PPD seit 5 Jahren

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Sternchen

PPD seit 5 Jahren

Beitrag von Sternchen »

Hallo,

ich bin 25 Jahre alt und habe einen 5-jährigen Sohn. Ich wurde eigentlich unerwartet schwanger, hatte aber trotzdem eine Vorzeigeschwangerschaft ohne Probleme. Ebenso verlief die Geburt ohne Komplikationen. Leider habe ich mit nach zwei Wochen vom Vater meines Sohnes getrennt. Wir waren beide einfach überfordert. Nach zweijährigen Streit, haben wir jedoch jetzt eine sehr enge und freundschaftliche Beziehung zueinander.

Angefangen hat alles bei mir so circa zwei Tage nach der Geburt. Meine Mama und ich gingen mit dem Baby etwas spazieren, als ich plötzlich total unerwartet mich selber sah, als ich mit einem Ast auf den Kinderwagen schlug. Ich war total durcheinander, ließ mir aber nichts anmerken. Ich dachte, ich sei nicht normal. Ich wusste nicht, dass es postpartale Depressionen gab. Ich wusste nicht, dass soviele Frauen davon betroffen waren. Ich hatte Angst sie würden mir mein Baby wegnehmen.
Ich hatte keine Heultage oder depressive Phasen. Ich hatte nur immer wieder diese unerträglichen Vorstellungen. Ich attakierte ihn in meinem Vorstellungen mit Messer, vergiftete ihn, schmieß ihn irgendwo runter.

Durch den Stress mit dem Vater meines Sohnes, konnte ich diese Vorstellungen immer sofort verdrängen, ohne dass sie mich weiter belasteten. Ich habe diese Bilder sofort "beiseite" schieben können. Trotzdem wusste ich es stimmt was nicht. Aus Scharm, habe ich mich drei Jahre lang niemanden anvertraut. Ich hatte fürchterliche Angst!

Eines Tages aber dann das Entsetzliche. Ich lag mit meinem Sohn auf der Couch und streichelte ihn. Da passierte es. Ich wünschte ihm in meinen Gedanken den Tod. Ich war entsetzt und wusste nicht mehr wo hinten und vorne war. Ich wollte nur noch weg, konnte ihn aber nicht alleine lassen. Hunderte solcher Gedanken rasten durch meinen Kopf. Ich konnte überhaupt nichts mehr kontrollieren.

Noch in der gleichen Nacht erzählte ich alles meiner Mutter. Sie war entsetzt, dass ich mich nicht an sie gewant habe.

Seitdem mache ich eine Psychotherapie. Es wurde zwar schon besser, aber es ist nicht ganz weg. Meine Therapeutin verabreicht keine Medikamente und sucht eigentlich mit mir zusammen den Grund meiner Gedanken in meinem Umfeld. Aber ich denke trotzdem, dass ich jetzt nun schon seit fünf!!!! Jahren leiden eine waschechte Postpartale Psychose entwickelt habe.

Nebenbei leide ich noch unter Panik- und Angstzuständen, als ob die Zwangsgedanken nicht schon genug wären. Ich habe immer Angst mein Kind könnte sterben. Als ich im 8. Monat schwanger war, verstarb die 4-jährige Cousine meines damaligen Freundes durch einen tragischen Unfall. Ich denke, dass dieses Ereignis sehr eng an meine Psychose geknüpft ist.
Außerdem hätte ich einen Zwilling, der leider noch im Mutterleib abstarb. Und wie wir wissen, hat kein Mensch ein feiners Feingefühl als ein Baby.

Genau wie alle hier in diesem Forum bin ich vom Schiksal gebäutelt. Ich habe gute Zeiten, aber leider auch nicht so gute. Täglich mindestens zwei Zwangsvorstellungen zu haben ist nach fünf Jahren kaum mehr auszuhalten.


Also ich hoffe, ich habe hier nun einen kleinen Platz gefunden an dem ich sicher bin, dass keiner mit dem Finger auf einem zeigt.

