Tiefes Loch

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Antworten
Steph

Tiefes Loch

Beitrag von Steph »

Nachdem ich Eure Beiträge schon seit längerem immer wieder lese, habe ich mich nun auch im Forum angemeldet. Ich bin 32 Jahre alt und habe einen 10jährigen Sohn. Seit kurz nach seiner Geburt leide ich nun an PPD. Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt noch als PPD bezeichnen kann, schließlich sind es ja schon 10 Jahre... Ich hatte trotz Depressionen aufgrund von diversen Antidepressiva meistens ein gutes Leben, allerdings geht es mir in den letzten Monaten immer schlechter. Ich habe mich jetzt auf Escitalopram (Cipralex) umstellen lassen, Trevilor habe ich nicht mehr vertragen. In meinem Leben geht es recht turbulent zu, das ist vermutlich der Grund, warum ich einen Rückfall habe. Ich konnte mein Studium damals nicht beenden und ich möchte das jetzt im Frühjahr nachholen. Dieser Druck, das schaffen zu müssen, macht mich wahnsinnig. Ich sollte schon labge lernen, kann es aber aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht. Wenn mein Mann auf Dienstreise geht, drehe ich vor Angst fast durch weil ich mir nicht vorstellen kann, ohne Unterstützung alleine mit meinem Sohn zu sein. Ich denke dann immer, ich bin an der Schwelle zum Wahnsinn. In den Medien werden immer wieder schlimme Fälle von Frauen gezeigt, die ihren Kindern etwas antun. Ich frage mich dann immer, ob die vielleicht auch so wie ich einfach nur stark depressiv waren und dann "abgerutscht" sind. Ich vertraue mir quasi selbst nicht mehr. Das ist sehr, sehr schlimm. Am Wohnort habe ich niemanden, der für mich da sein könnte, meine Familie wohnt 200km entfernt.
Heute Nacht hat mein Sohn mehrfach gespuckt, hat sich wohl einen Virus eingefangen. Das hat bei mir die volle Panik ausgelöst weil ich gleich dachte, er könnte mich anstecken, dadurch könnte die Depression schlimmer werden und ich komme nicht mehr klar (mein MAnn ist beruflich weg). Zum Glück konnte meine Mutter spontan frei nehmen und ist nun auf dem Weg zu mir. Das geht aber auch nicht immer. Bin wirklich in einem tiefen Loch...
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Tiefes Loch

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen in unserer Runde!

Vielen Dank für deine Geschichte! Mir ist gleich eine Gemeinsamkeit aufgefallen: mein Sohn ist auch 10 Jahre alt und auch meine PPD - allerdings mit dem Unterschied, dass ich von meiner Erkrankung seit Jahren nichts merke - Dank Cipralex. Ich nehme es außer einem Unterbruch von 9 Monaten in kleiner Dosis auch heute noch. Und es gibt mir eine nie gekannte Lebensqualität.

Ich wollte dich fragen, ob du auch neben den AD´s jemals eine Therapie gemacht hast? Das ist nämlich mindestens genau so wichtig. Ohne Therapie wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Übrigens kenne ich diese Angst mit dem Kind alleine zu sein - allerdings heute Gott sei Dank nicht mehr. Aber lange Zeit war das ein großes Problem für mich. Weil ich eben auch dachte, ich könnte so schlimme Dinge tun, wie man immer in den Medien hört. In der Therapie habe ich dann Schritt für Schritt gelernt diese Angst los zu werden. Nicht von heute auf morgen, aber schlussendlich eben doch! 8)

Freu mich, von dir zu hören!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Steph

Re: Tiefes Loch

Beitrag von Steph »

