Ich will doch nur mein Baby genießen

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Ivy
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Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Hallo ihr lieben,
ich bin sehr verzweifelt. Vor 5 Wochen habe ich meinen Sohn per Kaiserschnitt bekommen. Er ist ein absolutes Wunschkind für das wir alle Hebel in Bewegung gesetzt haben. Ich selber habe schon länger eine diagnostizierte Angststörung und Depressionen aber so schlimm war es noch nie. Habe immer mal wieder Sertralin und Mirtazapin genommen und nach einer gewissen Zeit wieder abgesetzt. In der Schwangerschaft und danach war ich auf 7,5 mg Mirtazapin zum schlafen eingestellt. Am Tag nach dem Kaiserschnitt fingen die ersten Symptome an. Angst, Übelkeit, Appetitlosigkeit. Trotzdem hab ich mich sehr über mein Baby gefreut und dachte an Baby Blues und Übermüdung. Die Symptome blieben erst mal und ich hatte Angst vor einer Wochenbettdepression. Mein Mann war in Elternzeit zuhause und wir teilten uns die care Arbeit auf. Das größte Problem war das ich nicht schlafen konnte und in ständiger Alarmbereitschaft war. Ich hatte Angst vor plötzlichem Kindstod, das ich alles falsch mache, stillen klappte nicht richtig und tat nur höllisch weh. Ich war die ganze Zeit angespannt, wütend und hab viel geweint.
Irgendwann wurden die Symptome besser und ich dachte ich bin übern Berg. Bis es mir vor 1 1/2 Wochen komplett den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
Ich habe Panikattacken wenn mein Kind schreit, will mein altes Leben zurück, will mein Kind nicht haben, will meinen Mann nicht teilen. Ich schäme mich so dafür. Seit dem liege ich nur im Bett bin antriebslos und trotzdem so unruhig dass ich mir gerne die Haut vom Körper ziehen möchte. Ich habe einen ständigen Druck auf der Brust und eine zugeschnürte Kehle. Ich kann nicht schlafen und nicht essen. Vielmehr muss ich ständig würgen und mich schüttelt es wenn ich ans Essen denke. Alles in meinem Körper ist verspannt. Aus purer Verzweiflung bin ich letzte Woche in die Ambulanz vom bkh gegangen. Hier haben sie mir wieder sertralin aufgeschrieben und Atosil als Notfallmedikament. Nächsten Montag habe ich einen Termin beim Psychiater und am Donnerstag bei meinen alten Therapeut(wobei die letzte Therapie bei ihm nicht so erfolgreich war). Trotz Medikamenten kann ich nicht schlafen und nicht wirklich essen. Abends wird es immer leichter und ich kann eine Kleinigkeit essen auch wenn das keine Freude bereitet dabei liebe ich essen sehr wenn es mir gut geht. Ich habe Angst stark an Gewicht zu verlieren. Abends kann ich auch mal mein Kind halten wickeln und füttern bin danach aber platt, merke aber das da liebe ist, er zuckersüß ist und ich ihn gar nicht hergeben will.
Ich habe Angst vor der Nacht und vom nächsten morgen weil ich weiß ich kann nicht schlafen und muss morgens wieder so extrem stark würgen und es mir wieder richtig schlecht geht und ich vor Ängsten nicht klar denken kann und es kaum aushalte. Im Moment wird es eher schlechter als besser und ich habe starke Nebenwirkungen wie Übelkeit Schwindel Kopfschmerzen und Benommenheit. Ich kann aber nicht unterscheiden von was die Nebenwirkungen kommen. Ich habe Angst das die Medikamente nicht anschlagen und ich für immer im Bett liegen werde. Im Moment kümmern sich Omas, Opas und Tante um meinen Sohn bis mein Mann mit arbeiten fertig ist. Er übernimmt den Abend und die Nacht.
Kann mir jemand Hoffnung machen und sagen das ich bald aus dem Bett raus komme und mich um mein Kind kümmern kann? Wie lange wird das noch so weitergehen? Klinik kommt für mich nicht in Frage weil ich nicht von zuhause weg sein kann, hab ich schon ausprobiert. Aber kann ich ohne stationären Aufenthalt gesund werden?
Ich kann das einfach nicht mehr aushalten und will das alles normal ist und ich die babyzeit genießen kann.
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Marika
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Hallo Ivy, herzlich Willkommen bei uns!

