteilen.

Fakt ist: Unsere Tochter ist insgesamt gesehen pflegeleicht, weint so gut wie nie also von dem her müsste ich ja besonders glücklich und vor allem nicht so gestresst sein aber ich bins nicht. Ich leide unter wirklich starken Antriebsproblemen und Stimmungsschwankungen, die auch stündlich wechseln können. Morgens will ich nicht aufstehen aber ich muss ja. Manchmal frage ich mich, wie ich den Tag überleben soll. Ich will einfach nur liegen und die Augen schließen. Es gibt Tage, da geht’s mir besser. Es gab viele Tage, da gings mir im letzten Jahr gut. Es gab ganz wenige Tage, da gings mir sehr gut. Und es gab viel zu viele Tage da wollte ich mich unter der Decke verkriechen. 2-3 Tage vor der Regel ists am Allerallerschlimmsten. Ich könnt nur heulen und weiß nicht wieso. Weiters kommt seit ein paar Wochen diese furchtbare Appetitlosigkeit. Ich hab ständig Hunger und weiß nicht, was ich essen soll. Und ich bin so gereizt und innerlich aggressiv. Es kostet mich alles so viel Kraft. Manchmal dauert es Ewigkeiten bis ich mich angezogen habe :shock:

Wenn ich als Außenstehender mein letztes Jahr anschaue, dann sehe ich einfach ein ganz normale Mutter, die viel mit ihrem Kind spielt, die ab und zu auch was unternimmt (Freibad, Spielplatz,...). Aber kaum jemand weiß, wie schlimm es wirklich in mir aussieht und wie viel Kraft mich das alles gekostet hat. Ich hab es viel zu lange ignoriert.
Vor 2 Wochen dann hab ich mir gesagt AUS SCHLUSS, ich geh in die Klinik und lass mich mal anschauen. Blutwerte wurden überprüft, da passt alles so gut wie noch nie. In einer Spezialambulanz für PPD hörte sich eine Ärztin meine Situation an und verschrieb mir für 10 Tage ein leichtes Schlafmittel und ab sofort auch Sertralin. Zuerst 25mg, seit 1 Woche 50mg. Ich weiß nicht, ob ich jetzt beginne endlich loszulassen, oder ob es die sogenannte Erstverschlimmerung ist oder ich kurz vor der Regel stehe aber so tief unten war ich schon lang nicht mehr. :(

Ich weiß einfach gar nicht, wo ich ansetzen soll in meinem Leben damit es mir besser geht: Soll ich eine Therapie beginnen? Wenn ja welche? Soll ich mal noch abwarten und mal schauen, wie die Medikamente anschlagen? Brauche ich mehr Ruhe und schlaf oder eigentlich mehr Aktivität als Ausgleich? Diese Frage stelle ich mir selber und finde keinerlei Antwort. Ich werde mich hier mal durchs Forum lese, vielleicht treffe ich auf den ein oder anderen dem es sehr ähnlich ging.

Mit lieben Grüßen, Lady1984
Astrid77

Re: Depression (?) viel zu lange ignoriert...

Beitrag von Astrid77 »

Hallo! Sag mal, bist du aus Österreich (Denk ich mir nur so auf Grund deines Schreibens)? Ich bin nämlich aus Wien. Lg!
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Marika
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Re: Depression (?) viel zu lange ignoriert...

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo,

schön, dass du da bist und erkannt hast, dass es so nicht weiter gehen kann. Es ist nie ganz einfach zu erkennen, WAS denn nun am besten helfen könnte, das muss man meist Schritt für Schritt für sich herausfinden.

Du nimmst dein AD noch nicht lange, das kann auf jeden Fall noch die Erstverschlimmerung sein. Auch ist die Dosis vom Sertralin eher gering. Auf jeden Fall würde ich mich um eine Therapie kümmern, da kann man schauen, ob es da Mitauslöser gibt.

Ansonsten werden wir dir auf jeden Fall helfen, diese Zeit bis es dir besser geht, erträglicher zu machen!

Ich drück dich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Lady1984

Re: Depression (?) viel zu lange ignoriert...

Beitrag von Lady1984 »

Astrid77 hat geschrieben:Hallo! Sag mal, bist du aus Österreich (Denk ich mir nur so auf Grund deines Schreibens)? Ich bin nämlich aus Wien. Lg!
Ja ich komme sogar auch aus Wien! Magst du mir Näheres über dich erzählen, gerne auch per PN oder ich suche dann später wenn ich am PC bin nach deinem Vorstellungsbeitrag.

LG Lady
Sanna
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Re: Depression (?) viel zu lange ignoriert...

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen!

Alles was du beschreibst, kenne ich auch. Das AD ist eine wichtige Säule um da wieder raus zu kommen. Ich denke, das was du im Moment verspürst ist die Erstverschlimmerung. Das kommt gerade bei Sertralin häufig vor. Das ist eine NW, die aber wieder verschwinden sollte. Wenn es zu arg ist, solltest du deinen Arzt konsultieren.

Du solltest dich auch um eine Therapie bemühen. Das ist die zweite wichtige Säule.

Komm ruhig her, wenn dir danach ist.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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