Ich stelle mich vor

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mp2015

Ich stelle mich vor

Beitrag von mp2015 »

Hallo zusammen,
gute drei Jahre nach der Geburt meiner Tochter habe ich mich nun doch noch entschlossen, mich hier anzumelden, meine Geschichte zu erzählen und Fragen loszuwerden, die mich leider immer noch beschäftigen.

Kurz zu mir: Ich bin – wie die meisten hier – ein ziemlich perfektionistischer Mensch, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen. Meine Tochter ist ein absolutes Wunschkind und kam genau zum „richtigen“ Zeitpunkt.

Die Schwangerschaft war ab dem Ersttrimesterscreening in der 12. Woche sehr belastet. Meine Tochter hatte eine extrem dicke Nackenfalte und meine Blutwerte waren unterirdisch, so dass wir ein Risiko für Trisomie 13, 18, und 21 von jeweils 1:2 hatten. Eine invasive Diagnostik brachte zwar Entwarnung, aber irgendwie habe ich in der quälenden Zeit des Wartens das Vertrauen in die Schwangerschaft verloren. Bis zum Ende hatte ich große Angst, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmen könnte. Sie war dann im Ultraschall auch immer sehr zart und nach einer Schwangerschaftsvergiftung, die sich ab ca. der 25. Woche schleichend ankündigte, musste sie in der 38. Woche geholt werden, nach Einleitung und langen, schmerzhaften Wehen letztlich per eiligem Kaiserschnitt. Sie war winzig und viel zu leicht – nur 1950g – und musste zwei Wochen auf der Frühchenstation bleiben. Bei Entlassung war sie immer noch sehr zart, aber gesund.

Die erste Zeit zuhause war extrem anstrengend. Meine Ängste aus der Schwangerschaft setzten sich fort, wurden noch befeuert durch Dinge wie „Stillwiegen“, damit sichergestellt ist, dass sie genug Milch bekommt. Ich habe funktioniert, hatte aber nach kurzer Zeit 5 kg weniger als vor der Schwangerschaft. Als nach ca. 5 Monaten alles einfacher wurde und sich eingespielt hatte, fiel ich in ein Loch. Ich weinte tagelang und konnte kaum noch Schlafen, lag nächtelang mit pochendem Herzen wach im Bett, obwohl mein Kind wunderbar schlief. Ich fand das Muttersein überhaupt nicht schön, habe mich isoliert und nutzlos gefühlt. Bin dann in die Notfallambulanz der Psychiatrie, bekam erst mal Tavor. Es stellte sich keine Besserung ein. Einige Wochen später bekam ich dann Mirtazapin, das half. Zugleich war ich bei den Frühen Hilfen und bei einer Psychiaterin, alle paar Wochen eine halbe Stunde (zu wenig???). Die Diagnose war Belastungsdepression nach schwieriger Schwangerschaft, angeblich konnte es keine PPD sein, da die Hormonumstellung schon zu lange her war. Ist ja eigentlich auch egal, wie man es nennt, die Auswirkungen sind dieselben. Das Mirtazapin habe ich nach ca. 1 ½ Jahren abgesetzt, da habe ich bereits wieder einige Monate gearbeitet, was mir unheimlich guttat.

Weshalb ich jetzt, drei Jahre nach der Geburt meiner Tochter, schreibe: Ich habe immer noch erhebliche Schlafstörungen. Zwar habe ich nicht mehr diese krassen nächtlichen Unruhezustände, aber ich bin oft einfach wach, vor allem, wenn ich in der zweiten Nachthälfte aufwache. Ich kann dann einfach nicht mehr einschlafen. Da ich seit der Geburt jede Nacht mindestens einmal auf die Toilette muss ist das eigentlich jede Nacht der Fall. Oft schlafe ich also nach 4 Uhr nicht mehr ein. Tagsüber bin ich in der Regel aber trotzdem fit. Anfangs schob meine Psychiaterin die andauernden Schlafstörungen auf das Absetzen des Mirtazapins und meinte, dass das bei einigen sehr lange dauert, bis sich der Körper wieder umgestellt hat. Das kann es jetzt aber nicht mehr sein. Immerhin habe ich das Medikament vor 1 ¼ Jahren abgesetzt. Ich habe es mit Baldrian versucht, das hilft aber nur beim Einschlafen, nicht beim Durchschlafen.

Habe ihr eine Idee?
Ich würde einfach gerne mal wieder länger als sechs Stunden schlafen…
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Marika
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Marika »

Herzlichen Willkommen in unserer Runde!

Du hast viel mitgemacht, es ist nicht verwunderlich, dass das Spuren hinterlässt. Aber an dich geht ein großes Kompliment, dass du dir Hilfe geholt hast und sehr vieles hast du schon geschafft.

