wie kann so was schönes ... soviele Schmerzen bereiten.

[cathi]

Hallo liebe Leidensgenossinnen.

Ich bin Cathi und leide seit 6 1/2 Monaten an einer Postnatalen Depression mit Zwangsgedanken.
Wie alles begann ...
Ich freute mich sehr auf meinen kleinen Jungen. Der Tag kam und die sehr schwere Geburt endete mit einem Notkaiserschnitt mit Vollnarkose. Meinem Sohn ging es nach dieser Tortur gleich gut, doch für mich ging das alles ein wenig anders aus. Stillen ging nicht, ich fühlte mich alleine gelassen, jeden Tag weinte ich mich in den Schlaf, ich wusste nicht ob das Kind meines sein sollte welches sie mir gegeben hatten, ...
Bereits kurz nach der Geburt fing es an, ich wurde von Zwangsgedanken geplagt. Zuerst nur Peanuts wie ich sie heute nenne. Ich könnte meinem kleinen die Fontanelle eindrücken oder ihn ersticken, ... ich konnte es nicht wahrhaben, dass ich Cathi solche Gedanken habe. Das konnte nicht wahr sein, ich war doch ein guter Mensch. Doch wer war ich geworden.
Es wurde immer schlimmer, bis ich fast genau einen Monat nach der Geburt zusammenbrach.
Ich erzählte es meinem Freund und meiner Mutter was ich für Gedanken habe und ich meldete mich sofort bei einem befreundeten Psychiater, den schon im Vorfeld wendete ich mich ein paar Tage zuvor an einen Kassenpsychiater welcher mich immer wieder Frage stellte: Hören Sie Stimmen, befielt Ihnen jemand Ihren Sohn zu töten. Ich wusste doch nicht mehr was mit mir los war und wiederholte immer wieder es befielt mir niemand doch diese Gedanken sind nicht meine. Ich Cathi würde sowas niemals denken.
Lange Rede kurzer Sinn der befreundete Psychiater half mir zu verstehen, welche Krankheit ich hatte, dass ich nicht psychotisch war sondern Zwangsgedanken hatte und ich mit Medikamenten und einer Therapie wieder in mein Leben zurückfinden könne. Bis ich es jedoch wirklich annehmen konnte, dass ich dieses Problem nicht mit meinem Willen "bekriegen" konnte vergingen noch einige Wochen, bis ich nicht mehr wusste ob ich meine Hand stillhalten konnte oder diese Dinge ausführen würde. Ich wurde in ein Krankenhaus gebracht und bekam meine erste Medikation.

Ja dieser Weg beschreite ich heute noch ... ich habe zuerst mit Cipralexx begonnen. Auch die 20 mg waren nicht genug und Xanor konnte nicht meine ständige Stütze bleiben. Dann Venlaflexin bis auf 225 mg, leider auch nicht genügend Besserung. Vor ein paar Wochen wurde noch Abilify dazugegeben. Jetzt geht es langsam besser. Ja das ist meine Geschichte in kurz, kurz Form.

Die passende Metapher für meine Krankheit ist: Ich fühle mich wie ein Puzzle welches man am Tag der Geburt meines Sohnes auf den Boden geschmettert hat. Einige Teile sind zerbrochen, die muss ich noch kleben und anschließend kann ich das Puzzle wieder langsam aber sicher zusammensetzten, das hoffe ich zumindest.

Danke lg
Cathi

[Sabrina]

Hallo Cathi,

du bist nicht allein. Mir geht es genauso. Unsere Maus war ein absolutes Wunschkind und dann kommt so was und nimmt einem die Lebensfreude weg. Machst du denn eine Therapie?

[cathi]

Hallo Sabrina.

Inzwischen habe ich in diesem Falle schon zwei Frauen kennengelernt, die das Leiden mit mir Teilen.
Ich habe bereits die zweite Therapie begonnen. Die erste Therapeutin nannte mich immer die Wilde wenn ich das Therapiezimmer betrat, weil ich solch schlimme Gedanken hatte.

