Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

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Steffi85

Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Steffi85 »

Ein liebes Hallo an alle Mädels!
Ich möchte mich vorstellen:
Ich bin die Steffi, noch 31 Jahre alt, bin seit 11 Jahren verheiratet, wir haben einen fast 10-jährigen Sohn und noch dazu unsere kleine Püppi, die jetzt 14 Wochen alt ist. Ich kenne Wochenbett-Depri schon von meinem Sohn. :(
Wie ich mich vor 10 Jahren aus dem Loch gekämpft hab, weiß ich gar nimmer, aber ich habs geschafft.
Aufgrund der Situation damals hat es ja schon ewig gedauert bis wir uns ans zweite Kind rangetraut haben. Jetzt ist Lenja da und ich stehe genauso verzweifelt da, wie damals. :(
Die Schwangerschaft war schon sehr anstrengend, ganz anders als bei Louis. Zu allem Übel endete die Schwangerschaft mit Schwangerschaftsvergiftung im Krankenhaus. Dort wurde ich dann auf Medis eingestellt und ich wurde eingeleitet. Tagelang passierte gar nichts, und dann war Lenja innerhalb von 3 Stunden da. Es war die Hölle!!! Diese Wehen werd ich nie vergessen. Das Drama ging im Kreißsaal weiter, ganz schlechte Herztöne und ich wurde schon zum Notkaiserschnitt fertig gemacht aber die Hebamme meinte wir würden es schaffen und dann war Lenja mit nur 2 Presswehen da. 3 Wochen zu früh. Im Krankenhaus ging es mir eigentlich ganz gut ich habe Vertrauen in mich gefasst, Lenja war sehr brav, alles klappte super.
Aber zu Hause begannen dann nach einiger Zeit die Probleme. Sie bekam Bauchschmerzen auf die Milch - Gebrüll bei jeder Flasche. Da bekam ich dann schon Angst ihr die Flasche zu geben. Ein Milchwechsel schaffte Abhilfe und es wurde sofort besser. Mir ging es dann auch wieder besser. Dann urplötzlich wieder Gebrüll, sie fand einfach keine Ruhe, schrie stundenlang ohne Unterlass, nur tagsüber. Sie schläft nämlich seit Wochen 10-12 Stunden durch. Mit Hilfe eines Osteopathen kamen wir darauf, dass sie einen ganz schwachen Saugreflex hat. Sie kann dir normalen schnullis net im Mund halten. Ich hab dann Kirschsauger besorgt, seitdem ist Ruhe.

Ich habe aber immer Angst.
Angst das sie aufwacht nachts.
Angst das sie nicht trinkt.
Angst das sie schreit.
Angst das sie nicht schläft....

Und ich verzweifel daran. Ich frage mich warum ich mir das (nochmal) angetan habe? Ich zweifel am meisten an mir selbst, denke nur schlecht von mir, und habe den Eindruck vollkommen zu versagen. Ich kriege mittlerweile schon Panik, wenn Lenja nur anfängt zu motzen.
Kurzum ich habe wirklich vor allem Panik.
Seit Wochen Bauchschmerzen, Durchfall, mein Körper ist ein einziger Krampf weil ich nur angespannt bin, kein Appetit, ich esse kaum. Ich kämpfe mich momentan von einem Tag zum nächsten.
Gestern habe ich mir dann ein Herz gefasst und bin endlich zum Arzt. Ich werde jetzt wieder auf Citalopram eingestellt (musste es früher schon mal nehmen) und soll mir einen Therapeuten suchen. Ich hoffe, dass die Tabletten bald anschlagen... denn im Moment ist es für mich kaum noch lebenswert. Gestern hab ich zu meinem Mann gesagt, dass ich Lenja nimmer will. :( Ich hab mich dann so schlecht gefühlt. Aber meine Nerven sind komplett im Eimer. Den ganzen Tag hab ich nur "Was ist wenn...?" im Kopf. Ich wünsche mir nur, dass es endlich besser wird, aber im Moment hab ich dss Gefühl daran zugrunde zu gehen. Es ist so schlimm für mich.
Ich hab mir in der Schwangerschaft schon eingeredet, dass sowas wie bei Louis nimmer passieren darf - alles wollte ich perfekt machen und habe jetzt das Gegenteil erreicht.
Ich hab nur einen Wunsch im Moment - KEINE ANGST MEHR HABEN! Die Angst vor allem, ist das schlimmste. :(

Entschuldigt diesen Roman! Ich freue mich auf eure Antworten.

LG Steffi
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Marika
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Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Marika »

Hey du,

lieben Drücker und Herzlich Willkommen bei uns!!!

Das was du erlebst, ist eigentlich nicht verwunderlich! Wenn man Kind hat (evlt. Schreibaby) das extrem viel weint, dann kommen ALLE an ihre Grenzen. Das Weinen des eigenen Kindes erzeugt speziell bei der Mama den höchsten Stresspegel, denn man je wissenschaftlich gemessen hat. Wusstest du das? Es ist also eigentlich nur natürlich, dass du nicht mehr kannst, dass deine Nerven blank liegen. Bitte, bitte - mach dir deshalb keine Vorwürfe, auch nicht wenn du sagt - du willst deine Kleine nicht mehr. Das ist dein wirkliches Denken und Fühlen, sondern entsteht jetzt ganz einfach aus der extremen Überforderung. Dein Körper und deine Seele haben die Reißleine gezogen, sie schreien "STOPP - WIR KÖNNEN NICHT MEHR, WIR BRAUCHEN HILFE" - DU brauchst Hilfe. Und du hast sie dir bereits geholt, sehr gut gemacht, du kannst super stolz auf dich sein!

