Ich bin ja gar nicht allein :)

[Emilia]

Ja, dass stimmt. Heute sind meine Ohren ständig zu und ich frag mich, ob ich Stimmen höre 🫣. Ich hatte einen Zusammenbruch nachdem mein Kind 4 Wochen alt war und nun seitdem er in der Krippe ist und ich wieder anfangen soll zu arbeiten , dass sind doch schon 2 Jahre. Wenn meine Ängste weg sind denke ich immer so, jetzt wird mein Leben wieder gut und dann schleichen sie sich wieder langsam in mein Herz. Wenn meine Kopf doch endlich verstehen würde das ich nicht überschnappe, noch eine Psychose bekomme . Danke Marika das du mich immer so aufbaust .

[Marika]

Hey du!

Jetzt muss ich mal genauer nachfragen. Dein Kind ist jetzt 2? Das erste Mal aber hattest du einen Zusammenbruch als es 4 Monate war, nimmst aber Sertralin erst wenige Wochen, davor kurz Citalopram. Hattest du in der Zeit dazwischen (also nach meiner Rechnung ca. 1 3/4 Jahr) auch Medikamentöse Unterstützung, oder wie lief das? Ich frage, weil du schreibst "es sind doch jetzt schon 2 Jahre". Hast du die Erkrankung schon so lange? Mit oder ohne Medikament?

Sorry ,dass ich soviel frage, aber es macht einen großen Unterschied ob du eben erst jetzt Medikamente nimmst, oder schon davor und evtl abgesetzt hast. Du kannst immer nur den Zeitraum nehmen, in dem du behandelt wirst. Es kann erst ab da aufwärts gehen. Der Mythos dass eine PPD von alleine ausheilt, bewahrheitet sich leider fast nie.

Machst du eine Therapie?

[Emilia]

Hey, klar darfst du nachfragen. Doch nach 4 Wochen habe ich Mirtazapin bekommen, die haben auch super geholfen 25 mg . Dann ging es mir eine ganze Zeit okay, aber die Angst war immer da. Und ja dann war im Sommer mein neuer Zusammenbruch. Liebe Grüße

[Emilia]

Aso und ja ich mach eine Therapie

[Marika]

Hört sich an, als wärst du nie richtig stabil gewesen, bzw. es wurde evtl nicht ausreichend behandelt. Jetzt hast du die Chance dazu, davon bin ich überzeugt!

[Emilia]

Huhu! Ja genau so ist es . Ich hoffe das es überhaut nochmal funktioniert und der Arzt keine Psychose übsehen hat.

[alibo79]

Hey Emilia, du hast mit Sicherheit keine Psychose, ich habe sowas auch immer wieder gedacht, dass ich bestimmt noch irgendwas anderes habe und mein Arzt nicht richtig liegt. Aber es einfach die Krankheit, die mir sowas eingeredet hat. Bei Psychose ist man aber gar nicht Krankheits einsichtig, das ist ein großer Unterschied.

[Emilia]

Hey Alibo,

gibt es aber denn überhaupt Hoffnung? Du kämpfst doch auch schon so so lange oder ? Das steht auf jeden Fall immer in deinem Text ganz unten . Tut mir leid das ich so traurig bin, aber manchmal verlier ich irgendwie die Hoffnung .

[alibo79]

Naklar gibt es Hoffnung, definitiv. Ja ich habe wahrscheinlich schon mein ganzes Leben mit Depressionen zu tun gehabt, was aber nie erkannt wurde. Erst mit der Geburt der zweiten Tochter ist es dann behandelt worden, da es dann zu einem kompletten Zusammenbruch gekommen ist. Ja seitdem habe ich Depressionen, aber das heißt nicht, dass ich ein schlechtes leben habe. Es bedeutet, dass ich Medikamente brauche und Therapie ( obwohl ich jetzt seit Anfang des Jahres eine Pause mache, da ich ziemlich stabil bin, aber immer sofort wieder starten kann, falls was ist).
Und es bedeutet, daß ich immer bzw öfter als Menschen ohne unsere Besonderheit auf mich achten muss. Das wird dir Marika bestimmt auch bestätigen, sie wird bestimmt auch sehr gut für sich sorgen.
Stell dir vor du hast Diabetes, dann musst du auch auf das Essen achten. Oder jemand mit Herzinfarkt, der sollte danach auch nicht rauchen, trinken oder ungesund leben. Und so ist das bei mir eben auch. Ich muss meine stressoren kennen und die gut dosieren.