Nun bin ich bei einer etwas esoterisch angehauchten, doch ich mag sie gerne.
Es bringt sicherlich mehr. Doch die eigentliche Therapie ist doch sowieso täglich mit mir selbst
Wie geht es dir??
Hast du irgendwelche Tips welche dir besonders geholfen haben?

Lg Cathrin

[Marika]

Hallo Cathy,

kennen wir uns, bist du die, die ich meine?

Hatte mir schon Gedanken gemacht, wie es dir geht, konnte dich aber nicht kontaktieren, da ich ein neues Handy habe und deine Tel.-Nr. leider auf dem alten Telefonspeicher (den ich nicht mehr abrufen kann) ist.

Ich freue mich, dass es langsam besser geht, konnte dir mein Buch etwas helfen?

[Sabrina]

Hallo Cathi,

ich habe auch eine Therapie begonnen. Ist aber leider keine Verhaltenstherapie. Mal schauen was es bringt. Ich habe abgestillt und danach meine Dosis meines AD's erhöht. Ich muss sagen, seit dem geht es mir westentlich besser. Meine ZG's sind spürbar zurückgegangen. Und wenn ich welche habe, kann ich sie besser "ertragen". Möchte die Dosis noch weiter erhöhen. Habe momentan aber keine Psychater. Ohne Absprache möchte ich das nicht tun. Selbst bei Psychatern muss man ewig als Neupatient auf einen Termin warten :-(

Hast du denn schon irgendwelche Erfolge verspürt? Unsere Kinder müssten relativ gleich alt sein. Meine ist jetzt 6 Monate alt.
Bei deiner Arztsuche hast du ja auch "Pech" gehabt. "Hören Sie Stimmen" und "die Wilde" sind ja nicht gerade aufbauend.

[Sanna]

Hallo und herzlich willkommen!

Du bist bei uns genau richtig. Viele hier kennen das, was du beschreibst. Ich finde deinen Vergleich mit dem Puzzle sehr treffend. Genauso ist es, Stück für Stück findet man zurück ins Leben.

Eins hat mich sehr an meine Geschichte erinnert: Auch bei mir stellte dich eine deutliche Besserung nach Gabe des Neuroleptikums ein. Schön, dass dir das Abilify da hilft.

LG, Sanna

[cathi]

Hallo,

Marika ja genau ich bins.
Habe lange gebraucht bis ich mich angemeldet habe. Habe viele Nächte jedoch gelesen.
Genau dasselbe Problem habe ich, habe auch ein neues Handy und deine Nummer nicht mehr, wollte mich längst schon melden. Bin nicht weiter gekommen wie Seite 10.
Die letzten Tage sind nicht sehr berauschend, jedoch ging es vorher aufwärts.
Sollen wir uns wieder einmal auf einen Cafe treffen?

Sabrina.
Ja ich denke auch, dass unsere Kinder gleich alt sind - Mai Kinder in diesem Falle. Die haben ja Glück
Ich mache auch keine Verhaltenstherapie. Mache aber intuitiv auch Dinge die aus der Verhaltenstherapie kommen wie mir Marika bereits gesagt hat.
Solange du dich wohl fühlst denke ich, wird's dir gut tun.
Habe sehr schnell abgestillt, weil ich Xanor bekommen habe. Das war ja auch noch ein Horror.
Ich bin gespannt wenn diese Tortur durchgestanden ist. Es macht einfach keinen Spass die Tage durchzukämpfen.
Aber das muss ich hier niemandem sagen, dass weiss ich.

Habt ihr mit Venlaflexin eure Erfahrungen?
Habe viel mehr Nebenwirkungen als mit Cipralexx und denke dass mit der Neuroleptika die Verstärkung auch bei Cipralexx eingetreten wäre.
Sanna hast du auch solche Unruhe´zustände. Ich bin oft unter Tags so richtig kaputt und möchte mich hinlegen, habe dann jedoch ein Unruhe empfinden in mir, das ich das liegen gar nicht aushalte. Ist das, dass AD oder das Neuroleptika? Weiss das jemand?

