Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

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eyekona

Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von eyekona »

Ich bin fast 30 und sie war ein Wunschkind für dass ich lange kämpfen musste. Die Schwangerschaft war durch Hüftprobleme zwar alles andere als perfekt, aber trotzdem war alles soweit gut und ich hab viel mit Ihr in meinem Bauch geredet und mich auf sie gefreut. Und jetzt - jetzt vermisse ich sie!

Angefangen hat es 10 Tage nach berechnetem ET mit einem Blasensprung als ich gerade ins Bett wollte um 3 Uhr morgens. War spät geworden, ich weiß. Hab dann noch schnell geduscht während wir auf das Taxi gewartet haben und dann an in den Kreissaal. Wehen hatte ich keine, die fingen minimal beim CTG an. Nach der halben Stunde CTG haben sie mir gesagt ich soll auf dem Flur warten. Dort saß ich dann bis 12 Uhr Mittags (ohne Frühstück) erstmal ohne dass sich jemand um mich gekümmert hat. Währenddessen wurden die Wehen immer stärker bis ich schon dachte wenn das so weitergeht bekomm ich das Kind auf dem Flur. Konnte schon nicht mehr ruhig bleiben und war mir super peinlich da rumzustöhnen/schreien wo sonst nur die ganzen Besucher und so saßen. Um 12 hat mein Mann dann mal nachgefragt wie das jetzt sei... da hieß es würde Nachmittags was für mich frei werden. Ich hab zu der Zeit noch gedacht die meinen die Kreissääle und es wäre einfach keiner frei und deswegen sitze ich hier. Hab also versucht die Wehen zu unterdrücken und es wurde dann auch wieder weniger. Nachmittags (immernoch ohne Schlaf und essen) wurde ich dann nicht in den Kreissaal sondern zu meiner Verwunderung auf ein Zimmer in der Station gebracht (mit einer anderen Frau zusammen die noch keine Wehen hatte) wo mir gesagt wurde (ohne nochmal ctg oder Muttermundkontrolle oder so) sie würden jetzt einleiten und das auch die Nacht durch weitermachen da keine Kleine 24 Stunden nach Blasensprung auf der Welt sein soll... Also hab ich die erste Tablette genommen und die Wehen waren auch fast sofort wieder so stark (oder stärker) wie davor im Flur wo ich sie "unterbrochen" hatte weil ich Panik hatte das Kind im Flur zu bekommen.

2 Stunden später wurden die Wehen nochmal stärker und vor allem schneller und ich hab nach Schmerzmitteln gefragt aber diese wurden erst mal abgelehnt mit dem Hinweis man würde jetzt doch über Nacht NICHT weiter Einleiten (kein Antwort auf Frage nach dem Grund) und die Wehen würden jetzt langsam wieder aufhören und wären dann in 2 Stunden wieder weg (Muttermund 6cm offen). Mein Mann wurde unterdessen nach Hause geschickt... Ich hab versucht zu schlafen - aber unmöglich mit Wehen alle 2 Minuten - nicht mehr ganz so stark wie vorher, aber dafür schnell und "spitz" - schlafen unmöglich. Dazu die Frau im Nebenbett die schlafen will und die ich mit meinem Gestöhne nerve und meine eigene Müdigkeit und - inzwischen auch - Unsicherheit. Um 12 Uhr hab ich dann endlich geklingelt und nach Schmerzmitteln gefragt weil ich endlich schlafen wollte - war nun knapp 40 Stunden am Stück wach. Hab stattdessen eine leichte Buscopan Tablette bekommen die NICHTS gemacht hat. Also um 2 nochmal geklingelt. Inzwischen ging es mir richtig schlecht, die Anstrengung leise zu sein um die Bettnachbarin nicht zu stören, der Schlafmangel und die Schmerzen - ich war nur noch leise vor mich hin am heulen. Diesmal einen Tropf mit Paracetamol bekommen und dann endlich wurden die Wehen auch wieder ein bisschen weniger, so dass ich 4 Min schlafen, 1 Minute verkrampft aufwachen, 4 Min schlafen konnte... bis um 6 ging das so, dann haben die Wehen wieder die Oberhand gewonnen und wirklich viel hat weder das "Schlafen" noch das Schmerzmittel gebracht... bis um 10 hat sich dann niemand um mich gekümmert (ich dachte meine Kleine sollte 24 Stunden nach Blasensprung spätestens da sein?!?) und dann hat mir eine Krankenschwester eine Tablette hingestellt mit dem Einleitungsmittel und ich sollte die nehmen (Muttermund nur noch 2cm offen)...

