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Minerva

Hallo zusammen

Beitrag von Minerva »

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und möchte mich gerne vorstellen.
Ich habe meine Tochter Ende Juli zur Welt gebracht. Und damit fingen die Probleme an... Dazu muss ich sagen, dass ich schon seit Ende 2014 Probleme habe. Ich hatte damals viel Stress und jede Menge Veränderungen (Hochzeit, Abschluss, nur Absagen für Bewerbungen usw.) in meinem Leben. Und plötzlich hatte ich Zeit. Ohne Job und ohne Plan. Damit bin ich gar nicht klar gekommen und entwickelte neben einer Panikstörung auch eine Depression. Ich ging relativ zügig zu einer Psychiaterin und ließ mich beraten, wollte es aber trotz deren Rat zu ADs es erst mal ohne probieren (der Ehrgeiz, dass das auch so gehen muss. Ging ja schließlich auch vorher). Zsätzlich gab sie mir Lorazepam, welches ich aber nicht genommen hatte. Das Ende vom Lied war, dass ich über 3 Monate rumheulte, Gefühle der Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Lebensmüdigkeit usw. Die Panik hielt nur rund eine Woche an, in der ich aber nicht alleine bleiben konnte. Und dann suchte ich mir eine Therapeutin mit der ich mich bis Juni 2016 regelmäßig traf und nahm Citalopram 20 mg. Die Wirkung der Medikamente hielt sich meines Erachtens in Grenzen. Aber mir ging es nach Monaten dann doch immer besser und der Sommer 2015 war schön (natürlich immer noch mit Tiefpunkten aber handhabbar).
Dann wurde ich schwanger, setzte relativ schnell die ADs ab und zack Panikattacken eine Woche mit Entfremdungsgefühl, Angst vor allem, Hoffungslosigkeit, Angst vor Kontrollverlust. Das volle Programm. Dann nahm ich wieder nach Absprache 10 mg Citalopram und konnte mich wieder ganz gut fangen, aber immer noch mit depressiver Restsymptomatik. Dann im Frühjahr 2016, mein Mann fährt auf Dienstreise und zack nächste Phase mit Panikattacken usw.
Dazu muss ich sagen ,dass dieses Alleinsein-Problem sich immer mal wieder zeigt, da ich als Kind immer unter Trennungsangst litt (also Heimweh), sobald es auf Klassenfahr ging und sich das irgendwie nie richtig gelegt hat. Ich würde auch nicht einfach mal ein Wochenende mit Freunden wegfahren oder so.
Ich setzte schließlich die Medikamente zwei Monate vor Entbindung nach langsamen Ausschleichen ganz ab. Meine Stimmung war bis zu diesem Zeitpunkt akzeptabel, wurde jedoch bis zu Geburt immer schlechter.

Das war das Vorwort (hoffentlich nicht zu detailliert). Nun aber die momentane Geschichte :-/

Nach der Geburt, die eigentlich ganz okay verlief, hatte ich noch nicht richtig auf der Station angekommen die erste Panikattacke und Angst üner Nacht mit dem Kind alleine zu sein. Totale Überforderung, Kreislaufprobleme, Erschöpfung, Heulattacken usw.
Mein Mann blieb schließlich im Krankenhaus und wir bekamen für drei Tage ein Familienzimmer. Mein Zustand wurde nicht wirklich besser und hinzu kamen noch Stillprobleme. Zuhause angekommen wurde mein Zustand mit viel Hilfe von meiner Familie besser. Zusätzlich hatte mein Mann 3 Wochen Urlaub und ich war nicht alleine.
Langsam klappte das Stillen und übrig blieben kleinere Unruhezustände und Stimmungsschwankungen.
Nach der 4. Woche dann plötzlich Totalausfall. Ich hatte starke Angstzustände über viele Stunden mit Zwangsgedanken und depressiven Phasen. Wenn das Kind nur anfing zu schreien, bekam ich schon Puls. Abends wurde es meistens besser und ich war fast symptomfrei und schlief auch gut. Dann dachte ich, ist ja garnicht so schlimm. Dann am nächsten Tag wieder das Gleiche.
Ich ließ mir Sertralin verschreiben, da dies auch stillverträglich ist. Wenn sich innerhalb von 2 Wochen keine Besserung zeigt, sollte ich vielleicht an eine Klinik denken. Für mich der absolute Horror wegen der Trennungsangst.
Nach 3 endlosen Wochen seit dem ersten Angstzustand wurde es besser und ich war über das Wochenende relativ entspannt und auch wieder etwas optimistisch.
Dann fing die Woche an, ich war alleine mit dem Baby und hatte sofort wieder Angstzustände mit Heulkrampf und innerer Unruhe. Dann rief ich verzweifelt meinen Mann und meine Mutter an und die Stunden gingen einfach nicht vorbei. Ich kümmerte mich um die Kleine, jedoch fiel es mir immer schwerer. Schließlich suchte ich mir immer Aktivitäten außerhalb der Wohnung und verließ diese dann auch fluchtartig. Nun bin ich wieder seit 4 Tagen am Boden. Gestern ging ich zur Psychiaterin und ließ meine Dosis auf 75 mg Sertralin erhöhen. Sie meinte nur, dass diese Schwankungen und Wellen normal sind. Leider finde ich sie momentan kaum erträglich.
Sobald ich wach werde, beginnt die Angst und ich fange an zu Zittern und grübbele auch morgens schon im Bett. Mittlerweile habe ich auch Schlafstörungen und kann eigentlich durch die Anspannung und Traurigkeit fast gar nichts essen. Nur mit größter Abscheu. Und ich stille ja noch...:-/

