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Mein Weg in die PPD

Verfasst: 25:05:2017 22:02
von Pusteblümchen
Hallo zusammen,
auch ich möchte hier meine Geschichte erzählen. Ich erhoffe mir dadurch einen Austausch mit betroffenen Frauen und ein gegenseitiges Bestärken, dass das Leben auch wieder gut werden kann.
Im Frühjahr 2015 kam meine Tochter zur Welt. Sie kam ein paar Tage zu früh, worüber ich unendlich froh war, da ich die Schwangerschaft nicht mehr aushielt. Ich habe mir über alles, jedes Ziepen und Ziehen, jeden Bissen Essen, den ich zu mir nahm, Sorgen gemacht. Ich hatte Angst, nicht zu bemerken, falls etwas mit meinem Baby nicht stimmen könnte oder dass ich etwas falsches Essen könnte, was meinem Baby schaden würde. Es war zum Schluss nur noch eine Qual und ich aß z.B. nur noch Lebensmittel oder Mahlzeiten, die ich unter meinen eigenen strengen Hygienevorschriften und höchsten Sicherheitsmaßnahem zubereitete.
Als meine Tochter dann endlich nach einer unkomplizierten und für mich wunderschönen Geburt in meinen Armen lag, war ich heilfroh. Ich war mir sicher, dass nun alles gut werden würde, weil ich endlich auch Verantwortung an meinen Mann abgeben konnte. Mit meiner Tochter im Bauch hatte ich immer Angst gehabt, dass ich schuld sein würde, wenn ihr etwas passieren würde. Nach der Geburt konnte ich dann sogar wieder alles essen und hatte keine Bedenken mehr. Das war so ein tolles Gefühl für mich.
Die ersten Tage vergingen und ich war sehr kaputt und vor allem nachts sehr gereizt. Ich war überaus besorgt um meine Tochter und mochte sie überhaupt nicht gerne aus meinen Armen geben. Ich bemerkte aber nach einiger Zeit, dass ich meine Tochter noch überhaupt nicht in mein Herz geschlossen hatte. Ich fand sie zauberhaft, aber mir fehlte die Mutterliebe, die irgendwie einfach nicht da war. Ich bin davon ausgegangen, dass ich sie nach der Geburt sofort in mein Herz schließen würde, aber das passierte nicht. Mein Mann sagte einmal: "Kleine Maus, wir haben dich so lieb!" Dieser Satz machte mich unendlich traurig, weil ich dachte: "Du hast sie vielleicht lieb. Ich nicht!" Nach sechs bis acht Wochen kam es dann so langsam, dass ich meine Tochter endlich in mein Herz schloss. Ich war so froh, dass das passierte, weil ich mir schon Vorwürfe machte, was für eine schlechte Mutter ich bin.
Ich kann mich an die Zeit, ab der meine ganzen Sorgen und Ängste so schlimm wurden, nicht mehr richtig erinnern. Es war so ein schleichender Prozess. Ich machte mir über alles Gedanken. Ein Hauptsorgepunkt waren dabei Schadstoffe. Schadstoffe in Kleidung, Essen, Spielzeug, Wohngifte, die irgendwo aus Materialien ausdünsteten. Es war nachher so schlimm, dass ich z.B. einen Breilöffel nicht mehr auf den Tisch legen konnte, weil ich ja nicht wusste, ob der Lack, mit dem er gestrichten war, vielleicht Schadstoffe enthielt, die in den Löffel übergehen konnten... Ich kaufte ausschließlich ökologische Kleidung für meine Tochter, Spielzeug möglichst aus unbehandeltem Holz und am besten noch zertifiziert und schadstoffgeprüft, Lebensmittel nur aus dem Biomarkt... Und hinterfragte einfach alles, kaufte nichts, ohne irgendwie an Informationen zu kommen, ob das Produkt schadstofffrei ist. Das alles war sehr aufwendig und sehr, sehr anstrengend für mich. Ich konnte nicht gut alleine sein, weil die Gedanken an die ganzen Schadstoffe und Sorgen um meine Tochter dann noch schlimmer waren. Ich hatte das Gefühl, dass einfach alles schlecht ist, dass die ganze Welt voller Gefahren ist, dass alles irgendwie krebserregend ist und man kaum vor etwas sicher ist. Wenn ich dann auch noch in einer ÖKO Test Zeitschrift las, dass ein Bioprodukt mit der Note "ungenügend" abschnitt, hatte ich überhaupt keine Hoffnung mehr, dass ich auf irgendetwas vertrauen kann. Mit diesen Enttäuschungen und Ängsten ging es mir dann manchmal so schlecht, dass ich dachte, dass alles keinen Sinn macht und dann versank ich in einem tiefen Loch. Ich habe sogar Gedanken gehabt, dass ich mir wünschte, dass meine Tochter nicht da wäre, weil ich die Verantwortung für sie als so große Belastung ansah und ich meine Tochter auf dieser Welt einfach nur in Gefahren sah. Ich hatte solche Angst, dass sie krank werden könnte. Das Paradoxe daran ist: Die Angst krank zu werden (in erster Linie aber, dass meine Tochter krank werden könnte), machte mich krank. Es belastete unseren Familienalltag irgendwann so sehr, dass ich nicht mehr konnte und mir Hilfe holen musste. Nach ca. acht Monaten habe ich mir dann psychologische Hilfe gesucht. Eine PPD wurde bei mir nie offiziell diagnostiziert. Ich bin durch Recherchen im Internet selbst darauf gekommen, dass ich darunter leiden könnte. Nun bin ich seit ca. 1,5 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung und vieles ist schon sehr viel besser geworden. Trotzdem ist es noch ein langer Weg, weil ich immer wieder Phasen habe, in denen es mir sehr schlecht geht.
Manchmal habe ich das Gefühl, den Mut zu verlieren, dass mein Leben je wieder richtig gut werden wird, aber ich weiß tief in mir drin, dass ich das schaffen werde!

