Angst, dass es nicht mehr besser wird

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Nanny
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Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Nanny »

Hallo Ihr Lieben,
ich möchte mich kurz vorstellen.
Ich bin 33 und meine Tochter ist im Februar geboren.

Ich habe schon seit dem ich 17 bin immer wieder mit Angst-/Depressionsphasen zu tun, mal schlimm mal ein bisschen weniger schlimm. Konnte aber trotzdem den Großteil meines Lebens ein weitesgehend normales Leben führen. Hatte aber mit meinem Freund besprochen, ob es vielleicht besser wäre, wenn ich deswegen keine Kinder bekommen sollte. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt dann schon (ungeplant) schwanger und eine Abtreibung kam für uns nicht in Frage. Noch vor der Schwangerschaft steckte ich in einem Tief drin. Die Schwangerschaft verlief dann super und mir ging es auch psychisch so gut wie lange nicht mehr. Die kleine Maus kam dann auf die Welt und bis auf den Babyblues lief es die ersten 4 Monate super. Ich war total glücklich Mutter zu sein. Erst als ich dann abstillte find meine Stimmung ganz langsam an zu kippen. Die depressiven Gefühle kamen zurück und so schlimmer sie wurden, umao mehr kam auch die Angst/Panik wieder. Es wurde einfach immer schlimmer. Ich hatte stänidig Panikattacken und dann Angst davor, dass ich mich vor lauter Panik und Depressionsgefühlen nicht mehr um die Kleine kümmern könnte. Dadurch wurde die Angst natürlich noch größer und letztendlich habe ich es auch nicht mehr geschafft den Alltag zu bewältigen und bin in die Klinik gegangen. Ich war schonmal im Krankenhaus deswegen, aber nur 4 Wochen. Ich bin davon ausgegangen, dass es diesmal auch so "schnell" geht. Meine Tochter kam mich jeden Tag besuchen und in den ersten beiden Wochen fühlte ich mich auch direkt viel besser, was allerdings daran wohl lag, dass ich jeden Tag eine halbe Tavor bekommen habe. Als das wegfiel und meine Tabletten auch noch umgestellt wurden, ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Nach 4 Wochen ging es mir genauso schlecht wie als ich angekommen bin. Zusätzlich hatte ich immer den Drang nach Hause zu meiner Tochter zu gehen, weil das so nicht sein sollte, dass ich im Krankenhaus bin und nicht bei ihr (nach meinem Gefühl). Deswegen habe ich organisiert, dass ich in die Tagesklinik wechseln konnte. Dort bin ich jetzt auch schon seit 5 Wochen, aber mir geht es immer noch sehr schlecht. Manchmal ist es so schlimm, dass ich dann sogar Tavor nehmen muss. Letzte Woche war es mal etwas besser aber das hielt nur ein paar Tage, jetzt ist es wieder schlimm.
Ich möchte so gerne wieder die Mutter sein, die ich die ersten 4 Monate für meine Tochter war. Aber davon ist nichts mehr da. Ich habe schon so lange Erfahrung mit dieser Krankheit aber diese Phase hier ist so anders. So viel schlimmer und nichts hilft, was sonst geholfen hat. Ich bin total verzweifelt. Meine Mutter drängt mich dazu, in eine Mutter-Kind-Klinik zu gehen aber ich habe so Angst davor, so weit von Zuhause weg zu sein und dann trotz der Depression alleine für sie verantwortlich zu sein. Und eigentlich möchte ich auch nicht nochmal stationär gehen, es hat mir ja auch gar nichts gebracht. Ich liebe meine Tochter über alles und möchte nur das Beste für sie, aber gerade geht es mir so schlecht, dass ich Angst habe, es nie wieder zu schaffen, alleine für sie zu sorgen.
Kennt das jemand? Auch, dass die Symptome so gar nicht besser werden?
Musste heute wieder eine Tavor nehmen, weil es so schlimm war :(

Liebe Grüße
alibo79
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von alibo79 »