Liebe Marika,
vielen Dank für Deine Nachricht. Es ist gut zu hören, dass es Leute gibt, die die Depression hinter sich lassen konnten. Wenn ich depressiv bin, kann ich mir immer gar nicht vorstellen, dass das wieder irgendwann aufhört. Ich habe mich in meiner Verzweiflung jetzt mal für einen Platz in einer Tagesklinik beworben. Hoffe, dass die mich schnell nehmen. Therapeuten habe ich immer wieder besucht, aber lösen konnte mein Problem biemand. War irgendwie immer nur Blabla. Was mir vor ein paar Jahren nal geholfen hat, war eine Hypnosetherapie. Danach wars ne Weile gut. Habe jetzt für morgen früh einen Termin für eine Hypnose bekommen. Kostet sehr viel, sonst würde ich das öfters machen...
Ich hoffe, es wird bald besser. Es ist kaum auszuhalten.
LG, Steph
merle84

Re: Tiefes Loch

Beitrag von merle84 »

Hallo Steph,

das kenne ich mit dem Studium. Ich musste auch wg meiner PPD mein Studium unterbrechen und weiß gar nicht wie ich es jemals beenden soll. Immer wenn ich es versuche wird mir ganz anders. Was hast du denn studiert, wenn ich fragen darf? Mir fehlt noch einiges in Sportwissen. Irgendwie würde ich es gerne beenden, aber der Druck ist mir auch zu groß u dann geht es mir wieder schlechter. Vielleicht ist es auch einfach nicht das richtige u auf diese Art u Weise wird einem das dann signalisiert aber sicher bin ich mir da auch auf keinen Fall.
Vielleicht hilft es dir, dass du da nicht die Einzige bist mit dem Problem " Studium" .

VG
Steph

Re: Tiefes Loch

Beitrag von Steph »

Ich habe Lehramt studiert und bin komplett scheinfrei. Ich möchte die Depression eigentlich nicht darüber entscheiden lassen, ob ich das zu Ende bringe oder nicht. Ich habe so viel investiert. Ob ich am Ende mit dieser Krankengeschichte jemals einen Job an einer Schule bekomme, ist fraglich. Trotzdem möchte ich den Abschluss haben. Ich war notentechnisch immer gut und sehe es eigentlich nicht ein, zu kapitulieren. Die anderen letnen schon seit 6 Wochen, ich bin total hinten dran. Aber ich werde jetzt diese Therapie machen und mir bis zum Schluss offen lassen ob ich antrete. Ich kann bis 2 Wochen vorher zurücktreten und dann im nächsten Semester antreten.
Ich studiere in Bayern, da kann man einen Teil des Staatsexamens vorziehen. Ich habe schon 4 Prüfungen abgelegt und möchte nicht, dass die verfallen.
Eigentlich bin ich eine Kämpfernatur. Im Moment hänge ich durch, ich weiß, aber ich weiß (auch wenn es sich anders anfühlt), dass es auch wieder bessere Zeiten geben wird.
Ich empfehle Dir, das zu tun was für Dich das Richtige ist. Wenn das Studium nur ein Klotz am Bein ist, dann werde ihn los, wenn Du den Abschluss haben willst, dann nimm Dir Zeit, gesund zu werden und geh es danach an. Wie wäre es mit Tagesklinik?
LG
Steph

Re: Tiefes Loch

Beitrag von Steph »

Ich möchte noch kurz nachtragen, vor allem um anderen Mut zu machen, dass es mir wieder sehr viel besser geht. Ich war bei der Hypnose (Therapeutenliste mit seriösen Hypnotherapeuten gibts bei der Deutschen Gesellschaft für Hypnose). Es ist wie ein Wunder. Bereits kurz nach der Sitzung wurde es besser. Sie hat mir die Hypnose aufgenommen und auf einem USB-Stick mitgegeben, sodass ich das immer wieder anhören kann. Nicht ganz billig, aber ich würde alles Geld der Welt bezahlen, um diesen Zuständen entfliehen zu können.
Sanna
power user
Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Tiefes Loch

Beitrag von Sanna »

Toll, dass es dir geholfen hat! Ich habe es auch mal versucht, aber für mich war es nichts.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Antworten