Ich war aber inzwischen körperlich so kaputt und durch die Heulphasen auch psychisch im Eimer und hab gesagt ich will mit dem Arzt reden ob es nicht noch ne andere Möglichkeit gibt und ich würde das jetzt nicht nehmen. Die hat geguckt als könnte sie nicht begreifen, dass ich nicht einfach mache was sie sagt und ca ne Stunden später kam dann wirklich erst mein Mann (Besuchszeit ab 11) und dann eine Ärztin. Die war aber auch nur genervt und hat mir kurz und knapp gesagt ich müsste die jetzt nehmen und es gibt keine andere Möglichkeit. Meine Frage nach Kaiserschnitt wurde ignoriert und mir klar gemacht es gäbe keine andere Möglichkeit meine Tochter auf die Welt zu holen als diese Tabletten - auf meine Frage nach Schmerzmittel wurde gesagt nicht mit dem Einleitungsmittel zusammen aber ich könnte sofort eine PDA bekommen, wenn mein Muttermund 6cm offen wäre und ich im Kreissaal wäre. Um 9 Uhr Abends war es dann endlich soweit - eine Zeit, die ich nur in Embryonalstellung zusammengekrümmt weinend verbracht habe - die Bettnachbarin war mir dann auch irgendwann egal und deren Besuch der lautstark ein- und ausging auch...

Direkt als ich im Kreissaal war hab ich nach der PDA gefragt und sie auch direkt bekommen. Die Anästhesistin war sehr nett und war auch der erste wirklich sachlich-freundliche Mensch den ich in diesem Krankenhaus kennengelernt habe. Und sie hat Fragen beantwortet! Als die PDA endlich gewirkt hat (super eingestellt - keine Schmerzen, kein Taubheitsgefühl, hätte mich noch bewegen können) wurde ich an den Wehentropf gehängt und konnte mich endlich entspannen und bin kurz eingeschlafen (48 Stunden ohne Essen, 60 Stunden ohne Schlaf). Das ging so bis um 1 Uhr Nachts als die Presswehen eingesetzt haben was mich zwangsläufig wieder geweckt hat. Ich also die Hebamme gerufen und die hat den Muttermund nachgeguckt - erst 8cm auf - also hat sie mir verboten zu pressen - was nicht so einfach ist, man muss denen einfach nachgeben, das fühlt sich einfach natürlich an und sie wurden immer drängender. Daraufhin wurde die Anästhesistin gerufen und die hat die PDA so stark "hochgespritzt", dass ich von Brust abwärts komplett gelähmt war. Also auch Bauchmuskeln und alles damit ich noch nicht pressen kann. Um 2 war mein Muttermund endlich offen und Ihnen fiel auf, dass meine Tochter ein Sterngucker ist und sie haben versucht sie zu drehen. Kurz vor drei hieß es, dass man jetzt den Kopf sehen kann und sie jetzt richtig rum liegt; es jetzt losgeht und die Kleine gleich da sei. Sie würden - nur zur Kontrolle - kurz Blut am Kopf abnehmen. (Status: 48 Stunden nach Blasensprung)