Hallo nanny, herzlich willkommen hier im Forum.
Erstmal will ich dir sagen, dass du wieder gesund wirst, es dauert manchmal einfach etwas länger und man braucht viel Geduld.
Wenn du hier im Forum liest, wirst du ganz viele ähnliche Geschichten finden und so viele Frauen, die verzweifelt waren und auch die sind alle wieder gesund geworden. Schau dir meine Geschichte an, ich bin auch ein schwieriger und komplizierter Fall, trotzdem geht es mir schon ziemlich gut.
Du schreibst, früher gab es Dinge, die dir in den depressionen geholfen haben, die aktuell nicht so wirken. Was hat dir früher geholfen, und gibt es im Moment etwas, was dir gut tut?
Wie sieht deine Medikation aus?
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Nanny
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Nanny »

Hallo Alibo,
danke für deine Antwort.
Wie kann ich denn deine Geschichte hier im Forum finden?
Ich freue mich für dich, dass es dir wieder gut geht.

Ich nehme 150mg Venlafaxin, 30mg Mirtazapin und 50mg Quetiapin. Diese Dosis jetzt seit etwas über einer Woche. Bis jetzt merke ich noch keine Verbesserung und habe Angst, dass Medikamente bei mir einfach gar nicht wirken. Haben sie die ganzen 17 Jahre nicht wirklich.

Früher wurde es immer besser, wenn ich versucht habe meinen Alltag so zu erledigen, wie wenn ich keine Angst und Depressionen hätte und dann wurde es Stück für Stück wieder besser, auch wenn das sehr anstregend war. All die Jahre ging das auch nie so lange. Ein paar Wochen und dann war es wieder so, dass man halbwegs damit leben konnte. Dieses Mal zieht es sich jetzt schon über 10 Wochen.
Sonst hatte ich auch immer mal wieder Phasen am Tag, an denen ich mich normal fühlte. Auch das ist dieses Mal nicht so.
Das macht mir alles so unglaublich Angst.

Kann es daran liegen, dass es diesmal halt auch Hormonell bedingt ist? Also das es so anders ist?
alibo79
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von alibo79 »

Hey, also es ist schon so, dass eine ppd irgendwie anders ist, durch die ganzen hormonelle Veränderungen, die der Körper durchlaufen muss, da können hier alle ein Lied von singen. Das kann es deswegen auch kompliziert machen oder auch langwierig. Mein Psychiater sagte mir, dass jede Depression, die man erneut hat sich in manchen Dingen ähnelt, aber in anderen Dingen auch unterscheiden kann.
Von den Medikamenten hätte ich gesagt, dass du da ja schon gut versorgt bist. Aber du nimmst die Medikamente ja noch nicht lange, da muss erstmal noch mehr zeit vergehen, damit du mehr merkst. Hattest du schon eher Medikamente? Und wie hat es dir geholfen? Bei mir ist es auch so, dass ich manchmal das Gefühl habe noch nicht 100 Prozent perfekt eingestellt zu sein, aber vielleicht ist es auch ein Wunsch denken, dass es die perfekten Medikamente gibt. Beim quetiapin kann man noch viel höher gehen, wenn der Bedarf da ist und mirtazapin auch. Nimmst du diese Sachen wegen der Angst oder zum schlafen?
Und was bei mir auch viel dazu beigetragen hat zu genesen, ist wie bei dir, dass leben und den Alltag wieder anzufangen. Auch wenn das manchmal sehr schwer war und ich viel kämpfen musste und viele Rückschläge hatte, aber das war bei mir ein wichtiger Teil davon wieder Normalität zu fühlen.
Wenn du meine Beiträge lesen willst, dann musst du oben im post auf meinen namen klicken, dann kommen alle Beiträge die öffentlich sind.
Ich bin hier seit gut zwei Jahren aktiv. Ich hatte mich in meiner 2. Schweren Episode angemeldet.
Der Beginn der Erkrankung war aber schon 2014 mit der ppd. Und rückwirkend betrachtet hatte ich schon viele Jahre davor depressionen und andere psychische Erkrankungen. Aber außer meine essstörung ist nichts davon erkannt oder behandelt worden. Aber die Depression und Angst war mit Sicherheit schon immer da nur ich habe die Gefühle durch toxischen Verhalten unterdrückt. Wie mega viel arbeiten, extrem viel Sport, kontroll Zwänge, essstörung, Perfektionismus usw
Aber ich habe mich immer wieder durch gewurstelt und bin wieder aufgestanden und auf die Füße gekommen.
Das wird bei dir auch so sein, da bin ich mir sicher.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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alibo79
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von alibo79 »

Sind bei dir denn auch Untersuchungen gemacht worden, um körperliche Erkrankungen auszuschließen? Zb Schilddrüse, Eisen, vitamine etc?
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Marika
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen bei uns!

