Unsicher

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Guten Abend,
danke für deine Nachricht!
Ich habe nächste Woche noch einen Termin in Wiesloch.
Ich bin so unendlich müde. Wenn ich meine Tochter nach der Arbeit abhole, dann möchte ich nur noch schlafen. Und oft mache ich das auch grad. Es ist so unfair ihr gegenüber. Sie zeigt es auch deutlich und kann es gar nicht leiden, wenn ich mich hinlege. Aber ich habe gerade einfach keine Kraft mehr. Zumindest die ersten 1-2 Stunden. Danach kann ich mich wieder zusammenreißen.
Ich habe bereits mit meiner Chefin gesprochen. Ich habe Angst, dass sie mir sagen, dass ich mich krankmelden soll bis zur Klinik. Aber mit tun meine Kollegen so gut. Ich brauche den Alltag. Ich falle richtig in ein Loch, sobald wir nach der Kita durch die Haustür gehen.
Ich werde es bald auch meinen Kollegen sagen. Sie merken bestimmt schon, dass ich einfach keine Leistung mehr bringe. Und ich versuche es meinen engsten Freunden zu sagen. Aber es fällt mir total schwer und irgendwie geht es mir bei „entfernteren“ Leuten fast leichter über die Lippen (auch wenn ichs noch nirgends ausgesprochen habe). Es fühlt sich so an, als ob ich ein Hypochonder wäre, der das alles überdramatisiert. Oder sich das nur ausdenkt, un Aufmerksamkeit zu bekommen.
Liebe Grüße Fanzi
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Guten Morgen,
ich war gestern in Wiesloch. Das Gelände ist so viel ansprechender, die Station fühlt sich weniger wie Klinik an. Ich kann mir das für meine Tochter viel besser vorstellen.
Das Gespräch mit dem Oberarzt war okay. Ich glaube, es macht bei mir einen großen Unterschied, ob ich mit einer Frau oder mit einem Mann rede. Ich habe 2 Frauen mit Kindern kurz Hallo gesagt. Sie sahen beide nicht unglücklich aus. Man muss als depressiver also nicht nur unglücklich sein, sondern darf und kann auch lachen. Das hat mich kurz bestärkt, dass ich nicht simuliere. Der Oberarzt hat am Ende des Gespräches gesagt, dass er nach meinen Ausführungen kein Teamgespräch benötigt und ich direkt auf die Warteliste komme.

Habe gestern in einem anderen Thread zu ZG und Missbrauch gelesen. Ich dachte, ich habe keine ZGs. Aber diese Gedanken, dass ich meinem Kind sexuell was antue habe ich auch. Ich tue mir beim Windeln wechseln so schwer, was noch okay ist und wo ich schon eine Grenze überschreite/ überschreiten könnte. Darf ich meinem Kind (an- und ausgezogen) über den Po streichen? Ich denke dabei nicht an was sexuelles, mache mir aber Gedanken, ob es okay ist oder schon übergriffig.

Ich war gestern so stabil, dass ich mich schon wieder gefragt habe, was ich in der Klinik eigentlich will. Steh dann auf der Station und fange schon beim Warten auf den Arzt fast an zu weinen. Ich bin so froh, dass es im September auf jeden Fall weitergeht. Egal ob Therapie oder Klinik zuerst kommt.

In der Klinik wird viel wert auf Mutter-Kind-Bindung gelegt. Kann das meine Depression überhaupt heilen? Ich bin froh, dass ich die Therapeutin zusätzlich noch habe. Dann kann ich in der Klinik an der Beziehung zu meinem Kind arbeiten und danach an den anderen Baustellen.
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Unsicher

Beitrag von alibo79 »

Hey Franzi. Das klingt nach einem guten Plan, vor allem wenn du dich gleich gut aufgehoben fühlst dort.

Ich wollte dir sagen, dass man auch trotz Depressionen auch mal lachen kann oder gute Gefühle hat. Je nachdem wie stark die Erkrankung ist und die Symptome sind.
Als ich sehr krank war, gab es sowas bei mir nicht, ich habe fast nur geheult und war total fertig.
Etwas später mit Therapie und Medikamente gab es eine Situation an die ich mich erinnern kann.

