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Malva77

Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Mein Name ist Monika. Ich habe am 14.05.2016 einen gesunden Sohn zur Welt gebracht.

Meine Schwangerschaft verlief gut. Ich werde dieses Jahr 39 Jahre alt; es war die erste Schwangerschaft und mein Sohn ein Wunschkind :)

Als mir 2 Wochen vor ET zu Hause die Fruchtblase geplatzt ist, fuhren mich meine Eltern ins Krankenhaus. Dort bekam ich sehr zeitnah die Wehen.

Es wurde bald festgestellt, dass sich mein Baby in Gesichtslage befindet. Auf diesem Wege ist es kaum möglich ein Kind auf dem natürlichen Wege auf die Welt zu bringen. Dennoch liess man es mich über 10 Stunden lang versuchen, ohne dass es nur 1 cm vorwärts ging. Es war schrecklich. Ich habe mittendrin um eine PDA gefleht, die mir dann nach einigen Stunden verabreicht wurde. Nach knapp 10 Stunden entschied man sich doch für einen Kaiserschnitt und ich brachte einen gesunden Jungen zur Welt.

Leider hat mein kleiner Sohn ein paar Stunden nach der Entbindung angefangen in meinen Armen zu krampfen und wurde mir weggenommen. Er blieb ab diesem Zeitpunkt 1 Woche lang auf der Intensivstation, wo die Ärzte versucht haben, eine Ursache für sein Krampfen zu finden. Mein Baby hat insgesamt 4-5 Mal stark gekrampft und dabei das Atmen vergessen.

Es folgten sehr unschöne Vermutungen. U.a. Stoffwechselkrankheit, Herpes-Virus, Schlaganfall
Mein Baby wurde von Kopf bis Fuss untersucht, mit Nadeln zerstochen, geröngt, künstlich ernährt. Ich durfte ihn mal stillen, dann wiederum nicht mehr, wegen der Stoffwechsel-Vermutung. Ich war in dieser Woche wie ein Zombie. Bin immer wieder auf die Intensivstation, um bei meinem Baby zu sein und um zu erfahren, ob es schon eine Diagnose gibt.

Nach 1 Woche wurde festgestellt, dass seine Krämpfe vermutlich am Geburtsstress gelegen haben. Es wurde ja nichts anderes gefunden. Wir durften endlich nach Hause!

Da ich alleinerziehend bin, blieb in den ersten Tagen zu Hause meine Mutter bei mir. Da ich mich aber sehr gut gefühlt habe und kaum auf ihre Hilfe angewiesen war, blieb ich im Anschluss alleine mit Adam. Wir hatten regelmäßig Besuch von der Familie und meiner Hebamme. Es ging ganze 6 Wochen lang alles gut! Schlafmangel, Blähungen bei dem Kleinen und eine innere Aufregung (alles richtig zu machen) waren da. Aber ich fühlte mich der Sache gewachsen und meisterte es ganz gut.

Vor ziemlich genau 8 Wochen fing es dann an. Ich bekam komische körperliche Symptome :-(

Das erste war, dass ich eine Muskelschwäche in den Beinen spürte; am nächsten Tag waren auch die Arme betroffen. Ich habe das auf die körperliche Anstrengung geschoben (Baby Tragen, in den Schlaf schukeln usw).
Da es aber nicht aufhörte und immer schlimmer wurde, so dass ich mein Baby kaum noch tragen konnte, teilte ich meine Sorgen meiner Familie mit. Seit dem stehen sie mir zur Seite. Allerdings wurden die Symptome nicht weniger :(
Es kam ein Kribbeln in den Armen /Beinen hinzu. Eine innere Unruhe mit begleitendem Herzrasen. Kloß im Hals. Appetitlosigkeit. Schwindel. Müdigkeit. Ab und zu Übelkeit. Durchfall. Extreme Nervosität. Antriebslosigkeit. Würde mich am liebsten mit dem Baby zu Hause verkriechen und schlafen und hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Z.T. ist es schubweise. Dann wiederrum anhaltend. In diesen Phasen konnte ich mich nicht wirklich 100%ig um mein Kind kümmern und war froh, dass mir meine Familie zur Seite stand.
Dieser Zustand hält nun seit 8 Wochen an! :-(
Ich wohnte seit dem fast durchgehend bei meinen Eltern. Aber es wird nicht besser.
Ich habe bereits körperliche Ursachen abgeklärt. Ein Blutbild bei Hausarzt sagt, dass alles ok ist. Bei Neurologen ist alles unauffällig. Ein Osteopath konnte mir auch nicht helfen. Die FA hat meine Hormone untersucht - diese sind unauffällig.

Ich habe lange Zeit die Psyche da raus gehalten. Jetzt habe ich den Gedanken PPD endlich zugelassen und seit dem geht es noch schlechter.
Die Kluft zwischen mir und Adam ist größer geworden :((( das tut so unheimlich weh!!

