Hallo Ich bin neu hier

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Leni

Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Hallo an alle,

nach langer Überlegung habe ich mich jetzt auch angemeldet. Unsere Tochter kam vor 9 Monaten auf die Welt.Geburt war sehr schmerzhaft aber wohl im nachhinein das kleinere Übel. 8 Wochen nach Geburt hatte ich auf einmal furchtbare Bilder und Gedanken im Kopf die mir unheimlich Angst eingejagt haben. Angst und Panik waren meine Begleiter. Bin daraufhin in einer Krankenhausambulanz gefahren da ich mir sicher war ich werde gleich verrückt. Die Ärztin sagte mir gleich etwas von Zwangsgedanken. Hatte keine Ahnung was das sein soll. Sie erklärte mir zwar kurz was es damit auf sich hat aber ich war mir trotzdem sicher ich würde meinem Kind was antun. Konnte anfangs kaum alleine sein mit der kleinen was jetzt gott sei dank nicht mehr der fall ist.Naja die ersten 6 Monate war es schrecklich bis ich zu einer Therapeutin gekommen bin die mir sehr geholfen hat die Gedanken zu verstehen und was es damit auf sich hat. Diese krassen Gedanken und Bilder habe ich auch kaum mehr im Kopf im Bezug auf meine Tochter und sie machen mir auch keinerlei angst mehr und wurden somit auch weniger. Depressiv bin ich zwischendurch auch aber das ist irgendwie so unregelmäßig, kann sein mal geht es ein paar tage und dann ist es wieder chaotisch. Ich habe auch immer wieder das Problem dass ich mich frage ob ich meinen mann auch wirklich liebe?! ich muss dazu sagen wenn mir das jemand vor der Depression gesagt hätte, hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Zwischen uns passte nicht mal ein Blatt. Wenn wir zusammen auf der Couch sitzen dann ist da so eine wahnsinnige Kluft zwischen uns- ich kann es nicht nachvollziehen. Ich weiß das ich ihn liebe aber ich verspüre es nicht so momentan? Kennt das jemand??? Es ist schrecklich für mich. Mein Gott was eine Geburt so alles auslöst?ich fand auch schlagartig den ort grässlich in dem wir wohnen oder das haus. Ich verstehe einfach nicht wieso ich so fühle wie ich fühle. Es ist jetzt aber nicht so dass ich im bett oder so rumliege. Ich kann einiges im alltag machen und hatte auch nie bindungsprobleme meiner tochter gegenüber. Ich liebe sie abgöttisch.
Vom Typ her bin ich sehr liebevoll, perfektionistisch und möchte es immer allen recht machen.

Naja ich bin in Therapie und habe auch die Hoffnung das es irgendwann ganz weg geht wobei ich schon lange vegetative Probleme habe die es vielleicht nicht gerade vereinfachen.

Ich möchte eigentlich nur das meine Gefühlswelt meinem mann gegenüber wieder kommt da es für mich einfach unbegreiflich ist....kann das auch ein zwangsgedanke sein mit dem lieben???

Liebe grüße
Leni

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Kennt jemand sowas in der Art?
Würde mich über Antworten freuen
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Marika
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Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Marika »

Liebe Leni,

herzlich Willkommen in unserer Runde der "besonderen Frauen und Mamas". :D

Als ich deine Geschichte gelesen habe, fühlte ich mich 12 Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt, denn damals begann bei mir der ganze "Spuk" und zwar haargenau gleich wie bei dir. Geburt höllisch, einge Wochen später schreckliche Bilder im Kopf, Angst verrückt zu werden, Diagnose Zwangsgedanken usw.. Meine Persönlichkeitsstruktur: angepasst, perfektionistisch, will es allen recht machen... Willkommen im Klub der Frauen, die so ziemlich prädestiniert für eine PPD bzw. Zwangsgedanken sind. :wink:

Kompliment dass du dir so toll helfen hast lassen und schöne erste Früchte ernten konntest: die ZG sind fast weg, das ist super!!!!

