Hallo - ich bin neu hier im Forum

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NeuOma

Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von NeuOma »

Hallo,

im Juli letzten Jahres bin ich Oma geworden. Mein Sohn, den ich 1982 per Notkaiserschnitt zur Welt brachte, ist selbst Vater geworden. Die traumatische Entbindung (meines Sohnes) löste bei mir sowohl nach der Geburt als auch vor 10 Jahren eine tiefe depressive Phase aus, die ich nach einer Therapie (vor 8 Jahren beendet) glaubte, nun endlich therapeutisch ad acta gelegt zu haben. Leider habe ich seit der Geburt meines Enkels, die sehr komplikationslos, schnell und sehr beglückend von den Eltern erlebt wurde, wieder extreme Panikattacken erlebt, weine viel, kann weder mit Sohn noch dem Enkel einen "normalen Kontakt" pflegen und habe deshalb extreme Schuldgefühle gegenüber meinem Sohn und auch meiner Schwiegertochter, die ich beide liebe und respektiere. Wir hatten bisher immer eine sehr gute Beziehung und Kontakt. Von meinen Problemen möchte ich jedoch den Beiden zur Zeit nichts erzählen, da sie ja jetzt in der ersten Phase ihres Elternseins sind und ich da nicht "stören" möchte. Ich glaube auch nicht, dass sie meine Probleme irgendwie verstehen könnten.
Ich habe mich wegen meines sehr labilen Zustands noch im Dezember mit meiner früheren Therapeutin in Verbindung gesetzt und werde wohl im Januar mit einer Hypnotherapie beginnen. Ich bin seit der Geburt meines Enkels viel im Netz unterwegs und bin über die Suche nach Ergebnissen bezüglich Depression, traumatischen Geburtserlebnissen auf diese Website gelangt. Es würde mich sehr interessieren, ob es tatsächlich solche späten Folgen einer postnatalen Depression geben kann und ob es evtl. in Ihrem Forum Personen mit ähnlichen Erfahrungen gibt.
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Marika
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Re: Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von Marika »

Liebe Gabriele,

herzlich Willkommen in unserer Runde. Deine außergewöhnliche Geschichte hat mich sehr berührt. Ich glaube, es ist nicht wichtig ob es sich hier jetzt um "Spätfolgen einer postpartalen Depression" handelt - ich glaube es zeigt einfach nur, dass sensible Menschen bei gravierenden Ereignissen stark reagieren. Diese Sensibilität kann man meiner Meinung gar nicht "hinter sich lassen", wohl aber das "Wieder Erkranken".

Die Geburt deines Enkels hat wohl eine alte Wunde aufgerissen, dich an deine eigene Entbindung damals erinnert. Vielleicht ist das Trauma von damals nicht ganz verarbeitet - dann kann es, auch wenn es viel später ist, wieder hoch- bzw. durch kommen.

Magst du uns erzählen, wie deine Therapie damals aussah? Hast du Medikamente genommen? Und wie geht ihr jetzt weiter vor?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
NeuOma

Re: Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von NeuOma »

Marika hat geschrieben:Liebe Gabriele,

herzlich Willkommen in unserer Runde. Deine außergewöhnliche Geschichte hat mich sehr berührt. Ich glaube, es ist nicht wichtig ob es sich hier jetzt um "Spätfolgen einer postpartalen Depression" handelt - ich glaube es zeigt einfach nur, dass sensible Menschen bei gravierenden Ereignissen stark reagieren. Diese Sensibilität kann man meiner Meinung gar nicht "hinter sich lassen", wohl aber das "Wieder Erkranken".

Die Geburt deines Enkels hat wohl eine alte Wunde aufgerissen, dich an deine eigene Entbindung damals erinnert. Vielleicht ist das Trauma von damals nicht ganz verarbeitet - dann kann es, auch wenn es viel später ist, wieder hoch- bzw. durch kommen.

Magst du uns erzählen, wie deine Therapie damals aussah? Hast du Medikamente genommen? Und wie geht ihr jetzt weiter vor?
Hallo Marika,

danke Dir für Dein herzliches Willkommen :-).