Liebe Grüße und ein dreifaches Kopfhoch für alle

Sternchen
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Sternchen!

Herzlich willkommen hier bei uns im Forum!

Eines kann ich Dir sagen: Du bist mit Deinen Ängsten, Deinen furchtbaren Zwangsgedanken und Panikattacken nicht alleine!

Aber es sind nur GEDANKEN! Und diese Gedanken machen uns ANGST. Aber genau deswegen - weil wir uns vor unseren eigenen Gedanken fürchten - werden wir diese nicht in die Tat umsetzen!

Es gibt hier genug Frauen im Forum, die Dich diesbezüglich besser "aufklären" können (Hallöchen Marika!!! :wink: )...

Auch ich leide bereits seit 5 Jahren darunter... Also dahingehend bist Du auch nicht alleine!

Warum nimmst Du keine Medikamente? Machst Du eine Verhaltens- oder eine Gesprächstherapie?


Viele Grüße,
bambam
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Marika
power user
Beiträge: 9998
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Sternchen!

Auch ich möchte dir Mut machen und wie Bambam (hallo Süße) schon schreibt, bist du mit dieser Angst und den gemeinen Zwangsgedanken nicht alleine.

Ich litt schrecklich und lange unter solchen Gedanken - auch meinem geliebten Baby gegenüber. Ich dachte, ich werde verrückt vor Angst und ich sei ein Monster! Bin ich bzw. sind WIR aber nicht!!! Gerade weil du solche Angstmachenden Zwangsgedanken hast, bist noch weniger in der Lage "den Verstand zu verlieren" und die Gedanken in die Tat umzusetzen, als "gesunde Mamas". Klingt paradox - ist aber so, wie ich meiner 2,5 jährigen Therapie und der intensiven Beschäftigen mit Zwangsgedanken, Ängsten usw. gelernt bzw. heraus gefunden habe. Jeder Mensch hat hin und wieder genau solche komischen Gedanken... also solche "was wäre, wenn...." - Gedanken. Sie gehören und gehörten immer schon zur Menschlichen Natur dazu und sind reine, harmlose Gedankenspielereien unseres Gehrins, die aber beim gesunden Menschen meist so im Hintergrund ablaufen, dass dieser sie gar nicht merkt.

Auch du wirst das schaffen - mir ist es bereits gelungen - ich bin wieder gesund. Ich habe die ZG gezähmt (wie so wunderschön im Buch "Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken" von Lee Baer beschrieben... kann ich sehr empfehlen dieses Buch!!!) und heute laufen solche ganz "normale, menschliche Gedanken" wieder im Hintergrund ab.

Mit deiner Therapie bist du sicher ganz richtig. Ich persönlich benötigte noch ein Antidepressiva dazu, weil ich wirklich total fertig war. Es gibt aber Frauen hier, die es ohne AD geschafft haben. Allerdings dauert es dann meist länger und die Krankheit verläuft intensiver als ohne AD. Solltest du aber merken, dass du einfach auf "der Stelle trittst" und die Therapie alleine dir nicht ganz heraushilft, wäre die Überlegung über den Einsatz eines AD´s eine sehr gute Hilfestellung!

Alles Gute und liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Aussie

mit AD geht es meist besser und schneller

Beitrag von Aussie »

hallo sternchen,
aus eigener erfahrung kann ich sagen, daß es mit AD bei mir sehr gut geklappt hat, aus der depression herauszukommen. sowohl vor 4 jahren als auch jetzt mit meiner PPD. in den meisten fällen, hilft es zusätzlich zur psychotherapie. scheue dich also nicht, einen neurologen aufzusuchen, der dich medikamentös einstellen kann.
alles gute für dich
Aussie
Sternchen

Beitrag von Sternchen »

liebe Marika

Kannst du mir sagen welche Bachblüten du genommen hast?

Ich nehme nämlich welche. Helfen die wirklich genauso gut wie Antidepressiva?
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