Re: Mein Weg in die PPD

Verfasst: 31:05:2017 21:12
von Filomena
Hallo Pusteblümchen

Willkommen im Forum!
Wenn du dich hier ein bisschen durchliest, wirst du schnell feststellen, dass es Frauen gibt die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Manchmal dauern die Auf und Abs lange und man braucht viel Geduld, aber es wird besser!
Mit Psychotherapie bist du bestimmt auf dem richtigen Weg.

Liebe Grüße

Re: Mein Weg in die PPD

Verfasst: 09:06:2017 20:36
von Malena
Huhu Pusteblümchen,

das, was du schreibst kommt mir so bekannt vor. Es ist toll, dass du dir Hilfe geholt hast. Auch, wenn der Alltag bestimmt gerade sehr anstrengend und kraftraubend ist, denke dran, dass es wieder besser wird. Es dauert aber du kommst da wieder raus. Ich habe das in verschiedenen Stärken und Formen durch - irgendwann kannst du das Leben wieder genießen und mit der Entspannung der Situation kommen dann auch die Gefühle für's Kind. Es lohnt sich zu kämpfen.

Re: Mein Weg in die PPD

Verfasst: 10:06:2017 18:47
von Esther_Greenwood
Hi Pusteblümchen,

Beim Lesen Deines Textes kamen mir ein paar Tränen. Ich bin seit Ende Januar diesen Jahres Mutter eines wundervollen Sohnes. Diese Ängste habe ich auch und manchmal habe ich das Gefühl, ich werde tatsächlich verrückt.
Diese Schadstoffangst, hattest Du sie schon vorher? Bei mir war das immer ein latentes Problem, aber jetzt, da mein Sohn da ist, ist es völlig aus dem Ruder gelaufen.
Bei mir wurde eine PPD diagnostiziert, und ich mache nun eine Therapie.
Nimmst Du Medikamente? Was machst Du für eine Therapie?

Liebe Grüsse
Esther

Re: Mein Weg in die PPD

Verfasst: 22:06:2017 21:54
von engel-07
Hallo Esther,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Wir alle hier kenne das was du durchmachst! Du bist nicht allein!!!!
Bei mir bekam ich schon in der Schwangerschaft Depressionen. Ich habe dann auch Medikamente bekommen. Als wir sie abgesetzt hatten war die Depression wieder da :(
Zum Glück kam ich dadurch zu meiner heutigen Homöopathin!! Mit ihr zusammen bin ich diesen Weg gegangen und bin heute komplett geheilt!!!
Wäre die klassische Homöopathie vielleicht auch für dich eine zusätzliche Möglichkeit?

Halte durch, es wird besser!!!!!

Liebe Grüße
Heinke