Ich möchte dir auch ganz viel Mut zusprechen und Kraft senden. Du wirst wieder gesund werden, auch wenn es sich jertzt nicht so anfühlt. Aber es braucht tatsächlich viel Geduld und Zeit.

Wie meine Vorschreiberin schon gesagt hat, ist eine PPD wegen der großen Hormonellen Einflüsse schon besonders zu betrachten. Den allermeisten geht es nicht in wenigen Wochen wieder gut, sondern dauert länger, auch mit Medikamenten. Diese brauchen mehrere Wochen bis sie ihren Wirkstoffspiegel komplett entfaltet haben. Du schreibst dass du diese Medikamenten Kombi erst 1 Woche nimmst, das ist noch viel zu wenig lange. In der Zeit von 2 bis 4 Wochen kommt im Durchschnitt eine erste positive Wirkung durch.

Du schreibst dass dir die Medikamente früher nicht wirklich geholfen haben. Was hast du damals bekommen? Hast du die Medikamente immer durchgenommen, oder wenn es dir gut ging, wieder abgesetzt?

Dass du dich die ersten 2 Wochen im KH besser gefühlt hast, wird ziemlich sicher am Tavor gelegen haben. Kaum hast du es nicht mehr genommen, ging es dir wieder schlechter. Dann schreibst du, dass deine Medikamente generell umgestellt wurden, was hast du davor genommen?

Eine PPD ist zwar auch eine psychische Erkrankung und viele Symptome sind identisch mit den Episoden die man vielleicht schon durchgemacht hat. Aber sie hat berechtigter Weise eine Sonderstellung, weil sich nur hier die Hormone derart stark verändern und Einfluss nehmen. Das ist sicher mit ein Grund, warum sie oft länger dauert. Daher kannst du diese Situation nur wenig mit deinen vorherigen Episoden vergleichen.

Toll, dass du in der Tagesklinik bist. Versuch noch Geduld zu haben mit den Medikamenten, es dauert bis da eine positive Wirkung durchkommt. Das ist bei eigentlich allen Frauen hier so, bei mir war es das ebenfalls. Ich hatte eine schwere PPD vor 18 Jahren, davor hatte ich auch immer schon latent depressive, ängstliche und zwanghafte Episoden. .. aber zu wenig stark um als "krank" aufzufallen. Mit der PPD dann brach dieser Damm. Mein Weg war hart und lange, aber ich bin mit dem passenden Medikamente wieder gesund geworden und es geht mir heute besser denn je. 🤗🤗🤗
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nanny
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Nanny »

Hallo auch Marika und danke für deine Antwort.
Ich habe fast die ganzen letzten 17 Jahre Venlafaxin genommen. Im Krankenhaus habe ich es dann ausgeschlichen (was die hölle war) und bin auf ein anderes gewechselt (habe den Name gerade vergessen). Weil es aber nicht besser wurde und ich dann dachte, dass es diesmal vielleicht so anders ist, weil ich venlafaxin nicht mehr genommen habe, nehme ich es jetzt wieder. Naja daran lag es dann wohl doch nicht.
Schlafstörungen habe ich eigentlich nicht. Ich wache nur immer sehr früh auf und habe dann Angst/Panik.
Ich nehme die Tabletten jetzt ja schon über 4 Wochen, halt nur erst seit 1,5 erst in der Dosierung, das müsste doch jetzt wirken oder?
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass hier im Forum alle trotzdem noch irgendwie funktionieren, nur ich nicht. Hattet ihr nie Angst euch nicht mehr um eure Kinder kümmern zu können? Ich weiss nicht, ob ich es momentan den ganzen Tag schaffen würde und habe große Schuldgefühle deswegen. Heute ist es überhaupt wieder sehr schlimm :(

Auch habe ich große Angst, dass meine Beziehung daran kaputt geht und ich Alleinerziehend werde.
Nati
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Nati »