Jetzt zu deinem ambivalenten Gefühlen deinem Mann gegenüber. Ich glaube, dass das ein großes Stück weit sehr normal ist, denn wenn man Mama wird, gehört die ganze Aufmerksamkeit und Liebe zu allererst dem Kind. Der Partner rutscht automatisch an 2. Stelle - das ist auch bei "gesunden" Mamas fast ohne Ausnahme zu beobachten. Dass dich das so belastet, könnte allerdings mit dem vermehrten Grübeln und überprüfen der eigenen Gefühle und Gedanken wie es bei Zwängen passiert, zusammen hängen. Persönliche kenne ich einige Frauen mit ZG die sich auch in der Angst den Mann nicht mehr zu lieben, geäußert haben. Ich hatte das ebenfalls, mich hat es aber weniger belastet, obwohl ich Zwänglerin war. Das kann sehr unterschiedklich sein. Hier kann man therapeutisch sicher ganz viel beleuchten und Ansatzpunkte finden, wie es euch beiden damit besser geht.
Bitte bedenke, dass von Natur aus dieses "Kind an 1. Stelle" auch gewollt ist. Denn Evolutionsbedingt ist das völlig logisch: zuerst muss dass Kind 100 % versorgt und sicher sein, dass kann es ja nicht alleine. So gesehen, ist es ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit, dass die ganze Hingabe dem Kind gilt. Für den Partner bleibt da dann natrülich wenig über. Deine Hormene sind hier auch darauf gepolt: nämlich Nestwärme und Nestliebe für das KIND!!! Es ist ähnlich wie mit dem "Ammenschlaf": frische Mamas haben eine oberflächlichen Schlaf, um das Baby zu hören - hat auch die Natur gemacht :wink: und hängt dementsprechend mit den Hormonen zusammen. Dein Kind ist erst 9 Monate alt, da ist das völlig normal. Die große Belastung die für dich dabei ensteht, könnte aber wie du richtig vermutest ein bissl mit dem Zwang zusammen hängen.

Und ein Trost: Diese Gefühle für den Partner kommen wieder. Aber sie können auch ein bisschen anders sein, denn das Paar Sein mit Kind verändert sich automatisch. Es wird nicht schlechter, sondern tiefer ist mein Empfinden. Eine tiefe seelische Verbundenheit die viel schöner ist, als "nur" diese erstes lodernde Feuer. :wink:

Wie ich herauslese nimmst du keine Medikamente. Ich will dir keine einreden :wink: , sondern dir nur nochmal aufzeigen, dass es diese Option auch noch gibt, um dich seelisch stabiler zu machen. Gerade wenn du das Gefühl hast, dass du immer mal "depressiv" bist.

Lieben Drücker von mir!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Astrid

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Astrid »

Hallo Leni,

ich bin zwar keine Zwänglerin, aber habe meinen Mann während meiner Erkrankung massiv abgelehnt. Und das, obwohl ich ihn sehr liebte und jetzt wieder liebe. Ich konnte keinerlei körperliche Nähe ertragen. Habe während der schlimmsten Phase meiner Depression kaum drei Worte am Tag mit ihm gewechselt. Ich glaube, dass das zu unserem Krankheitsbild dazu gehört. Die Krankheit lässt einem keine Kraft für Liebe zu einem Partner. Und irgendwie verbindet man das Leid ja auch mit der Schwangerschaft/ Geburt und dem dazugehörigen Sex. Deine Geburt war furchtbar, der ganze Körper muss sich erst wieder erholen. Und man verändert sich ja auch. Wir sehr innerlich, aber auch äußerlich bleiben "Änderungen". Gib dir Zeit. Ich hoffe dein Mann ist geduldig und verständnisvoll. Meiner war damals sehr verzweifelt und kannte mich gar nicht mehr wieder. Er hatte Angst um mich, aber als es mir besser ging und die Ablehnung zu ihm blieb, war das sehr hart. Er hat den "Fehler"/ Grund für meine Ablehnung bei sich gesucht. Dabei konnte er gar nichts dafür. Ich konnte ihm das damals nicht erklären, ich war verstummt, aber im Nachhinein konnte ich es ihm sagen. Ich war mit mir und der neuen Situation so voll, dass er nicht mehr reinpasste. Ich war sehr krank. Ich bin froh, dass jetzt wieder alles in Ordnung ist, aber es hat bestimmt 2 Jahre gedauert, bis ich meinen Mann wieder "mochte". Er ist ein besonderer Mann. Ich hätte mich an seiner Stelle sicher verlassen... . Dein Mann hätte auch die Möglichkeit hier reinzulesen, oder sich im Angehörigen Forum zu äußern. Vielleicht können wir ihn beruhigen oder ihm Dinge erklären. Er braucht jetzt eine Menge Geduld. Freue dich darüber, dass Du die Liebe zu deinem Kind spüren kannst und vertraue auf die Zeit. Du bist auf dem richtigen Weg.
Ganz liebe Grüße Astrid
Leni

