Ich weiß nicht weiter.

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Liska

Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

Schwanger sein ist die schönste Zeit im Leben einer Frau – so tönt es von draußen. Mutterglück. Man strahlt so von innen heraus.
Meine Schwangerschaft war geplant. Ja, so richtig. Wir wussten – jetzt ist es soweit. Der erste Zyklus war nicht erfolgreich. Spannende Zeit und wir rechneten mit noch weiteren Zyklen ohne Erfolg. Aber schon der zweite sollte es sein. Mein Freund sagte sogar nach dem Verkehr – wir bekommen ein Kind!
Die ersten Wochen der Schwangerschaft liefen super – außer ein paar Unterleibskrämpfen (die ich nur zu gut von meiner Menstruation kannte) ging es mir gut und ich freute mich darüber, dass es so schnell und unkompliziert klappte. Ich posaunte noch heraus: „Bin ich froh, dass ich nichts mit Übelkeit zu tun habe.“ Denkste. Ab circa der 9. Schwangerschaftswoche erwischte es mich. Und zwar so richtig. Wenn ich mich nur fünfmal am Tag übergab, dann war es ein guter Tag. „Schwanger sein ist die schönste Zeit im Leben einer Frau – man strahlt so von innen heraus.“ Diese Phase dauerte so etwa acht Wochen. Ich nahm ab, konnte nicht aus dem Bett aufstehen, mich nur mit Medikamenten über Wasser halten und fühlte mich schrecklich einsam. Das lag an mir. Ich wollte keinen Besuch empfangen, der mir dann womöglich die Haare über der Toilette zurückhalten sollte.
Nach diesen Wochen ging es allerdings wieder bergauf. Wir verreisten nach Italien und nach Den Haag. Ich fühlte mich besser. Der Bauch wuchs und es wurde realer. Die Schwangerschaft. Das Gefühl, dass da wirklich etwas in mir heranwächst. Aufregend. Die Ultraschall-Termine und insbesondere die Geschlechtsbestimmung waren die Highlights. Es sollte ein Junge werden. Wider aller Erwartungen im Umfeld. „Lisa, du siehst so schlecht aus, es wird bestimmt ein Mädchen. Mädchen nehmen die Schönheit der Mutter.“, oder „Lisa, du trägst deinen Bauch rund. Du bekommst sicher ein Mädchen.“ Ich liebte Ammenmärchen. Immer schon. Nicht so sehr.
Nun war endlich langsam Endspurt. Etwa zwei Monate vor dem Entbindungstermin entwickelte ich einen zu hohen Blutdruck, nicht übermäßig hoch, aber eben grenzwertig. Die Ärzte*innen schlugen Alarm. Hin und wieder Eiweiß im Urin. Präklampsie, Schwangerschaftsvergiftung und ähnliche Begrifflichkeiten schwebten im Raum. Täglich Blutdruck messen galt als Ansage. Der Frauenarzt, zu dem ich ein Vertrauensverhältnis aufbaute, fuhr in den Urlaub, wollte, dass ich mich in dieser Zeit in meiner Wunschklinik vorstelle zur Geburtsbesprechung. Also folgten Vorsorgeuntersuchungen bei der Vertretung und Besuche im Krankenhaus von dann an regelmäßig. Jede*r sagte etwas anderes. „Einleiten.“, „Sie schaffen es nicht in die 40. Woche.“, „Die Werte sind viel zu hoch.“, „Die Werte sind nicht pathologisch – wir warten.