Wochenbettdepression, ja oder nein?

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maisy1

Wochenbettdepression, ja oder nein?

Beitrag von maisy1 »

Hallo Ihr Lieben,

ich bin neu hier und hoffe auf Hilfe und Austausch. Eigentlich weiss ich gar nicht, ob ich überhaupt hierher gehöre. Um kurz meine Situation zu schildern, kopiere ich hier mal einen Text rein, den ich vor einigen Tagen in ein anderes Forum gestellt habe. Die Mädels dort haben mich erst auf die Idee gebracht, dass ich unter einer PPD leiden könnte:

Hallo,

ich habe einen Sohn, der fast 4 Monate alt ist. Er war ein absolutes Wunschkind und wir haben lange auf die Schwangerschaft warten müssen. In den ersten Wochen mit ihm war ich sehr glücklich, aber in letzter Zeit merke ich immer mehr, dass ich ihn nicht so liebe, wie eine Mutter ihr Kind lieben sollte. Klar habe ich ihn lieb und finde ihn süß, aber es ist nicht die Mutterliebe, die es sein sollte. Das belastet mich gewaltig. Er ist ein ganz süßes, pflegeleichtes Baby, aber irgendwie finde ich keinen Bezug zu ihm. Natürlich kümmere ich mich um ihn. Ich wickele und wasche ihn, ziehe ihn an, sorge dafür, dass er keinen Hunger hat.
Aber irgendwie empfinde ich ihn als "Eindringling". Er stellt mein bisher so einfaches, glatt laufendes Leben auf den Kopf. Kein spontanes Weggehen mehr. Wenn man nur kurz vor die Tür gehen will, muss man erst Ewigkeiten dafür aufwenden, das Baby anzuziehen, das dabei auch noch schreit wie am Spieß. Nachts kann ich nicht mehr durchschlafen und auch das Geld wird jetzt natürlich knapper, obwohl wir finanziell sonst immer gut dastanden.
Wenn er im Wohnzimmer anfängt zu meckern, dann kann ich nicht einfach alles stehen und liegen lassen, um ihn zu beruhigen. Ich will dann das zuende machen, was ich gerade angefangen habe. Zum Beispiel Wäsche zusammenlegen, Duschen, schminken oder was auch immer.

Meine Eltern, Großeltern, Schwiegereltern, Geschwister etc. - alle sind ganz vernarrt in den Zwerg und können es gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen und mit ihm zu spielen / kuscheln. Nur ich kann irgendwie nicht viel mit ihm anfangen.

Die ganze Situation macht mir echt zu schaffen. Der Kleine hat doch eine Mama verdient, die ihn von ganzem Herzen liebt. Er ist so niedlich und hat etwas Besseres verdient als mich.
Ich traue mich nicht, mit meinem Mann oder meiner Familie darüber zu sprechen. Ich habe Angst, zuzugeben, was ich wirklich fühle.
Geht oder ging es jemandem ähnlich? Ich fühle mich so furchtbar schlecht.


Ich habe nun mal ein wenig gegoogelt und festgestellt, dass auch viele andere Anzeichen einer PPD auf mich zutreffen:
- Schlafprobleme
- Angst vor der Zukunft
- Angst, eine schlechte Mama zu sein und alles falsch zu machen
- Erschöpfung und Energiemangel (ganz schlimm, ich fühle mich total ausgelutscht)
- häufige Kopfschmerzen


Direkt nach der Geburt hatte ich immer das Gefühl, mein Freund könnte alles, was mit dem Baby zu tun hat, viel schneller und besser als ich. Es ging sogar soweit, dass ich dachte, mein Kind (damals 1 Woche alt) mag mich nicht.
Das hat sich irgendwann gebessert, aber nun geht es mir seit einiger Zeit (vielleicht zwei Wochen?) wieder schlechter. Was heißt schlechter - es gibt oft auch wirklich gute Tage. Dann habe ich den kleinen Kerl sooo lieb und wenn er mich anlacht, dann könnte ich ihn auffressen. Aber zwischendurch falle ich immer mal wieder in so ein Loch und fühle mich mit allem überfordert.
Es ist so schwer zu beschreiben. Ich liebe den Kleinen, natürlich tu ich das. Aber ich habe das Gefühl, es würde nicht reichen. Oft habe ich das Gefühl, dass mir die banalsten Dinge wichtiger sind als mein Kind. Zum Beispiel will ich erst die Waschmaschine anmachen, bevor ich zu ihm gehe um zu schauen, warum er schreit. Ich bin dankbar für jede Minute, in der sich mein Mann um den Zwerg kümmert, damit ich etwas anderes tun kann.

