Wieder da

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Marie

Wieder da

Beitrag von Marie »

Hallo ihr Lieben,

ich hatte mich vor 2 Jahren schon mal hier als Leena91 angemeldet. Damals war meine Tochter 3 Monate alt, wir waren gerade ins Ausland gezogen und ich fiel in ein tiefes Loch. Anfangs stundenweise, dann war es mal ein Tag, dann zwei und irgendwann fühlte sich jeder Tag so an - alles war anstrengend und ich so müde. Der Tag zog sich in die Länge und nachts hatte ich Probleme einzuschlafen. Ich war sehr ängstlich, antriebs- und gefühllos. Und konnte mich selbst nicht verstehen, wusste nichts mit meiner Tochter anzufangen. Zusätzlich bekam ich chronische Migräne. Das zog sich so ungefähr ein 3/4 Jahr. Ich besuchte eine Psychiaterin, die die Diagnose Depression stellte und mir stillverträgliche Antidepressiva verschrieb. Genommen habe ich sie nicht. Ich glaube, ich war es mir nicht wert, wollte nicht abstillen aber auch nicht mit Medis weiterstillen.

Verbessert hat sich mein Zustand erst, als ich wegen der Migräne und der Schlafproblematik abstillte und Amitriptylin verschrieben bekam. Dass mir ein Antidepressivum hilft, hat mir irgendwie bestätigt, dass es doch eine Depression sein muss. Bis dahin war ich nämlich der Überzeugung gewesen einfach ein schlechter Mensch zu sein. Oft dachte ich daran einfach alles stehen und liegen zu lassen und alleine ein neues Leben zu beginnen - ich war der Überzeugung ich könnte meiner Tochter eh keine gute Mutter sein und würde ihr vielleicht nur schaden.

Mit dem Medikament änderte sich das ganz langsam. Ich konnte wieder schlafen, wieder Freude empfinden und war weniger ängstlich. Und ich bekam auch endlich Zeit für mich. Nur die andauernden Migräne Attacken warfen mich manchmal zurück.

Jetzt, zwei Jahre später, fühlten wir uns bereit ein Geschwisterchen in Angriff zu nehmen. Nach Rücksprache mit meiner Gynäkologin und meinem Neurologen weiterhin mit 75mg Amitriptylin - hauptsächlich wegen der Migräne, psychisch ging es mir ja wieder gut. Ich bin ganz frisch schwanger, weiß also noch gar nicht, ob alles in Ordnung ist. Wir freuen uns sehr. Allerdings geht es mir jetzt schon teilweise wie damals. Ich kann nicht rational denken, bin voller Angst, kann nicht aufhören zu weinen. Komme aus den Gedankenspiralen nicht heraus. Habe das Gefühl ich mache alles falsch.
lotte

Re: Wieder da

Beitrag von lotte »

Hey Du,

erstmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft.
Und schön, dass Du Deine Depression zwischenzeitlich in den Griff bekommen hast.

Oft ist es so, dass Medikamente zwar die Symptome, nicht aber die Ursachen beseitigen können. Also, WARUM hast Du nach der ersten Geburt überhaupt eine Depression entwickelt? Hattest Du früher schon mit Episoden zu tun?

Lange Rede: erfolgversprechend ist meist eine Kombination aus Medi und Therapie. Weil man ja verstehen muss, warum man diese Krankheit entwickelt hat. Und weil man in einer Therapie auch das Rüstzeug mitbekommt, die Symptome wie Angst, Grübeln, blöde Gedanken etc auf der mentalen Ebene anzugehen. Umdenken im Kopf, weg von den krankhaften Verhaltensmustern.

Hast Du damals eine Therapie gemacht?

LGL
Marie

Re: Wieder da

Beitrag von Marie »

Hallo,

Auslöser war, da bin ich mir mittlerweile recht sicher, der Umzug ins Ausland. Das Wegbrechen aller sozialen Kontakte, 12 Wochen altes Baby, Mann gestresst von der Arbeit und ich mitten drin. Das war irgendwie alles zu viel. Ich war plötzlich so abhängig.

Mit 17 hatte ich mal einen ziemlich heftigen Waschzwang, ausgelöst durch so eine "Angstphase". Vielleicht 'ne Veranlagung für's Psychische. Das war damals mit Verhaltenstherapie verbunden, in der ich Selbsthilfemaßnahmen gelernt habe. Das war für mich immer raus, in die Natur oder unter Menschen. Aber in einer riesen Stadt und 40°C Außentemperatur mit Säugling war das so nicht möglich.

Ich war bei zwei Psychologinnen. Und da ist es hier, wie auch in Deutschland - schwer, den richtigen zu finden. Eine sagte mir, ich müsste meine Einstellung ändern. Ich solle doch einfach froh sein, zu Hause sein zu können, während so viele Mütter arbeiten müssten. Die andere wollte meine Phobie therapieren, obwohl die Depression in dem Moment viel schlimmer war. Dafür hatte sie aber leider kein Gehör. Zusätzlich war das Ganze natürlich auch sehr Kostenintensiv.

