Hallo, dann will ich mich mal vorstellen...

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Kerie

Hallo, dann will ich mich mal vorstellen...

Beitrag von Kerie »

Mein Name ist Kerstin und ich bin 34 Jahre alt und komme aus dem Hunsrück.
Am 8.4.16 kam unser Sohn Noah auf die Welt. Die Schwangerschaft war
weitestgehend unproblematisch und die Geburt ging auch fix und man konnte sie
sogar als schön bezeichnen. Nach der Geburt allerdings kam er in ein anderes
Krankenhaus mit Kinderklinik, da sein Zuckerwert ständig gesunken ist. Wir
wurden 2 Tage getrennt. Am 3.Tag bekam ich ihn zum Glück zurück. Durch die 2
Tage, die er mit Fläschchen gefüttert wurde wollte er leider die Brust nicht
mehr. Was erschwerend hinzukam mit Flaschenkost hatte ich mich noch kaum
auseinander gesetzt, was im Nachhinein keine gute Idee war. Daheim also ging
dann das Recherchieren los welche Milch HA PRE oder PRE (ich bin Allergikerin)
, in welchen Abständen füttern, feste Zeiten (ja/nein). Mein Mann ist
Schichtdienstler hat meistens Nachtschicht und kommt gegen 3 Heim, daher haben
wir uns für feste Zeiten entschieden die Hebamme hatte es auch für machbar
befunden. Erschwerend kam hinzu, das unser Sohn einfach nicht satt wurde und
wir früh auf die 1er Nahrung umstellen mussten, was manche nicht so gut fanden
er ansonsten aber echt nicht satt wurde. Durch die Zuckergeschichte machte man
sich natürlich nochmal mehr Gedanken. Dann kam eine lange Schreiphase hinzu
(mehrere Wochen Tag und Nacht). Vieles blieb an mir hängen weil mein Mann
meistens auf der Arbeit war. Der Haushalt, Kochen und alles musste möglich
perfekt sein. Na ja, der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein kam dann in
Form einer Flugreise in die USA. Mein Mann wollte meine Elternzeit nutzen und
mit uns in die USA fliegen um Freunde zu besuchen. Wir sind vorher viel in die
USA geflogen allerdings hatte ich immer mit Flugangst zu kämpfen. Ihr ahnt es
sicher schon, das war der berühmte Tropfen. Wir haben gebucht, weil ich dumme
Kuh im "alles muss perfekt sein Wahn" dachte. Das wird schon klappen. Denkste
:(. Es klappte alles zusammen.
Das Ende vom Lied war eine Angststörung inklusive Depression, die ich jetzt 3
Monate mit mir schleppe. Erst kamen die Gedanken "oh Gott, was müsste du alles
mitschleppen" dann "was ist wenn es dem Kind dort oben (Flugzeug)schlecht geht". Es
entwickelte sich eine Wahnsinns Gedankenspirale und ich war nur noch am
heulen. Dazu kamen später ganz viele Symptome wie "sich abgeschnitten von der
Welt fühlen", nichts mehr merken können überhaupt ganz schlimme
Konzentrationsprobleme und was ganz schlimm war waren plötzlich auftretende Verlustängsten Mann und Kind zu verlieren.

Zum Glück habe ich eine verständnisvolle Gynäkologin und Hausarzt. Beide haben mir eine postpartale Depression mit Angsstörung diagnostiziert. Habe auch direkt eine Überweisung für einen Psychologen bekommen. Glück Nr.2 einen (bis jetzt) gutenTherapeuten habe ich gefunden und auch bereits 5 Sitzungen hinter mir. Die Gespräche tun gut und irgendwie bin ich doch überrascht was sich in den letzten Jahren bereits an Angst aufgebaut hat.
Nur mit dem Psychater, der mich medikamentös einstellen sollte hatte ich echt Pech. Hatte einen erwischt, der gar nicht auf meine Probleme eingegangen ist sondern sich noch über meine Flugangst lustig machte. Das es mir primär nicht um meine Flugangst sondern die Angststörung sowie Depression ging interessierte nicht. Dann verschrieb er mir Escitalopram. Aufklärung über die Medis gab es auch keine nur die Aussage "Nebenwirkungen können bei allen Medikamenten auftreten". Danke das hat sehr geholfen. Die Medis habe ich am Mittwoch verschrieben bekommen, am Donnerstag zum ersten Mal genommen und gestern saß ich dann in der Psychateischen Klinik in der Notaufnahme weil die Nebenwirkungen mich echt fertig machten. Total benebelter Kopf, eine Schilddrüse die mir fast aus dem Hals springen wollte, starkes Zittern, Heulattacken usw. Habe mit der Ärztin vor Ort vereinbart, die ADs abzusetzen und mir in der Klinik einen Termin bei der ambulanten Psychoterapie zu holen um medikamentös eingestellt zu werden. Heute habe ich angerufen um einen Termin zu vereinbaren und plötzlich hieß es es werden keine neuen Patienten mehr aufgenommen ich soll wieder zu dem ersten Psychater. der Schock war wirklich groß, denn die Klinik war mein absoluter Rettungsanker. Jetzt gibt es noch eine Psychosomatische Klinik in einer anderen Stadt nicht weit von hier. Für den 22.9.habe ich einen Termin bekommen und habe erst mal vor Erleichterung heulen müssen. Allerdings muss man dort stationär bleiben, d.h.mind.2 Wochen meinen kleinen Engel nicht sehen zu können. Aber im Moment kann ich ihm nicht richtig gerecht werden und muss erst mal gesund werden.

So, meine Finger sind blutig und ihr könnt mein Geheule sicher nicht mehr ertragen. Deshalb mache ich hier erst mal Schluss.

An Medikamente nehmen ich jetzt erst mal nur das vom Hausarzt verschriebene Opipramol 50 mg. Es ist kein AD sondern nimmt erst mal nur die furchtbare innerliche Unruhe.
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Marika
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Re: Hallo, dann will ich mich mal vorstellen...

Beitrag von Marika »

Hallo du,

ganz herzlich Willkommen hier bei uns. Ich hoffe du fühlst dich wohl in unserer Runde und wir können dir ein bisschen zur Seite stehen.

Zuerst mal habe ich mich gleich angesprochen gefühlt, weil ich auch einen "Noah" habe - nur dass meiner schon 11 Jahre alt ist und auch "meine" PPD so lange zurück liegt. Auch er ist ein April - Kind (15.4.2005) und da habe ich mich automatisch gleich angesprochen gefühlt. :wink:

Aber auch vieles andere aus deiner Geschichte kommt mir bekannt vor: Perfekt sein wollen, Verlustängste bzw. andere Ängste (ich habe z.B. Höhenangst) und unendliche Gedankenspiralen. Sogar Escitalopram haben wir gemeinsam, nur dass es tatsächlich bei mir unheimlich gut geholfen hat - zusammen mit einer 2-jährigen Verhaltenstherapie. Von daher hast du alles richtig gemacht und ich glaube, dass dir in der Klinik dann super weiter geholfen werden kann. Vergiss den Psychiater einfach - leider gibt uns auch unter den "Fachleuten" die ein oder andere Niete.

Du hast eine sehr gute Einstellung: jetzt musst DU erst wieder gesund werden. Das ist ganz wichtig. Die 2 Wochen werden schnell rum sein. Eine Möglichkeit den Kleinen mit zu nehmen gibt es in dieser Klinik wohl nicht?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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