Hallo ich bin die Neue

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Ziva

Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Ziva »

Hallo liebe alle!

Ich bin neu hier im Forum, allerdings nicht ganz neu im Thema. Ich bin 29 Jahre alt. Mein Sohn wird bald 2 und ich gehe seit anderthalb Jahren unregelmäßig zur Therapie.
Seit meiner Kindheit leide ich an einer Depression, und geringem Selbstvertrauen. Zumindest haben wir das in der Therapie erarbeitet.
Die offizielle Diagnose ist PPD. Ich hatte unverhältnismäßige Panikattacken/vorstellungen, die ich mittlerweile ganz gut im Griff habe.

Meine größte Stütze und der regelmäßige Trigger sind mein Mann.
Deshalb suche ich hier Unterstützung, wenn der Affe wieder uffm Schleifstein hängt - sprich meine Hirnchemie kollert.

Es gibt auch ein paar Sachen, die mir geholfen haben und die möchte ich weitergeben.

Das hier ist mein erstes Forum und ich bin gespannt was jetzt so passiert.

Grüße
Ziva
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Marika
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Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Marika »

Hallo Ziva,

herzlich Willkommen. Wir freuen uns immer über Neuzugänge, auch wenn der Anlass nie schön ist. Besonders Frauen, die berichten können, WAS ihnen geholfen hat, sind sehr wertvoll hier. Daher schon mal ein großes Dankeschön an dich - ich bin sehr auf deine Erfahrungen gespannt.

Ich bin schon lange hier - 13 Jahre um genau zu sein. Damals erkrankte ich kurz nach der Geburt meines Sohnes an einer schweren PPD mit Hauptsymptom "Zwangsgedanken". Genau wie du erarbeiteten wir in der Therapie, dass der Grundstein bereits in der Kindheit lag und mein Selbstvertrauen sehr gering ist. Heute nach 13 Jahren hat sich das sehr verbessert - ich habe tatsächlich Selbstvertrauen aufbauen können und ganz wichtig für mich: SELBSTLIEBE!!! Das waren Meilensteine für mich. Die Erkrankung war die Hölle, aber ohne sie hätte ich nie eine Therapie gemacht und hätte mich nie in diese Richtung entwickeln können. Die Lebensqualität die ich heute habe, hatte ich all die Jahre davor nicht mal annähernd.

So, genug von mir... jetzt sind wir gespannt auf deine Erfahrungen... :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ziva

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Ziva »

Hallo Marika,
Danke für die lieben Worte.

Nunja, es gibt immer Höhen und Tiefen und sehr vieles, was ich gern vorher gewusst hätte.
Aber auch ich nehme die Krankheit so wie sie ist - als Meilenstein im Leben. Allerdings neige ich selten dazu, das Warum zu hinterfragen.

Meine größte Schwierigkeit ist mein Mann; er meint, er verstehe jeden mit Depression, der einen Grund dazu hat. Aber wenn alles gut ist und das Leben "klappt" solle man sich nicht so anstellen.

In irgendeiner Geschichte über dieses Thema hatte eine Therapeutin dem Mann gesagt: das ist etwas, das Männer überhaupt nicht verstehen können. Manchmal hilft mir der Gedanke, leider reicht es nie aus.
Hast du Erfahrungen mit solchen Ablehnungen?

Lg
Krissy0001

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Krissy0001 »

Huhu,
Welche Sachen haben dir denn geholfen?

Wie geht's dir im moment?
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Marika
power user
Beiträge: 9949
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Marika »

Hallo,

weiß dein Mann denn dass die veränderten Hormone während der Schwangerschaft und der Hormonsturz der mit dem Abstoßen der Plazenta eintritt, extreme negative Auswirkungen auf den Botenstoffwechsel im Gehirn haben kann??? Das ist nicht nur "ein Grund", sondern einer der Hauptgründe. Diese Erklärung hat meinem Mann geholfen diese Krankheit zu verstehen. Auch andere aus meinem Bekanntenkreis haben das damals nicht gewusst, ich ja auch nicht. :wink:

Dann kommt die Verantwortung für ein vollkommen hilfloses Menschlein dazu, das Leben von uns Frauen ändert sich extrem. Das Stillen ist ebenfalls eine Herausforderung - Hormonell wie auch Schlaftechnisch.

Das alles kann den Botenstoffwechsel so negativ beeinflussen, dass eine Depression entsteht. Das sind die harten Fakten... Von "keinen Grund für Depressionen" kann also nie und nimmer die Rede sein. Gott sei Dank ist die Wissenschaft heute so weit, dass das glasklar bewiesen ist.

Dein Mann sollte sich öffnen und anerkennen, was in der Fachwelt unumstritten ist. Sonst blockiert er deine Heilung bzw. macht sich mit seiner Haltung zu einem "Mitauslöser". Das muss ihm klar werden.