[Astrid77]

Ich hab Venlafaxin genommen. Hatte tagsüber auch wechselnde Zustände dadurch, da konnte man die Uhr nach stellen. Müdigkeit (musste andauernd gähnen) und aufgedrehte Freude haben sich abgewechselt. Nebenwirkungen waren starker Schwindel und Übelkeit dadurch.

[Sanna]

Hallo! Ja, diese Unruhe kenne ich auch. Bei mir ist es ein Symptom der Depression. Man spricht auch von agitierter Depression. D.h. man ist nicht antriebslos sonder hat im Gegenteil zuviel Antrieb. So viel, dass es manchmal schon Quälerei ist das auszuhalten.

Das ist aber bei mir schon viel besser geworden. Je gesünder ich werde, desto weniger habe ich mit Agitiertheit zu tun.

LG, Sanna

[Marika]

Hallo Cathi,

ich wollte dir auch noch mal Mut machen - gerade nach unserem gestrigen Telefonat. Ich - wir alle hier wissen genau, wie schrecklich sich dieser Zustand anfühlt und wenn dann ein Tief kommt, ist es fast nicht aus zu halten. Es ist gut und wichtig, auch seine Wut raus zu lassen - über die Erkrankung, über das Suchen nach dem richtigen Medi, über die eigene Hilflosigkeit. Gerade diese Wut kann aber auch ein Ansatz sein, um weiter zu gehen: In er Wut steckt Energie - die kann man nutzen, um wieder auf zu stehen, zu kämpfen und jeden Tag neu zu sagen: Was kann ich jetzt in dieser Situation tun, damit es mir etwas besser geht. Klar - dazu gehört auch ein passendes Medikament, aber auch ganz viel Üben - gerade wenn es um ZG geht.

Hier ist die Therapie und die Arbeit daheim essenziel. Ich kann jetzt nicht einschätzen, ob du in deiner Therapieform genug Übungen bzw. Ansätze bekommst, um die ZG los zu werden. Obwohl: es geht NICHT um die Gedanken, es geht um Zwang dahinter. Versuch dir zu verinnerlichen: Die Gedanken an sich sind NORMAL, jeder hat die schon gehabt. Es geht darum, diese Endlosspirale, das "immer wieder kommen" dieser Gedanken ab zu tranieren. Und das erreicht man durch üben, vor allem daheim. Wenn du gestern am tel. z.B. gesagt hast:"ich will diese Gedanken nicht mehr, wenn ich z.B. ein Kabel sehe..." dann musst du das umwandeln in "ich will nicht, dass dieser normale Gedanke ständig zwanghaft wieder kehrt!!!" Versuch ganz klar zu differenzieren zwischen dem INHALT der Gedanken und dem ständigen WIEDERHOLEN! Inhalt und Gedanken sind normal, das ständige Wiederkehren kannst und sollst du dagegen angehen. Für mich war diese Erkenntnis eine große Erleichterung!

So, Cathi gestern war ein Sch..... Tag, heute nimmst du diese Energie mit und versuchst am Zwang zu üben. Mit dem Gummiband z.B., das aktive Erkennen und benennen wenn ein Zwang kommt, das akzeptieren von ihm - aber auch das klare wissen: stell dich neben mich Zwang, ich mach aktiv da weiter, wo ich grad dran war... Dann: Ablenkung! Unter Leute gehen, spazieren, usw... Klar, dein Freund ist jetzt krank, der kann nicht. Aber vielleicht magst du sonst jemanden besuchen? Vielleicht sogar mich? Ich bin heute daheim - nimm den Kleinen, setz dich ins Auto und komm! Wir sind ja zum Glück nur wenige km getrennt.

Na, was sagst du zu all dem, was mir gestern noch so eingefallen ist?

Übrigens: du bist eine starke Persönlichkeit, schon deshalb weiß ich, dass du das packen wirst!

