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Kofferklaus

Hallo

Beitrag von Kofferklaus »

Meine Frau (42) und ich (46) haben mittlerweile einen 7 einhalb Monate alten Sohn. Grundsätzlich hat meine Frau eine schöne Schwangerschaft gehabt. Bis auch das Ende, wo eine speziell für bestimmte Tätigkeiten eingestellte Schwangerschaftsvertretung meine Frau gemoppt hat und meine Frau sich zuletzt zu viel in Arbeit gestürzt hat und bis in den Mutterschutz gearbeitet hat. Die Folge war Stress und eine ungeplante Hausgeburt im Badezimmer mit Notarzt. Unser Sohn wurde allein im Krankenwagen ins Krankenhaus eingeliefert, meine Frau separat...
In den Monaten nach der Entbindung fühlte sich meine Frau immer niedergeschlagener, müder und überfordert, da unser Sohn nicht pflegeleicht ist. Dies bezog sie immer auf sich selbst und dachte, dass er sie nicht liebt, oder sie eine schlechte Mutter ist und grundsätzlich alles seit Ende der Schwangerschaft verkehrt macht.
Letzte Woche habe ich in Herten angerufen, am Donnertag Nachmittag hatten wir einen Termin bei Herrn Dr. Turmes. Er hat bei meiner Frau eine schwere Postpartale Depression und Bindungsstörungen ( Vorbelastung durch Probleme mit der eigenen Mutter ist leider vorhanden) diagnostiziert. Meine Frau kann kurzfristig einen Platz in Herten bekommen. Wir sind eigentlich sehr überrascht, da die Psychologin, zu der meine Frau seit längerem geht, gemeint hat, dass keine PPD vorliegt. Jetzt sind wir am überlegen, was zu tun ist....und hoffen im Forum Hilfe zu finden....
Meine Frau stillt noch, zumindest morgens, abends und nachts ( aktuell bis zu drei mal). Leider verweigert zur Zeit die Flasche mit PreNahrung, Brei isst er sehr gut. Aber in Herten wäre direktes Abstillen angesagt, oder?
Meine Frau hat auch Angst vor Tabletten, da sie schon mal schlechte Erfahrungen damit gemacht hat. Sind Tabletten in Herten Pflicht?
Wir haben mittlerweile mehrere gemeinsame Rituale eingeführt, die unserem Sohn Sicherheit geben( denken wir zumindest, vielleicht aber auch nur uns...). Wir haben natürlich Angst, dass unser Sohn mit der neuen Umgebung nicht klar kommt, möchten natürlich jede mögliche Hilfe annehmen. Vielleicht kennt sich hier jemand mit der Vorgehensweise in Herten aus?

Liebe Grüße

Kofferklaus
Graureiherin
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Beiträge: 530
Registriert: 07:01:2015 12:57

Re: Hallo

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Kofferklaus,

Willkommen bei uns im Forum. Es ist super, dass Du Dich hier meldest. Es sind eher selten die Ehemänner die hier schreiben. Ein Kompliment also für Dich schon einmal vorab. es ist wertvoll, dass Du für deine Frau da bist.

Du /Ihr werdet hier viele tröstliche Worte finden.

Ich selber kenne Herten nicht, aber es gab und gibt hier ein paar Frauen die Herten kennen. Vor allem ein Forumsmitglied (sie ist allerdings nicht mehr so aktiv zur Zeit, weil es ihr wieder gut geht!) hat sehr gut Erfahrungen in Herten gemacht und auch Dr. Turmes sehr, sehr lobend erwähnt.

Dass die Diagnose in Herten anders lautet, als die der euch bekannten Psychologin, würde ich nicht besonders bewerten. Deine Frau hat momentan Schwierigkeiten und sie benötigt Hilfe und Unterstützung und das was Du beschreibst, klingt wie bei vielen Mitgliedern hier im Forum.

Es ist sehr gut, dass Sie einen Platz in Herten bekommen hat. Es ist unwarscheinlich, dass Medis per se Pflicht sind. Es ist sind wohl überlegte Entscheidungen Medis zu geben und sehr, sehr vielen Frauen helfen die Medis zunächst stabil zu werden, um dann therapeutisch richtig arbeiten zu können. Ich kann es gut verstehen, dass Deine Frau Angst vor Medikamenten hat nach schlechten Erfahrungen. Aber glaub mir, wenn die Ärzte gut sind und Medis sein sollten, dann wird man eine Medikation finden die für Deine Frau positiv sein wird. Es gibt so viele Fortschritte und vor allem die Antidepressiva sind mittlerweile nebenwirkungsarm und machen nicht abhängig.

Eine PPD oder Bindungsstörung ist eine schwierige und quälende Zeit. Man braucht unendlich viel Kraft und muss sich immer wieder aufraffen, die Krone zurecht rücken und immer weiter machen. Aber es wird Schritt für Schritt besser werden! Und es ist nicht selten, dass manche Frauen eine bessere Lebensqualität erreichen als vor der Krise. Einfach weil man z. B. lernt alte, schlechte Verhaltensweisen langsam zu verändern, seinen Bedürfnissen bewusst zu werden und liebevoll auf sich zu achten. Das ist sehr wichtig, gerade wenn man selber ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern hat und einem nicht das zukam was man als Kind von den Eltern dringend gebraucht hätte.

Ein Kind zu bekommen stellt das Leben komplett nochmals auf den Kopf, man ist mit sich und der eigenen Kindheit wieder neu konfrontiert. Das war bei mir genau gleich. Die neuen und schwierigen Situationen überfordern einen. Das geht vielen so, auch Eltern die psychsisch stabil sind.

Lest hier Beiträge, das tut schon gut und es gibt auch Büchertipps.

Alles liebe euch und seid bitte trotz allem hoffnungsvoll!

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
nad.be

Re: Hallo

Beitrag von nad.be »

Hallo,

Ich selber wollte auch in die Klinik nach Herten, war auch dort zum Vorgespräch. Ich wäre eigentlich auch dort, mir geht es aber Gott sei Dank wieder besser.
Bei dem Vorgespräch würde mir alles genau erklärt und gezeigt. Wegen deiner Frage zum stillen: Frauen die stillen, können direkt mit dem Kind kommen. Bei den anderen kommt das Kind nach 2 Tagen nach, damit sich die Mutter schon mal eingewöhnen kann. Und falls deine Frau Medikamente nehmen soll, wird sicher besprochen, ob sie abstillen möchte, oder ob sie ein Medikament bekommt, mit dem das stillen weiter möglich ist.
Alle in der Klinik sind sehr nett und auf der Station gibt es ein wunderschönes Spielzimmer für die kleinen und extra eine separate Küche, wo nur die Fläschchen zubereitet werden. Ausserdem noch ein ruhehaum, in dem gestillt werden kann, bzw die Schwestern nachts mit dem Kind verbringen, falls eine Mutter mal Schlaf braucht.
Ich würde dort auf jeden Fall hingehen, falls es mir wieder schlechter gehen sollte. Mein Eindruck war sehr sehr gut.

LG Nadine
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