Ich hatte ein Buch von Torsten Sträter bekommen und habe darin gelesen und fand es so lustig, dass ich das erste Mal wieder richtig lachen musste bis ich vor Lachen heulen musste. In mir drin war zwar immer noch die Depression aber ich habe in dem Moment gemerkt, da ist noch mehr, da ist mein altes ich, da gibt es wieder Freude und Spaß.
An den Moment habe ich dann immer wieder gedacht wenn ich in das nächste Loch gefallen bin...
Seitdem liebe ich Torsten Sträter, zumal er ja auch selbst Depressionen hat und vom Fach ist 😆😆
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Hallo alibo,
ich habe deine Antwort jetzt erst entdeckt. Vielen Dank! Ja, ich bin sehr froh, dass ich Phasen habe, in denen es mir besser geht und die Depression nicht im Vordergrund steht. ZB war ich am Wochenende mit Freunden wandern. Ohne Kind. Ich habe es sehr genossen. Klar, habe ich mich gefragt, wie es meinem Kind wohl bei Oma/ Opa geht. Ob sie sie gut behandeln, ob sie uns vermisst, ob sie versteht, dass wir wiederkommen. Habe von meiner Mama 2-3 Updates und ein Foto bekommen. Ich hab sie schon irgendwie vermisst. Als wir uns wiedergetroffen haben, hat sie uns fast ignoriert. Also war so ins Spiel und Tun vertieft, dass sie nur kurz Hallo gesagt hat. Erst fand ich es schade. Dann kam sie an und ich fand es fast direkt wieder anstrengend und wollte flüchten. Es tut mir soooo leid für die Kleine. Ich hoffe so sehr, dass dieses Gefühl von „Du bist mir zu anstrengend“ in der Klinik weggeht. Ich will nicht, dass sie das als Glaubenssatz in ihrem Leben rumtragen muss. Es ist so ein schrecklicher Glaubenssatz.

Gestern Abend habe ich es meinen engsten drei Freundinnen am Telefon gesagt. Wir haben alle geweint und sie haben versucht mir Mut zu machen. Und irgendwann wollte ich dann das Thema wechseln und es tat so gut und ich konnte wieder mitlachen.

Oder bei der Arbeit. Ich liebe meine Kollegen und das Team. Es ist so herrlich unkompliziert. Und dennoch häng ich jetzt am Handy und bin völlig unproduktiv. Kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren.
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Eigentlich hatte ich mir heute Nachmittag überlegt, euch positives zu schreiben. Dass das AD langsam wirkt, dass meine Antriebslosigkeit zurückgeht; ich mich zwar nicht zwingend auf Aktivitäten freue, sie mir aber auch nicht mehr sooo anstrengend vorkommen. Dass die Hoffnungslosigkeit ganz langsam zurückgeht und ein bisschen Platz für Zuversicht lässt. Ich meine Tochter anschaue und ein ganz ganz kleines bisschen fühlen kann, was da hoffentlich noch an Liebe kommt. Meine Konzentration zwar praktisch nicht vorhanden ist (ich vergesse gefühlt nacht jedem Handgriff, was ich eig grad mache oder tun wollte), aber trotzdem irgendwie zurecht komme.
Und dann?
Dann war ich wieder einem Zusammenbruch nahe. Oder vlt war es bereits einer. Mein Tag war so toll. Wandern, körperliche Anstrengung, Familienleben, ein kühles Bier. Und dann irgendwie ganz plötzlich war mir alles zu viel. Salat in eine Schüssel füllen, meine Tochter baden, Essen, das nicht-Stillsitzen wollen und quengeln der Kleinen, das Schmatzen meines Mannes, das gemeinsame Abspülen, Zähneputzen. Ich war so unfair zu den beiden. Habe nur noch kritisiert. Nichts war mir recht. Ich habe dabei versucht zu reflektieren, innezuhalten, bin aber im nächsten Moment wieder explodiert. Unter der Dusche hätte ich mich fast aus Versehen mit dem Rasierer geschnitten und habe mir gewünscht, dass es passiert wäre. Kurz überlegt es mit Absicht zu tun. Wollte mir eine Ohrfeige geben, damit das aufhört. Mich irgendwie spüren, obwohl ich das doch bereits nachmittags friedlich getan hatte. Ich will meine Familie nicht so verletzen. Habe darüber nachgedacht, ob sie ohne mich nicht besser dran wären. Weniger Suizid, sondern einfach weg. Ich habe gleichzeitig so Angst, dass mich mein Mann verlässt, wenn ich so eklig zu ihm bin. Er hat mir auch gesagt, dass es ihm heute zu viel ist. Das soll endlich aufhôren. Ich will SO nicht sein. Das hat weder mein Mann, noch meine Tochter verdient. Meine Gedanken kreisen, ich weine, es ist zum Kotzen.
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Unsicher