Nicht aufgegeben, viel lesen und informieren über die Thematik haben mir geholfen in meinem Umfeld ein Umdenken zu bewirken.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Astrid

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Astrid »

Hallo Ziva,
auch ich heisse dich herzlich willkommen. Ja, es ist für die Angehörigen nicht leicht zu verstehen, was eine PPD eigentlich ist. Weil es eben nicht immer einen traumatischen Auslöser gibt. Das war auch für mich nicht zu verstehen: Ich wusste,"eigentlich sollte ich glücklich sein"... . War es aber nicht... . Ich war am Abgrund, und das ohne einen greifbaren Grund. Bei mir war, ausgelöst durch die Geburt, der Stoffwechsel in meinem Gehirn aus dem Lot geraten. Ich konnte die glücklich machenden Botenstoffe, die mein Körper herstellt, nicht mehr nutzen. Ich hatte vorher nie mit Depressionen zu tun gehabt, und wusste gar nicht, was mit mir los war. Ich war unendlich glücklich, als ich erfuhr, das mein "Leiden" einen Namen hat, es eine anerkannte Krankheit ist, und das es eine Heilung gibt. Bitte Deinen Mann sich zu informieren. Hier auf der Homepage von Schatten und Licht kann er alle Informationen bekommen und sich auch mit anderen Angehörigen austauschen, wenn er Fragen hat. Es gibt sogar einen Vater, der über e-mail direkt Kontaktiert werden kann. Man kann sich nicht zusammenreißen, und auch nicht einfach das "sich so anstellen" einstellen. Es hat nichts mit Wollen zu tun... . Wir alle wollen gesund und fröhlich sein. Es ist nicht schön so zu leiden... . Ich würde mir für dich wünschen, dass dein Therapeut/ Arzt ihm die Krankheit erklärt, oder dass er sich erst einmal richtig schlau macht, bevor er diese Sprüche ablässt. Ich muss zugeben, dass ich erst sehr wütend war, als ich das gelesen habe, was er zu dir gesagt hat, und damit zeigt, dass er deine Krankheit gar nicht ernst nimmt. Dann erinnerte ich mich, wie ich gefühlt oder gedacht habe, als ich noch nie mit Depressionen in Berührung gekommen war. Es ist schwer nachzuvollziehen, wenn man es nicht selber erlebt hat. Trotzdem finde ich, dass Geduld und Liebe zu einer Ehe dazu gehören sollten. Unsere Krankheit dauert leider sehr lange, und ist nicht mit einer Tablette, oder einer Kur mal eben so wegzuwischen. Ich drücke dich, du bist hier genau richtig.

LG Astrid
Ziva

Re: Hallo ich bin die Neue

Beitrag von Ziva »

Hallo Krissy,
es gibt ein paar Dinge, die mir sehr geholfen haben:
Zum Einen habe ich die Regel eingeführt, wenn das Kind abends schläft wird kein Haushalt mehr gemacht. Außer Wäsche aufhängen.
Ich habe dann genäht, gelesen oder mir einfach mal wieder meine Lieblingsserie reingezogen.

Dann die Therapie. Wenn nichts dazwischen kommt gehe ich einmal im Monat. Es hilft mir, mich ohne Vorwürfe auskotzen zu können.

Ich lese sehr viel über bedürfnisorientierte Erziehung. Es gibt einen Blog, in dem ich mich selbst als Kind wiederfinde und es hilft mir, meine Vergangenheit zu verstehen und zu verarbeiten.
Meine Depression ist eng mit der Angst verbunden, als Mutter zu versagen. Man braucht leider nicht nur Liebe sondern auch etwas Kompetenz. Also wirke ich indirekt gegen die Depression, indem ich meine eigenen Handlung verstehen und überdenken lerne. Dadurch habe ich ein viel offerenes Auge für die tollen Erlebnisse mit meinem Kind - dadurch fühle ich wieder und die Angst wird weniger.

Ich weiss jetzt, dass es ein stetiger Prozess ist, einen Schritt vor und fünf zurück, aber das ändert sich immer.
Je mehr ich lerne und aktiv tun kann umso besser geht es mir.
Mein Kind geht jetzt in den Kindergarten. Ich habe einen tollen Minijob gefunden. Eigentlich geht es mir gut.

Mein Mann ist halt kacke und das schmerzt im Augenblick sehr. Aber er hat als Kind einen Krieg mitgemacht und hat kein Verständnis für das Thema.
Und wenn er sich nicht die Mühe macht, die Krankheit zu googlen kann er mich mal.

Irgendwann spreche ich das an und werde es ändern. Aber jetzt wäre das zuviel auf der Baustelle.
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