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Hallo Marika und hallo Astrid,

erstmal tausend Dank für eure ausführlichen Antworten!!!!Habe schon sehr oft von euch gelesen und war einfach nur begeistert über eure Hilfe anderen gegenüber hier im Forum! Ohne dieses Forum wäre ich wahrscheinlich irgendwo untergegangen.
An Marika: Deine Worte haben mich schon sehr beruhigt und geben mir die Hoffnung dass doch wieder alles besser wird und auch die Gedanken meinem Mann gegenüber verblassen und mich nicht mehr so belasten. Du hast vollkommen recht, unser Kind steht einfach an erster stelle und da waren wir uns auch von Anfang an einig nur das ich eben immer wieder überprüfen musste ob ich ihn noch liebe. Diese tiefe seelische Verbundenheit wie du sie beschreibst wünsche ich mir wieder. Hoffe diese Kluft zwischen uns vergeht irgendwann. Ich würde jetzt nicht behaupten das wir nicht auch mal lachen können oder etwas unternehmen können aber ich hab da immer diese "Unertragbarkeit" in mir. Mein Gott furchtbar. Wie in einem falschen Film. Ich hoffe jeden Tag dass es auch diese Krankheit ist und nicht ICH. Wobei ich bei den zwangsgedanken gegenüber meiner tochter auch sicher war dass das ich bin und keine Krankheit und heute bin ich mir sicher, neeeeeee das bin nicht ich sondern der spuk im Kopf :-D Die erste Therapeutin hatte mich nur gefragt ob ich früher schon so pädophile Gedanken gegenüber Babys hatte. Ich bin panisch rausgerannt und war überzeugt das ich jetzt pädophil bin.Mir hat kein mensch etwas von zwangsgedanken gesagt und so bin ich über Monate kaum mehr an kindergärten vorbei gefahren oder an schulen. Es war furchtbar bis mich eine andere Psychologin aufgeklärt hatte.....mein Gott dachte ich!!! Vielen dank nochmal. Ich werde weiter berichten.

An Astrid: Vielen dank auch für deine worte. Sie geben mir kraft und gerade auch was meinen mann angeht. Ich hoffe das ist auch die Krankheit und nicht ich aber es kam alles so plötzlich. Es muss daran liegen...Ich finde es bewundernswert was ihr durchgestanden habt. Da ist man ja auch als Ehemann komplett ratlos. Ganz so ist es jetzt bei uns nicht, wir reden und lachen auch mal aber ich ertrage ihn oft nicht und dieser abstand zwischen uns den aber nur ich bemerke und er nicht. Für ihn ist gefühlsmäßig alles beim alten. Mein Gott er macht alles für mich. Ich kann nur hoffen dass die Gefühle wieder so kommen...auch wenn es anders wird aber es soll sich wieder normal anfühlen. Ich sage ihm auch oft dass ich panische angst habe ihn nicht mehr lieben zu können obwohl ich das gar nicht WIIIILLLLLLL! Er sagt dann immer das kommt sicher von der Depression. Er ist sich so sicher das ich ihn noch liebe das er kaum mehr darüber spricht. Ich hoffe dass ich eines tages das selbe wie du schreiben kann und ich anderen Frauen Mut zusprechen kann und über die Krankheit aufklären kann denn trotz einigen überstandenen nieren OPs waren die letzten paar Monate doch das schlimmste was ich je erlebt habe...auch die Zeit wird vergehen!