Beitrag von alibo79 »

Hallo Franzi. Genau das was du schreibst ist das gemeine an der Krankheit.
Es geht einem schlecht und dann endlich gibt es diese kleinen Lichtblicke und man schöpft Hoffnung und man möchte es festhalten und nicht mehr loslassen...
Und dann macht es bumm und man rutscht wieder ab und alles ist gefühlt wie am Anfang.

Aber ich muss sagen, dass du nach dieser relativ kurzen Zeit schon einen recht guten Tag hattest ist super, denn du nimmst das AD ja noch nicht lange.
Gerade am Anfang ist dieses hin und her sehr häufig und auch extrem Kräfte zehrend.
Das Gehirn reagiert auf Kleinigkeiten noch sehr stark und das führt dann dazu dass es wieder schlechter wird für paar Tage oder auch nur Stunden oder Momente. Du hast an diesem Tag viel erlebt und unternommen. Auch bei mir war das so, ich kann mich erinnern da war ich schon länger krank und wir haben versucht mich wieder bisschen ins Leben zu schubsen. Da habe ich mit meiner Familie einen Ausflug in einenZirkus gemacht. Und was soll ich sagen, ich war völlig fertig davon am nächsten Tag. Die Lautstärke, das grelle, flackernde Licht, die vielen Menschen, die Aufregung. Das war eine Anstrengung für mein Gehirn wie ein ultra Marathon. Ich habe am nächsten Tag bis fast mittags gebraucht um überhaupt aufstehen zu können und die Kinder halbwegs zu versorgen.
Bei mir waren dann auch oft morgens oder abends die kritischen Momente wo ich auch stabiler wurde. Über Tag habe ich alles recht gut gemacht und abends merkte ich dann auch, dass ich plötzlich gereizt wurde, müde war, überfordert, meine Ruhe wollte usw.
Dann habe ich immer wieder versucht einen Gang runter zu schalten, meistens sah es nach paar Tagen wieder besser aus.
Wie ist denn der Tag heute bei dir gelaufen?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Oh man. Ich fühle mich so bescheuert und jammere auf hohem Niveau. Was ich hier so lese, ist tausend Mal schlimmer als bei mir und ich schäme mich ein bisschen dafür.
Andererseits tut es gut zu hören, dass es wohl Teil der Krankheit ist, dass ich so ätzend bin und nicht einfach nur mein mieser Charakter.
Wenn du das mit dem Zirkus beschreibst, dann wird mir klar, warum ich mich immer so müde und ausgelaugt fühle. Ich habe jeden Tag oder zumindest mehrmals die Woche Action und Reizüberflutungen. Wie gehst du denn damit um? Eigentlich habe ich ständig das Gefühl, dass ich mich nur mal Ausruhen muss. Aber dann bin ich abends noch mieser gelaunt. Meine Therapeutin gab mir mit auf den Weg (bis zum Start der Therapie im September) ETWAS zu machen, also rauszugehen, was zu erleben und mich nicht einzuigeln. Das versuche ich und bin auch (fast) jedes Mal froh, was gemacht zu haben. Aber dann eben abends/ auf dem Heimweg so platt. Wie gehst du damit um? Machst du dann 1-? Tage nichts? Ich habe das Gefühl, wenn ich dann danach funktioniere, komme ich immer tiefer rein. Bis ich mich wieder am Riemen reiße. Was auch immer das bedeuten soll… Ich weiß gerade nicht, ob ich Ruhe oder Aktion brauche. Und schon gar nicht wie viel. Seit dem Meltdown vorgestern bin ich dauer-schlecht gelaunt und versuche gute Miene zu machen.