Ich muss dir gleich antworten, weil mich vieles von deiner Geschichte an mich erinnert vor 18 Jahren. Ein Wunschkind - ein kleiner Junge. Ein Kaiserschnitt, zuerst recht gut, dann nach 5 Wochen der komplette Zusammenbruch. Nicht essen, nicht schlafen, Angst und Panikattacken, keine Chance den Kleinen alleine zu versorgen. Die furchtbare Angst, dass die verordneten Medikamente nicht helfen. Latent hatte ich ebenfalls schon davor eine Zwangsstörung, die aber nicht diagnostiziert wurde. Meine Eltern und Tante und Cousine haben mir durch den Tag geholfen, bis mein Mann Abends kam. Ja, was du gerade durchmachst ist die Hölle, ich habe das selbe erlebt.

Aber: Ich bin gesund geworden und ich versichere dir, dass du das auch schaffen wirst. Es braucht nur ein bisschen Zeit. Vorallem Zeit, bis das Sertralin wieder seinen Wirkstoffspiegel aufgebaut hat. Im Moment hast du wahrscheinlich einen Mix aus Nebenwirkungen und Symptomen der Erkrankung. Hatte ich haargenau so und bekam zur Überbrückung noch ein viel stärkers Medikament als dein Atosil und Mirtazapin zum schlafen. Mein Haupt AD war Escitalopram. Ich dachte wirklich mein Leben ist vorbei, ich komme auf die Geschlossene und mein Kind wird mir weg genommen. Aber nichts davon ist eingetreten.

Genau wie du hatte ich die Hilfe meiner ganzen Familie und das war auch der Grund, warum keine Klinik nötig war. Es ist also mit guter Unterstützung auf jeden Fall möglich, daheim gesund zu werden. Sehr gut, dass du zu deinem Therapeuten kannst... das ist jetzt erst mal sehr wichtig, dass du regelmäßig über alles reden kannst.

Ich glaube dass du sehr gut unterstützt wirst. Das Setralin braucht noch etwas Zeit. Es gäbe wie gesagt noch stärkere Überbrückungsmedikamente als Atosil. Das nur zur Info, falls diese Phase dich quält. Dein Arzt kann dir da sicher weiterhelfen.

Liebe Ivy, du wirst das schaffen, auch wenn es jetzt utopisch klingt. Schreib uns gerne dann wie es am Donnerstag beim Psychiater war. Wie sieht eigentlich deine Dosierung aus?
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Ivy
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Danke liebe Marika für deine Worte. Im Moment ist das alles schwer vorstellbar. Gestern hatte ich mal einen Tag der ganz ok war und man denkt jetzt wird’s besser und zack heute schon wieder alles vorbei und tiefschwarz.
Vom Mirtazapin nehme ich 7,5 mg und vom sertralin ab morgen 75 mg. Des Atosil bei Bedarf 25 mg. Da nehm ich grad immer eine abends und eine morgens.

Bis Ende Januar sind wir mit Familie gut abgedeckt und dann müssen wir mal weiter schauen. Ich hoffe bis dahin bin ich wieder so fit das ich meinen Alltag stemmen kann.
Ich hab einfach so eine riesengroße Angst das ich das nie schaffen werde und ob es nicht besser gewesen wäre kein Kind zu bekommen. Auch für meinen Sohn…
katl0607
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von katl0607 »

Hi Ivy!

Lass Dich erstmal gedanklich drücken von mir!
Es tut mir leid, dass es Dir aktuell schlecht geht!