[alibo79]

Und ich fühle mich schon sehr stabil, und das schaffst du auch wieder. Meine Ängste sind soweit im Griff und die Depression meldet sich manchmal wieder ganz leicht , wenn ich es übertrieben habe oder zuviel Stress hatte. Ich merke eben dass ich eine Krankheit habe, die da ist und manche Sachen fallen mir dadurch etwas schwerer oder sind anstrengend für mich, aber trotzdem habe ich ein Leben mit dem ich zufrieden bin.
Bei mir ist es immer sehr wichtig, dass mein Umfeld stimmt und ich gut zu mir bin, wenn das nicht passt, kannst du soviel Medikamente nehmen wie man will, aber es wird einem damit nicht geholfen sein.
Gibt es bei dir im Leben Punkte, an denen du arbeiten musst? Und oft ist es glaube ich auch so, dass die Medikamente zu früh abgesetzt werden und man danach in einen alten Trott verfällt und dadurch nicht stabil bleibt.

[alibo79]

Aber ich kann dir sagen, dass kämpfen lohnt sich definitiv und ich bin mir ganz ganz sicher, dass du ob in ein paar Wochen oder Monaten dich wieder viel viel besser fühlen wirst. Ganz bestimmt!!

[Marika]

Hallo!

Auch ich sage klar: natürlich gibt es Hoffnung dass du stabil und gesund wirst. Es dauert nur leider seine Zeit. Es schaut für mich einfach so aus, als ob die Behandlung mit 25 mg Mirtazapin nicht ausreichend war. Du schreibst "die Angst war immer da"... das zeigt schon, dass man wohl mehr hätte tun sollen.

Jetzt besteht die Möglichkeit, endlich effektiv zu arbeiten. 75 mg Sertralin sind schon mal was und es ist noch gut Luft nach oben. Meist schauen Patientin und Arzt ein paar Wochen wie eine Dosis wirkt und entscheidet dann ob man erhöht.

Ich bin fest überzeugt, dass du auf einem sehr guten Weg bist.

[Marika]

Und Alibo hat recht: diese Erkrankung hat mich gelehrt, dass ich viel mehr auf mich achten und für mich sorgen muss. Ich glaube man wird nicht mehr "die Selbe" wie vorher... und das ist sehr gut so!!! Ich wurde eine Stärkere, Selbstbewusstere und vor allem Gesündere Frau und darauf bin ich sehr, sehr stolz. Ich bin noch immer hochsensibel und introvertiert, aber ich habe eine große Portion Selbstvertrauen und Selbstliebe daneben aufbauen können. Ich habe gelernt, meine Bedürfnisse zu erkennen und meinem Umfeld zu vermitteln, dass ich diese auch stillen werde und verlange, dass darauf Rücksicht genommen wird. Noch immer machen das Frauen und speziell Mütter viel zu wenig. Sie opfern sich auf und vergessen auf sich selber.

Ich weiß heute sehr genau was mir gut tut und was nicht. Ich erkenne meine Grenzen schon sehr früh und es passiert fast nie mehr, dass ich krass über sie gehe. Natürlich gehe auch ich ab und an an meine Belastungsgrenze, aber nicht darüber. Ich habe mit der Zeit meinem Umfeld klar gezeigt wie ich ticke, wo es bei mir kritisch wird und beharrlich daran gearbeitet, dass das respektiert wird. War nicht immer ganz leicht, aber ich würde sagen, ich habe da wirklich was geschafft, auch im Bezug darauf dass es keine "Schwäche" ist sondern eine Stärke ist, seine Grenzen zu erkennen.

Ich glaube dass ich deshalb seit vielen Jahren mit einer Minidosis nie einen Einbruch habe oder Symptome der Erkrankung. Ich habe gerade hier im Forum im Austausch mit den anderen Betroffenen so viel gelernt und mich immer weiter entwickelt.

[Emilia]

Hey ihr Lieben! Vielen lieben Dank für eure wunderbaren Nachrichten . Danke das ihr mir so ein Mut macht! Ich erhöhe die Tabletten und nach 1 1/2 Wochen kommen die alten Ängsten zurück. Ich habe furchtbare Angst vor dem Berufseinstieg und das sich die Zwangsgedanken auf andere Kinder übertragen. Ich bin Pädagogin von Beruf und dachte eigentlich, dass kann ich sehr gut . Ich hab auch gar keine richtige Lust auf meine Familie und frag mich so oft, was hab ich mir nur mit einem zweiten Kind angetan . Ich liebe mein zweites Kind, aber der Weg hier ist echt krass und tut sehr weh. Ich kann schlecht mit den Kindern alleine sein .

[Marika]

Es ist einfach alles noch viel zu frisch und auch zu früh, als dass du schon stabil sein kannst oder die Ängste weg wären. Das dauert einfach. 75 mg sind auch noch eine eher niedrige Dosis. Es war bei mir ja auch so: erhöht und besser, dann kamen die Ängste und ZG aber Phasenweise wieder. Wie gesagt, das ist normal!!! Die Erkrankungen verläuft in Wellen.

Und: die Dosis werdet ihr wahrscheinlich noch steigern. Du stehst noch am Anfang. Aber es wird gut werden!