2:59 Und dann kommt plötzlich die Ärztin reingerannt schreit irgendwas, das grelle Licht geht an, von allen Seiten kommen Leute gerannt die sich im Laufen Kleidung anziehen, mein Bett wird in rasender Eile ins gegenüberliegende (OP)Zimmer geschoben, stößt überall gegen, aber das stört niemanden. 20 Leute schwärmen um mich rum wie ein Bienenstock - man versteht nur Gesprächsfetzen - eine Ledertrage wird neben mein Bett gehalten und ein Mann schreit ich solle SOFORT über die Trage auf den OP Tisch rutschen. Ein durchsichtiges Plastikding wird mir über Nase und Mund gedrückt und ich bekomme kein Luft, kann dadrunter nicht atmen. Ich kann aber dank der PDA nur meine Arme und meinen Kopf bewegen. Sie ziehen und zerren an mir - der Mann schreit mich an ich solle doch mithelfen - ich probiere mit den Armen mich rüber zu ziehen aber Leder und nackte Haut kleben zusammen, ich hab keine Chance - kann wegen der Maske nichts sagen und kann immer noch nicht atmen, kämpfe mit meinem Kopf dagegen an wie wild. Dann kommt endlich die Anästhesistin und sagt "sie kann wirklich nicht" - dann heben sie mich zu sechst da rüber und endlich fällt jemandem auf dass ich keine Luft habe und schaltet die "Luftanlage" (oder wie auch immer das heißt) an. Jemand schreit panisch "gewaschen oder ungewaschen - gewaschen oder ungewaschen" in den Raum. Jemand antwortet "keine Zeit". Etwas wird mir in den Zugang auf meiner Hand gespritzt - ein erster Atemzug als ich merke dass es endlich geht - jemand schneidet in meine Haut und fängt schon an und dann ist alles schwarz. Um 3:06 ist meine Tochter "geboren" und zum Glück gesund!

Aufwachraum: Wer bin ich? Wo bin ich? Warum bin ich hier? Wie komm ich hierher? Was ist passiert? Warum werde ich ständig wieder ohnmächtig? Warum sollte ich eigentlich dagegen ankämpfen ohnmächtig zu werden? So ging das bestimmt ne Stunde... Und dann BÄMMMM - Scheiße ist mir schlecht! Was ist eigentlich passiert? Wie komme ich hierher. Wie geht es meiner Tochter? - Ich fühle mal nach dem Bauch... Hmm... keine Ahnung... Ich mach mal die Augen auf. Alles dreht sich, ein Raum im halbdunkel mit vielen vielen anderen Betten und außer denen niemand zu sehen. Was ist mit meiner Tochter??????? Ich brauche 10 Minuten um erst leise dann immer lauter nach meiner Tochter ins Leere zu fragen. Endlich hört mich jemand. Antwort: Beruhigen sie sich. Wir wissen auch nichts aber Ihr geht es bestimmt gut. - Wo ist sie, kann ich sie sehen? - Wachen sie erstmal in Ruhe auf! Mehr war nicht aus Ihr rauszubekommen. Man ist mir übel, alles dreht sich, langsam tut mein Bauch weh, warum sagen sie mir nicht wo meine Tochter ist und wie lange bin ich hier schon? Blick auf die Uhr - 8 Uhr... 5 Stunden ist es her... Jemand fragt wie es mir geht. Mir ist schlecht, und ich hab Durst - kann ich Wasser bekommen? Nein kein Wasser. Ich huste ununterbrochen weil mein Hals so kratzt. Das Husten tut so unendlich in der Schnittwunde weh. Ich brauche Wasser. Aber das ist mir alles egal - was ist mit meiner Tochter, warum antworten sie alle nur so ausweichend? Ist sie tot? Wollen sie mir das nur noch nicht sagen? Sie ist tot, oder? Ich denke noch "ich hab alles falsch gemacht" dann wird es taub und ich fühle nichts mehr und höre auf zu denken, wünsche mir die Ohnmacht zurück.

Jetzt stehen sie zu zweit an meinem Bett, ich bekomme endlich was zu trinken und dann Morphin gespritzt. Zeit vergeht, es wird 10 Uhr. Plötzlich heißt es ich dürfte meine Tochter bald sehen. Heißt das sie lebt? Mein Mann kommt rein, er schiebt ein Bettchen vor sich her. Darin liegt ein Baby, eingepackt in einen weißen Strampler, eine weiße Jacke und einen leuchtend gelben Schlafsack, aus dem ein Stück eines kleinen Gesichtes rausguckt, die Augen geschlossen. Auf dem Kopf eine weiße Mütze und zwei Flexülen... Mein Mann guckt sie in einem durch verliebt an und kann kaum den Blick von Ihr abwenden. Er strahlt wie ein Honigkuchenpferd...