Lass Dir von einem alten Hasen wie mir sagen, dass unsere Krankheit in Wellen verläuft. Gute und schlechte Phasen wechseln sich ab. Das ist völlig normal- auch wenn es für dich bedrückend ist.
Es ist schon ein sehr gutes Zeichen, dass du schon einen besseren Tag dazwischen hattest! Und leider auch normal, dass darauf ein nicht guter Tag folgte.
Lass Dich davon nicht entmutigen.
Die guten Tage werden mit der Zeit mehr und die schlechten werden weniger. Ganz sicher!
Wichtig ist, dass du deine Medikamente so einnimmst wie es dir dein Arzt verordnet hat. Zweite wichtige Säule ist die Gesprächstherapie.
Dritte Säule ist die Unterstützung zu Hause. Alle Leute aktivieren die helfen können und wollen. Du und dein Mann braucht Zeitinseln. Diese müssen geschaffen werden damit ihr für euch wisst, wann die nächste Pause stattfindet.
Achja, und wegen der Klinik: es gibt Tageskliniken ( dort ist man unter Tage und am Abend wieder zu Hause).
Dann gibt es Kliniken in die Frau ihr Kind mitnehmen kann oder es gibt die Variante, dass die Mama auf Kur geht und der Papa beim Kind zu Hause bleibt (läuft über die Krankenkasse).
Es gibt immer einen Weg!

Ich drücke euch die Daumen!

Liebe Grüße
1. Kind geboren 7/14
Ab der Geburt schleichend Ängste und Panikattacken.
sertralin 100 mg
Promethazin Trpf bei Bedarf
Ivy
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Hallo ihr lieben.
Ich bin absolut verzweifelt.
1 1/2 Wochen ging es mir sehr gut. Ich konnte essen ich konnte ok schlafen und ich konnte mich um mein Baby kümmern und habe die Zeit mit ihm sehr genossen. Es war so schön. Fast als wäre nichts gewesen. Meine Schwiegereltern sind abgereist und zu meinen Eltern habe ich gesagt ich schaffe das allein da ich es ja die Tage zuvor auch allein gemeistert hab.
Und gestern wie aus dem nichts kam vormittags die angst wieder hat sich den Tag über gesteigert und jetzt ist alles wieder wie am Anfang und ich lieg im Bett, hab die Übelkeit und das würgen und keinen Appetit. So als würde ich gar keine Medikamente nehmen. In der Früh war noch alles in Ordnung und auch die Nacht war ok. Ich verstehe das nicht. Ich hab es doch die Tage zuvor ohne Probleme geschafft… was ist jetzt auf einmal los? War das bei jemandem ähnlich? Ich hab so Angst das ich es nie schaffen werde mich ohne Hilfe um mein Baby zu kümmern und diese Angst ist ja unbegründet da ich es schon geschafft habe aber sobald ich komplett auf mich gestellt bin geht alles von vorne los und das lässt mich stark verzweifeln. Ich will das alles nicht haben diese bescheuerte Krankheit und auf medis angewiesen zu sein die ja anscheinend gar nicht helfen. Ich nehme jetzt seit 2 Wochen 75 mg sertralin und 15 mg Mirtazapin. Davor habe ich lange 7,5 mg Mirtazapin und 1 Woche 50 mg sertralin genommen. Das müsste doch jetzt schon helfen. Und warum ging es mir schon so gut und warum kommt das einfach so wieder.
Ich habe noch stärkere Notfall Medikamente bekommen die ich aber ungern nehmen möchte da sie schnell abhängig machen können. (Lorazepam und zopiclon). Mein Therapeut meint er weiß auch nicht mehr was er noch tun kann da ich ja schon mal in langzeit Therapie bei ihm war. Aber daraus konnte ich für mich nicht viel mitnehmen außer wie ich stressoren aus dem Weg gehen kann. Er meint immer ich solle meditieren als wäre das der Schlüssel zu allem.
Im neuen Jahr habe ich wieder einen Termin bei der Psychiaterin. Sie will die Medikamente noch erhöhen hat aber gemeint sie will die Feiertage abwarten da ich stark auf die Nebenwirkungen reagiere. Ich hab das Gefühl das bringt alles nichts und mein Leben ist vorbei. Ich hab dieses zauberhafte Wesen geboren und kann die Zeit wieder nicht genießen. Es passiert jeden Tag soviel Neues und ich verpasse alles. Er braucht seine Mama gerade so sehr und ich bin jetzt wieder nicht mehr da. Das fühlt sich so schlimm an. Ich kann und will einfach nicht mehr. Das ist alles so anstrengend.
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Marika
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe

