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BinoS

Hallo

Beitrag von BinoS »

Ich bin neu hier und möchte mich bzw mein Problem gerne vorstellen.

Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll?!
Das letzte Jahr war nervlich ziemlich stressig für mich, ich habe den kompletten Kontakt zu meiner leiblichen Familie abgebrochen, dann wurde ich mit unserem Zeiten Kind schwanger, womit ich mich irgendwie Sauce schwer tat.
Ich hatte mich anfangs garnicht gefreut, oft dem Gedanken, dass dieses Kind falsch ist.
Die Schwangerschaft war mühselig, ich war oft im Krankenhaus. Anfangs wegen einer Blutung, dann ab September fast wöchentlich wegen einer Cervixinsuffizienz.
Trotz Schonung und Besserung musste ich aufgrund einer leichten Blutung kurz vor der Geburt wieder in die Klinik.
An dem Tag seiner Geburt wollte ich mich eigentlich selbst entlassen, doch dann verlor ich einen Schwall Blut.
Der Muttermund war es eröffnet und es würde sofort ein Kaiserschnitt aufgrund der Querlage gemacht bei 33+4.
Ich war völlig unvorbereitet und es kam mir alles wie in einem Film vor.
Unser Sohn hatte leider einen sehr schwierigen Start. Er litt unter dem Atemnot Syndrom und seine Lunge ist mehrfach kollabiert. Auffälligkeiten im Gehirn konnten zum Glück durch einen MRT nicht bestätigt werden.
Ich konnte nachts kaum schlafen, hörte ein Baby schreien und den alarm der Neo. Nach 10 Tagen durfte ich ihn das erste mal in dem Arm nehmen und stillen, nach 14 Tagen durften wir nach Hause.
Vier Tage später musste mein Mann wieder arbeiten. Von da an war ich tagsüber mit meinem Baby und ab mittags mit Kleinkind alleine.
Irgendwie habe ich die ganze Zeit funktioniert. Mein Baby hat zum Glück eh nur geschlafen.

Vor kurzem ist er aus diesem Schlaf erwacht, er fordert mich regelrecht für sich ein.
Wenn er mich ansieht, kommt es mir so vor als ob er tief in meine Seele blicken könne. Weshalb ich ihn eigentlich am liebsten nach dem stillen oder wickeln wieder anlege. Er fühlt sich fremd für mich an. Ich Zweifel an meiner Liebe zu ihm. Vielleicht haben sie ihn vertauscht?

Vor gut eine Woche hatte ich dann einen nervlichen Zusammenbruch. Es ist mir einfach alles zu viel. Schon ewig schaffe ich den Haushalt nicht mehr und es macht mich wahnsinnig. Denn ich bin nämlich sehr perfektionistisch.
Hinzu kamen furchtbare zwangsgedanken, die mich verrückt machen. Ich habe Angst, dass es real wird.
Zum Teil finde ich manche Gedanken sehr schön und irgendwie befreiend.
Am liebsten würde ich weglaufen oder mich betäuben.
Es kommt mir so vor, als ob ich einen Teil von mir verloren hätte. Ich fühle mich wie in dichtem Nebel.
Es hat Stunden gedauert bis ich meinem Mann sagen konnte, dass ich einfach nicht mehr kann und ich denke, dass ich depressiv bin.
An diesem Wochenende spielte ich mit dem Gedanken mich einweisen zu lassen und googlete auch danach.

Gestern hatte ich mein erstgesprach bei einer Therapeutin und stehe dort nun auf der Warteliste. Zur Überbrückung gehe ich ab Freitag zu pro familia.
Wenn es schlimmer wird, riet sie mit außerdem einen Psychater aufzusuchen.

Ich habe langsam das Gefühl, ich werde verrückt.
Bei dem kleinsten Geräusch, wobei ich mir nicht mal sicher bin, dass es real ist, bilde ich mir ein, dass jemand im Haus wäre.
Ich fühle mich beobachtet, wenn es draußen dunkel ist. Oft denke ich, dass ich meine Kinder schreien höre. Ich wache nachts panisch auf und rüttel am Arm von meinem Baby, weil ich denke es lebt nicht mehr.
Gehört sowas zu einer Depression dazu?