Dass Medikamente alleine schaffen das natürlich nicht, da hast du absolut Recht. Mir haben sie allerdings wieder genug Energie und Antrieb gegeben, um dann Sachen ändern zu können. Genug und erholsamer Schlaf, Sport, weniger Kopfschmerzen. Und natürlich auch, dass meine Tochter irgendwann groß genug war, auch mal alleine beim Papa bleiben zu können.

Das alles hat sich ja nun nicht geändert - deswegen beunruhigt mich dieser plötzliche Stimmungswechsel auch. Ich kann das nicht einsortieren, hoffe aber, dass es einfach nur die Hormone sind.

So, schon wieder ein halber Roman. Muss lernen mich kürzer zu fassen
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Durchlesen
lotte

Re: Wieder da

Beitrag von lotte »

Hey Du,

so wie Du es beschreibst, könnte das tatsächlich in erster Linie an der Hormonumstellung liegen. Außerdem wirst Du vielleicht jetzt, wo Du schwanger bist, wieder vermehrt an die Zeit denken, als es Dir nicht gut ging, mit Baby.
Da kann es schon mal passieren, dass alte Ängste noch mal auftauchen, an die Oberfläche kommen, man vergisst das ja nicht.

Du bist ja in guten Händen bei deiner Gyn und dem Neurologen. Also ein sicheres Netz, sozusagen, falls es schlimmer werden sollte mit den Gedanken.

Ansonsten, aber das weisst Du ja schon: ablenken, Dir gutes tun, versuchen, bewusst aus dem Gedankenkreiseln auszusteigen.

LGL
Marie

Re: Wieder da

Beitrag von Marie »

Leider ist schon wieder alles vorbei. Habe Krämpfe und Blutungen seit gestern Nacht. War bei der Gynäkologin. Die hat mich pampig gefragt, was ich denn nun bei IHR wolle. Tja chemische Schwangerschaft, da könne sie auch nichts machen und tschüss.
Ich bin traurig und komme mir dumm und naiv vor. Ich hab jetzt keinen Trost erwartet oder so aber freundlich kann man ja wohl sein.

Das bringt mich auch zu etwas. Lotte, ich hatte mich durchs Forum gelesen und da hattest du unter einem Post davon gesprochen, dass du in deiner Therapie gelernt hättest dich erwachsener zu fühlen. Magst du davon was erzählen? Ich frage deshalb, weil mir das selbst oft schwer fällt. Ich lebe zwar ein erwachsenes Leben (und bin es auch vom Alter her) fühle mich aber oft von anderen unterschätzt und kleingemacht und generell nicht ganz ernst genommen.
lotte

Re: Wieder da

Beitrag von lotte »

Hey Marie,

das tut mir leid, mit den Blutungen. Was meinte sie denn aber mit "chemischer Schwangerschaft"? Weil Du das Medi noch nimmst? Also echt, unterirdische Reaktion. Das hattet Ihr doch gemeinsam besprochen, dass Du es weiternimmst.

Auch ich hatte zwischen den Geburten meiner Töchter eine relativ frühe Blutung am Anfang einer weiteren SS, das kommt recht häufig vor.

Zu Deiner Frage: das war ein laaanger Prozess, mit dem erwachsen werden ;) 2 Therapien und viel Arbeit an mir selbst. Erkennen, wer ich wirklich bin, was mir gut tut und das dann auch anderen gegenüber selbstbewusst vertreten (u.a. auch in Hinblick auf meine Eltern, die mich iwie am gross werden und Verantwortung übernehmen gehindert haben, nicht weil sie böse waren, sondern selbst in Ängsten gefangen waren). Das alles konnte ich natürlich erst umsetzen, als ich stabil war, ich habe ja auch lange Zeit ein AD genommen.

Wenn Du also das Gefühl hast, andere könnten Dich klein machen, nicht ernst nehmen, solltest Du da noch mal genauer hinschauen. Warum ist das so? Sagst Du, was Du meinst, auch mal NEIN? Oder versuchst Du eher, es anderen recht zu machen?

LGL
Marie

Re: Wieder da

Beitrag von Marie »

Naa,

Ich musste das auch erstmal googeln. Eine chemische Schwangerschaft ist eine, die im Ultraschall noch nicht erkannt werden kann und nur per Blutest oder Urintest nachgewiesen werden konnte (und dann endet).

Drücken wir es mal so aus: ich mag grundsätzlich keinen Ärger. Ich glaube, da stecken große Versagensängste und Angst vor dem Abgelehnt werden plus kleines Selbstwertgefühl dahinter. Als Mutter muss man dann aber ja oft aus seiner Haut und sich einsetzen, gegenangehen, seinen Standpunkt vertreten, andauernd wird man kritisiert, muss Wichtiges entscheiden und die Konsequenzen allein tragen und am Ende ist es "nicht genug" oder sowieso irgendwie verkehrt.

Lol.
Sanna
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Re: Wieder da

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Es tut mir leid, dass es mit deiner Schwangerschaft nicht gut ausgegangen ist. Wie geht es dir denn jetzt damit?

Du hattest damals geschrieben, dass du unter Emetophobie leidest. Mich würde mal interessieren, wie es dir nun damit geht. Ich denke, dass ich auch eine sehr leichte Form der Emetophobie habe, die mich aber im Alltag überhaupt nicht einschränkt. Wie ist es bei dir?

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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