Liebe Nanny,

Ich stecke gerade auch akut in der PPD und kenne deine Ängste nur allzu gut. Mir geht es genauso. Ich habe auch Angst, dass es nicht mehr besser wird und meine Beziehung an der Krankheit scheitert.
Die ersten vier Wochen nach der Geburt hatte ich einen total Zusammembruch, sodass ich tatsächlich nicht mal in der Lage war meine großen Kinder zu versorgen und zu funktionieren. Nicht alle hier im Forum funktionieren, viele Frauen kämpfen genauso wie wir!
Lass uns gemeinsam hoffen und kämpfen, dass es von Tag zu Tag besser wird und wir eines Tages gestärkt diese Phase hinter uns lassen können.

Übrigens auch bei mir ist es heute wieder besonders schlimm.
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Marika
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Marika »

Möglicherweise war die Dosierung die Wochen davor einfach zu gering, als dass da eine Wirkung zu standen komme konnte. Das wäre jetzt mein Gedankengang. Eine Dosis Erhöhung kann auch dauern bis sie wirkt.

Ich kann dir von mir sagen, dass ich überhaupt nicht mehr "funktioniert" habe damals. Ich war am Ende, kein Schlaf mehr, nur noch Angst und Panikattacken und schwere Zwangsgedanken. Ich war nicht mehr in der Lage mein Kind selber zu versorgen, daher war in den ersten Wochen auch immer jemand bei mir und hat mir geholfen. Die ersten 5 Wochen habe ich zu meinem AD Escitalopram noch 15 mg Mirtazapin bekommen und täglich 1,5 mg Xanor (Xanor ist noch stärker als Tavor und ein echter Hammer in dieser Dosis). So habe ich die ersten Wochen bis Escitalopram ein bisschen gewirkt hat, überstanden. Danach war es ohne Xanor dann schon um einiges schwieriger. Es war weiterhin jeden Tag jemand bei mir, 2 x die Woche Therapie. Escitalopram wurde bis auf 30 mg rauf dosiert (was sehr viel ist) und ich musste lernen ganz langsam mit meinem Kind alleine zu sein und die Angst dabei auszuhalten. Das erste Jahr war oft ganz schwer und hart, bei mir waren es die Zwangsgedanken die mich komplett fertig gemacht haben. Hätte ich nicht so ein tolles Umfeld gehabt, wäre ein KH Aufenthalt notwendig gewesen. Nach einem Jahr kam dann endlich die Wende mit den erwähnten 30 mg. Das hat sehr gut gewirkt und ich bin stabil und gesund geworden. Ich konnte dann sogar auf 10 mg wieder runter, weiter geht nicht. Ganz ohne AD kippt mein System wieder. Aber so bin ich seit vielen Jahren jetzt gesund, stabil und glücklich.

Du siehst, ich war ganz ganz unten, ich dachte ich werde nie wieder gesund. Auch von Alibo die dir auch geschrieben hat weiß ich wie schlecht es ihr ging. Sie wird sicher noch selber antworten. Ganz viele hier sind diesen brutalen Weg gegangen und sind gesund geworden. Und das wirst du auch schaffen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sternschnuppe2023
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Nanny,
Auch ich kenne deine Ängste, dass die Beziehung daran zugrunde geht nur zu gut. Oder auch die Angst an der PPD zugrunde zu gehen. Funktioniert habe ich in meinem schlimmsten Tief nicht mehr. Konnte mich kaum noch zum trinken aufraffen. Bestand tags und nachts nur noch aus Angst und Anspannung.
Aber es wird besser. Du schaffst das. Gab es vor der Geburt Sachen, die dir besonders gut getan haben und Spaß gemacht haben?
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von alibo79 »