Ich bin ein nervliches Wrack und sehr glücklich, wenn Adam am schlafen ist. Ich fühle mich körperlich sehr schwach und meine Psyche leidet Qualen.

Ich bin normalerweise eine sehr starke Persönlichkeit und weiss ganz genau, wenn diese Symptome nicht wären, würde ich das alles ohne Probleme schaffen. Aber es geht nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wieder alleine mit dem Baby zu Hause zu sein. Ich habe es für 2 Tage versucht und es ging nicht gut, so dass mich meine Eltern wieder zu sich geholt haben.

Ich bin ihnen sehr dankbar. Aber sie sind auch älter und leiden (obwohl sie es nicht zeigen) unter meinem Zustand. Ich kann es Ihnen nicht mehr zumuten.

Vermutlich habe ich die Geburt und die Intensivstation nicht verarbeitet. Ich habe alerdings seit dem Krankenhaus-Aufenthalt kein einziges Mal geweint. Es sitzt womöglich alles tiefer als ich dachte. Dazu kommt noch die hormonelle Umstellung. Ich konnte Adam 1,5 Monate lang stillen. Danach wurde die Milch weniger und er nicht satt. Deshalb habe ich sehr schnell (leider) abgestillt. Ziemlich zum gleichen Zeitpunkt fingen die Beschwerden an.

Ich liebe mein Baby über alles und möchte ihm von ganzen Herzen eine gute Mutter sein!
Leider kommt die echte Mutterliebe kaum noch durch, was mich unendlich traurig macht.

In meinen guten Phasen ist sie gedänpft da und gehe ich sehr liebevoll mit ihm um. Mittendrin quält mich die Tatsache, dass ich nicht durchgehend so für ihn sein kann, weil die Symptome immer kommen.

Ich habe inzwischen einen Platz im Khh (MuKi) in Berlin. Bin seit 1 Tag hier. Noch ohne Medis. Der Morgen war eine Katastrophe. Jetzt geht es besser.
Es sind noch 3 andere Muttis da. Die sind aber noch am Tiefpunkt, so dass ein gegenseitiger Aufbau kaum möglich ist :(
Werde versuchen, mir die Motivation hier im Forum zu holen und freue mich über jedes positive Feedback.
Obwohl ich in den dunklen Phasen immer denke, dass das für immer so bleiben wird, will ich nicht aufgeben!
Ich drücke uns allen so doll die Daumen, dass die bekloppte Krankheit bald überstanden ist und für immer fort bleibt!!!

Liebe Grüße, Monika
Sanna
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Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Sanna »

Hallo und herzlich willkommen!

Du hast bis hierher schon ganz viel richtig gemacht, indem du dir von allen Seiten Hilfe geholt hast. Schön, dass du jetzt stationär mit Kind behandelt werden kannst. Das ist ganz viel wert!

Berichte gerne weiter, wie es dir in der Klinik geht.

Viele hier kennen das was du beshreibst nur zu gut. Lass dir versichern, es wird vorübergehen. Langsam aber sicher geht es bergauf und irgendwann wirst du auf diese Zeit zurückblicken.

Ich wünsche dir viel Kraft für die erste Zeit in der Klinik!

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Liebsten Dank für Deine Worte!
Die helfen ungemein gut!
Bin jetzt den dritten Tag hier. Mir geht es nicht gut. Erst am späten Abend fühle ich mich eingermassen wohl. :(( Bekomme noch keine Medikamente; das wird wohl heute besprochen. Habe große Angst vor den NW. Da wird es sicher noch schwieriger sich um Adam zu kümmern ;(
Aber mir bleibt nichts anderes übrig als das zu überstehen...
Sitze in der Sonne und mir laufen Tränen übers Gesicht...passend zu Schatten & Licht.....

Liebe Grüße,
Monika
Graureiherin
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Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

die Angst vor Nebenwirkungen kennen hier viele. Diese können kommen, müssen aber nicht. Ich habe z. B. gar keine Nebenwirkungen. Andere auch nicht.

Außerdem wirst Du Dich um Deinen Sohn kümmern können, bzw. mit der richtigen Medikation (falls diese angeordnet wird) sogar besser kümmern können. Die Medis helfen Dir ein Level zu erreichen, dass Du wieder eine gewisse Stabilität und einen Halt findest. Dann funktioniert auch die Mitarbeit in der Therapie besser.

Du wirst also kein Zombie, der nichts mehr auf die Reihe bekommt. Habe mal keine Angst, sondern sehe es als absolut hilfreiche und momentan notwendige Unterstützung.