Was du erlebst ist typisch für unsere Erkrankung: es geht plötzlich besser, man fühlt sich gut, kann vieles wieder machen und pengg: von jetzt auf gleich kommt ein Tief, dass einen verzweifeln lässt. Das war bei mir und eigentlich allen Betroffenen hier ganz genau so. Warum? Diese Erkrankung verläuft in Wellen, leider müssen wir da durch.

Bei einer PPD gibt es so viele Gründe, warum gerade Anfangs trotz Medikamenten und Therapie solche Tiefphasen kommen. Ein großer Faktor ist natürliche Stress. Du hattest jetzt Hilfe und Sicherheit durch deine Familie. Jetzt bist du wieder alleine und das ist Stress. Du bist noch nicht gesund und da reichen kleine Alltagssituationen um das noch so sensibele System völlig zu überfordern. Und die Babybetreuung alleine ist Mega Stress. Dann die Hormone. Da tut sich ja auch ständig was nach der Geburt. Diese Veränderungen haben einen großen Einfluss auf die Gehirnchemie. Das nächste ist, dass 75 mg Sertralin wahrscheinlich zu wenig sind um stabil zu werden, wenn man die schwere deiner Symptome anschaut. Das hat deine Ärztin eh schon angedeutet. Die Dosis wirkt aber auf jeden Fall schon, das merkt man daran, dass du schon 1,5 gute Wochen hattest. Das ist super. Ich musste lange darauf warten, bis das bei mir so war. So gesehen, hast du relativ zügig eine Verbesserung. Hört sich für dich jetzt wahrscheinlich blöd an, aber die Richtung stimmt. Diese Erkrankung braucht viel Zeit und Geduld. Es geht nicht linear nach oben, die Genesung verläuft in Welle. Hochs und Tiefs wechseln sich ab. Aber die Hochs kommen mit der Zeit immer öfter und die Tiefs werden weniger, bis sie dann ganz ausbleiben. Darauf solltest du dich einstellen, dann kommt man da etwas leichter durch.

Du bist bei weitem nicht stabil, geschweige denn gesund. Du solltest noch Hilfe haben. Du brauchst noch viel Ruhe bzw. auch Zeit für dich. Das kommt viel zu kurz wenn du jetzt alles alleine machst. Dein Notfalltmedikamt kannst du ruhig nehmen, eine Abhängigkeit tritt nicht so schnell ein. Ich habe meines 5 Wochen genommen, täglich und konnte es dann ohne Probleme ausschleichen. Du entlastet damit das überreizte und gestresste Nervensystem, das ist im Moment ganz wichtig. Deine Ärztin hat es dir für genau solche Situationen verschrieben.

Sehr schade finde ich die Aussage deines Therapeuten... er weißt nicht mehr weiter... :roll: du bist an einer schweren PPD erkrankt, die Hormone fahren Achterbahn, ein kleines Baby ist Stress pur. Eigentlich sollte er dir zeigen wie du mit Angst umgehst, Übungen zeigen wie du Angstattacken durchtauchen kannst. Dir erklären warum dein Körper gerade so reagiert, daß würde die Angst etwas mildern. Stressoren aus dem Weg gehen klingt gut... ist aber viel, viel, viel zu wenig. Wenn er da nicht mehr weiß, wäre vielleicht eine Fortbildung nicht schlecht. Sorry, dass ich grad so offen schreibe, aber ich werde immer wütend, wenn Fachpersonen solche Aussagen tätigen und damit der betroffenen Frau noch mehr Kummer macht. Dein Baby ist jetzt 7 Wochen alt, oder? Deine PPD ebenfalls... und er weiß schon nicht mehr was er tun soll???? Also das ist einfach krass und viel zu wenig für einen Therapeuten. Vielleicht könnte deine Psychiaterin dir helfen, jemanden kompetenteren zu finden?