eine Behandlung zur postnatalen Depression gab es bei mir weder nach der Geburt 1982, der Depression von 1985 bis 1986 und auch nicht 2006 und 2007 meiner letzten depressiven Phase. 2006 ging ich wegen immer häufigeren Panikattacken und einem Burnout für sechs Wochen in eine Klinik und machte auch später noch weiter mit einer ambulanten Verhaltenstherapie (Diagnose: Depression und Anpassungsstörung). 2007 konnte ich nach einem dreiviertel Jahr wieder arbeiten und Ende 2007 beendete ich die Therapie, weil ich mich wieder gut und aktiv fühlte und auch die Panikattacken, die immer seltener wurden, gut aushalten und verarbeiten konnte. Medikamente hatte ich zu jeder Zeit abgelehnt, da mein Vater lange Jahre medikamentenabhängig war und auch bei mir z.T. schon paradoxe Reaktionen auf Medikamentenversuche feststellbar waren (z.B. tagelange Panikattacken und Angstzustände nach Gabe von Benzodiazepinen).
Bei der Therapie verarbeitete ich meine eigene Kindheit, die wegen der Geschichte meiner Mutter nicht einfach war und genug traumatische Erlebnisse enthielt, die anzuschauen waren. Eine Verhaltenstherapie beschäftigt sich auch nicht hauptsächlich mit den Ursachen einer Erkrankung, sondern mehr mit dem Umgang damit.
Jetzt muss ich erkennen, dass so eine Therapie - zumindest bei mir - nicht ausgereicht hat, um wieder zu gesunden.
Gemeinsam mit meiner Therapeutin (einer Diplompsychologin) hoffe ich jetzt, durch die Hypnotherapie stärker an die verdrängten Gefühle im Unterbewusstsein zu kommen.
Sanna
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Re: Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen!

Auch mich hat deine Geschichte tief bewegt. Ich finde es toll, dass du schon Kontakt zu deiner Therapeutin aufgenommen hast. Das scheint es tatsächlich noch Dinge zu geben, die bearbeitet werden müssen. Ich glaube aber, dass man eine psychische Erkrankung immer hinter sich lassen kann, wenn man die Packenden in der Therapie zu fassen kriegt.

Die anderen hier im Forum kennen schon mein Mantra, aber dir möchte ich es gerne auch mit auf den Weg geben. JEDE Krise geht vorbei. Du hast es ja selber schon erlebt, dass es auch Phasen nach der Erkrankung gibt. Das wird auch wieder so sein.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
NeuOma

Re: Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von NeuOma »

Hallo Sanna,

ja dieses Mantra spreche ich mir in den letzten Wochen oft vor :cry:, weil ich ja weiß, dass ich das wieder "schaffen kann" und diese schmerzhafte dunkle Zeit vorüber gehen wird. Aber ich weiß auch, dass die Seele "wieder lachen wollen muss" und nur das Wissen vom "Hirn" wenig hilft. Das dauert und in dieser Zeit braucht man Jemandem, der nur "da" ist, um einen zu halten. Kein Gequatsche, das sei doch nicht so schlimm und man solle doch einfach unter Menschen gehen, dann gingen all' diese destruktiven Gedanken weg.
Nachdem ich letztes Jahr auch noch eine gute Freundin verloren habe, gibt es halt derzeit nur noch meinen Mann, dem ich vieles (aber nicht alles) erzählen kann, was so in mir vorgeht. Er hat schon viele solche Zeiten mit mir durchgestanden :!: und ich bin ihm unendlich dankbar, dass er trotzdem immer noch bei mir ist und das seit 45 Jahren. Schließlich habe ich ihm sein Leben durch meine Erkrankung auch sehr eingeschränkt.
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Marika
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Re: Hallo - ich bin neu hier im Forum

Beitrag von Marika »

Hallo nochmal,

heute gibt es ja auch gezielte Trauma Therapien - einige von uns haben hierzu Erfahrung. Ich selber habe einen kleinen Teil der sich "EMDR" nennt kennen gelernt in meiner Verhaltenstherapie.

Von mir kann ich dir sagen: ich bin vor 10 Jahren nach der Geburt meines Sohnes erkrankt, habe 2,5 Jahre Therapie hinter mir und brauche auch heute noch eine kleine Dosis von meinem AD. Ohne diesem wäre ich nicht schon seit Jahren stabil und gesund. Auch ich bin von der Kindheit her schon ein "gebranntes Kind" und bereits in früher Jugend latent depressiv. Meine Erkrankung war sehr schwer, 3 Medikamente, Therapie und ganz viel Hilfe. Aber es ist zu schaffen, man kann "es" hinter sich lassen, nur muss man damit leben, dass man eben eher dazu neigt, eine psych. "Besonderheit" (ich nenne es absichtlich so wenig wie möglich "Krankheit) zu entwickeln - ein Leben lang. Daher müssen wir wohl auch ein leben lang unsere Seele schützen, uns liebevoll behandeln. Das geht weit über alle Therapieform hinaus - ich merke, dass dieser Prozess auch 10 Jahre nach Ausbruch immer weiter geht.

Insofern habe ich zwar die Krankheitssymptome hinter mir gelassen, aber meine Besonderheit darf mich ganz bewusst weiterhin jeden Tag begleiten, weil sie mich darauf hinweist, mich selbst zu lieben, mir gutes zu tun. DAS ist ein LEBENSLANGER Prozess glaube ich. Seit ich das begriffen habe damals, bin ich stabil und gesund, zwar mit Minidosis von einem AD - aber auch damit seit Jahren keine einzige Schwankung gehabt zu haben, ist lt. meines Arztes heraus ragend.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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