“, „Einleiten.“. Ein ewiges hin & her. Schließlich entschied die Oberärztin im Krankenhaus uns zum Ende der 38. Schwangerschaftswoche zur Geburtseinleitung einzubestellen. Ich vertraute auf sie. Wir also mit gepackten Koffern los in Krankenhaus – mit dem Gedanken: Nach Hause gehen wir dann wohl zu dritt. Die Oberärztin ist im Urlaub. Eine andere Ärztin untersucht mich, erklärt mir, dass alles in bester Ordnung sei, der Blutdruck hatte sich gut eingestellt Dank der Medikamente. Der Dopplerultraschall ergab, dass das Baby gut versorgt ist. Also doch wieder nach Hause. So ging es die nächsten zwei Wochen weiter. Krankenhaus. CTG. Doppler. CTG beim Frauenarzt usw.
Schließlich, ein paar Tage vor meinem Entbindungstermin, informiert mich mein Frauenarzt darüber, dass ich ein spitzes Schambein habe und nicht im Liegen entbinden solle, da die Gefahr bestünde, dass das Baby nicht durch passe. Prima. Beim nächsten CTG im Krankenhaus diese Info an die Ärztin weitergegeben und zusätzlich angefragt, ob es denn normal sei, dass das Baby noch so weit oben sitze. Das Köpfchen hat sich noch nicht ins Becken gesenkt. Die Ärztin sagte forsch: „Ohne Wehen kann sich das Baby nicht senken. Ist doch wohl klar.“ Gut. Klar. Jetzt.
Einen Tag nach meinem ausgerechneten Entbindungstermin waren wir zum letzten CTG beim Frauenarzt. CTG ohne Wehen. Der Arzt sagte ich solle mich darauf einstellen, dass es noch einige Tage dauern würde. Gut. Er sollte allerdings nicht Recht behalten...
Am Mittag begannen dann meine Wehen. Zuerst im 10 Minutentakt und dann zum Nachmittag hin immer regelmäßiger. Es sollte also losgehen. Voller Vorfreude und Neugier gingen wir gegen 18.00 Uhr Richtung Krankenhaus. CTG – alles gut, deutlich sichtbare und regelmäßige Wehen. Untersuchung – der Muttermund war bereits 2 fingerbreit auf. Gut. Die etwas forsche Hebamme sagte wir sollen nochmal für 1-2 Stunden spazieren gehen und dann wiederkommen. Schwer vorstellbar mit solchen Schmerzen. Aber klar – mit so einer Aussage rechneten wir und stiefelten also los. Eine Stunde haben wir geschafft. Zurück im Kreißsaal war es mittlerweile 20.30 Uhr. Und dann ging es so richtig los. Wehen fast ohne Pausen. Um kurz vor 22 Uhr bat ich um eine PDA. 22.00 Uhr Schichtwechsel. Ich bat die Nachthebamme wieder um eine PDA und sie versicherte mir, dass sie den Anästhesisten informiere. 22.30 Uhr. Kein Anästhesist. Ich bekam es mit der Angst zu tun. 22.45 Uhr immer noch nichts. 23.00 Uhr. 23.30 Uhr. Wehen ohne Pause. Die Hebamme, eine ganz tolle Hebamme, kam immer wieder kurz rein und schaute nach uns. 23.45 Uhr. Wehensturm. Keine Pause. CTG schlecht. Herztöne des Babys nur noch ein Strich. Immer noch kein Anästhesist. Ich muss mich hinlegen. Wegen der Herztöne. Aus einer stehenden Wehenden wird eine liegende Wehende. Es war schwer auszuhalten im Liegen, aber ich durfte nicht mehr aufstehen. Die Herztöne blieben schlecht. 