Nichts desto trotz: auch wenn jetzt dieses Tief da ist, die Richtung stimmt. Das zeigt der Umstand, weil es dir schon so viel besser ging. Eine Erhöhung wie deine Ärztin sie andenkt, klingt sehr gut. Wir alle kennen diese Tiefs, sie bedeuten nicht, dass die Medikamente nicht helfen. Sie gehören leider auf dem Weg zum Gesund werden dazu.

Halte durch, es wird wieder besser und du wirst gesund werden.
Liebe Grüße von
Marika

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Ivy
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Oh man… Das ist so anstrengend und kräftezehrend. Ich war der Meinung ich hab die schlimmste Phase geschafft und bekomme nur „kleine“ Tiefs und werd nicht wieder komplett runter gezogen. Es fühlt sich nicht so an als würde alles wieder gut werden. Ich hab ja schon gelesen wie hier alle wieder gesund wurden aber ich habe Angst das genau ich diejenige bin bei der es nicht so ist und das die Angst immer wieder kommt sobald ich auf mich allein gestellt bin und das bin ich nicht mal wirklich da mein Mann von zuhause aus arbeitet. Andere schaffen das alles alleine ohne Unterstützung und ich bekomme das nicht mal mit hin, das ist schon erbärmlich.
Ja es ist anstrengend sich um das Baby zu kümmern aber ich habe es wirklich genossen die letzten Tage es hat sich fast so angefühlt als wäre ich süchtig nach diesem kleinen Menschen und jetzt is wieder alles überschattet. Das fühlt sich so schlimm an.
Ja ich denke auch die medis müssen nochmal erhöht werden kurzzeitig war ich der Meinung vielleicht waren es ja nur hormonschwankungen und es hat sich eingespielt und ich brauche keine Medikamente und zack ziehts einem wieder den Boden unter den Füßen weg. Das lässt sich so schwer aushalten.
Ja das mit dem Therapeuten fand ich auch richtig doof. Vorallem da ich nicht das Gefühl habe er hat alles getan was er tun kann. Ich würde so gern die Hintergründe meiner Angst kennen um daran arbeiten zu können aber ich kann sie allein nicht raus finden. Ich denke sie kommen aus meiner Kindheit manchmal fühl ich mich in überfordernden Situationen selber wie ein Kind als wäre ich dem ausgeliefert.
Es ist halt schwer wenn der stressor die krasse alleinige Verantwortung fürs Baby ist. Dem kann ich ja nicht aus dem Weg gehen. Ich hab schon Kontakt mit anderen Therapeuten aber die sind alle voll. Ich mag meinen Therapeuten gerne aber leider glaube ich das er nicht der richtige für mich ist. Aber besser als niemand. Mein Baby ist heute 8 Wochen alt. Ich werde das mal bei der Psychiaterin ansprechen. Sie ist selber auch Therapeutin. Vielleicht kann sie mir helfen.
Ich hab jetzt noch im Januar Unterstützung und weiß leider nicht wie es danach weitergeht. Meine Familie unterstützt wo sie kann und auch die Familie von meinem Mann. Aber niemand kann verstehen wie es mir geht und warum es so lange dauert und schon gar nicht da ich doch jetzt Medikamente nehme. Jetzt müsste es doch weg sein…
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Marika
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Es ist nicht erbärmlich, du bist krank und kannst gar nichts dafür!!!

Medikamente helfen sehr gut, aber Wunder Pillen die eine PPD nach 2 Wochen weh zaubern sind sie nicht. Es dauert manchmal bis zu 12 Wochen, bis der Wirkstoffspiegel aufgebaut ist und es muss die Dosis passen. Daneben braucht es auch meist eine Veränderung im Alltag selber, ein Umlernen wie man mit Stress, Angst usw umgeht. Eine PPD ist eine sehr schwere Erkrankung die von Ärzten oft mit einem Herzinfarkt verglichen wird. Da braucht es viel Zeit, Medikamente, Therapie, Unterstützung usw bis man wieder gesund ist. Vielleicht würde es deinen Angehörigen helfen, wenn deine Ärztin das mal erklärt.

