Kurze Vorstellung

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summertime

Kurze Vorstellung

Beitrag von summertime »

Hallo,

ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin Mutter eines fast 14monatigen Jungens. Als er ca. drei Monate alt war, fingen meine Zwangsgedanken an. Zunächst hatte ich Gedanken ihm einen Schaden zuzufügen, was mich schwer erschüttert hat, da ich meinen Sohn über alles liebe.
Ich hatte über die Ambulanz ein paar Gespräche, da nirgends ein Psychologe verfügbar war. Diese Art von Gedanken traten in den Hintergrund. Zeitweise hatte ich alle möglichen Ängste wie z.B. ihn fallen zulassen oder mit ihm einen Autounfall zu haben. Sogar die Treppe wollte ich mit ihm auf dem Arm nicht laufen. Aber diesen Ängsten habe ich mich gestellt und sie sind verschwunden.

Geblieben sind Zwangsgedanken in Form von Beschimpfungen meinem Sohn gegenüber. Ich habe Worte bzw. Ausdrücke im Kopf, die nicht meine sind bzw. nicht zu mir gehören. Darunter leide ich sehr. Medikamente nehme ich nicht. Es ist auch nicht alltagseinschränkend, aber unheimlich lästig.
hatte so etwas jemand von euch auch?
Sie treten in Stresssituationen auf und überwiegend wenn wir alleine sind. Ich mache mir Sorgen, dass ich diese Wörter aktiv denke bzw. übernehme und bei jedem Stress oder Missgeschick denke, was nicht zu mir passt...

LG
Summertime
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Marika
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo von mir!

Ich hatte das auch im Rahmen der PPD und meiner Zwangserkrankung. Neben all den ZG die du schon beschrieben hast, hatte ich auch solche Wörter bzw. Beschimpfungen im Kopf. Auch diese gehören zu den klassischen ZG und kann recht gut therapiert werden.

Es gibt auch sehr gute Bücher zu dieser Thematik - Google einfach mal, da kommt gleich ein Haufen davon. Ein Therapeut der auf Zwänge spezialisiert ist, wäre ebenfalls sehr hilfreich. Dort kannst du Strategien erlernen, wie du diese ZG eindämmen kannst.

Wichtig ist auch hier, die Gedanken bzw. Wörter nicht zu unterdrücken, sonst kommen sie noch viel mehr. Versuchen zu zu lassen und nicht als "schlimm" zu bewerten. Es ist normal, so was zu denken, nur die Häufigkeit macht den Unterschied zur "Krankheit" die dein Leben einschränkt.

Wenn du noch Fragen hast, bin ich gerne für dich da!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
summertime

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von summertime »

Liebe Marika,

vielen Dank für Deine Zeilen.
Ja, vielen Leuten gehen solche Gedanken durch den Kopf, aber ich denke normalerweise über niemanden so etwas. Die Schimpfwörter sind unangemessen und nicht meine Worte bzw. Denkweise.
Das macht mir zu schaffen. Ich habe mir ein Buch zu dem Thema gekauft und versuche die ZG auf die Art und Weise loszuwerden.

Wie bist Du mit den Beschimpfungen umgegangen?

LG
Summertime
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Marika
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Marika »

Hallo,

genau gleich wie mit den anderen ZG. Sie zulassen, erkennen dass es sich um "zwanghaftes Schimpfen" handelt, es dann beiseite stellen und mich wieder aktiv dem zuwenden, wo ich gerade dran war. Es gibt aber noch viele andere Varianten wie man damit umgehen kann. Aufschreiben z.B. und immer wieder lesen, ein Gummiband ums Handgelenk und jedes Mal schnippen lassen wenn so ein ZG kommt usw...... es sind alles Übungen wie man sie auch bei ZG allgemein anwendet. Ein Therapeut kann einen da sehr gut anleiten.

Diese "Beschimpfungen und Schimpfwörter" sind ja im Grunde nichts anderes als ZG - einfach nur in leicht abgewandelter Variante.
Liebe Grüße von
Marika

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summertime

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von summertime »

Hallo,

danke Dir nochmal. Meine ZG sind etwas in den Hintergrund getreten. Ein paar Übungen weiß ich und wende sie an. Das mit dem Gummiband finde ich nicht so gut, da dies zu Neutralisierungsgedanken führt, denke ich und den Zwang paradoxerweise aufrecht erhält.