Alle mahnen mich zur Geduld. Dadurch dass es schon besser wurde, fällt mir dies noch schwerer. Ich verzweifle regelmäßig und weine bei allem. Nun kümmert sich mein Mann hauptsächlich um die Kleine. Wenn ich sie sehe, werde ich schon nervös und meine Gefühle gegenüber ihr werden auch immer schlechter. Ich fühle nur Überforderung. Meine Mutter überlegt nun nächste Woche Urlaub zu nehmen, um mir zur Seite zu stehen. Ich habe nur das Gefühl dass ich immer unselbständiger werde, in dem ich die Konfrontation mit Kind und Alleinsein vermeide. Gleichzeitig fühle ich mich aber auch nicht dazu in der Lage. Und die Woche geht ja auch vorbei. Alles irgendwie verzwickt.

Wenns richtig schlecht ist, denke ich, ich müsste sofort reagieren und denke doch über ne Klinik nach oder Mütterhilfe (am besten alles und das ganz schnell) und im nächsten Moment schließe ich es eher aus. Hin und her, totale Entscheidungsunfähigkeit und Verlust der Selbsteinschätzung. Andereseits nehme ich die Medikamente erst seit 3 Wochen und es war ja mal besser. Am Mittwoch habe ich wieder ne Therapiesitzung. Kommt mir unendlich lange vor.


So viel zu mir. Sorry, dass es so viel Text wurde.
Kathrinchen

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Kathrinchen »

Hallo Minerva,

wie geht's dir?
Wie war deine Therapiestunde?

Ich bin auch neu hier... Denke wir können uns hier gut austauschen.

Leider kenne ich diese Symptome nicht so stark wie du diese beschreibst.
Eines ist jedoch sicher, wenn man die Hilfe bekommt und diese annimmt und sich die Zeit gibt, wird es besser. Ich weiß es hört sich immer doof an, dass man Zeit und Geduld braucht, ist jedoch was wahres dran.

Meine Alltag mit meinem Kleinen allein zu meistern während mein Mann arbeitete war für mich grausam. Je mehr ich darüber gesprochen habe und viel Resonanz bekommen habe, habe ich mich immer mehr getraut mit dem Kleinen das Haus zu verlassen.
Die langen Spaziergänge in der Natur gaben mir Kraft.

Ich weiß nicht ob es dir hilft.

Grüße
Kathrinchen
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Marika
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen ihr Beiden,

schön, dass ihr euch uns anvertraut. Ich hoffe ihr fühlt euch hier wohl und verstanden.

Ja - Mama werden - in der Gesellschaft meist immer noch mit "purem Glück" verbunden. Ist es aber einfach nicht immer und auch oft nicht sofort. Alle hier haben das am eigenen Leib erfahren, ich auch. Aber: wir haben auch gemerkt, es WIRD BESSER, es wird sogar wieder SEHR GUT und wunderschön. Dazu gehört, sich Hilfe zu holen - das habt ihr bereits getan und da ist hervorragend. :D

Jetzt braucht es noch die 2. Säule - die (blöde :wink: ) GEDULD. Das ist oft sehr schwer, aber es lohnt sich echt durch zu halten. Ihr seid beide auf einem sehr guten Weg, dazwischen sind Tiefs normal - auch mit Medis. Bis diese richtig wirken dauert es schon einige Wochen, auch da gilt es durch zu halten.