0.00 Uhr. Endlich kam der Anästhesist. Nach FÜNFZEHN Minuten und FÜNF Einstichen in meine Wirbelsäule saß die PDA endlich. Laut Aussagen meines Freundes tropfte Blut von den Einstichen über meinen Rücken auf den Boden. Jetzt war alles still. Eine Stunde circa keine Schmerzen. Es ging mir gut. Mein Freund konnte ein paar Minuten die Augen zu machen. Und dann plötzlich bekam ich Schüttelfrost, mein Blutdruck sank, die Herztöne des Babys wurden wieder schlechter. Schließlich fielen die Herztöne immer wieder ganz ab. Der Schüttelfrost verwehrte es mir zu sprechen. Ärztinnen kamen. Untersuchungen liefen. Ich fühlte mich ausgeliefert. Keiner fragte mehr, ob er/sie mich untersuchen dürfe. Nacheinander untersuchten mehrere Ärztinnen und die Hebamme. Das Baby konnte nicht ins Becken rutschen. Es fielen Wörter wie „Saugglocke“ und „Zange“. Ich wollte mein Baby unbedingt spontan bekommen. Doch dann ging alles ganz schnell. Es musste ein Kaiserschnitt gemacht werden. Die Ärztin versicherte mir, dass ich sobald das Baby geboren ist, ich es auf die Brust gelegt bekomme und es solange bis ich zugenäht bin bei mir sein kann. Das ist das einzige woran ich mich erinnere was diese Ärztin mir erzählte. Dann ging es schon los. Keine Zeit zum nachdenken. Es ist alles nur noch passiert. Im OP dann. Es ruckelte. Wir wussten, jetzt wird er geboren. Gleich ist er da und dann sehe ich nur noch den Hinterkopf der Hebamme aus dem Raum stürmen mit einem Baby auf dem Arm welches nicht schrie. Fünfzehn Minuten lag ich auf dem OP-Tisch, mein Freund saß neben mir und wir wussten nicht was mit unserem Baby geschah. Fünfzehn Minuten in denen uns keiner sagte was los ist. Dann, endlich, ein kurzer Blick auf das Kind und es musste wieder weg. Wegen irgendwelcher Werte. Sauerstoff im Blut, glaube ich. Ich bat meinen Freund beim Baby zu bleiben. Unendliche Minuten in denen ich zugenäht wurde. Endlich zurück im Kreißsaal saß mein Freund mit unserem Baby im Arm, welches an einem Gerät angeschlossen war. Schichtwechsel. Die hektische Hebamme drückte mir schließlich das Baby auf meine Brust und stopfte ihm meine Brust in den Mund. Ohne zu fragen. Ich wusste nicht wie mir geschieht und hatte keinerlei Gefühl zu diesem Wesen. Und das tut mir bis heute so wahnsinnig leid.
Und wieder wurde mir das Baby weggenommen. Zum wiegen und messen. Mein Bett, auf dem ich mit tauben Beinen lag war zum Fenster gerichtet und hinter mir wurde mein Baby gewogen und gemessen. Ich konnte nicht mal zusehen. War da bloß wie abgestellt. Irgendwann ging es dann auf Station. Wieder wurde ich im Zimmer abgestellt, allein, mein Baby genommen und woanders angezogen. Dann folgten Tage des Horrors auf Station. Keinerlei Bindung zu diesem Kind, schmerzende Narbe, schmerzende Brüste, grobe Krankenschwestern im Stillzimmer.