PS: gestern waren wir viel im Auto unterwegs, ich hab versucht zu schlafen. Mein Hirn war ein bisschen wie verschleiert. Konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich war so müde und froh, dass wir nur ein bisschen durch die Stadt geschlendert sind und gegen frühen Abend (mit schlafendem Kind) was essen waren. Die Nacht war so lalala. Obwohl ich eig viel geschlafen habe, bin ich total gerädert aufgewacht. Das ging mir während der Elternzeit aber auch oft so. An Tagen nach miesen oder normalen Nächten war ich fitter als an den Tagen nach den seltenen durchgeschlafenen Nächten.
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Oh man Konzentration lässt grüßen. Du hast meine Frage bereits beantwortet, mit einen Gang runterschalten…
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Unsicher

Beitrag von alibo79 »

Jammern ist völlig okay. Wie oft habe ich gejammert und rum geheult. Es ist ja auch schlimm und man empfindet es als furchtbar.
Ich habe es schon häufiger gesehen dass Therapeuten sagen man sollte aktiv werden da man sich ja durch die Depression oft zurück zieht. Aber:
Meine Meinung ist dazu, dass wenn man noch nicht bereit ist vom Gehirn her, endet das schnell in überforderung und macht es nicht besser.
Zb konnte ich wochenlang nicht einkaufen, allein die Auswahl, die Menschen und eindrücke im Geschäft haben mich überfordert und es ging mir danach oft sehr schlecht. Oder auch Auto fahren, die Geschwindigkeit hat wie strom Impulse in meinem kopf ausgelöst. Ich musste das ganz ganz langsam aufbauen.
Als hätte ich 6 Monate gibs getragen und muss jetzt ganz langsam mit physio anfangen, da läufst du auch nicht gleich 10km.
Was bei mir gut funktioniert hat ist die Mischung aus aktiv werden, manchmal auch etwas über den Punkt hinaus und dann wieder Ruhe einkehren lassen, dabei ein Gespür dafür kriegen welcher Rhythmus mir gut tut und wann ich was brauche.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Liebe alibo,
deine Beschreibungen tun so gut. Ich kann zwar einkaufen, aber einer meiner Tiefpunkte war, als ich kurz davor war im Supermarkt zu weinen, weil ich den Kaffee nicht gefunden habe. Ich bin die Regale auf und ab gelaufen, konnte mich nicht mehr orientieren.
Und das mit dem Autofahren kommt mir auch bekannt vor. Stadtverkehr muss ich mich mega konzentrieren und vermeide das Autofahren so gut es geht.

Für die Therapie hab ich noch zu sehr die Auslöser der Depression im Kopf und die Symptome noch gar nicht so auf dem Schirm. Ich will noch wissen, woher es kommt. Irgendwie will ich einen Schuldigen haben. Was ja Blödsinn ist, man kann es eh nicht mehr rückgängig machen und im Prinzip war es das ganze Familien-Setting und nicht eine einzelne Person. Aber wie Hanni schon richtig gesagt hat, kann ich so schwer loslassen und hänge immer wieder, was genau mir denn geschadet hat. Auch, um den Fehler nicht zu wiederholen. Aber es war eben nicht DIE eine Situation oder das Verhalten der EINEN Person und noch kann ich das nicht akzeptieren.