Ihr packt das - wir helfen euch dabei! :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Minerva

Re: Hallo zusammen

Beitrag von Minerva »

Hey
Danke. :D Ich hoffe auch wir können uns hier gut austauschen.
Meine Therapiestunde war okay. Sie meinte, wenn es schlimmer werden sollte sieht sie einen Klinikaufenthalt auch als gute Alternative, um richtig medikamentös eingestellt zu werden.
Ansonsten eben Akzeptieren auch wenns schwerfällt. Also warte ich mal ab und versuche jeden Tag so zu nehmen wie er kommt. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Mein Antrieb ist nicht so schlecht. Deswegen versuch ich auch immer mal was zu unternehmen, um dadurch auch meinen Alltag zu strukturieren. Spaziergänge finde ich auch ganz gut.

Liebe Grüße
Minerva
Eule86

Deine "Symptompalette";)

Beitrag von Eule86 »

Hallo Minerva,

ich habe bewusst das als Betreff gewählt, um dir nochmal aufzuzeigen, dass so wie es dir gerade geht wirklich Symptome sind und nicht du bist! Und das bedeutet, dass du nichts dafür kannst wie es gerade ist! Das musst du dir immer wieder vor Augen halten. Ich weiß nicht, ob du das sowieso schon machst, aber ich habe mich immer sehr gerne, sehr schuldig gefühlt und gedacht: "Ich kann mich nicht mal um mein eigenes Baby kümmern! Wie peinlich ist das denn?"
Das ist auch unheimlich schmerzhaft, aber letztlich kommt man da mit nicht weiter. Hätte ich einen Autounfall gehabt direkt nach der Geburt oder eine schwere Grippe oder irgendeine andere "Behinderung", dann hätte ich mir niemals diese Vorwürfe gemacht. Aber letztlich ist es nichts anderes. Es ist nur eine "Behinderung" die im Gehirn abläuft, aber sehr wohl auch Auswirkungen auf den ganzen Körper hat (du merkst es ja auch schon mit Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Erschöpfung und Schwäche)- wenn man es nicht besser wüsste, könnte man diese Symptome auch eine Grippe zu sortieren. Also behandel dich genau so! Nur mit dem kleinen, aber feinen, Augenmerk, dass diese "Grippe", die du jetzt hast, sehr zäh ist und eben nicht, nach 2,3,4 Tagen abklingt. Sondern, dass sie in Wellen verläuft (oh wie ich diese Wellen gehasst habe)- kaum fühlt man sich sicher , wie du ja auch schon beschrieben hast, abends fühlt man sich fast wie "Hä, was war denn los? Is doch alles ok?" und am nächsten Morgen könnte man sich selbst hauen, weil man schon wieder "drauf rein gefallen" ist.
Meine Therapeutin hat in diesen Momenten immer und immer wieder gesagt: Behandeln Sie sich liebevoll! Sie sind erkrankt! Wie würden Sie mit ihrem kranken Kind vorgehen? Ihm Vorwürfe machen? Ihn zwingen, dies und das schaffen zu müssen?
Natürlich nicht!
Behandel dich liebevoll! Nimm dir alle Hilfe, die es gibt um dir Erholungsphasen zu geben.. wo du morgens dem Deprimonster den Raum gibst und dir mühevoll dein Frühstück rein ziehst und dann zwing dich hier und da auch wieder selbst aktiv zu werden. Immer im Wechsel und in Balance mit Zwang... bis dieses System mehr und mehr wieder alleine funktioniert! Und das wird es!
Ganz sicher!
Ich habe es selbst gerade durch und hätte mir jemand gesagt, dass ich heute alleine mit meiner Tochter 3 Tage zu einer Tante 200 km alleine über die Autobahn fahre, hätte ich nur müde lächeln können...
Deine Kräfte und deine Souveränität werden wieder kommen, aber du musst jetzt stark sein und dich durchbeißen!
Alles Gute dir und ganz viel Kraft!!!
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