Ich weiß, ich weiß, jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich vor Freude weinen müsste, sie anlegen und alle Schmerzen vergessen. - Pustekuchen. Mein erster Gedanke war sowas wie Enttäuschung. Das was da im Bett lag soll meine Tochter sein? Das war ein normales Baby, das aussieht wie jedes andere. Nichtmal besonders hübsch (eher im Gegenteil) und es sieht genauso aus wie alle anderen Babys die wir hier gesehen haben. Nur dass man ja kaum etwas von Ihr erkennen kann. Ich versuche mich im Ihrem Gesicht wieder zu erkennen, und finde keine Ähnlichkeiten. Sie wird mir hingehalten so dick eingepackt wie sie ist, ich darf sie kurz streicheln, dann wird sie wieder weggefahren. Als sie weg ist fange ich an zu weinen. Das kleine Geschöpf in meinem Bauch, dass ich soooo lieb habe ist weg und stattdessen hab ich ein fremdes ja irgendwie "generisches" Baby bekommen - oder zumindest fühlte es sich so an. Ich zweifle nicht daran, dass es meine Tochter ist - vertauschen gibt es nur im Film. Trotzdem fühlt es sich nicht so an auch wenn der Verstand sagt, dass sie es sein muss.

Jetzt ist sie drei Monate alt. Ich knuddle sie, ich spiele mit Ihr und wickel sie. Ich hab sie auch lieb - aber eher wie einen Hund, er ist süß, man kann Ihn streicheln und muss sich um Ihn kümmern - aber ich würde mich nicht vor sie schmeißen, wenn jemand auf sie schießt... Und sie - sie ist das totale Papakind, lässt sich nur von Ihm richtig trösten, weint wenn sie bei mir ist und Papa nicht sieht und ist untröstlich, wenn sie mit mir länger alleine ist. Trinken will sie bei mir (meistens) nicht. Stattdessen bekommt sie von Papa die Flasche mit meiner Muttermilch (und zur Not von mir) - so stille ich sie wenigstens so halb. Wenn sie schläft und deswegen nicht (bei mir) schreit nehme ich sie oft auf den Arm und sage mir immer wieder, dass es das selbe kleine Wesen ist wie das Baby aus meinem Bauch. Ansonsten ist sie still und vergnügt, wenn Papa in der Nähe ist. Sie guckt Ihn an und lächelt und lacht immer wenn sie Ihn sieht und einmal hat sie auch schon mal mir in die Augen geguckt. Langsam kommt sie mir nicht mehr so fremd vor und ich lerne immer mehr sie lieb zu haben. Aber oft liege ich immer noch im Bett und weine um mein kleines geliebtes Baby aus meinem Bauch, dass einfach weg ist...
engelchen2012

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo eyekona!

Herzlich willkommen hier bei uns. Da hast du ja heftig was mitgemacht - ich konnte beim lesen echt immer wieder nur den kopf schütteln!! Nach solchen tagen wäre jede/r erst mal fertig und man braucht sich nicht wundern, wenn es einem danach nicht gut geht.

Wie geht es dir im moment? Wie fühlst du dich? Hast du schon mal daran gedacht, mit jemandem über all das erlebte zu reden? Psychologin o.ä.?

Melde dich jederzeit hier, wir sind für dich da!

Lg, engelchen
eyekona

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von eyekona »

Wie es mir jetzt geht? Eigentlich ganz ok, abgesehen von den 3-4 Tagen in der Woche wo mein Mann Abends weggehen will. Die fangen morgens bei mir meist schon mit Panik an und enden in Heulattacken.

Wenn die Kleine merkt dass der Papa nicht da ist fängt sie an zu brüllen. Sie ballt Ihre Fäuste und haut mit Händen und Füßen aufs Bett. Sie brüllt so laut dass sie husten muss und weint dicke Krokodilstränen. In der Zeit isst sie auch nichts und jeder Versuch sie zu trösten ist absolut sinnlos. Sie dreht sich von mir weg, strampelt und zappelt so stark dass es gefährlich ist sie in den Arm zu nehmen und achtet auch nicht darauf wenn man spricht oder singt. Sie ist viel lauter. Das geht so lange bis sie den Schlüssel von Papa in der Tür und seine Stimme hört, dann fängt sie schlagartig an zu grinsen und seit 3 Tagen streckt sie sogar die Arme nach Ihm aus. Bei fremden Personen ist sie übrigens neutral, nur mich hasst sie so.

