Postpartale Depression

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Sidephex

Postpartale Depression

Beitrag von Sidephex »

Hallo zusammen,

ich hoffe, ich finde hier jemanden, der mich ein wenig über oben genannte Depression aufklären kann.

Kurz zu mir und dem Problem. Am 02.05. bin ich Papa eines kleinen Jungen geworden. Leider gab es bereits vor und während der Entbindung Zwischenfälle, welche den Gefühlshaushalt meiner Partnerin durcheinander gebracht haben. Danach hatten wir die ersten Wochen gemeinsam durchgestanden, auch wenn es immer wieder zu Zwischenfällen in Form von Heulkrämpfen etc. kam.

Nach mehreren Wochen hin und her, befindet sie sich nun in einer stationären Therapie gegen diese Depression.

Leider haben wir bisher nicht das Gefühl, dass es hier einen positiven Aufwärtstrend gibt. Eher im Gegenteil. Sie hat erhebliches Gefühlsschwankungen und unterschiedlichste Gedankenflüsse, welche aber irgendwie einer Schallplatte mit Sprung gleichen.

Sie macht sich Vorwürfe, sie will den Kleinen weg geben, sie hasst sich, sie will nicht mehr in die Klinik (darf meist am Wochenende raus), sie will den Kleinen bei sich haben (derzeit bei seinen Großeltern untergebracht, da es mich mental auch in Mitleidenschaft gezogen hat).

Jedoch kommt immer mehr eine Ablehnung gegenüber dem Kleinen zum Vorschein.

Hat jemand mit Therapien dieser Art Erfahrung und kann selbst berichten?

Vielen Dank im Voraus.

MfG
Sidephex
Sabrina

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Sabrina »

Hallo Sidephex,

sehr schön wie du dich um deine Partnerin sorgst.
Ist sie denn in einer Klinik die auf die Postpartale Depression (PPD) spezialisiert ist? Nimmt sie Medikamente?
So wie du es schilderst hat sie keine "Muttergefühle"? Oder meint zumindest keine zu haben.

Ich selber hatte zum Glück keine Probleme mit der Mutterliebe und habe auch nie drüber nachgedacht meine Tochter wegzugeben. Aber ein Klinikaufenthalt ist auf jeden Fall ein Schritt in die Richtige Richtung. Falls sie keine Medikamente nimmt, würde ich es anraten. Aus einer PPD ohne Medis rauszukommen ist nahezu unmöglich. Leider :-(
Sidephex

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Sidephex »

Hallo Sabrina,

danke für deine Rückmeldung.

Nun derzeit ist sie in einer Einrichtung, welche direkt auf dieses Thema spezialisiert ist. Dort gibt es auch direkt eine Mutter-Kind-Einheit.

Leider bin ich derzeit etwas zwie-gespalten, was die Methoden dort angeht.

Bei meiner Partnerin hat sich gedanklich mittlerweile fest gesetzt, dass sie keine Kraft mehr hat und das Kind nicht mehr will. Seit dieser Woche versuchen wir, stundenweise unseren Kleinen dort zu haben. Bisher jedoch ohne Erfolg. Gestern hatte sie sich nicht mal in der Lage gefühlt, den Kleinen zu füttern, wurde dann aber von den Schwestern dazu gezwungen, sich um ihn zu kümmern. Da meine Partnerin derzeit eine Ablehnung hegt, bin ich mir nicht sicher ob Zwang der beste Weg ist.

Derzeit steht sie unter mehreren Medikamenten, darunter Amitriptylin und Tavor. Auch hier habe ich Bedenken, da Tavor abhängig machen soll und zudem auch zur Vorsicht bei Patienten mit Depression geraten wird.

Gesamteindruck derzeit, es wird schlimmer als besser... Leider...

MfG
Sidephex
Anke
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Anke »

Hallo Sidephex,

auch ich kenne leider diese Gedanken, das Baby abzulehnen.
Ich sehe das auch wie Du momentan: Zwang ist meiner Meinung nach immer kein guter Weg. Gibt es die Möglichkeit, dass Deine Partnerin momentan erstmals nur zuschaut und Du das Baby fütterst etc. So kann sie sich Schritt für Schritt langsam annähern. Sie braucht noch Zeit. Es ist momentan einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt, das Baby "unter Druck" an die Mutter zu binden. Wenn es Deiner Partnerin besser geht, kommen auch die Gefühle zum Kind wieder zum Vorschein, die während der Krankheit überschattet werden.