Hey nanny, nochmal zu den Medikamenten, ich finde deine dosierung schon ganz gut, gib den Medikamenten noch etwas zeit und die Ärzte wissen ja wie es dir geht und werden bei Bedarf die Medikamente anpassen. Es gibt ja noch einige Alternativen. Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass ich auch tavor bekommen hätte, aber da wurde in meinem Fall immer ganz vorsichtig gehandelt.
Und ja, ich war auch ein ziemlich schwieriger, komplizierter Fall. Ich war ja auch in einer tagesklinik 6 Monate lang. Eigentlich hätte ich stationär gemusst, so schlecht ging es mir. Aber wir haben uns dann für eine tagesklinik entschieden, da ich so noch bisschen meine Kinder sehen konnte. Und ich meine Tochter auch noch gestillt hatte.
Bei der 2. Episode ging es mir wieder sehr schlecht, da bin ich aber nicht in eine Klinik gegangen, da durch corona alles so kompliziert war.
Ich konnte in der PPD meine Kinder nicht mehr wirklich versorgen. Ich hatte für 6 Monate eine Haushalt Hilfe, die 8 h da war und abends ist für 6 Monate jeden Abend meine Mutter oder mein Vater gekommen, um mir mit den Kindern zu helfen.
In der 2. Episode war es ähnlich, da haben meine Eltern mir immer wieder geholfen. Meine Kinder waren aber zu dem Zeitpunkt ja schon 6 und 8 , da war es etwas einfacher als mit Kleinkinder.
Es waren einfach sehr schlimme Zeiten, aber ich habe sie überwunden und ich komme wieder gut klar im Leben und das zählt.
Das wird auch bei dir so sein. Du hast jetzt gute Medikamente, mein Arzt und mein Therapeut haben mir immer gesagt, mit Medikamenten und Therapie, ist eine Depression zu heilen zwar trotzdem ein steiniger Weg, wenn man aber begonnen hat diesen Weg zu gehen, dann geht es immer vorwärts mit stolpern und rutschen und auch mal hinfallen, aber trotzdem vorwärts. Du wirst nicht noch tiefer sinken, das weiß ich, du wirst schritt für schritt deinen Weg machen und immer ein bisschen der Genesung näher kommen.
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Nanny
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Nanny »

Vielen Dank für euren Zuspruch.
Dann bin ich ja doch nicht so alleine damit. Ich vergleiche mich nur stänidig auch mit den anderen aus der Tagesklinik (was natürlich nicht gut ist) und die kommen mir alle so normal vor und ich heule einfach jeden Tag da und es wird nicht besser. Momentan bin ich auch sehr hin und hergerissen, ob es da das richtige für mich ist, weil ich mich so unwohl da fühle.

Habt ihr auch so Druck von außen bekommen?
Mein Freund meinte jetzt zu mir (auf die Frage warum er so abweisend zu mir ist), dass ich ja nicht mehr die selbe wäre und solange ich das nicht wieder wäre, wäre es schwer für ihn anders zu mir zu sein. Meine Mutter hat immer mal wieder Druck gemacht wegen der Mutter-Kind-Klinik und meine Zwillingsschwester sagt ich muss einen Weg finden alleine damit zurecht zu kommen.

Zu der Frage was mir sonst gut tut... Ich unternehme viel mit Freunden oder der Familie, gehe jeden Tag mit meinem Hund in den Wald, gehe gerne in die Sauna und bastel gerne.
Momentan macht mir aber nichts davon Freude und das finde ich richtig traurig.

Bin leider auch immer noch total im Wiederstand gegen diese Krankheit, was es ja definitiv noch schlimmer macht, aber ich bekomme es nicht hin sie zu akzeptieren. Vorallem jetzt als Mutter nochmal schwieriger. Könnt/konntet ihr das?
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Marika
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Marika »

Akzeptieren konnte ich die Erkrankung (heute nenne ich sie liebevoll "Besonderheit) lange nicht. Ich wollte oft die Heilung erzwingen, zweifelte an dem AD, an meinem Arzt und der Therapie. Es ging mir viel zu langsam, ich wollte so schnell wie möglich wieder "funktionieren". Aber genau das lässt die Erkrankung nicht zu. Sie zwingt uns hinzuschauen: auf uns, unser Leben und evtl krankmachende Verhaltensmuster.