Und ich, ich sitze daneben, sehe dieses Baby, von dem ich immer noch nicht ganz glauben kann dass es einmal in mir drin war, aber dessen weinen ich absolut nicht hören kann, und schwanke dazwischen entweder sie oder mich so lange gegen die Wand zu klatschen bis es still ist. (Tu ich natürlich nicht, keine Sorge!) Stattdessen heulen wir um die Wette bis mein Mann wieder da ist. Und er geht trotzdem immer - oft bis nach Mitternacht - mit seinen Freunden weg... Eigentlich bräuchte ich Zeit um mit dem allen fertig zu werden und ein gutes Verhältnis zu meiner Kleinen aufzubauen - aber wie mein Mann sagt: Wenn man ein Kind hat kann man sich nicht mehr zurückziehen, da muss man für das Kind da sein und kann sich keine Auszeit leisten und ich wollte es ja unbedibgt haben also muss ich mich auch drum kümmern und nach 3 Monaten müsste ich langsam mal wieder klarkommen... Also funktioniere ich, aber ich weiß nicht wie lange noch...

Darüber reden, klar deswegen bin ich ja hier. Und was Psychodocs angeht, ich hab doch keine Ahnung. Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut und was es da nicht alles gibt... und bezahlt das überhaupt die Krankenkasse?

Eigentlich würde ich mir wünschen irgendwie eine Art Mutter-Kind Kur mit Betreuung zu machen und da Zeit mit Ihr alleine zu verbringen damit sie mich richtig kennenlernen kann und wir vielleicht zusammen finden, aber ich weiß nicht ob es sowas gibt und ob es bezahlt wird. Außerdem kann man Ihr das glaube ich nicht antun den Papa so lange nicht zu sehen, das wäre zu brutal...
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Marika
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Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von Marika »

Hallo,

dein Mann hat recht: darüber reden - auf jeden Fall - vor allem auch, was du im Krankenhaus erlebt hast. Das muss ja ein Trauma hinterlassen. Wo er meiner Meinung nicht recht hat: AUSZEIT!!!! Er nimmt sie sich ja auch oder, wenn er mit seinen Kumpels weg ist, warum sollst du das nicht haben?????? So kann das ja nicht gehen, oder? Gerade Mütter brauchen DRINGENST AUSZEITEN um sich zu regenerieren! Das wäre also ein Punkt, den du direkt mit ihm klären kannst!!!

Ja, die KK zahlen Therapien bei Psychologen. Wie haben auf unserer Startseite eine Rubrik mit Fachleuten - vielleicht wäre da jemand in deiner Nähe dabei. Ansonsten kannst du bei deiner KK auch eine Liste anfordern, soweit ich weiß.

Du und deine Kleine hattet einen denkbar schlechten Start - da hat das KH leider große Mitschuld. Somit war wohl dein Mann in dieser ersten wichtigen Phase die Bezugsperson schlechthin. Aber das kann man nachholen - dieses "Bonding" ist auch noch später möglich, das weiß man heute. Auch hier kann dir ein erfahrener Therapeut bzw. eine Fachperson helfen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
engelchen2012

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von engelchen2012 »

Hey!

Ich muss schon sagen, dass ich es fast unverschämt von deinem mann finde, dass er zu dir sagt, du kannst dir keine auszeit leisten, er nimmt sie sich aber regelmäßig. Und was heißt da "du wolltest das kind ja", wollte er es nicht?
Ich kann mich noch sehr gut an die anfangszeit mit unserer großen erinnern, das war für uns alle eine ganz schöne belastungsprobe. Wichtig wäre es jetzt, deinem mann klar zu machen, WIE schlecht es dir geht und dass du hilfe brauchst, u.a. auch seine. Kann er dich zumindest ab und zu entlasten?

Ich wünsch dir alles gute und viel kraft und erfolg bei der suche nach einem "gesprächspartner"!