Weinen in der Sonne gehört wohl auch einfach zum Leben. Immerhin trocknet die Sonne die Tränen, das ist vielleicht so etwas wie ein Trostversuch von ihr :wink:

mit herzlichem Gruß
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Auch Dir möchte ich ganz doll danken! :) Eure Worte und die Sonne haben mich grad getröstet!....
Werde berichten... Toi toi toi...
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Habe Venlafaxin bekommen. Die niedrigste Dosis 37,5
Heute die zweite Tablette und mir geht es sehr schlecht. Bin verändert, fühle mich unwohl und gleichgültig. Muss zwar nicht mehr weinen.... Aber stehe total neben mir...bin traurig und gelähmt. Übel ist es mir auch. Habe einen Kloß im Hals....Weiss nicht, wie ich es packen werde, mich um Adam zu kümmern :((( im Moment schläft er noch.
Das ist alles einfach nur schlimm... :(((
lotte

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

lass Dich erst mal drücken, Du schaffst das schon auf lange Sicht.

Ich habe auch Venlafaxin genommen, 2 Wochen 37,5 mg und dann auf 75 mg hoch. Die Einschleichzeit ist etwas schwierig, aber Du bist in der Klinik gut aufgehoben. Du musst "nur" ein bisserl Geduld haben und warten, bis das Medi seine Wirkung zeigt.

Versuche, immer im Jetzt und Hier zu bleiben, also weniger Katastrophendenken ("was mache ich, wenn er aufwacht, wie soll das alles gehen etc"). Du hast Hilfe dort in der Klinik und musst nicht alles alleine stemmen.

Das wird schon, immer einen Schritt nach dem anderen :)

LG
Lotte
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Danke Lotte! :) nimmst Du Venla noch oder hast Du bereits alles überstanden?
Ich versuche mit dem Rest vom gesunden Verstand alles zu meistern...es geht an die Grenzen von Gut und Böse, aber ich werde das, was ich nicht mehr hören kann, nämlich Geduld, noch aufbringen können....
Hoffentlich...
lotte

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von lotte »

Wirst Du müssen, meine Liebe, Geduld aufbringen, denn das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht ;) Und glaube mir, ich bin/war eine äußerst ungeduldige Person. Das kannst Du jetzt natürlich noch nicht sehen, aber insgesamt hatte die Krankheit auch "positive" Aspekte, so zb mit meiner Ungeduld besser leben lernen.

Mir geht es schon lange wieder gut, aber meine Mädels sind auch schon gross, 17 und 12.

Sicher lernst Du in der Klinik auch Maßnahmen kennen, mit denen Du Dich mental stärken kannst. Und die Geburt ist bestimmt noch nicht vollständig verarbeitet.

Lass die Zeit für Dich arbeiten und sei gut zu Dir! Also nicht noch zusätzlichen Druck aufbauen, von wegen, wieso schaffen es andere Mütter ganz locker etc pp. Du bist Du und das ist gut so ;)

LG
Lotte
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

MERCI!!! :)).....
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Tag 5 mit Tablette.... Mir geht es immer noch SEHR schlecht ;((( innere Unruhe, Zittern, leichte Übelkeit, das schlimmste ist, dass die Kluft zwischen mir und meinem Sohn immer größer wird ;(((( das ist einfach unerträglich!! Es tut mir so weh!!! Ich weiss, dass ich ihn liebe. Er ist ein wunderbares Baby! Lächelt mich an und ich kann kaum darauf reagieren, weil die Krankheit so böse dazwischen funkt! ;(((( ich weiss nicht, wie ich das überstehen soll.....Ich kann langsam nicht mehr ;(((
Asrai

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Asrai »

Halte durch! Die Tabletten brauchen einfach bis sie wirken! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Zeit bis zum Wirkungseintritt der blanke Horror ist. Aber es wird besser - ganz sicher!
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Danke...ich versuche es....
Malva77

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Malva77 »

Tag 11
Ich hatte zwischendurch schon 1-2 Tage an denen es einige Lichtblicke gegeben hat. Diese sind aber wieder weg und es geht mir immer noch sehr schlecht. Ich reisse mich wie verrückt zusammen. Adam hat gerade auch noch einen Wachstumsschub. Fordert sehr viel Aufmerksamkeit. Und ich tue was ich kann....mit einem Kloss im Hals und einem künstlichen Lächeln ;((( Das mit der Geduld weiss ich ja....aber Hoffnung in dieser Situation ist keine in Sicht.... Nur Gefühlskälte, Gleichgültigkeit, Unwohlsein.... und körperliche Symptome...das begleitet mich Tag für Tag ;(((
Die allerschlimmste Phase meines Lebens....
Anke
power user
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Wohnort: Ostfildern

Re: Noch eine Neue :(... Hallo!...

Beitrag von Anke »

Hallo Monika,

das freut mich sehr, dass Du bis jetzt 1 bis 2 bessere Tage bzw. Lichtblicke hattest! Das ist ein gutes Zeichen!
Es geht aufwärts und die Medikamente fangen langsam an zu wirken.

Halte weiterhin durch - alle von uns wissen, wie schrecklich die Krankheit ist.
Hab weiterhin Geduld, es wird alles gut!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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