Liebe Grüße Franzi
alibo79
power user
Beiträge: 1027
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Unsicher

Beitrag von alibo79 »

Haha, ganz genau, die Butter im kühlregal zu finden oder zu entscheiden welche zahnpasta ich kaufen soll.
Auto fahren in Städten ein Graus, bzw in mir unbekannten Regionen mit viel Verkehr. Es ist viel besser geworden aber trotzdem ist es etwas was ich nicht ständig brauche 😅😅
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Heute war ein verrückter Tag durch und durch. Extrem stressig. Zu viele Termine. Ich frage mich, wie zur Hölle ich diesen Tag geschafft habe. Als nur noch kochen auf dem Programm stand (und es gab was wirklich schnelles) hatte ich plötzlich totales Augenflimmern und so einen Druck. Genau so plötzlich wie es kam, war es dann nach 10-15 min auch wieder vorbei. Danach hatte ich ziemliche Wortfindungsstörungen. Wollte meinem Mann was erzählen und ich sprach manche Worte völlig falsch aus oder sprach ein anderes aus wie ich gedacht habe oder suchte nach Worten, die mir auf der Zunge lagen. Ich schiebs mal auf den ungewöhnlich Stress heute. Und ich habe am WE 2 Tage die Tabletten nicht genommen, weil ich die Packung zu Hause vergessen hatte. Vlt spielt das auch noch irgendwie mit rein.

Hatte heute auch einen Termin bei der Hausärztin für neue Rezepte. Bin ein bisschen unzufrieden. Sie hatte überlegt meine SD-Dosis zu erhöhen, weil es Studien gibt, die wohl das AD besser wirken lassen. Sie hat aber den letzten vom Endokrinologen zugeschickten Bericht nicht digitalisiert und nicht gefunden, so dass es auf der „behalten wir mal im Hinterkopf“ Agenda gelandet ist. Und als ich ihr gesagt habe, dass ich nicht in „Kur“ gehe, sonder in die Psychiatrie, meinte sie, sie hofft, dass ich ein dickes Fell habe. Da seien ja schon auch ganze andere Kaliber. Danke für diesen Zuspruch und das Mut machen - nicht.

Ich fieber gerade so der Klinik entgegen und verdänge sämtliche Ängste davor. Ich habe gerade die naive Vorstellung, dass ich dort zur Ruhe komme, obwohl das gar nicht sein kann, weil meine Tochter dann 24/7 dabei ist und es dauernd Termine gibt. Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll. Und trotzdem bin ich die letzten Tage (nach diesem Crash letzte Woche) hoffnungsvoller, dass alles besser wird, als je zuvor. Es ist so verrückt, dass ich letzte Woche die Welt habe untergehen sehen und jetzt alles Negative verdränge, und dabei so müde bin wie noch nie und trotzdem mehr schaffe als die letzten Monate davor. Mein Leben ist gerade ein einziger Widerspruch…
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Unsicher

Beitrag von Marika »

Hallo!

Das Augen flimmern, der Druck und die Wortfindungspobleme könnten eine Migräne Attacke gewesen sein. Zwar eher eine kleine, aber solche Symptome kenne ich aus meiner Migräne Zeit. Es könnte wirklich der Stress gewesen sein. Versuch gut auf dich zu achten.

Lass dir die Psychatrie nicht madig machen, das kann wirklich eine grosse Chance sein. Vorallem weil immer jemand auch als Ansprechpartner da ist und du nicht zuerst mühsam einen Termin machen musst. Du bist da einfach engmaschig in guter Betreuung. Eine Kur ist sicher auch gut, aber evtl besser wenn man stabiler ist. Ich finde du hast das super entschieden. Und von wegen "dickes Fell": das brauchen wir Frauen bei solchen Sprüchen wie deine Hausärztin und andere Kollegen raushauen 🙄🙄🙄 Empathie und Sensibilität gehören zu diesem Beruf dazu, das scheint machen nicht ganz klar zu sein. Es macht mich jedesmal wütend, wenn ich solche unüberlegte Sätze höre.

Trotzdem: toll gemacht, sei stolz auf dich! ❤️❤️❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Liebe Marika,
vielen Dank wieder einmal für deine Worte. Ich hatte sie gestern schon gelesen, konnte aber nicht antworten. Ich bin langsam durch. Eine gute Woche noch, dann habe ich drei Wochen Urlaub und ich hoffe weiter, dass es dann nahtlos in die Klinik übergeht.