Seitdem sind sechs Wochen vergangen und es geht mir seit der Entbindung schlechter denn je. Ich weine jeden Tag, habe Schuldgefühle, kann mich nicht konzentrieren, habe Angst mit meinem Kind alleine zu sein, mich quälen schlimme Gedanken die ich nicht denken möchte. Ich fühle mich wie eine Versagerin, weil ich keine spontane Geburt „geschafft“ habe. Ich möchte wegrennen, ganz alleine. Ich habe keinen Antrieb, kann mich auf und über nichts freuen.

Wie geht es euch? Kann sich jemand in meine Situation hineinversetzen? Ich freue mich über Antworten.

Liska
jacky

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von jacky »

Hallo!
Ich hab mir grad deine geschichte durchgelesen! Da habt ihr ja so einiges mitgemacht! Dass es dir jetzt so geht, kann ich voll verstehen. Ich selber hatte eine spontane geburt, aber eine freundin von mr hatte auch einen kaiserschnitt und beschrieb es sehr ähnlich wie du. Sie hatte auch damit zu kämpfen, dass sie nicht in der lage war ihr kind spontan zu gebähren. Sie war dann auch in psychotherapeutischer behandlung, die ihr sehr geholfen hat. Ist denn dein kleiner gesund??
Mir ging/geht es manchmal so, dass ich es gar nicht sehe, wie gut sich mein kleiner entwickelt. Wenn es mir mal wieder nicht so gut geht, dann seh ich nur alles negativ...und ich merk dass ich da total aufpassen muss, mich nicht wieder runter ziehen zu lassen.
Auch ich kann es nur empfehlen hilfe anzunehmen. Ich bin so froh, dass ich den schritt gemacht hab. Ich kann jetzt wieder besser schlafen und hol mir immer wieder einzelne therapiesitzungen her, um die krise besser zu bewältigen. Es ist halt nicht einfach, wenn man selber in so ein tiefes loch fällt und dann aber doch für den kleinen zwerg zu sorgen. Ich kenn das nur zu gut. Ich hab recht schnell einen platz in der gesprächstherapie gekriegt. Und die psychiaterin hat mich sogar in ihrer Mittagspause eingeschoben, nachdem ich vor lauter psychischen stress 5 nächte gar nicht geschlafen hab. Muss dein kleiner auch so viel schreien? Ich kann mittlerweile ganz gut damit umgehen...wie du sagst, wenn alles ausgeschlossen ist (hunger, kalt, warm...) dann bleib ich einfach bei ihm und begleite ihn dabei. Ich sing meistens...war ein tip der therapeutin ( das verändert die Atmung und man kommt weniger in einen stess)
Liska

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

Hallo Jacky,

ja, mein kleiner ist glücklicherweise gesund! Er schreit oft am Abend viel. Danke, den Tip mit dem Singen werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren.
Du sagtest, dass du recht schnell einen Therapieplatz bekommen hast. Also nur einige Wochen?

Viele Grüße und alles Gute mit Deinem Kind,
Liska
jacky

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von jacky »

Hallo
Ich hab innerhalb einer woche einen platz gekriegt! Das war wirklich super...ich hatte echt Glück! Die therapeutin konnte mich einschieben, da jemand anders abgesagt hat...und es war wirklich rettung in letzter sekunde. Ich hab daheim nur noch geheult und wie gesagt, nix mehr geschlafen. Das ist jetzt besser, ich schlaf zwar nicht viel, aber ich bin um jede minute froh! Hast du schon wegen einer therapie angefragt?
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Marika
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Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Marika »

Hallo du,

deine Geschichte ist meiner recht ähnlich. Traumatische Geburt, Kaiserschnitt, keine Bindung zum Kind, Angst, quälende Gedanken, die ich nicht denken wollte...

Ich möchte dich bitten, dich nicht länger zu quälen, sondern Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was du erlebt hast, ist traumatisch, du brauchst Hilfe das zu verarbeiten - und die gibt es! Erste Anlaufstelle kann z.B. auch dein Hausarzt oder dein Gyn sein. Diese können dir eine Überweisung zu einer Fachperson (Psychiater, Psychotherapeut) ausstellen. Damit bekommst du dann besser und schneller einen Termin. Ich habe es so gemacht und es war die beste Entscheidung meines Lebens.

Wie geht es dir im Moment?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Liska