Was die Medikation angeht: während meiner schweren PPD bekam ich u. a. auch Amitriptylin und Tavor. Für mich war es die Rettung schlechthin. Amitriptylin vor allem gegen die innere Unruhe und Tavor gegen die Panikattacken. Amitriptylin ist ein älteres, gut erprobtes Medikament. Tavor KANN abhängig machen, wenn man es über einen längeren Zeitraum nimmt. Damit sind nicht z. B. 4 Wochen gemeint.

In Deinem vorherigen Beitrag schreibst Du von Gedankenflüssen, die einer Schallplatte (mit Sprung) gleichen. Sehr treffend beschrieben. Ganz genauso war es bei meiner Krankheit auch. Immer und immer wieder habe ich das selbe gedacht und auch ausgesprochen. Das wird selbstverständlich auch wieder weg gehen, wenn Deine Partnerin gesünder wird.

Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und viel Geduld! Schön, dass Du Dich so um Deine Partnerin kümmerst!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Sidephex

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Sidephex »

Hallo und danke für die Trost spendenden Worte...

Meine Partnerin war schon immer ein Mensch, welcher viel über alles nachgedacht und gegrübelt hat. Ich kenne sie nicht anders. Jedoch kam sie damals immer aus diesen Gedanken wieder raus. Da sie in der Klinik ist, darf ich tagsüber nicht mit dabei sein. Ihr Arzt ist der Meinung, so wie auch alle anderen, dass muss jetzt einfach sein und sie muss da durch.

Meine Freundin selbst hatte den Kleinen heute etwas mehr als 5 Stunden, die sie auch gut gemeistert hat. Zwei Stunden später waren die Gedanken dennoch wieder da. Vor allem der Gedanke unseren Sohn weg zu geben, verhärtet sich nach wie vor. Aus ihrer eigenen Sicht ist es ihr zu viel Verantwortung und es überfordert sie bereits, dass der Kleine nun langsam anfängt, sich zu drehen.

Am kommenden Dienstag habe ich einen Termin bei einer Psychologin in einem anderen Krankenhaus organisiert. Die sind dort auf funktionale Interaktionsstörungen spezialisiert. Auch wenn die Therapie dort eher auf unseren Sohn ausgelegt ist, hoffe ich doch sehr, dass dort ggf. sich etwas gegen die, meiner Meinung nach, immer stärker werdenden Bindungsstörung tun lässt.

LG
Sidephex
Anke
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Anke »

Hallo Sidephex,

aber das ist doch absolut super, dass sie sich 5 Stunden um das Baby gekümmert hat!

Und ja, die Gedanken werden auch noch eine Weile kommen. Die Krankheit geht leider nicht von heute auf morgen vorbei.

Ich bin aber fest der Meinung, dass die Mutter-Kind-Bindung (weiterhin) wächst, wenn es Deiner Partnerin besser geht. Erst muss es der Mutter besser gehen, dann verstärkt sich die Bindung zwischen Mutter und Kind.

Gebt Euch noch etwas Zeit, bevor Ihr die Klinik evtl. wechselt. Seit wann ist Deine Partnerin stationär untergebracht? Ggf. über einen Medikamentenwechsel/-ergänzung nachdenken.

Im Prinzip ist es sehr schlüssig, natürlich für gesunde Menschen wie Dich schwierig nachvollziehbar, dass der Gedanke, sein Kind weg geben zu wollen, im Rahmen der Krankheit "normal sein kann".
Deine Partnerin hat ja selbst schon gesagt: die zu große Verantwortung (das bedeutet, dass sie selbstverständlich ihr Baby liebt, es aber gerade nicht fühlen kann).

Haltet weiterhin durch. Ich weiß, wie schwer es fällt. Aber es wird alles gut!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Sidephex

Re: Postpartale Depression

Beitrag von Sidephex »

Leider sieht der Stand heute Abend gegenteilig aus. Da sie heute noch einen heftigen Streit mit ihrer Mama hatte, welche ihr Vorwürfe gemacht hat, dass sie egoistisch sei und wir ja alle kämpfen würden, weiß ich im Moment nicht, wohin das Ganze noch führt.

Die angesprochenen Gedanken werden immer stärker... Und ich steh zwischen den Stühlen...
Anke
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Re: Postpartale Depression

Beitrag von Anke »

Hallo Sidephex,

wenn es geht, sage ihrer Mutter, dass sie Deiner Partnerin keinerlei Vorwürfe machen soll. Vielleicht kannst Du ja vermitteln und sagen, dass Deine Partnerin überhaupt nicht egoistisch ist, sondern krank!
Und nach einem Streit ist es sehr naheliegend, dass sich die schlechten Gedanken häufen.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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