Ich möchte mich vorstellen

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Martina

Ich möchte mich vorstellen

Beitrag von Martina »

Hallo zusammen,
seit ein paar Tagn bin ich nun Mitglied bei Schatten und Licht, und wusste nicht so recht wie ich meine Vorstellungsrunde machen soll. Ich weiß es immer noch nicht genau, fange einfach an, und versuche mich kurz zu fassen. Ich bin 36 Jahre alt und habe im März 2006 meine Tochter Lilli zur Welt gebracht. Sie war ein lang ersehntes Kind, und ich habe mich sehr auf sie gefreut. Die SS war bis zum 6. Monat gut, dann habe ich ein Symphysenlockerung bekommen und habe mir bei einmem Sturz die Schhulter gebrochen. Ab da war es alles sehr beschwerlich. Von meinem Job konnte ich mich nur sehr schwer trennen, und es war geplant, dass ich 12 Wochen nach der Geburt wieder anfange zu arbeiten (von zuhause). Die Geburt hat uns überrascht, Lilli kam drei Wochen zu früh. Es war eine sehr lange und schmerzhafte Geburt, die mit der Saugglocke und Lilli auf der Neonatologie endete. Schon im KH war mir Lilli fremd, das Klinikpersonal hat leider auch nichts zu unserer Bindung beigetragen, sie sogar verhindert. Zuhause war ich unsicher aber noch guter Dinge. Nach ca 3 Wochen hat Lilli angefangen zu schreien, und ich zu verzweifeln. Ich hatte schreckliche Angst mit meiner Tochter allein zu sein, und weinte verzweifelt wenn Lilli schrie. Ich dachte anfangs mir geht es so schlecht weil Lilli schreit. Ich danke heute, dass Lilli schrie um mich für sich einzufordern, und besonders dann, wenn bei mir der Nächste Schub kam. Glücklicherweise hatte ich einen Totalzusammenbruch als meine Hebamme da war, die schnell schaltete und die Vermutung äußerte, dass ich vermutlich eine PPD habe. Und dann begann das Drama was mich bis heute nicht zur Ruhe kommen lässt: Mein Mann bemühte sich Hilfe für mich zu bekommen und ich wenn ich lichte Momente hatte. Meine Frauenärztin verweigerte mir die Beantragung für eine Haushaltshilfe ("nicht nötig, Psychopharmaka"). Die auf PPD spezialisierte Therapeutin hatte auf lange Zeit keinen Termin. Der Psychiater, der mir von der Ansprechperson von Schatten und Licht von meinem Wohnort genannt wurde, gab mir einen Termin 4 Monate später. Egal was wir versuchte, wir scheiterten. Letztlich bekam ich durch Beziehungen meines Mannes einen Termin beim Psychiater, und habe mich, vier Monate nach der Geburt dazu entschieden Psychopharmaka zu nehmen. Ich habe sie 1 jahr genommen und nehme sie seit etwas mehr als 1 Jahr nicht mehr. Es geht mir gut. In meinem Näheren Umfeld bin ich, bis auf meinen Mann und meinen Eltern auf Unverstännis und "Verniedlichnung" gest0ßen. Ich wünsche mir sehr ein 2. Kind, aber meine Angst ist noch so groß, dass alles wieder so schwierig wird und ich wieder krank werde.

So viel zu mir, und zu "Ich versuche mich kurz zu fassen". Das hat leider nicht geklappt. Aber allein dass Wissen, dass mein Beitrag von jemandem gelesen wird, der weiß wovon ich spreche, tut gut, und verleitet noch viel mehr zu schreieben.