Lg
Sabrina

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von Sabrina »

Huhu,

also ich finde 3-4 mal die Woche abends unterwegs sein sehr viel. Gerade in der Anfangszeit. Finde ich nicht gut von deinem Mann. Auch die Aussage, dass du keine Auszeit mehr haben kannst. Das stimmt ünerhaupt nicht und ist auch wichtig für dich, dass du etwas Zeit für dich hast. Sei es auch nur ein Frisörbesuch.

Meine Kleine ist nun 6 Moante alt. Ich gehe wieder ins Training 1x die Woche abends. Und werde auch nächste Woche auf die Weihnachtsfeier von meinem Geschäft gehen. Ich freue mich richtig drauf. Im Kino war ich auch schon :-) Ist zwar komisch, wenn man sein Kind alleine lässt, aber das vergeht auch.

Du solltest mit deinem Mann reden. Ich würde an deiner Stelle auch zu einem Psychater gehen. Er kann dir ein Medikament verschreiben, damit es dir besser geht. Die Idee mit der Mutter Kind Kur finde ich super. Das zahlt alles die Krankenkasse.

Alles Liebe
Reginald

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von Reginald »

Hey ho,
mein Kind war am Anfang auch ein Papakind! Hat mich wahnsinnig gemacht.
Ich habe deswegen sogar mit meinem Mann gestritten weil ich ihn dafür gehasst habe das sie sich nur bei ihm beruhigt.
Ich habe sie dann mit in mein Bett genommen, so nach dem Motto "Das ist meine Tochter, lass sie mir wenigstens wenn sie schläft!" und gestillt habe ich sie immer schon was bei mir zum Glück ging weil ich nur einen normalen Kaiserschnitt hatte.
Es ging zum Glück nach 2 Wochen weg und nun liebt sie uns beide sehr.

Ich denke auch das es sehr wichtig ist das du weiterhin Zeit für dich hast aber auch das du dich aufraffen musst viel mit deinem Kind zu machen damit die Bindung die mehr oder minder da ist nicht weiter einreißt und sich mehr aufbaut.

Eine Mutter-Kind-Kur wäre sicherlich ein richtig erholsamer Weg denn dort gibt es auch Ansprechpersonal!

Ich wünsche euch alles Liebe von Herzen!
NeuOma

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von NeuOma »

eyekona hat geschrieben:Eigentlich bräuchte ich Zeit um mit dem allen fertig zu werden und ein gutes Verhältnis zu meiner Kleinen aufzubauen - aber wie mein Mann sagt: Wenn man ein Kind hat kann man sich nicht mehr zurückziehen, da muss man für das Kind da sein und kann sich keine Auszeit leisten und ich wollte es ja unbedibgt haben also muss ich mich auch drum kümmern und nach 3 Monaten müsste ich langsam mal wieder klarkommen... Also funktioniere ich, aber ich weiß nicht wie lange noch...

Darüber reden, klar deswegen bin ich ja hier. Und was Psychodocs angeht, ich hab doch keine Ahnung. Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut und was es da nicht alles gibt... und bezahlt das überhaupt die Krankenkasse?

Eigentlich würde ich mir wünschen irgendwie eine Art Mutter-Kind Kur mit Betreuung zu machen und da Zeit mit Ihr alleine zu verbringen damit sie mich richtig kennenlernen kann und wir vielleicht zusammen finden, aber ich weiß nicht ob es sowas gibt und ob es bezahlt wird. Außerdem kann man Ihr das glaube ich nicht antun den Papa so lange nicht zu sehen, das wäre zu brutal...
Hallo liebe Eyekona,

Dein Bericht über die Geburt Deiner Kleinen hat mich tief bewegt, stellenweise musste ich Lesepause machen, ich habe geweint und mich stark erinnert gefühlt an die Geburt meines Sohnes vor 33 1/2 Jahren.
Ich kenne diese Gefühle, die Du hast. Diese Wut, Trauer und Schuldgefühle, dass Du diese Gefühle hast und nicht, wie es wahrscheinlich Deine Umwelt von Dir erwartet, vor Mutterglück strahlst.
Ich bin gerade in dieses Forum gekommen, weil mich eine Depression wieder eingeholt hat wegen der Geburt meines ersten Enkels und ich deshalb der Überzeugung bin, dass ich viel zu lange gewartet hatte, bis ich in einer ähnlichen Situation Hilfe gesucht hatte. Nein, ich habe das damals erstmal mit mir selbst abgemacht und erst vor zehn Jahren eine Therapie gemacht, als ich mit Panikattacken nicht mehr zurecht kam. Dabei hatte ich noch das Glück, dass mich mein Mann in der Anfangsphase sehr zu mir gehalten hat und mich auch sehr entlastet hat.