Für das Umfeld ist es oft auch schwer zu akzeptieren, dass eine PPD überhaupt existiert bzw, dass die Partnerin, Tochter, Schwester daran leidet. Es tut mir extrem weh, dass du solche Sachen gesagt bekommst. Du hast Liebe, Fürsorge, Hilfe und offene Ohren und Herzen verdient. Mein Partner hat sich damals auch schwer getan. Er meinte zu mir, jetzt hätte ich doch alles und sei trotzdem "unzufrieden". Mein Arzt hat dann das ganze sehr gut erklärt, da hat er angefangen umzudenken. In einer Partnerschaft heißt es ja "in guten, wie in schlechten Zeiten (besonders in schlechten!!!) und das darfst du auch so erwarten. Hat deinem Partner schon mal ein Arzt deine momentane Situation erklärt? Vielleicht würde das helfen. Ich habe im Freundeskreis auch manchmal blöde und dumme Kommentare bekommen, aber mit der Zeit habe ich gelernt die passenden Antworten darauf zu geben und sie zum Schweigen zu bringen. Wenn man diese Erkrankung nicht hat, ist es ganz schwer, sich da rein zu fühlen. Aber da hilft Information und Kommunikation... das würde ich besonders deiner Schwester empfehlen. Wenn sie keine besseren "Ideen" hat, wäre es vielleicht nicht schlecht, im Moment etwas auf Distanz zu gehen.

Druck ausüben ist das schlechteste was man tun kann. Vielleicht könnte dein Umfeld ja auch hier mal reinlesen, um ihren Horizont zu erweitern. Wir jedenfalls sind zu 100 % für DICH da, haben offene Ohren und Herzen. Es ist zwar "nur" virtuell, trotzdem sind wir alles echte Frauen mit genau dem selben Problem wie du. Fühl dich gedrückt!
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Nanny,

Das tut mir so unglaublich leid zu lesen, dass du von außen so viel Druck bekommst. Gibt es denn eine gute Freundin, die für dich da sein kann und mit der du besser reden kannst, als mit deiner Familie?
Meine Familie war leider auch null verständnisvoll und haben eher gemeint, Ärzte, etc. Helfen einem eh nicht und man muss sich zusammen reißen. Ich habe dann als es mir richtig schlecht ging und null Verständnis kam, erstmal für ca. 2 bis 3 Wochen den Kontakt abgebrochen. Da mir jeglicher Druck geschadet hat. Auch Leute aus meinem Umfeld, die meinten ich müsse halt einfach nur mal positiv denken..
Es gibt von Schatten und Licht infomaterial, dass hatte ich vor einiger Zeit meiner Mama hingelegt, sie wollte leider nichts davon wissen. Meinem Freund hat die Broschüre geholfen, es besser zu verstehen. Das es wirklich eine Krankheit ist und man mit dem Willen allein da nicht gegen ankommt.
Mein Therapeut hatte mir damals geraten, die Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, langsam wieder aufzunehmen. Und dass es normal ist, dass es einem am Anfang keine Freude macht und es Zeit brauch, bis das wieder kommt.

🩷
Liebe Grüße
alibo79
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Re: Angst, dass es nicht mehr besser wird

Beitrag von alibo79 »

Hey nanny, bei mir war es in der tagesklinik genauso. Ich habe geheult ohne Ende und war völlig überfordert von allem, den Therapien, den Gesprächen usw.
Alle um mich rum schienen so viel stabiler und weiter als ich und schneller gesund. Ich habe gesehen wie nach und nach die mit Patienten entlassen wurden und ich war immer noch da. Ich hatte große Angst auch entlassen zu werden in einem Zustand, der unerträglich war. Aber ich habe sehr viel Zeit bekommen. Deswegen auch die 6 Monate.
Danach war mein weg auch noch lange und schwer. Aber was ich im Nachhinein mitbekommen habe und worauf ich stolz bin. Viele von den Patienten mit denen ich in der Klinik war. Mussten nach kurzer Zeit wieder behandelt werden und ich habe mich durch gekämpft. Wie sagt man, was lange dauert wird dauerhaft gut , oder so.
Mit deinen Hobbys, ich ch finde es gut kleine Dinge davon wieder zu machen. Ich fand auch alles blöd mir war immer zum heulen. Aber ich habe irgendwann wieder angefangen bisschen Sport zu machen und zu sagen, ja ich bin zwar traurig, aber ich weiß dass Sport mir Spaß macht und ich mach das jetzt, egal was die Depression sagt, ich bin der Chef und stärker als die Depression. Und es war sehr oft so, dass ein funken positives Gefühl dann auch aufkam. Im Wald zu sein, Bewegung ist ein super Tool um die Depression für eine zeitlang zurück zu drängen, deswegen mache es ruhig.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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