Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele Sorgen

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nina1114

Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele Sorgen

Beitrag von nina1114 »

Hallo, ich möchte mich gerne vorstellen.
Ich bin Nina und bin schon lange stille Mitleserin in diesem Forum.
Ich würde sagen seid ca einem Jahr. Ich hatte nie den Mut mich anzumelden, aber habe es nun doch endlich geschafft.
Mein Sohn ist mittlerweile 14 Monate alt. Meine Depression fing relativ schnell nach der Geburt an. Natürlich wurde es erstmal auf den üblichen Babyblues geschoben, aber ich wusste sofort, dass es "mehr" ist. Ich habe schon früher an Depressionen gelitten, nur war ich vor der Schwangerschaft und auch während der Schwangerschaft schon lange beschwerdefrei.
Doch diesmal fühlte es sich ganz anders an. Andere Ängste, andere Panikzustände, andere Verzweiflung und Niedergeschlagenheit. Und dazu vorallem die Ablehnung und Freudlosigkeit meinem Kind gegenüber. So sehr haben wir uns ein Kind gewünscht, dann war es da und ich viel in ein tiefes schwarzen Loch und wollte am liebsten, dass ich nie schwanger geworden wäre. Wo ist bloß die Liebe hin, die ich während der Schwangerschaft gefühlt habe?
Ich wurde von meiner Psychiaterin auf ein neues Antidepressivum eingestellt. Auch habe ich mir Hilfe bei einer früheren Therapeutin gesucht, leider hat sie nur unregelmäßige Termine für mich.
Ich habe versucht mir irgendwie ein Hilfenetz aufzubauen, weil ich wusste, so würde ich es nicht schaffen. Das kann ich meinem Kind nicht antun. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst sechs Tage die Woche und ist selbst psychisch nicht in der besten Verfassung, durch hohen Druck auf der Arbeit, einem Trauerfall in der Familie und natürlich die Belastung mit mir und meinem Kind.
Ich habe unterstützung durch eine Familienhebamme bekommen, nur wirklich helfen konnte sie mir auch nicht. Mir ging es so schlecht, dass ich mich zu einem Vorgespräch in einer Klinik angemeldet habe. Sie waren sehr nett dort, haben mir alles gezeigt, doch mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dass mein Sohn (damals 3 Monate alt) zusammen mit vielen anderen in eine ausgelagerten Krippe gehen sollte, während ich Therapien habe. Also fast jeden Tag. Das machte mir noch mehr Schuldgefühle als ich sowieso schon hatte und habe mich dann dagegen entschieden. Es musste auch so gehen, ich fühlte mich und fühle mich immer noch so schuldig meinem Sohn und meinem Mann gegenüber, dass alles so schwierig ist und ich alle belaste und meinem Sohn keine liebevolle Mutter sein kann.
Von aussen bekomme ich natürlich nur Unverständnis. Freunde, Familie keiner versteht es. Ich habe doch jetzt ein Kind. Es ist gesund, ich müsste doch eigentlich glücklich sein.
Meine Mutter versucht trotz ihrer Arbeit wenigstens einmal die Woche mir für ein paar stunden zu helfen. Mein Mann macht sehr viel, nur er geht selber langsam auf dem Zahnfleisch.
Es wurde irgendwann nach und nach besser. Ich glaube so als er 8 Monate alt war, aber die Überforderung und Ängste waren immer da. Ich hatte aber nun alle Hilfsmöglichkeiten die es bei mir in der Umgebung gibt ausgeschöpft.
Seit November ging es nun wieder los. Ich befinde mich wieder in einer abwärtsspirale und mir geht es so schlecht, wie nach der Geburt. Jeden Tag wache ich mit Herzrasen und Panik auf. Wie soll ich den Tag bloß schaffen. Vorallem morgens weine ich die meiste Zeit, versuche aber natürlich mich meinem Sohn gegenüber zusammen zureißen. Die Gefühle die sich inzwischen für meinen Sohn aufgebaut hatten verschwinden und es bleibt nur noch Angst und Verweiflung. Er ist so ein fröhliches Kind und eigentlich recht unkompliziert, aber ich habe das Gefühl ich schaffe es nicht. Ich habe immer wieder den Gedanken, dass ich ihn nie hätte bekommen dürfen, aber nun ist er da und eigentlich liebe ich Ihn auch, aber die Gefühle sind verschüttet. Warum nur?
Ich arbeite wieder zwei Tage die Woche für ein paar stunden seid er 6 Monate ist in der zeit ist er bei einer tagesmutter. Das hat mir immer sehr gut getan. Inzwischen bekomme ich es kaum noch hin.
Was soll ich bloß machen? ich habe einmal im Monat Kontakt zu meiner Therapeutin, nehme Medikamente, versuche meinen Tag zu strukturien, habe ab und zu Gespräche mit den "Frühen Hilfen", versuche Kontakte aufrecht zu halten, aber mir geht es so schlecht. Die klink, in der ich mich vorgestellt habe nimmt leider nur Kinder bis zu einem Jahr auf. Ich bin mir mit dem Thema Klinik auch so unsicher. Mein Sohn fühlt sich wohl bei uns zu Hause, mit meinem mann, meiner Mutter und er liebt auch seine Tagesmutter und die anderen Kinder. Ich mag ihn da nicht rausreißen. Ich glaube ihm würde das nicht gut tun.
Habt ihr gute Erfahrungen mit einer Klinik gemacht? Kennt ihr eine gute Klinik in Schleswig-Holstein?
Habt ihr noch Ideen?
Ich habe jetzt doch soviel geschrieben. Eigentich wollte ich mich nur kurz vorstellen :-)
Ich hoffe, ich habe nicht all zu wirr geschrieben und bitte achtet nicht auf Rechtschreibfehler, wenn ich so emotional schreibe, vergessen ich daaruf zu achten.
Ich bin sehr froh, jetzt hier zu sein. Ich fühle mich mit meiner Erkrankung sehr einsam und habe niemanden der es nachvollziehen kann.
Liebe Grüße
Nina
Sanna
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Re: Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele So

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen bei uns! Hier bist du nicht allein!