Du wirst sehen, dass das AD sehr bald Wirkung zeigt. Wichtig wäre auch, dass du UNBEDINGT ENTLASTUNG mit den Kindern hast. Du brauchst dringend SCHONUNG und auch wieder ZEIT FÜR DICH!!! Du bist nicht nur Mama, sondern auch noch MENSCH mit Wünschen und Bedürfnissen, die unbedingt auch gelebt werden müssen, um eine gesunde Seelenbalance zu haben. Mit einem fordernden Kind und dem vielen Weinen kann NIEMAND alleine auf Dauer klarkommen oder zu verzweifeln.

Ich habe übrigens eine Bekannte, deren Kleine auch ein Schreikind war. Sie war zeitweise fix und fertig, obwohl man ihr die Kleine viel abgenommen hat. Als das Schreien besser wurde, ging es auch mit ihr immer mehr bergauf. Aber auch sie hat phasenweise die Kleine einfach nur noch abgelehnt.

Hast du dementsprechend Entlastung?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Steffi85

Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Steffi85 »

Erst mal vielen Dank für deine Antwort. Danke fürs Mut machen und das Lob. :)

Ein Schreibaby ist sie definitiv nicht. Gott sei Dank. Waren schon beim Kinderarzt und haben eine Woche ein Tagesprotokoll geführt. Das war in der Zeit, als sie die Kirschsauger dann endlich genommen hat. Sie konnte die normalen Schnuller net im Mund halten.
Ich hatte vergessen zu schreiben, dass sie ein wirklich braves Kind ist, bis auf ein paar Ausnahmen, die sie natürlich auch haben darf.
Eigentlich gibt es für mich gar keinen Grund Angst zu haben und dennoch ist sie da.

Mit der Entlastung ist es so eine Sache - ich habe meinen Mann. Von der Familie her, schert sich eigentlich keiner so wirklich. Wir haben die Schwiegermutter (seine Mama) mit im Haus, aber die ist regelrecht "überfordert" mit Lenja. Total hektisch und überhastet, da kann man net zusehen. Familiensituation ist leider weng verzwickt. :roll:
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Marika
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Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Marika »

Auch wenn sie kein Schreibaby ist, hast du doch viel mitgemacht in der Zeit, als sie einfach so unruhig war. Die Geburt war ja auch sehr unschön. Genug Gründe, warum sich die Angst in dir festgesetzt hat, würde ich meinen.

Mach dir bitte keine Vorwürfe!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Steffi85

Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Steffi85 »

Sie hat auch leider jetzt noch Phasen in denen sie unruhig ist. Ich denke sie spürt meine innere Unruhe auch. Bestes Beispiel jetzt gerade....
Sie brüllt immer wie eine Irre wenn sie in den Maxi Cosi muss, aber ich will jetzt mit meiner Mama in einem Café Kaffee trinken, ich muss raus zu Hause.
Aber automatisch die Angst im Kopf, dass sie jetzt wieder aufwachen könnte. Ich hoffe so sehr, dass das bald nachlässt und ich mein Vertrauen in mich wieder finde.
Filomena

Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von Filomena »

Liebe Steffi,

Ich kenne die Angst, die du beschreibst, sehr gut.Unser erstes Kind hat viel geschrien und ich hatte solche Panik davor. Das Schlimmste war, mit ihm allein zu sein.Da hab ich mich immer so hilflos gefühlt. Das ging so weit, dass ich ihn schreien hörte wenn er schlief - ich selbst schlief immer schlechter...
Eine Entlastung fände ich auch gut.Mir hat damals eine Familienhilfe von der Caritas sehr geholfen. Wir hatten auch keine Familie, die Unterstützung bieten konnte.Sprich mit deinem Arzt darüber.
Auch wenn es immer schwierig ist, wenn man drin steckt: es wird besser! Sie wird größer.
Ich drücke dir außerdem die Daumen, dass das Citalopram bei dir bald wirkt.
Lass den Kopf nicht hängen und verurteile dich nicht für negative Gedanken und Gefühle deiner Tochter gegenüber. Die hatten wir wohl alle hier schon mal...Kinder SIND anstrengend..!

Liebe Grüße
Filomena
plueschi06

Re: Ich hab das Gefühl daran zu scheitern....

Beitrag von plueschi06 »

Huhu ;-)

Schon so wie du schreibst,kann man raus lesen,das du eine ganz tolle liebe mami bist ;-)
Ich kann mich den anderen nur anschließen das du definitiv auch mal Auszeit brauchst.
Seit 10 Jahren bin ich durchweg Mutter und nichts anderes mehr ;-( und dann kam der knall.
Steffi denk bitte auch an dich. Rede mit deinem Mann das er mal aufpassen könnte damit du Zeit für dich hast.
LG mandy
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