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

Hallo Jacky, hallo Marika,

danke für Eure Nachrichten. Es tut schon sehr gut Reaktionen zu bekommen!!
Ich hatte bereits ein Beratunggespräch in einer Psychosomatischen Klinik und habe einen zusätzlichen Termin für diese Woche Freitag bei einer Psychaterin in einer Klinik bekommen. Ich bin sehr aufgeregt und hoffe, dass ich Vertrauen fassen kann und meine ganze Geschichte und lles was dazu gehört erzählen werde...ich neige leider dazu schwierige Situationen kleinzureden. Aber ich weiß ich brauche WIRKLICH Hilfe. Alleine komme ich da nicht mehr raus. Es gib manchmal Vormittage wo ich mich ganz beflügelt fühle und denke, dass jetzt alles wieder gut ist und alles fällt mir leicht und ich lache mich selber fast aus, dass ich dachte ich hätte ein Problem. Und dann, plötzlich, rächt es sich doppelt hart zurück - dann folgt ein derartiges Tief und ich sehe keinen Sinn in irgendwas. Kennt ihr das?
Ich hoffe so sehr, dass ich einen Weg finde, der mir helfen wird. Ich würde gerne, vom Gefühl her, auf Medikamente verzichten. Aber die Dame in der Psychosomatischen Klinik bereitete mich schon darauf vor, dass es vielleicht sinnvoll sei welche zu nehmen.
Es geht mir unverändert schlecht. Mal ganz schlimm und dann eben diese merkwürdigen Hochs - die aber nie lange andauern.
Ich bin nicht sicher, ob es bei mir wirklich eine PPD ist, oder ob ich das Trauma der Geburt verabeiten muss. Oder ob das alles im Zusammenhang steht. Es muss auf jeden Fall bald aufhören. Das waren sieben Horrorwochen seit der Geburt und ich kann nicht mehr!

Viele Grüße,
Lisa
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Marika
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Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich hatte das auch so, dass ich teilweise sehr gute Tage hatte, an denen ich sicher war - jetzt ist alles gut, ich brauche keine Hilfe. Der Absturz kam dann aber umso heftiger. Das ist bei vielen Betroffen ein recht typischer Verlauf. Die guten Tage werden immer weniger, dafür die Tiefs immer mehr und länger.

Sehr gut, dass du diese Termine hast. Ich bin mir sicher, dass man dir sehr gut helfen kann und du dich bald schon besser fühlen wirst. Wegen der Medis: jede von uns würde lieber ohne leben, aber lass dir diese Option einfach offen und versuch sie neutral zu bewerten. Ein Medikament kann dir wirklich wieder das Fundament zurück geben, auf das du dann therapeutisch aufbauen kannst.

Sagst du uns dann, wie deine Termine gelaufen sind?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
engelchen2012

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von engelchen2012 »

Hi!

Was du beschreibst, kennen viele hier. Ich wollte auch unbedingt ohne Medikamente auskommen, habe alles probiert von globuli über Akkupunktur bis zu Johanniskraut, nichts hat wirklich geholfen. Erst als ich ganz am Boden und dann in der Klinik war, wo ich auf die richtigen Medis eingestellt wurde, ging es dann wieder aufwärts. Ich habe soooo viel Zeit vergeudet, würde ich jetzt nicht mehr so machen. Natürlich wäre es schöner ohne AD, aber mit geht es mir einfach gut und das ist das wichtigste. Denk zumindest darüber nach! Wie war dein termin? Gestern, oder?

Lg, engelchen
Liska

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

hallo ihr lieben,

danke für eure antworten!!
diese woche dienstag war der besuch einer selbsthilfegruppe zum thema ppd geplant, die ich aber leider kurzfristig doch wieder abgesagt habe, da ich mich nicht getraut habe, bzw. noch nicht bereit bin darüber mit fremden menschen von angesicht zu angesicht zu sprechen. ich bin einfach noch nicht so weit, bzw. habe angst davor, dabei emotional abzustürzen und keiner ist da der mich auffangen könnte - in einer solchen gruppe, wo ich keinen kenne.

morgen ist der zweite anlauf und ich gehe gemeinsam mit einer freundin zu einer selbsthilfegruppe für betroffene von kaiserschnitten und traumatisch erlebten geburten.. ich hoffe ich nehme den termin wahr.