Jede Betroffene hier dachte sie ist sicher die einzige die nicht gesund wird. Ich auch. Das ist eine typische Denkweise wenn man noch sehr krank ist. Du wirst aber immer stabiler werden, besonders wenn die Dosis angepasst wird. Stell dich darauf ein, dass es einfach viel Zeit und Geduld braucht, sei liebevoll mit dir und betitle dich nicht als "erbärmlich". Eine PPD ist eine schwere Erkrankung... nur weil man sie nicht sieht auf den ersten Blick wird sie immer noch tabuisiert. Das ist schlimm für uns Betroffene.

Es ist schön, dass du noch Unterstützung hast, die sollte so lange wie nötig da sein. Das hilft am meisten. Und wir helfen dir auch. Du schaffst das, davon bin ich überzeugt...❤️❤️❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Vielen Dank für deine Worte Marika.
Es ist nur so schwer geduldig zu sein. Ich möchte diesen Zustand einfach nicht mehr aushalten müssen alles in mir wehrt sich und weiß nicht was ich tun soll damit es besser wird. Ich würde mich gerne aufraffen und etwas tun z.B. spazieren gehen oder etwas nähen und mein Mann versucht immer mir viele Vorschläge zu machen um mich abzulenken aber ich fühle mich wie gefangen und schaff es nicht irgendetwas zu tun. Als es mir besser ging war ich draußen beim spazieren hab mit meinem Mann etwas gespielt und darauf hatte ich auch Lust und jetzt ist wieder jegliche Lust auf etwas weg. Ich hab so Angst das dieses Tief nicht wieder weg geht wie beim letzten Mal. Hattest du auch wieder ganz krasse Tiefs die Weg gingen? Und was hat dir oder anderen geholfen? Muss ich einfach abwarten? Ich hab einfach keine Kraft mehr vorallem auch weil ich nichts essen und nicht richtig schlafen kann.
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von alibo79 »

Hallo ivy,
Ich möchte dir auch antworten. Ich bin schon 2x an sehr schweren der erkrankt. Und musste durch eine sehr harte Zeit gehen. Auch ich hatte teilweise sehr oft und sehr heftige tiefs, die mir den Boden wegrissen und mich in die düstersten Abgründe katapultiert haben. Meine Zustand war schlimm und die Tiefs grauenvoll. ABER, alle tiefs sind vorbei gegangen und ich bin nach und nach gesund geworden. In den tiefs konnte ich es absolut nicht nachvollziehen und ich dachte ich werde nicht gesund, ich halte es nicht länger aus. Aber die depressionen waren irgendwie auch eine Reise zu mir selbst. Ich musste schmerzhaft lernen was gut für mich ist und was nicht.
In den tiefs hat mir am besten geholfen, eine Mischung aus immer wieder mir gutes tun, auch wenn ich in dem Moment eh alles blöd fand und mir zum heulen war. Ich habe mit der Zeit trotzdem Dinge gefunden, die alles etwas erträglicher machen. Dann Ablenkung mit zb backen, Sport, joggen, nette Videos schauen usw. Du mußt nicht denken, dass ich das alles mit Spaß gemacht habe, 8ft bin ich durch den Wald gegangen und habe geheult. Aber es war trotzdem besser als im Bett zu sein und zu heulen. Dann immer wieder Pause machen und mir liebe von meiner Familie zu holen.
Zu deinem schlafen, ich meine du nimmst mirtazapin, dass kann dein Arzt noch höher dosieren. Schlaf ist wichtig zum gesunden und zu Kräften zu kommen. Und deine Notfall Medikamente hast du ja extra dafür bekommen. Mein Arzt und mein Therapeut, die nicht so schnell diese Medikamente verschrieben haben haben mir gesagt, dass ich wenn ich 3 bis 5 sehr schlechte Nächte hatte, dann ruhig Bedarf nehmen soll. Aber es war bei mir trotz der schweren schlafstörungen so, dass dann der Körper so müde war und ich wieder gute Nacht hatte.
Ist dein Schlaf schlecht, wegen der depression oder weil euer Baby soviel weint?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von alibo79 »