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr ausgeschweift.
Liebe Grüße
Claudia

Re: Hallo

Beitrag von Claudia »

Hey Du, willkommen hier und von mir mal eine dicke Umarmung!
Du hast genau den richtigen Weg eingeschlagen mit Psychologe und Profamilia. Und scheu Dich bitte auch nicht vor dem Gang zum Psychiater wenn es Dir so schlecht geht! Manchmal braucht es auch ein Medikament, um dann in der Therapie an seiner Genesung zu arbeiten.
Ich wünsche Dir, dass Du schnell die passende Hilfe bekommst und es Dir bald besser geht!
Liebe Grüße
Claudia
Astrid

Re: Hallo

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,
erst einmal auch von mir eine dicke Umarmung. Du hast auch die volle Packung abbekommen... . Erst die Trennung von der Familie, dann eine schwierige Schwangerschaft mit Notkaiserschnitt und einem "Frühchen". Da ist es kein Wunder, dass nach der Funktionsphase , der Zusammenbruch kommt. Du hast bis jetzt tapfer durchgehalten, jetzt ist es Zeit, dass du Hilfe bekommst!!! Du hast alles richtig gemacht. Du hast um Hilfe gebeten, das ist der wichtigste Schritt. Schade, dass Du auf der Warteliste stehst. Psychiater ist eine gute Option. Weitere Möglichkeiten sind psychologische Notfallambulanzen. Für Hilfe zu Hause kannst du, je nachdem in welchem Bundesland du zu Hause bist, verschiedene Hilfen bekommen. Hebammen kommen, solange du stillst. Du hast auch weiterhin Anspruch auf Besuche, wenn der Arzt es dir aufschreibt. Haushaltshilfen bezahlt anteilig die Krankenkasse!! Für Perfektionisten eine große Erleichterung. Bei uns kann man das über Dorfhelferinnen bekommen. Nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst. Auch aus dem Verwandten-, Freundeskreis, oder durch Nachbarn. Ich hatte eine schwere Depression, aber ich denke bei Dir kommen noch Zwangsgedanken hinzu und eventuell auch psychotische Aspekte. Deine Erzählungen von sich beobachtet fühlen und verfolgt werden etc., bringe ich damit in Zusammenhang. Du bist und wirst nicht verrückt, aber du bist krank. Die gute Nachricht ist, dass diese Krankheit heilbar ist!! Bitte vergiss das nicht. Lass Deinen Partner dir helfen, auch bei der Suche nach Hilfe. Ich denke das wird sehr schwer. Hebammen, psychologische Beratungsstellen etc. können erste Anlaufstellen sein. Über die Homepage von Schatten und Licht findest du auch Ärzte, Therapeuten, Kliniken und Ansprechpartner für eine Telefonberatung in deiner Nähe.
Ich drücke dich ganz feste

Astrid
BinoS

Re: Hallo

Beitrag von BinoS »

Vielen Dank für eure lieben Worte und Tipps.

Ist es richtig, dass ich für einen Psychiater eine Überweisung brauche?
Ich habe ein wenig Angst, dass der mir vielleicht mein Kind wegnimmt oder ich weggesperrt werde.

Wo bekomme ich denn sowas wie eine Haushaltshilfe her? Ich wohne in NRW, falls
Das wichtig ist. Im Wochenbett hatte ich schon mal versucht eine Haushaltshilfe zu bekommen, da die Kasse aber nur 6€ die
Stunde zahlt, konnten wir uns die Putzfrau nicht leisten.

Es fällt mir ehrlich gesagt schwer mit anderen darüber zu sprechen. Selbst mein Mann weiß nur so ungefähr, dass es mir schlecht geht. Verstehen tut er es, glaube ich, nicht so
Wirklich.

Wie meinst du das mit psychotischen Aspekten? @astrid
Ich hab einiges gelesen und bei einer Psychose haben die Leute doch Wahnvorstellungen und Halluzinationen? Ich habe lediglich, das Gefühl, die Angst und die Gedanken.
Oder ist der Übergang dahin schleichend?
Muss ich mir nun sorgen um mein Kind machen?

Heute morgen hatte ich einen schlimmen Schub.
Ich war unruhig, kam mir berauscht vor und hab nur mit viel Mühe mein Kind fertig gemacht.
Es fühlte sich so an als würde gleich ein Unheil
über mich hineinbrechen.. ganz komisch.
Ich habe mich dann zu einem Eltern-Kind-Kurs gezwungen, bei dem wir angemeldet sind.
Ich hatte auf den Weg dahin wieder ganz wirre Gedanken, teilweise weiß ich nicht ob ich es nur denke oder wirklich überzeugt davon bin. Weiß jemand was ich meine?
In meinem Jugendlichen Leichtsinn habe ich einiges an Drogen ausprobiert und teilweise Ähnliches erlebt.
Muss ich mir nun sorgen machen? Gehört sowas dazu oder habe ich noch irgendwas anderes?