Tja, und nun frage ich mich - ist das eine PPD oder bin ich einfach nur ein schlechter, egoistischer Mensch? Leide ich an einer Krankheit oder bin ich einfach nur unfähig, meinem Kind eine gute Mutter zu sein?
Alexis

Beitrag von Alexis »

Hallo maisy

erstmal herzlich willkommen! ich bin auch erst vor kurzem aud dieser seite, habe ein 4,5 monatiges töchterchen, und bei mir ist gleich als ich zu hause war (ca. 1 woche im spital) meine PPD ausgebrochen. meine kleine war auch ein wunschkind, doch ich habe nichts für sie gespürt und weinte den ganzen tag da habe ich gemerkt da stimmt was nicht! :? ich rate dir so schnell wie möglich mit deinem mann und deiner familie über deine gefühle zu sprechen, und dir ärztliche hilfe zu holen bevor es noch schlimmer wird, ich bin kein experte aber ich bin sicher du bist am anfang einer PPD! du musst dich nicht schämen oder denken du seist ein egoist oder eine schlechte mutter das ist die krankheit die aus dir spricht.

alles gute und viel kraft und licht :P alexis
sonrisa2

Re: Wochenbettdepression, ja oder nein?

Beitrag von sonrisa2 »

hallo maisy,

herzlich willkommen!

wir hier sind alle keine spezialisten... deine frage kann dir wohl keiner von uns handfest beantworten... dazu solltest du mit deinem hausarzt reden oder mit einem psychologen, der ahnung von ppd hat.

alles in allem ist sehr positiv, dass du keine nennenswerten probleme zu haben scheinst, den alltag mit deinem sohn zu meinstern. das ist super! außerdem ist dein kind schon 4 monate alt - und du hast es gut bis hierher geschafft, ohne medikamente, ohne therapien, ganz alleine. nichts im leben hat NUR vorteile und NUR schokoseite - so ist es auch mit dem muttersein... es hat auf und ab - und es ist sehr schön, dass du die guten seiten/zeiten auch als solche wahrnehmen kannst - das gelingt vielen mit ppd nämlich nicht mehr, da ist einfach ALLES nur noch katastrophe...
ich glaube, es ist normal, sich erstmal mit der neuen situation (finanziell, emotional, verantwortungsmäßig, tagesplantechnisch...) abzufinden. das kann eine ganz schöne umstellung sein! und es beginnt schon im kleinen, wie du ja eh schreibst... mit diesen anpassungen tut sich halt der eine leichter, der andere schwerer...

als ersten schritt würde ich mal versuchen, vertrauenspersonen (z.b. deinen freund) in deine gefühle einzubeziehen. oft löst das schon eine menge, dass man kein geheimnis draus machen muss! alles was du schreibst, kommt mir doch ziemlich normal vor, ehrlich gesagt - es NERVT jeden, dauernd unterbrochen zu werden... und je älter das kind wird, desto schlimmer wird das - wenn sie klein sind, schlafen sie ja noch ziemlich lange...
normal ist, wenn du sagen kannst: DAS mag ich am mama-sein, DAS mag ich an meinem sohn..., aber DIESES geht mir sowas von am keks am mama-sein, DIESES nervt mich manchmal an meinem kind... ("nicht normal" wäre, wenn du tagelang nur noch heulst, ohne zu wissen warum, wahlweise selbstmordsehnsucht hast oder du dein kind am liebsten hergeben würdest, und einfach alles am mutterdasein ganz fürchterlich findest...) denn einfach alles hat positives und negatives - du brauchst dich nicht in ein korsett zwingen, wo alles nur super sein darf...

trotzdem kann es nicht schaden, mit einem fachmann/-frau zu sprechen. allein schon, weil ich glaube, dass sich dann viele deiner bedenken dann in luft auflösen werden... auf der startseite findest du eine liste mit fachleuten - hoffentlich ist jemand in deiner nähe.

ich wünsche dir alles gute!
s.
lola

Beitrag von lola »

Hallo Maisy!


Mhhhh, es ist gar nicht so einfach das voneinander abzugrenzen ob es nun schon in Richtung Depression gehen könnte oder noch nicht...

Ich denke, dass die meisten Mütter (ob jetzt depressiv oder auch nicht) in gewisser Weise "natürliche Egoisten" sind. Wenn du das Beispiel von der Waschmaschine bringst- das kommt mir sehr bekannt vor! Ich glaube es ist ganz normal, dass man das was man tut, nicht gerne ständig unterbricht. Ein Baby zu betreuen ist sehr anstrengend, das darf man nicht vergessen. Gefühle von Wut ab und zu sind da durchaus angebracht, auch wenn sie nicht gegen das Kind gerichtet sind. Und da kommt (finde ich persönlich) der Punkt ob man merkt, ob diese Gefühle noch im "normalen Rahmen" sind oder doch schon etwas weiter gehen.