Und wegen des Therapeuten, ich finde solche Aussagen immer echt blöd, sowas habe ich hier immer wieder von anderen Frauen auch gehört. Das verunsichert einen total und gerade das darf in einer Depression nicht sein. Ein Therapeut soll dem Patienten beistehen, ihm Mut machen und Hoffnung geben und auch das Gefühl geben, da ist ein Mensch , der für mich da ist mit all meinen Gefühlen, Sorgen und Gedanken. Wie ein Fels in der Brandung.
Leider dauert es oft bis man einen Platz bekommt, aber ich denke du kannst es auf jeden Fall probieren. Und bis dahin sollte dein Therapeut dir wenigstens zuhören und für dich da sein.
Mein Therapeut ist auch ein älterer Mann mit viel Erfahrung. Er ist natürlich nicht wie eine Freundin mit der man quatschen kann, aber es soll ja auch eine Therapie sein. Und vielleicht ist eine Frau auch anders als ein Mann, aber für mich war es trotzdem okay. Und in der PPD war ich glaube ich 3 Jahre gewesen und hatte gefühlt alles mit ihm bearbeitet. In der zweiten Episode war ich wieder bei ihm , da haben wir viele Dinge nochmal wieder besprochen, auch wenn es doppelt gemoppelt war, hat es mir gut getan und hat alles wieder aufgefrischt.
Man hat ja im Leben so seine Themen, die man als Päckchen tragen muss und was vielleicht auch immer mal wieder besprochen werden muss.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ich kann mich alibo in allem komplett anschließen. Mein Weg ging durch ganz tiefe Abgründe, zu nichts Lust, nur Angst und Panik. Nicht schlafen und essen können, das Gefühl nie wieder da raus zu kommen. Es war die Hölle. Und Geduld... Dieses Wort nur zu hören von meinem Psychiater... am liebsten hätte ich ihn jedes Mal angeschrieen, dass er sich diese Geduld sonst wo hinstecken soll. :roll:

Es ist ganz schwer, wir alle können uns total in dich hinein fühlen. Man fühlt dich so machtlos, so ausgeliefert. Aber das wird immer besser werden. Die Medikamente brauchen Zeit um richtig zu wirken und daneben musste auch ich lernen: was tut mir gut, wer tut mir gut und wo liegen die Verhaltensmuster die mir schaden. Das alles dauert, aber in einer guten Therapie ist dieser Weg etwas leichter.

Manchmal musste ich in meinen Tiefs den Schmerz aushalten, dann wieder habe ich mich gezwungen wenigstens ein paar Schritte raus zu machen, eigentlich so wie alibo. Anfangs ohne dass da Spaß oder gar Glück dabei war, ich habe es trotzdem gemacht. Mit der Zeit beginnt das wirklich zu helfen, wieder etwas positivere Gefühle und Gedanken zu entwickeln. Es geht nur leider nicht von heute auf morgen.

Halte weiter durch Liebes, wir begleiten dich auf deinem Weg.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Ivy »