am freitag hatte ich dann final den termin bei der psychaterin. das war sehr gut. wir haben über die medikamente gesprochen, aber waren beide der meinung, dass man damit noch etwas warten könne... erst war ich froh darüber, heute, wo ich wieder einen leichten absturz hatte, bekam ich es doch wieder mit der angst zu tun und habe mich gefragt, ob ich vielleicht nicht ganz "ehrlich" der psychaterin gegenüber gesprochen habe, sondern alles etwas verblümt habe um haltung zu bweahren. dieses haltung bewahren und den schein einer autonom funktionierenden frau aufrecht zu erhalten sind mein großes laster... das ende vom lied war, dass sie mir die kontaktdaten von zwei theraputinnen gab die ich kontaktieren solle und bis dahin (zur überbrückung) dort in der klinik 2-3 termine bei einer therapeutin wahrnehmen kann. jetzt hoffe ich wirklich sehr, dass das alles mit nicht zu langen wartelisten einhergeht.

gibt es unter euch welche die schon selbsthilfegruppen besucht haben? könnt ihr erzählen wie das von stattengeht? ich freue mich generell immer sehr über antworten.

viele grüße von
liska
nad.be

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von nad.be »

Hallo, dass du so eine "Horror Geburt" hattest, tut mir sehr leid.
Auch ich hatte einen Kaiserschnitt und auch mir wurde das Baby direkte wieder weggenommen, weil es nicht richtig atmete. Ich konnte meinen Sohn erst wieder am nächsten Tag auf der Kinderstation sehen. Vorher nur auf Fotos, die mein Mann gemacht hatte.
Stillen klappte nicht und auch die Bindung wollte sich nicht so recht aufbauen.
In einer Nacht musste ich fast 2 Stunden im Rollstuhl, mein Sohn auf meinem Schoss, verbringen, da die Schwester einfach nicht wieder kam. Dann viel mir auch noch das stillkissen auf die Kabel, an die mein Sohn angeschlossen war. Durch die schmerzen vom Kaiserschnitt war es mir nicht möglich, das Kissen zu entfernen. Das war schrecklich und die Schwester ließ sich einfach nicht blicken.
Ich glaube daraus hat sich bei mir eine Angst mit meinem Sohn alleine zu sein, wie auch du sie nun hast, entwickelt.
Ich war nicht mehr ich selbst, hatte eine nicht mehr auszuhaltende innere Unruhe und letztendlich Suizidgedanken. Natürlich auch ein großes schlechtes Gewissen meinem Sohn gegenüber.

Ich ging dann stationär in eine Klinik und wurde mit Medikamenten eingestellt. Nach dem klinikaufenthalt kam eine Haushaltshilfe zu mir, di e sich um meinen Sohn kümmerte, wenn es mir zu viel wurde.
Es wurde schrittweise besser.
Mittlerweile ist mein Sohn 10monate alt und es geht mir wieder super. Ich kümmere mich alleine um ihn und ein Leben ohne ihn kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.

Du siehst, es wird wieder besser, auch, wenn für dich gerade alles so aussichtslos erscheint.

Rede über deine Ängste, nimm Hilfe an und Gib nicht auf. Es lohnt sich!
Alice2304

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Alice2304 »

Hallo
Auch mein zweiter Kaiserschnitt war der Horror erst wurde ewigdas linke Bein nicht taub stand kurz vor der Vollnarkose, irgendwie hatte ich immer das Gefühl ich spüre etwas ganz komisch.
Danach stellte sich raus dass mir an der Leiste ausversehen ein Muskel durchtrennt wurde. Nun stand ich da, ein Neugeborenes und das Erstgeborene gerade mal 1,5 Jahre alt. Danach entwickelten sich ganz böse Zwangsgedanken, auch ich machte den Fehler und redete immer alles schön beim Arzt aber eigentlich war es nicht so.
Ich habe immer alles umschrieben. Nach meinen Unfall im März wobei ich unser ungeborenes verlor, erwischte es mich wieder aber diesesmal habe ich offen mit meinem Mann und der Ärztin gesprochen. Aktuell bin ich in der Tagesklinik