Dank der frischen Luft und unter Menschen sein ist es nun besser. Und ich fühle mich so halbwegs klarer.
Liebe Grüße und vielen Dank nochmal für die Hilfe hier.
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Marika
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Re: Hallo

Beitrag von Marika »

Hallo und herzlich Willkommen!

Du hast viel mit gemacht, kein Wunder dass dein Seele nun "weint".

Vieles was du schreibst kenne ich von mir. Ich bin damals zu meinem Hausarzt, der mir dann auch gleich eine Übeweisung zu einem Psychiater ausgestellt hat. Du brauchst keine Angst zu haben - niemand nimmt dir dein Kind weg. Aber zur genauen Diagnose sind Psychiater zusammen mit Psychologen eine wichtige Anlaufstelle. Diese können dir dann auch bei der Suche nach einer Haushaltshilfe helfen.

Da du noch auf der Warteliste bei der Psychologin stehst, könntest du in der Zwischenzeit gut eine Überweisung bei deinem Hausarzt besorgen.

Scheu dich nicht, es kann dir sehr gut geholfen werden!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Hallo

Beitrag von Sanna »

Hallo, du Liebe!

Du hast alles richtig gemacht und dir Hilfe geholt. Sehr gut!

Da du aus NRW bist, möchte ich dir die LWL Klinik in Herten sehr ans Herz legen. Dort gibt es Spezialisten die auf postpartale Erkrankungen spezialisiert sind. Es gibt eine Mutter-Kind Station, man kann dort aber auch ambulant behandelt werden. Ich selbst war dort stationär und danach lange ambulant in Behandlung. Nur so eine Idee falls du noch eine Anlaufstelle brauchst.

Ich möchte dir auch nochmal Mut machen. Diese Erkrankung ist heilbar!! Ich selbst war sehr schwer erkrankt, bin heute aber wieder gesund! Und das kannst du auch schaffen. Es wird nicht einfach, aber es ist möglich.

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid

Re: Hallo

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

ich finde die Idee von Sanna, mit der LWL Klinik Herten sehr gut. Es tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht habe. Ich bin kein Arzt oder Therapeut, nur selber Betroffene, daher kann ich gar keine Diagnosen stellen. Auch ich hatte große Ängste und schräge Gedanken.
Als Haushaltshilfe können, Verwandte aber auch Fremde Personen einspringen. Leider weiss ich nicht, wie man bei Euch jemanden finden kann. Eventuell über Familienservicebüros? Oder über Pro Familia, vielleicht haben die Adressen?
Es ist ja wirklich eine große Hilfe, wenn jemand mal die Wäsche macht, die Fenster putzt, oder durchwischt, von Kochen und Einkaufen ganz abgesehen.
Gibt es bei Euch in der Nähe eine Selbsthilfegruppe, oder jemanden von der Betroffenenliste, die dir da weiterhelfen können?
Toll, dass Du es schaffst rauszugehen!! Du machst das wirklich gut.

LG Astrid
nad.be

Re: Hallo

Beitrag von nad.be »

Hallo,
im letzten Jahr ging es mir auch sehr schlecht und ich habe eine Haushaltshilfe bekommen.
Ich habe die Haushaltshilfe von der Diakonie bekommen.
Die Krankenkasse hat sich erst doof gestellt und mir eine einfache Putzhilfe zugeteilt, obwohl die wussten, dass ich jemanden für mich und das Kind brauche. Daher rufe am besten direkt bei der Diakonie o.ä. an, schildere deine Situation. Der Mann von der Diakonie hat sich dann sofort um alles gekümmert und mir eine Hilfe gestellt, die sich um meinen Sohn gekümmert hat, wenn ich es nicht konnte. Sogar 8 Std am Tag. Dadurch ging es mir schnell viel besser, auch wenn es anfangs etwas komisch ist, dass jemand fremdes zu Hause ist.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, du wirst wieder gesund, auch wenn du dir das gerade absolut nicht vorstellen kannst.
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