Alles was du schreibst kenne ich -und viele andere hier- nur zu gut. Du tust sehr viel um da wieder raus zu kommen und genau deshalb wird es auch funktionieren. Ich hatte diese tiefen Einbrüche, trotz Therapie und dreierlei Medikamenten, bis mein Sohn ca. 2 Jahre alt war. Ab da wurde es schlagartig besser. Auch ich habe alles getan damit es besser wurde und trotzdem hatte ich diese Tiefs. Manchmal braucht man einfach 'nur' Zeit zum genesen.

Vielleicht würde dir ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik trotzdem mal gut tun. Wäre das ohne Kind machbar? Mir hat es sehr geholfen.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Pippilotta

Re: Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele So

Beitrag von Pippilotta »

Hallo Nina!

Auch ich kenne das, was du gerade durchmachst.
Mich macht es immer unglaublich wütend, wenn ich höre, wie wenig Verständnis wir betroffenen Mütter selbst aus unserem engen Umfeld bekommen. Geschweige denn von fremden Leuten ...
Ich saß vor Weihnachten bei der Krankenkasse bei einer Sachbearbeiterin wegen einer Haushaltshilfe nach dem Klinikaufenthalt. Sie wollte meine Diagnose Wissen und ich sagte schwere Depression (hatte beide Kinder mit, sodass sie sehen konnte, weswegen). Sie sagte, es tue ihr Leid und warum es denn so ist. Ich sagte nur, ich hatte das bei der großen schon. Da sagte sie ernsthaft, ich solle ihr jetzt den Gefallen tun und mit Kinder kriegen aufhören. UND: "Wissen sie, es kommen viele Leute hier zu uns und haben ihre Geschichten. Das finde ich viel schlimmer, wenn die armen Leute da kommen. Sie müssen sich jeden Tag sagen, sie haben zwei gesunde Kinder." Leider bin ich mittlerweile immer noch nicht so weit, solchen Menschen Paroli zu bieten und hab nur gesagt, dass ich es mir nicht ausgesucht habe. Wenn selbst eine Sachbearbeiterin der Krankenkasse so wenig Verständnis hat, wo sollte es dann in unserer Umgebung herkommen :|
Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg und hoffe, dass es dir bald wieder besser geht. Mir hat das Forum immer so sehr geholfen! Und ein Klinikaufenthalt- vielleicht triffst du ja diese Entscheidung noch.
Liebe Grüße!

Pippilotta
engelchen2012

Re: Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele So

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo nina!

Auch von mir ein herzliches willkommen! Du kannst hier alles fragen, wir verstehen dich, schließlich kennen wir alle hier situationen wie deine!

Ich will dir einen klinikaufenthalt nicht raufreden, aber mir hat das vor fast genau 3 jahren sehr sehr gut getan. Ich war 7 wochen ohne meine tochter in der klinik und konnte mich sowohl körperlich (ich war extrem erschöpft und habe kaum noch gegessen) als auch psychisch wieder erholen, wurde super medikamentös eingestellt und habe durch die verschiedenen therapien viel gelernt und möchte diese erfahrung irgendwie nicht mehr missen - weil ich fast gesund (mit medikamenten) nach hause konnte und meine tochter endlich genießen konnte.
Vielleicht gibt es ja auch bei dir diese möglichkeit?!

Welches AD nimmst du momentan?

Lg, engelchen
nina1114

Re: Ich möchte mich gerne Vorstellen...viele Fragen,viele So

Beitrag von nina1114 »

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure Antworten.
Ich dachte dachte schon, es hätte gar keiner geschrieben :-) irgendwie hat das mit der Benachrichtigung nicht geklappt. Umso glücklicher war ich als ich heute morgen eure Antworten gesehen habe.
Es tut sehr gut damit nicht alleine zu sein und Verständnis zu bekommen! Ich danke euch!
Einen Klinikaufenthalt ohne meinen Sohn ist leider nicht machbar. Ich habe niemanden der sich um Ihn kümmern könnte und mein Mann kann sich beruflich nicht so eine lange Auszeit nehmen. Also wenn Klink, dann geht es nur mit ihm.
Nur leider habe ich noch nichts passendes gefunden. Es ist echt schade, dass die meisten Kliniken nur Kinder bis zu einem Jahr aufnehmen.
Habt ihr Erfahrungen mit Klinikaufenthalten mit Kind?
Wie lange kann so eine PPD eigentlich anhalten?
Mich macht so fertig, dass die Tiefs trotz der Medikamente (ich nehme leider auch schon drei) immer wieder kommen. War das bei euch auch so? Ich nehme im Moment Duloxetin, Amitriptylin und Lamotrigin weil ich auch eine leichte Form der Epiliepsie habe. Meine Therapeutin hat mir schon einen Medikamentewechsel vorgeschlagen. Womit habt ihr gute Erfahrungen gemacht?
Liebe Grüße Nina
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