[Sabrina]

Hallo Cathi und Marika,

wo wohnt ihr denn, wenn ich fragen darf? Vll wohne ich ja auch zufällig in der Nähe. Würde mich auch gerne mal mit Gleichgesinnten treffen.
Momentan ist es bei mir auch ein auf und ab. Gestern dachte ich...jetzt ist es soweit...ich werde verrückt:-(

[Marika]

Hey Sabrina,

wir sind beide aus Österreich (Vorarlberg) und tatsächlich grad mal ne 1/4 Std. mit dem Auto von einander weg.

Woher kommst du?

[cathi]

Hallo Marike,

danke nochmals für deine aufbauenden Worte und vorallem das Telefonat gestern abend.
Der heutige Tag war um einiges besser. Am Abend bin ich wieder etwas trauriger, aber naja. Bis jetzt nicht so schlimm wie gestern.
Ich wünsche mir nichts mehr, als aus dieser Hölle herauszukommen.
Oft sehe ich mir die Fotos an aus der Zeit wo alles noch viel schlimmer war und sehe was für Fortschritte ich gemacht habe, jedoch sehe ich auch was ich für eine tolle Zeit nicht mit vollen Zügen geniessen konnte und das macht mich ganz fertig. Ich kann mich an so viele Dinge nicht erinnern, das macht mich traurig.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Psychogedanken normal sein können. Ich kann mich an davor nicht erinnern solche Gedanken gehabt zu haben. Naja ich kann nur weitkämpfen um irgendwann nicht mehr daran zu leiden.

Danke dir nochmals

[Marika]

Genau Cathi - DAS ist ja der Punkt: Du kannst dich nicht an solche Gedanken erinnern, weil unser frontale Kortex solchen unnützen Gedankenmüll sonst sofort ausfiltert!!!! Jeder denkt oft mal Gedanken mit absurdem oder sogar gewalttätigem Inhalt! Nur hatten wir vorher eben die Zwangserkrankung nicht und somit die Gewissheit, dass wir das eh nicht tun, somit ist es absurd und wird "aus sortiert". Jetzt mit dem Zwang, arbeitet dieser Kortex zu viel, das heißt er filtert nicht mehr aus, sondern bewertet jeden Gedanken 100000 Male - besonders die absurden. Das Gute daran ist, dass wir noch viel weniger das ausführen könnten was sich "uns da denkt", als Gesunde (ja wirklich, ist so), aber auch dass sich uns ständig solche unerwünschten Gedanken aufdrängen. Soll heißen: ein Gedanke kommt, wird bewertet (anstatt als Müll erkannt und aussortiert), als "seltsam" eingestuft, das nächste ist Unruhe, Angst (was ist das, was passiert da, ich bin nicht normal....), Gedanke verdrängen. Und schon ist der Kreislauf geboren - ein Kreislauf aus Angst-ZG- Angst-ZG ... bis ins unendliche.

Ich empfehle dir, dich über ZG zu informieren. Das nimmt ihnen den Schrecken und erleichtert das Üben am VERLERENEN des Zwangs.

Du hattest früher sich auch schon mal so Gedanken wie: dem könnt ich jetzt eine in die Fr.... hauen, oder in der Kirche "jetzt ja nicht lachen".... Oder denk mal an mein Beispiel mit dem Sonnenschirm der in Nachbars Garten fiel - was mein Mann da gedacht hat!!!!!

Jeder Mensch auf dieser Erde hat genau solche Gedanken immer wieder mal, nur Gesunde vergessen die gleich wieder, weil ihr Kortex richtig arbeitet. Und ein Satz vom Psychiater einer Userin hier: "Wenn Sie ihr Kind in größt möglicher Sicherheit haben wollen, geben Sie es einem ZG-Geplagten." Das sagt alles!!! Es klingt paradox, ist aber so.

[Sabrina]

Schade. Wohne ziemlich unten von Deutschland (Karlsruhe) aber ist trotzdem ein gutes Stück.

Ach Marika...Deine Beiträge bringen mir so viel mehr als meine jetzige Therapie.