Gruß
Alice
Ma
Liska

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

liebe alice,

das tut mir sehr sehr leid mit deinem ungeborenen. wie schrecklich. :(

waren deine beiden kaiserschnitte geplant? oder sekundär? wieso war der zweite so schlimm? außer den dingen die du schon beschrieben hast..

update meinerseits: mir geht es seit ein paar tagen etwas besser. es kommt mir fast "falsch" vor, dass ich am dienstag einen termin bei einer psychologin wahrnehme, weil ich das gefühl habe, dass ich damit anderen therapieplätze wegnehme. 🙄 versteht ihr was ich
meine? wenn ich gute tage habe, dann glaube ich gleih es gibt kein problem...

nun, gestern hatte mein freund geburtstag und er hat zusammen mit einer freundin groß gefeiert. unser sohn war dabei und es hat alles ganz fabelhaft funktioniert. der kleine war nicht überfordert und konnte viel ruhe für den schlaf finden... auf dem heimweg im auto musste ich dann ganz bitterlich weinen, weil ich glaube, dass ich ihn nicht verdient habe! :( kennt das jemand? ich bin darüber so traurig, dass er so toll ist! das war schon an seinem ersten lebenstag so..

freue mich über antworten.

alles liebe!
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Marika
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Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Marika »

Guten Morgen,

ja - beides kenne ich. Wenn ich mal einen guten Tag hatte, dachte ich dass ich keine Hilfe brauche und "es" schon wieder wird. Aber kurz darauf kam dein ein Tief dass sich gewaschen hatte. Lass dich davon nicht beirren - nimm den Termin UNBEDINGT war!!!!

Und ja - dieses Gefühl das süße Kind nicht zu verdienen, weil man selber ja sooo schlecht ist, ungenügend, nicht funktioniert... usw. Hatte ich auch massiv und die meisten hier kennen das sicher auch. Das sind alles Begleiterscheinungen der PPD. Daher ist es sehr wichtig, dass du am Dienstag zu diesem Termin gehst. Abgemacht? :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Liska

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Liska »

liebe marika,

ja, abgemacht! :)
danke für deine unterstützung.
wenn ich darf, dann würde ich euch mal weiter berichten - zum beispiel wie es am dienstag wra usw.
die hebamme, die mich im krankenhaus bei der schrecklichen geburt begleitet hat, hat mir angeboten nochmal bei mir vorbei zu kommen, sie war schon zwei wochen nach der entbindung, auf nachfrage meinerseits, zur geburtsbesprechung da... es gibt auch noch gute menschen, die ohne eigennutz anderen helfen möchten. voll toll!
Alice2304

Re: Ich weiß nicht weiter.

Beitrag von Alice2304 »

Hey
Das ist schön zu hören.
Danke so richtig verarbeiten konnte ich die Fehlgeburt und das ganze drum herum noch nicht.
Mein 2 Kaiserschnitt war nicht geplant, wollte meine Tochter auf natürlichem Weg zur Welt bringen, man sagte mir Leonie ist sehr groß und schwer und würde im Kanal stecken bleiben sodass sie ihr hätten die Schultern brechen müssen.
Leonie lag ganz links mit geballter Kraft mussten sie, sie zur Mitte drücken, dann immer das Gefühl ich spüre was der durchtrennte Nerv, furchtbar.
Abends haben sie mich aus dem Bett geschmissen soll mich schließlich um mein Kind kümmern.
Bei meiner ersten Tochter entwickelte ich eine Schilddrüsenüberfunktion, sie musste 18 Tage früher geholt werden.Kurz nachdem sie geboren war, war sie auch schon wieder weg, da sie nicht richtig atmetet.
Hanna hat bis heute so einiges mitgenommen, 2 mal Polypen entfernt, eine mandelverkleinerung und ein paukenröhrchen.


Lg
Alice
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