Zwangsgedanken/keine Kraft mehr

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Eichkatzerl

Zwangsgedanken/keine Kraft mehr

Beitrag von Eichkatzerl »

Hallo!!

Ich möchte mich kurz vorstellen:
Mein Sohn ist nun 1,3 Jahre alt... als er geboren wurde hatte ich bedingt durch eine lange traumatische Geburt einen längeren Krankenhausaufenthalt und habe erstmal 5 Tage nicht geschlafen. Plötzlich entwickelten sich bei mir paranoide Gedanken ("ich komme hier nie wieder raus!") und Ängste da ich mich dort nicht gut betreut fühlte. Die Krankenhausumgebung erschien mir total surreal und unwirklich, wie in einem Traum. Ich wusste zwar dass diese Gedanken nicht real waren, trotzdem sagte ich dort keinem Bescheid. Zuhause angekommen konnte ich erstmal schlafen und abschalten und die Gedanken legten sich allmählich. Im Nachhinein betrachtet habe ich furchtbare Angst, eine Psychose übersehen zu haben...

Seither leide ich unter furchtbaren Ängsten eine Psychose zu bekommen. Die Gedanken gleich durchdrehen zu können, meinem Sohn etwas antun zu können, nicht mehr für ihn da sein zu können bestimmen meinen ganzen Alltag. In schweren Zeiten fühlte ich mich beobachtet und dachte jeder sieht mir an dass ich nicht "gesund" bin. Ich habe gemerkt, dass ich in Stresssituationen Grenzen überschreiten kann und fürchte mich davor, etwas zu übersehen.

Mein Sohn war 8 Monate lang ein Schreibaby das bis zu 20 Stunden pro Tag unbändig schrie, deshalb führte ich die Gedanken auf die riesige Stresssituation und die Anspannung zurück. Wenn es besonders stressig wurde, hatte ich öfter "Deja-Vu"-artige Zustände (das Gefühl etwas in einem Traum schon mal erlebt zu haben). Natürlich sagte ich mir immer, dass das der Beginn einer furchtbaren Psychose sein könnte und kam aus dem Gedankenkarussell nicht mehr heraus. Auch wurde ich besonders misstrauisch fremden Personen gegenüber und hatte Angst ihnen in die Augen zu blicken. Ab und zu kamen mir Gesichter bekannt vor, das versetzte mich wieder in starke Panik vor einer Psychose.

Vor ca einem halben Jahr verschärften sich die Zwangsgedanken immer mehr, ich wusste allerdings nicht was das ist- bis ich auf dieses Forum hier gestoßen bin. Mir ist ein großer Stein von Herzen gefallen als ich gelesen habe, dass es nicht nur mir so geht.

Ich habe mir Hilfe bei einem Psychiater geholt, der mir Sertralin verschrieben hat. Leider vertrage ich dieses Medikament überhaupt nicht, es hat in mir einen dreitägigen Horrortrip aus Ängsten ausgelöst, ich hatte das Gefühl ich sei nicht mehr "ich selbst" was furchtbar für mich war. Danach habe ich es abgesetzt.

Dann habe ich mich an einen anderen Psychiater gewandt, der mir Abilify verschrieben hat. Das nehme ich nun seit 2,5 Wochen. Leider sind einige Ängste noch stark da (wie im Medikamentenforum beschrieben) dafür sind andere weniger (das Misstrauen etc. ist wesentlich besser geworden).

Ich habe einfach Angst es nie wieder da raus zu schaffen. Ich habe furchtbare Angst mit meinem Kind alleine zu sein. Ich hoffe jemandem erging es ähnlich wie mir und kann mich aufbauen... meine Therapie beginnt in einer Woche.

Denkt ihr dass das was ich habe "nur" Zwangsgedanken sind?

Alles Liebe
Eichkatzerl
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Marika
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Re: Zwangsgedanken/keine Kraft mehr

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo - schön, dass du dich uns angeschlossen hast!

Um deine wichtigste Frage gleich vorweg zu beantworten: JA - du kommst da wieder raus. Du hast bereits alles in die Wege geleitet. Du nimmst dein Medikament erst sehr kurz, da kannst du noch keine Wunder erwarten. Diese Medikamenten Gruppe braucht einige Wochen, bis sich die absolute Wirkung einstellt. Und dann ist die Medikation auch erst die halbe Miete: Ganz wichtig ist es dann in der Therapie zu lernen, wie man diesen Gedanken und den Ängsten richtig umgeht, damit sie mit der Zeit weniger werden und irgendwann ganz verschwinden. Das braucht Geduld, Ausdauer und viel Willenskraft.

So wie du es beschreibst, bist du nicht psychotisch, leidest aber an einem Mix aus Angst- und Zwangsgedanken. Solange du Angst vor einer Psychose hast, hast du keine. :wink: Denn wirklich psychotische Menschen denken sie sind gesund und alle um sie herum "irre". :wink: Am besten du fragst einfach deinen Arzt, wie er dich genau sieht.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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