Vielen Dank fürs "Zuhören"!
Liebe Grüße
Martina
Astrid

Beitrag von Astrid »

Hallo Martina,

schön, dass du da bist. Deine Geschichte ist der meinen sehr ähnlich. Auch mir war mein Kind im Krankenhaus schon fremd. Zuhause hatte ich unlaubliche Angst und war sehr unsicher. Dann begann auch bei uns die Zeit des "Schreiens". Ich hatte das Gefühl im Alptraum zu leben. Wollte nur noch mein altes Leben wiederhaben und wieder arbeiten gehen, um zu entkommen. Bei mir ist die PPD erst erkannt worden, als mein Sohn bereits 10 Monate alt war. Auch ich hatte das Gefühl bei der Suche nach Hilfe immer auf verschlossene Türen zu stoßen. Mir schien ich wäre die einzige Frau in Niedersachsen, die so etwas hat. Auch ich habe Antidepressiva bekommen. Nach Irrfahrt über verschiedene Medikamente haben sie dann auch das richtige AD gefunden. Ich nehme sie noch nicht ganz ein Jahr, aber seit Februar 08 geht es mir wieder richtig gut. Ich habe noch nicht damit begonnen die Medis abzusetzen, aber plane es. Auch ich wünsche mir einerseits noch ein Kind (ich bin jetzt 36), habe aber auch unglaubliche Angst davor, dass alles nochmal wiederkommen könnte (Schreibaby und PPD). Manchmal habe ich aber auch Tag, an denen ich denke," nein, du weisst ja jetzt was mit dir los ist, und was dir helfen würde, Du wärest nie wieder so unvorbereitet".

Ich heisse Dich hier ganz herzlich willkommen, und mach es so wie alle hier, schreib Dir das Alles von der Seele. wir verstehen Dich und hören gerne zu.

Liebe Grüße
Astrid
Martina

Danke

Beitrag von Martina »

Hallo Astrid,

Danke für dein "Willkommen". Das tut gut, fühle mich schon nicht mehr so fremd. Was du schilderst fühlt sich sehr bekannt an. Es tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine so gefühlt habe.

Liebe Grüße
Martina
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Martina,

auch von mir ein Herzliches Willkommen!
ich bin im Mai 2005 direkt nach der Geburt meines Sohnes an PPD erkrankt. Ich hatte aber Glück, denn meine Nachsorgehebamme hat sich sehr um mich bemüht und relativ schnell erkannt, was mit mir los war. Die im Krankenhaus übrigens nicht - obwohl ich sofort von meinen Panik/Angstattacken berichtet habe und um Hilfe gebeten hatte.
Durch das schnelle Reagieren meiner Hebamme kam ich schnell an die richtige Adresse und wurde auch auf ein AD eingestellt. Leider habe ich es damals verpaßt, gleich eine richtige Therapie zu machen. Das hat sich dann im November letzten Jahres gezeigt, als ich nach 1,5 Jahre ohne AD wieder einen großen Einbruch hatte. Nun nehme ich wieder ein AD und bin seit Juli in tiefenpsychologischer Behandlung. Es geht mir gut und ich arbeite daran, dass ich ganz wieder auf den Damm komme.
Es ist für mich immer wieder erschreckend, wenn ich höre, wie gefühllos Frauen in der Geburtssituation udn der Klinik behandelt werden. Und wie beschwerlich der Weg sien kann, bis man endlich die richtige Hilfe erfährt. Furchtbar, denn die Frauen leiden schlimme Qualen.
Obwohl ich verhältnismäßig schnell Hilfe bekam, dauerte es ca. 3 Monate, bis ich mich etwas gefangen hatte und nicht mehr wie ein Zombie durch die Gegend lief. Wie viel schlimmer muß es dann sein, wenn man Wochen und Monate hilflos ohne Beistand dasteht.

Fühl Dich hier gut aufgehoben!

LG,
Nora
Carolin

Beitrag von Carolin »

hallo martina,

auch ich begrüße dich! findest du das es dir durch die einnahme der psychophramaka besser geht?

ich frage das weil bei mir keines geholfen hat.

ich nahm citalopram, remergil (mirtazapin), paroxetin, trevilor, abilify, zyprexa (olanzapin)

zusätlich tavor, truxal und noch etwas, wessen namen mir absolut nicht einfallen wird.

aber leider half nichts.

geht es dir heute wieder so richtig gut?

lieben gruß, carolin
Maike

Beitrag von Maike »

Hallo Martina,

auch von mir ein ganz liebes Hallo!

Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Mein Sohn (10/07) wurde nach der Geburt, die mit Kaiserschnitt unter Vollnarkose endete, gleich auf die Neo verlegt, weil er eine Infektion und Anpassungsschwierigkeiten hatte. Somit hab ich ihn am Tag der Geburt gar nicht mehr sehen können. Er lag da die ganze Zeit und somit konnte ich keine Bindung aufbauen, die, die ich doch so sehr erhofft habe. Obwohl die Ärzte und Schwestern viel dafür gemacht haben. Ich war sobald er wach war bei ihm und durfte ihn auch versorgen etc.
Dieses Gefühl hielt an und ich hatte Monatelang das Gefühl einfach nur zu funktionieren! Ich suchte die Mutterliebe, die ich einfach nur spüren wollte...!
Auch meine Hebamme hat mir sehr geholfen, denn sie hat sofort erkannt was mit mir los war und mich auf den richtigen Weg gebracht! Ich habe nur ein paar Wochen AD genommen. Mir ging es damit relativ gut und ich dachte, ich bräuchte sie nicht mehr....was nicht richtig war. Die richtige Therapeutin habe ich erst im Februar, durch meine Hebamme, gefunden. Und von da an ging es auch bergauf! Ich war vorher auch noch bei einer anderen Therapeutin, wo ich 6 Wochen Wartezeit hatte, die mir aber gar nicht lag. Und ich dachte mir, dann schaff ich das auch alleine! Zum Glück hatte ich die Telefonnummer meiner jetzigen Therapeutin von meiner Hebamme dann bekommen.

Liebe Martina, auch ich habe gedacht, ich wäre die einzige, die das hat. Aber sowohl meine Hebamme (die für mich wirklich ein großer Halt war) als auch viele andere haben mir immer wieder gesagt, dass ich damit nicht alleine bin. Im Gegensatz zu Dir bin ich überall auf Verständnis gestoßen. Das tut mir total leid für Dich, denn sowas macht die Sache bestimmt nicht einfacher, oder?

Es war eine gute Entscheidung, Dich hier anzumelden. Der Verein Schatten und Licht ist schon ein großes Stück Therapie!
Und DU bist hier wirklich nicht alleine:-)!

Ganz liebe Grüße
Maike mit Mika (*08.10.2007)
Martina

Antwort Nora

Beitrag von Martina »

Hallo Nora,
Danke für deine Nachricht. Ich bin ganz gerührt, dass ich so freundliche Reaktionen auf meine Vorstellung bekomme. Ich habe auch erst vor zwei Monaten mit einer Therapie begonnen, also auch sehr viel Zeit verstreichen lassen, bevor ich mich dem Thema und mir stellen konnte. Hast du das Gefüh, dass dir die Therapie hilft? Ich habe manchmal das Gefühl, dass der späte Zeitpunkt vieles schwerer macht, weil ich meine Ängste und Verletzungen von so weit her holen muss.

Danke noch mal und liebe Grüße
Martina
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo Carolin,
ich nehem seit über einem Jahr keine Medikamente mehr, und es geht mir seit dem gut. Ich habe ein Jahr Paroxetin genommen, und psychisch ging es mir nach einer sehr schlimen Anfangsphase schnell wieder sehr gut. Ich konnte mit diesem Medikament uch weiterstillen. Körperlich hattes es einige Nebenwirkungen (gewichtszunahme, Juckreiz, Schwitzen) und ich habe als ich aufgehört habe es zu nehmen, gemerkt, dss ich schon etwas vernebelt war. Mir geht es heute gut und ich fühle mich fast so wie vor der Depression, allerdings ist mit der Depression ein Stück Unbeschwertheit und Fröhlichkeit verloren gegangen.