Ich denke auch, dass das am Montag eine Stressreaktion war. Ich reiße mich grad unnormal zusammen, um diese letzten zwei Wochen vor dem Urlaub noch hinzubekommen. Mein Mann hat auch mega Stress auf Arbeit und ich versuche irgendwie ihn wenigstens bei der Carearbeit ein wenig zu entlasten, auch wenn er immer noch verdammt viel macht, weil ichs einfach nicht mehr schaffe.

Eigentlich ist meine Hausärztin super. Sie ist auch als Psychotherapeutin tätig. Wollte es bei ihr aber nicht machen, weil ich sie zwar mag, wir aber bei dem Thema Psyche einfach nicht auf der gleichen Wellenlänge sind. Sie nimmt es zwar ernst, aber will das irgendwie „schnell“ hinkriegen bzw denkt, dass es einen einfacheren Weg gibt. Da ich aber doch einige Erstgespräche geführt habe und ich bei den Kliniken ohne Teambesprechung auf der Warteliste gelandet bin, denke ich schon, dass es seine Berechtigung hat.
Ich gehe davon aus, dass meine Ärztin an dem Tag auch im Stress war, weil sie eig auch zur Klinik geraten hat und meinte, dass eine Kur eher Wellness und mal runterkommen ist. Aber ich fand den Spruch auch sehr daneben.

Irgendwie bin ich schon auch ein bisschen froh, dass mich die Depression immer wieder mit voller Wucht trifft, weil ich an guten Tagen dran zweifel, ob die Klinik wirklich nötig ist. An schlechten Tagen fieber ich der Klinik nur so entgegen.
Ich war gestern ab Kita bis nachts allein mit meiner Tochter. Kleiner Vorgeschmack zur Klinik. Habe gemerkt, dass ich schon lange versuche dem allein sein mit ihr aus dem Weg zu gehen. Ich hatte einfach keine Kraft geduldig zu ihr zu sein und ihre Bedürfnisse liebevoll zu begleiten. Ich wurde wieder richtig eklig und habe mich total in meine eigene Kindheit zurückgesetzt gefühlt. Obwohl es mit meiner Mama auch schwierig war, hätte sie so was wie ich gestern mit mir nicht gemacht. Zumindest kann ich mich nicht dran erinnern. Ich wusste einfach nicht mehr, wo die Grenze war. (Es ging nur um Creme an einer wunden Stelle, aber mich zerreißt es beim Gedanken, dass mir jemand ohne meinen Willen an schmerzhaften Stellen rumreibt. Andererseits wird es ohne Cremen auch nicht besser. Oder doch? Mein Kompass funktioniert einfach nicht mehr…)
Franzi
Beiträge: 51
Registriert: 07:06:2023 22:09

Re: Unsicher

Beitrag von Franzi »

Hallo,
ich habe mittlerweile einigen Menschen in meinem Umfeld von der Depression berichtet. Vor allem, weil ich nicht will, dass sie denken, dass ich keinen Kontakt möchte und sie absichtlich meide. Ich habe zu keinem Zeitpunkt damit gerechnet, dass irgendjemand „blöd“ reagiert. (Außer meinen Eltern). Und war trotzdem überrascht, wie einfühlsam doch alle sind und wie viel echtes Verständnis sie aufbringen können. Überrascht, wie viele doch mit Depressionen im nahen Umfeld schon zu tun hatten. Man merkt zwar, finde ich, wer schon im Thema drin ist und wer noch wenig Berührungspunkte hatte, aber dennoch wollte mir niemand die Gefühle absprechen. Meinen Eltern kann ichs immer noch nicht sagen, aber meine Geschwister haben auch toll reagiert.

Ich habe jetzt endlich frei und seit gestern schau ich dem Urlaub auch nicht mehr so negativ entgegen. Vlt wird er auch ganz gut. Wenn ich es nicht wieder vergesse, dann will ich heute noch in meiner Wunschklinik anrufen und fragen, ob es wenigstens eine Tendenz gibt. Allerdings schwankt mein Gefühl zur Wunschklinik grad auch enorm. Und die Klinik, die nach dem Urlaub am schnellsten Starten kann, wird genommen und das Schicksal wirds schon richten.
Antworten