Hallo alibo,
Danke das du auch antwortest. Das gibt Hoffnung das die Zeit alle Wunden heilt. Aber es ist trotzdem immens schwer auszuhalten. Ich hab am Tag so einen Verlauf das es immer schwächer wird und ab 6/7 Uhr ist es dann quasi wie weg als würde ich aus einem Albtraum aufwachen. In der Zeit kann ich dann was essen und mein Baby und meinen Mann genießen. Aber die Zeitspanne in der es mir gut geht ist einfach viel zu kurz und ich dachte es wird bestimmt immer früher am Tag besser bis es weg ist. Aber irgendwie passiert das nicht. Ich warte gefühlt den ganzen Tag auf den Abend weil ich weiß es wird besser und dann Zack ist der Abend vorbei und das ganze Spiel geht von vorne los. Abends denke ich immer ja jetzt geht’s mir wieder besser morgen wird ein guter Tag dann wache ich nachts wieder völlig getrieben auf und mir ist speiübel. Ich kann abends durch das Mirtazapin eigentlich fast immer ganz gut einschlafen aber wache dann plötzlich nachts auf und mein ganzer Körper besteht aus Angst und innerer Unruhe. Das kann manchmal schon gegen 2/3 Uhr sein und an anderen Tagen auch mal um 5/6 Uhr. Natürlich hat die Nacht auch einige Unterbrechungen weil das Baby weint und Hunger hat. Und wenn man dann alles zusammen nimmt bleibt nicht ganz so viel Schlaf übrig. Heute Nacht war ok. Ich konnte von 22 Uhr bis 6 Uhr mit 3 Unterbrechungen schlafen. Aber vom Gefühl her reicht das immer noch nicht aus. Ich bin einfach sooooo müde und ausgelaugt und gleichzeitig soooo unruhig und getrieben. Wie kann das denn gleichzeitig sein???
Ich weiß das ich auf jeden Fall sehr sensibel bin und auch stark körperlich reagiere auch wenn ich z.B. aufgeregt bin schon in der Schule vor einer Klausur oder ähnlichem. Vorallem Veränderungen machen mir stark zu schaffen ich kenne das Gefühl in abgeschwächterer Form z.b. von Jobwechseln in denen es mir dann nicht so gut gefallen hat. Ich brauche immer eine Regelmäßigkeit um Sicherheit zu haben und das ist jetzt mit kleinem Baby alles weg und ne echt starke Veränderung. Deshalb habe ich so Angst nicht mehr gesund zu werden da einfach alles anders ist und ich gefühlt nichts mehr planen kann da ich mich Bedürfnisorientiert nach dem Baby richte wann er Hunger hat wann er müde ist… dann kommt gerade noch die dunkle und kalte Zeit dazu.

Und wegen des Therapeuten… als er das zu mir gesagt hat habe ich mir nur gedacht na super ich bin der hoffnungslose Fall dem nicht geholfen werden kann. Aber ich bin doch extra in Therapie weil ich so dringend Hilfe brauche. Er hört mir zu. Aber gefühlt passiert nicht mehr. Was war es in euren Therapien das geholfen hat? Habt ihr bestimmte Techniken erlernt oder über was genau habt ihr gesprochen bzw wie seid ihr auf die wichtigen Themen gekommen? Ich frage mich immer wo kommt diese schlimme Angst her es ist doch alles in Ordnung aber kann keine Antwort finden. Vielleicht kann ich dann mit ihm darüber sprechen ob wir das auch machen können. Ich verstehe auch nicht warum er mir nicht helfen kann… er war auch schon in Verschiedenen Kliniken angestellt und hat doch so viel Erfahrung. Bin ich wirklich so ein schwieriger Fall? Das lässt mich alles irgendwie verzweifeln. Er hat versucht mich an eine Kollegin „zu überweisen“ aber leider ist diese voll. Bei uns gibt es nicht so viele Therapeuten da wir sehr ländlich wohnen und die sind alle voll oder haben immens lange Wartezeit.

Ab wann konntet ihr euren Tagesablauf wieder ohne Hilfe meistern? Ich hab so Angst davor.
Und ab wann wurden eure Tiefs weniger bzw wie lange haben diese gedauert? Mein Tief geht jetzt schon wieder 5 Tage ohne Besserung. Ist das normal?

Danke ihr lieben für euren Zuspruch und für euere offenen Ohren.
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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Du spürst das Morgentief... weil das Serotonin über Nacht verstoffwechselt wird. Es baut sich dann wieder auf, darum fühlst du dich am Abend besser. Das AD gleicht das nach und nach aus. Hatte ich auch und ist wirklich fies.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Ich will doch nur mein Baby genießen

Beitrag von Marika »

Meine Tiefs dauerten manchmal 2 Wochen. Denn Alltag ganz alleine ging erst nach 4 Monaten wieder.
Liebe Grüße von
Marika

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