DANKE und liebe grüße

Danke euch lieben gruß
Leni

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Medikamente wurden mir nie vorgeschlagen. Durch meine täglichen Übungen wurden die Gedanken besser und das depressive meinte meine Frauenärztin kann sich wieder auflösen sobald der Hormonhaushalt wieder stimmt. Naja ich werde abwarten...
Astrid

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

ja, auch meine Therapeutin hat mir damals gesagt, dass eine PPD ohne AD durchzustehen ist, da der Körper nach ca. 3 Jahren wieder seine eigenen Glückshormone nutzen kann. Die Frage ist, wie hoch der Leidensdruck bis dahin ist, und wie deine Lebensqualität. Mich hätten meine Ängste und die Verzweiflung fast umgebracht, ich sah keinen Sinn mehr in meinem Leben, und das völlig ohne rationalen Grund... . Die Krankheit ist nicht ohne. Ich bin begeistert, dass du einen Therapeuten gefunden hast, der dir Übungen gezeigt hat, wie du mit deinen Gedanken klar kommen kannst, aber ich denke eine medikamentöse Unterstützung könnte dir die Zeit der Erkrankung vielleicht noch erleichtern und eventuell auch verkürzen. Schön, dass dein Mann so viel Vertrauen und Verständnis zeigt, das ist eine große Erleichterung. Gib dir Zeit... . Es wird wieder gut.

LG Astrid
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Marika
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Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Marika »

Hallo ihr Beiden,

diese Zahl "3 Jahre" - woher kommt die? Ich habe das noch nie so gehört, konnte deine Therapeuten das begründen, Astrid? Das interessiert mich sehr... Und wie erklären sich dann chronische Depressionen bzw. Zwänge usw...??? Der Körper kann die Botenstoffe wieder "nutzen"... mhhhh das bringt mich jetzt ins Grübeln. Das würde bedeuten, dass der Körper nach 3 Jahren die Botenstoffe nicht mehr zu schnell verstoffwechselt.... Bei mir ist das defnitiv nicht der Fall. Ich brauche dauerhaft eine kleine Dosis. Ist es vielleicht so, dass dieses Szenario eintretten "kann" aber eben nicht sicher?

Ich hätte das auf gar keinen Fall 3 Jahre lang ausgehalten. Aber eines ist sicher: Die Therapie kann sehr, sehr viel im Bezug auf psych. Probleme.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leni

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Guten Abend,

Ich werde am Montag mal bei einem Neurologen mich informieren was und ob es möglich ist etwas einzunehmen. Meine Frauenärztin hat mir auch etwas von 2-3 Jahre gesagt bis die Hormone wieder stimmen. Also anfangs war der Leidensdruck enorm, heute würde ich sagen fühlt es sich schon besser an. Aber es war und ist auch harte Arbeit in der Therapie.
Ich kann nur abwarten und schauen ob die Zeit mir auch nochmal hilft...
Ich sage mir nach jedem schlechten Tag, die guten kommen auch wieder.
Danke euch! Lg Leni
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Marika
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Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja mit den Hormonen kann ich mir das vorstellen. Ich glaube, so kann das auch funktionieren mit den 2 - 3 Jahren, wenn die PPD rein hormonell bedingt ist. Wenn andere Mitauslöser vorliegen ist es sicher was anderes, jetzt habe ich es kapiert 😉

Da du die ZG nur mit Therapie in den Griff bekommen hast, hast du sicher sehr gute Chancen dass du keine Medis brauchst. Ich hatte ja schon als Jugendliche eine Episode, daher liegt der Fall bei mir vermutlich anders... 😘
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leni

Re: Hallo Ich bin neu hier

Beitrag von Leni »

Guten Abend,

ich bin mir nicht sicher ob ich früher nicht schon immer wieder etwas depressiv war. War früher schon öfters gereizt und müde. Aber vermute schon dass es bei mir momentan hormonell bedingt ist. Ich hatte in der Schwangerschaft 24 h Übelkeit und Erbrechen und das allerschlimmste war mein Speichelfluss! Ich hatte so viel Speichel im Mund produziert dass ich alle 30 Sekunden in ein Handtuch oder einer spucken musste da ich sonst nicht mehr sprechen oder essen konnte. Meine mundschleimhaut war komplett offen da dieser ständige saure Speichel alles gereizt hat. Ich war eingesperrrt zuhause. Wollte mit eimer und Handtuch nirgends wohin.
Deswegen gehe ich davon aus das meine Hormone nicht stimmen. Habe vor 2 Tagen abgestillt und werde abwarten ob sich das depressive dann legt. Vielleicht kann ich auch mal etwas Blut abnehmen lassen. Der Speichel war nach der Geburt weg...

Wünsche euch einen schönen Abend
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