Bei deinem Schlafproblem sind mir spontan Alternative Heilmethoden eingefallen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Kinesiologie gemacht. Auch Bachblüten oder die Homöopathie sind mögliche Hilfen, natürlich von einer Fachperson begleitet.

Vielleicht wäre das ja was für dich? 😘
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich hatte bereits vor der Geburt Schlafstörungen. In der akuten Phase der PPD hatte ich auch Mirtazapin, was geholfen hat.

Ich konnte es nach ca. 1 Jahr wieder ausschleichen, hatte aber auch noch das Escitalopram.

ich habe mich in der Zeit mit "Schlaf" an sich beschäftigt und kam auf die "Schlafkompression". Man verkürzt seine Bettliegezeit auf 6 h. Ich bin also um 00.00 Uhr ins Bett und um 6.00 Uhr wieder raus. Egal, ob ich geschlafen habe oder nicht. Dadurch baut sich nach und nach ein Schlafdruck auf. Nach wenigen Wochen pendelt sich ein Schlafrythmus ein. Im Grunde mache ich das heut noch. Nur nicht mehr so streng. Ich geh spät ins Bett und stehe nicht spät auf. Aber ich kann tatsächlich 7 Stunden durchschlafen. Schlafe ich zwei Nächte länger, bin ich nachts wieder eher wach. Wälze ich Probleme, wirkt sich das auch noch auf meinen Schlaf aus, aber nicht mehr in den Ausmaßen wie früher.

Eine Freundin von mir, hat damit prima Erfahrungen gemacht. es gibt ein gutes Buch dazu "Schlaf erfolgreich trainieren". Du kannst ja mal googeln. Einer anderen Freundin war das Vorgehen zu streng. Sie hat letzendlich ihren anspruchsvollen Job an den Nagel gehängt und ist wieder in Ihren alten Beruf zurück. MIt weniger Verantwortung, wo sie weniger Leistung bringen muss. Das war für sie das Richtige.

Für mich war es gut auf diese Thema zu stoßen, aber was einem Hilft und wo die Knackpunkte sind, ist bei jedem wieder anders. Aber wie geschrieben, ich hatte schon immer Schlafstörungen, auch vor der Geburt.

Alles Gute Dir.

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
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Marika
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Marika »

Hallo nochmal,

wollte berichten, dass ich gerade einen Termin bei einer Kinesiologin vereinbart habe. Und zwar auch wegen meinem Schlaf. Ich schlafe gut ein, aber wache jede Nacht auf und möchte essen.... :shock: :shock: , das habe ich schon ewig und hier auch schon geschrieben. Nichts hat bisher geholfen und vorgestern als ich dir auf deinen Beitrag geantwortet habe, dachte ich mir: Bin ich doof, da habe ich selber Schlafprobleme und rate noch gescheid was, warum mach ICH nix für MICH? :wink: Gedacht - getan, in einer Woche habe ich einen Termin und werde euch dann berichten, wie es war und ob es was gebracht hat! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ziva

Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Ziva »

Hallo mp2015,

mit Medikamenten habe ich keine Erfahrung, allerdings durchaus mit einer Therapie.
Eine halbe Stunde ist schon sehr wenig, vor allem wenn es nicht zu oft ist.
Wenn du nach dieser Zeit noch Redebedarf hast, dann auf jeden Fall.

Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Depression nicht nur durch Medikamente sondern auch durch die begleitende Therapie.
Die Hirnchemie wird ja auch durch unsere Gefühle (Stichwort Dopamin, Oxitocyn) beeinflusst und da helfen Gespräche unglaublich.

DENN:
Viele von uns Betroffenen zweifeln stark an sich; wir brauchen alle jemanden, der uns einfach mal sagt, dass wir einen verdammt guten Job machen. Den wichtigsten Job der Welt.
Und mit deinem schweren Start in der Schwangerschaft und all den Sorgen hast du ein Trauma erlitten, das nicht einfach durch Medikamente gelöscht wird.
Da besteht durchaus Redebedarf.

Lieben Gruß
Ziva
mp2015

Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von mp2015 »

Ach Mädels, nach all der Zeit habe ich ganz vergessen, wie gut es tut, wenn man einfach verstanden wird. Vielen lieben Dank für eure Antworten! Ich melde mich demnächst mal ausführlicher - bin gerade beim Wellnesswochenende - ohne Kind.
Ganz liebe Grüße an euch tolle besondere Frauen 😘!
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Marika
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Marika »

@Ziva: bin voll und ganz bei dir - Therapie ist ein enorm wichtiger Baustein. Das AD war wichtig für mich, aber die Therapie mindestens genau so.

@mp: sehr schön, genieß die Zeit und meld dich, wenn du wieder da bist!!!! :D
Liebe Grüße von
Marika

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