LG
Summertime
summertime

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von summertime »

Hallo,

habe lange nichts geschrieben. Bis ca. Oktober waren meine ZG nahe Null. Ich hatte mich parallel für einen Therapieplatz bei einer Psychiaterin angemeldet und musste bis Oktober warten. Sie arbeitet tiefenpsychiologisch. Mit Aufnahme der Gespräche wurden auch die ZG wieder präsenter. Hat jemand auch solche Erfahrungen gemacht? Bin damit sehr unzufrieden und überlege eher den verhaltenstherapeutischen Ansatz weiterzuverfolgen.

LG
Summertime
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Marika
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Marika »

Hallo,

es ist eigentlich logisch, dass die ZG wieder vermehrt kommen, wenn man daran arbeitet. Das war auch in meiner Verhaltenstherapie damals so. Allerdings ist bei ZG eine Verhaltenstherapie eher zielführend, weil man lernt, wie man die ZG quasi "verlernt". Tiefenpsychologisch ist teilweise gut, weil man sieht, woher das ganze kommt. Beides in Kombi war bei mir der Bringer.

Nochmal wegen dem Gummiband: Es soll eigentlich helfen, ZG zu entlarven und zu erkennen. Ein wesentlicher Schritt, vom zwanghaften Denken weg zu kommen. Wie es da zu Neutralisierungsgedanken kommt, verstehe ich nicht ganz.... :wink: aber jeder ist andres und muss sich das rausnehmen, was passend ist. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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summertime

Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von summertime »

Liebe Marika,

das mit den Neutralisierungsgedanken stand in einem Buch. Vielleicht probiere ich es mal mit dem Gummiband.
Hattest Du eine Psychologin die Verhaltens-und tiefenpsychologisch gearbeitet hat? Wenn ich ehrlich bin, stresst mich die Therapie, weil die Rahmenbedingungen (wer nimmt mein Kind in der Zeit und die Koordination mit meinem Mann aufwendig sind. Außerdem ist sie etwas weiter weg und die Zeiten bei ihr liegen nicht so günstig) schwierig sind. Ich überlege zu wechseln...

Danke für Deine Zeilen. Kann ich dir ggf. eine PN schreiben?

LG
Summertime
Graureiherin
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich habe wegen der ZGs eine reine Verhaltenstherapie gemacht. Allerdings war ich auch schon in früheren Jahren in Therapie und wusste von daher viel über potentielle Ursachen und war mir bewusst über die "Übel" in meinem vergangenen Leben und über mich als Person.

Aber auch in der Verhaltenstherapie wird immer wieder auf die Vergangenheit eingegangen. Meistens wird man zu Beginn erst einmal "geschult". Heißt: Du lernst die Grundlagen, Entstehung, Aufrechterhaltungsmechanismen etc. kennen. Dauer ca. 8 Sitzungen. Das war bei mir der Teil indem ich nochmals vieles über meine Vergangenheit berichtet habe und die Zusammenhänge erkennen konnte, warum sich gerade bei mir ZGs entwickelt haben. Auch für den Therapeuten ist dies alles wichtig. Er sollte Dich ja ebenfalls kennen lernen.

Reine Tiefenpsychologie habe ich nie gemacht. Dazu kann ich nichts sagen, würde aber bei ZGs immer wieder auf die VT verweisen, einfach um den konkreten Umgang damit im Hier und Jetzt kennen zu lernen.

Achja, auch bei mir kamen die ZGs wieder verstärkt als ich mich mit Ihnen auseinander gesetzt habe. Das ist ganz normal...man hat dann gleich Übungsfelder :wink:

mit lieben Grüßen an Dich
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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Marika
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Re: Kurze Vorstellung

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja mein Psychiater hat mit beidem gearbeitet. Tiefenpsychologisch war aber eher kurz - also wenige Sitzungen - um zu sehen, woher das ganze kommt. Das macht schon auch Sinn, um zu verstehen. Danach lag das Hauptaugenmerk aber auf der Verhaltenstherapie. Da lernst du wirklich effektiv am Zwang zu arbeiten und ihn los zu werden.

Natürlich kannst du mir eine PN schreiben. :wink: :D
Liebe Grüße von
Marika

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