Auch wie du das schilderst mit dem "Eindringling", dies kann auch durchaus "normal" sein. Meine Schwägerin z.B. hat das auch oft so gesehen und hatte Mühe in dieser Hinsicht, aber sie hatte keine Depressionen. Es kann auch eine leichte Krise sein, was ich aber nicht abtun möchte.

Und Erschöpfung in den ersten Monaten sind leider auch sehr oft der Fall...Es ist wirklich nicht einfach zu sagen. Kopfschmerzen und diese Energielosigkeit könnten aber schon ein Indiz dafür sein. Wieviel schläft denn dein Sohn in der Nacht, wieviele Stunden kannst du am Stück schlafen?

Wie steht es denn mit der Freude? Hast du irgendwelche Hobbys, gehst du gerne mit Freunden ab und zu aus oder irgendein Interesse, das dir eventuell die Liebe zum Kleinen wieder ein Stück weit näher bringen würde? Manchmal bringt es schon viel, wenn man etwas verändert. Es muss nicht viel sein, aber vielleicht möchtest du etwas nur für DICH tun, z.B. zur Massage gehen oder was weiss ich....oder ein Instrument spielen...etc.
Mir hat Ablenkung und etwas auswärts machen immer sehr gut getan.

Du kannst mir gerne schreiben....ich würde aber trotzdem zu einem Spezialisten gehen oder eventuell zu einem Naturheilpraktiker.

Und was auch wichtig wäre, lass deine Schilddrüse untersuchen. Manchmal liegt auch eine Unter/Überfunktion vor.
Kalisi

Schuldgefühle

Beitrag von Kalisi »

Hallo Maisy,
erst mal herzlich willkommen hier! Ich will mir auch keine Diagnose erlauben. Aber was mir sehr bekannt vorkommt, sind die ständigen Schuldgefühle, dass deine Gefühle nicht "normal" sind. Ich kenne das sehr gut, dieses "ich sollte doch glücklich sein", "Ich muss mein Kind doch lieben". Aber es gibt den Schalter eben nicht, der die Liebe anschaltet, auch nicht gegenüber dem eigenen Kind. Ihr müsst euch auch erst kennenlernen, euer neues gemeinsames Leben lernen - es wird eben wirklich alles anders und es entstehen auch neue Abhängigkeiten z. B. die finanziellen.
Und das mit dem ständig unterbrochen werden - da kann ich bis heute schwer mit umgehen und meine Tochter ist inzwischen drei Jahre alt. Ich hatte dann immer das Gefühl, als Person zu verschwinden und nur noch eine "Dienende" zu sein. Hast du denn die Möglichkeit, mal was für dich zu tun, deinen Sohn mal beim Papa oder einer Freundin lassen und wenn es nur ein Spaziergang oder ein Kaffee alleine ist. Auch als Mutter darfst du was für dich tun - du musst nicht Tag und Nacht um dein Kind sein.
Wenn du meinst, es tut dir gut, sprich ruhig mal mit einem Fachmann/einer Fachfrau, dann bekommst du vielleicht Klarheit.
Viele Grüße
Katrin
maisy1

Beitrag von maisy1 »

Hallo Ihr Lieben,

und vielen Dank für Eure Antworten.
Inzwischen glaube ich, dass ich nur eine (wenn auch recht lang andauernde) schlechte Phase hatte. Seit einigen Tagen geht es mir ziemlich gut und ich könnt den Kleinen immer nur knuddeln, weil er so süß ist!

Was mir aber nach wie vor sehr zu schaffen macht, ist diese furchtbare Angst, dass einem meiner beiden Männer etwas passieren könnte. Ich liege nachts wach und kann nicht wieder einschlafen, weil ich mir die schlimmsten Dinge ausmale.
Außerdem bin ich sehr empfindlich geworden. Gestern haben wir "Der mit dem Wolf tanzt" geguckt und ich habe die ganze Nacht schlecht geschlafen, weil ich nur von gehäuteten Büffeln, erschossenen Pferden, skalpierten Weißen und getöteten Indianern geträumt habe. Die Bilder gehen mir selbst jetzt noch im Kopf herum - der ganze Film war mir mit viel zuviel Abschlachterei verbunden. Früher konnte ich sowas viel besser wegstecken.
sonrisa2

Beitrag von sonrisa2 »

hallo maisy,

hui ist das schön,d ass es dir besser geht!!! :-)

tja, dass man die abhängigkeit zum mann/kind so stark wahrnimmt, ist bei vielen so... war bei mir auch so... allein schon finanziell - ich war das nicht gewohnt, dass ich mich da auf andere verlasse.

das mit der hypersensibelphase kennt wohl jeder, der schon mal ein kind gekriegt hat - ein unbedachtes wort: schon ist alles katastrophe. ich empfehle dir in dieser phase ausschließlich filme von walt disney. ;-)

alles liebe,

s.
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