Das - so finde ich - ist aber bei Deinem Mann nicht so und deshalb bin ich überzeugt, dass Du Deiner Überzeugung folgen solltest, dass Du mit Deinem Kind in einen geschützten Raum (Mutter-Kind-Klnik) gehen solltest, um neben einer Therapie zur Verarbeitung Deiner Erlebnisse auch zu lernen, wie Du Dein Kind wiederfinden kannst, das Du neun Monate in Dir getragen hast. Bitte tue es Deinem Kind nicht an, ohne Mutter- und ohne Vaterliebe (der drückt sich ja derzeit vor Anwesenheiten) aufwachsen zu müssen. Dann hättest Du später noch grössere Schuldgefühle.

Außerdem habe ich es erfahren, all' Deine unterdrückten und unbearbeitenden Gefühle kommen irgendwann an die Oberfläche. In einer Therapie tun sie das "kontrolliert" und ohne Therapie "unkontrolliert" - im besten Falle noch als Panikattacke (in einer Selbstverletzung). Diese unkontrollierten Gefühle haben ein Eigenleben und zerstören Dein Selbstwertgefühl, glaube es mir.

BITTE SUCHE DIR HILFE - JETZT.

Zur Bezahlung mache Dir keine Gedanken (Therapien werden von der Krankenkasse bezahlt) - gehe zu einem Arzt oder eine Beratungsstelle bei PROFAMILIA und erkundige Dich.
eyekona

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von eyekona »

NeuOma: Ich wollte dich nicht zum weinen bringen, tut mir leid.
Beratungsstelle bei PROFAMILIA
Vielen vielen Dank für diesen Hinweis. Ich habe einfach keinen guten Arzt den ich ansprechen könnte, aber zu so einer Beratungsstelle würde ich schon gehen - vielleicht können die mir vor allem bei den "sachlichen Fragen & Formalitäten" helfen - ich hab einfach zu wenig Ahnung in dem Bereich. Aber klar das ist DIE Idee - warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?

Frohes Neues und Danke!
NeuOma

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von NeuOma »

eyekona hat geschrieben:NeuOma: Ich wollte dich nicht zum weinen bringen, tut mir leid.
Beratungsstelle bei PROFAMILIA
Vielen vielen Dank für diesen Hinweis. Ich habe einfach keinen guten Arzt den ich ansprechen könnte, aber zu so einer Beratungsstelle würde ich schon gehen - vielleicht können die mir vor allem bei den "sachlichen Fragen & Formalitäten" helfen - ich hab einfach zu wenig Ahnung in dem Bereich. Aber klar das ist DIE Idee - warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?

Frohes Neues und Danke!
Hallo Eyekona,

nein, nein, weinen tut mir dann ganz gut, wenn mich etwas so berührt - das hat mir auch mal eine Ärztin gesagt, als ich wegen einer Panikattacke im KH war. Sie meinte "Weinen" senkt den Adrenalinspiegel und man fände dann körperlich besser aus der Panikattacke heraus.

Es freut mich, dass Dir mein Tip mit Profamilia helfen konnte. Ich wünsche Dir, dass Du dort schnell professionelle Hilfe vermittelt bekommst.
Wunschmami2012

Re: Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)

Beitrag von Wunschmami2012 »

Hallo Eyekona,
ich musste weinen bei deinem Bericht...er klang ähnlich wie meiner -Ärzte lassen einen im Dunkeln während der Wehen, reagieren nicht usw.-
Such Dir Hilfe bitte, wie die anderen schon geschrieben haben nimmt sich dein Mann auch auszeiten, und wenn du nur mal um den Block läufst oder badest, erkundige dich vielleicht auch mal nach einer Beratungsstelle oder oder oder.....

Fühl dich umarmt
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