Ich hoffe, du findest noch dass richtige für dich! Ich wünsche dir alles Gute, liebe Grüße
Martina
Martina

Antwort Maike

Beitrag von Martina »

Hallo Maike,
Danke für deine lieben Worte, das rührt mich zu Tränen. Ich knapse wirklich immer noch daran, dass ich auf so wenig Hilfe und Verständnis gestoßen bin. Ganz im Gegensatz zu dir habe ich im KH auf der Neo leider keine Hilfe bekommen eine Bindung zu meiner Tochter aufzubauen. als ich nach der Geburt zu meiner Tochter auf die Neo gebracht wurde und meine kleine Tochter mit den ganzen Schläuchen in ihrem Bettchen gesehen habe, habe ich die Schwester gefragt, ob ich sie zu mir nehmen kann, die Antwort war "nein, sie schläft jetzt gerade so schön". Das ist nur ein Beispiel von vielen, aber ab da habe ich mich gar nicht mehr getraut. Da mache ich mir natürlich auch viele Vorwürfe.

Darf ich dich fragen, was für eine Therapie du jetzt machst? Ich mache seit kurzem eine Gesprächstherapie, weiß aber noch nicht so recht, ob es das Richtige ist.

Ich bin auch sehr froh, dass ich mich hier angemeldet habe, es tut mir wirklich gut, von euch zu hören, dass ich nicht die schlechte Rabenmutter bin, weil ich mein Kind nicht geliebt habe, sondern dass es die Krankheit ist und typisch dafür ist.
Liebe Grüße
Martina
Maike

Beitrag von Maike »

ich habe auch eine Gesprächstherapie gemacht. Mir hat sie geholfen, denn ich konnte somit die Geburt verarbeiten und meine Therapeutin hat mir geholfen den Mantel der Rabenmutter abzulegen und meinem Kopf klar machen können, dass ich Mika liebe und nicht nur funktioniere. Auch an der Geburt hatte ich sehr lange zu knabbern, dass es halt alles nicht normal verlief UND dass ich ihn nicht gesehen habe....! Ich wünsche es Dir, dass es bei Dir auch klappt:-)! Ich konnte meine Therapie im Sommer beenden. Mir geht es eigentlich wieder ganz gut. Na ja, durch Mika´s ersten Geburtstag vor 2 Wochen kommt vieles wieder hoch, aber ich bin mir sicher, auch das vergeht wieder:-)! Aufgrunddessen war ich auch noch mal vor kurzem bei meiner Therapeutin, was mir auch wieder sehr gut tat!

Dass Du im KH und überhaupt so wenig Hilfe und Unterstützung bekommen hast, das macht mich gerade total traurig :( ! Gerade weil ich es anders erlebt habe und das doch so wichtig ist. Auch, dass die Schwestern auf der Neo nicht auf Dich eingegangen sind....da waren die bei uns wirklich besser! Oh je, dann ist es auch kein Wunder, dass Du noch daran zu knapsen hast! Aber vielleicht hilft Dir ja die Therapie dabei!?

Das Gefühl nur zu funktionieren und keine Bindung zum Kind zu haben ist ein scheiß Gefühl, oder? Ich hab mich so schlecht gefühlt....zumal Mika ein Wunschkind ist! Und man weiß trotzdem genau, dass wir uns gar nicht schlecht fühlen müssen!!! Aber da ist man wie Gefangen im eigenen Körper!

Wie geht es Dir denn jetzt mit der Therapie?
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo Maike,

mir geht es mit der Therapie gut. Sie hilft mir wieder in Kontakt mit mir zu kommen und für mich zu sorgen. Ich kann glaube ich gut verstehen, dass es für dich so schlimm ist, dass du deinen Sohn nach der Geburt nicht sehen konntest. Ich konnte Lilli zwar für ein paar Sekunden sehen und kurz spüren, aber dann war sie weg, und ich kann mich nicht an die wenigen Augenblicke erinnern. Das bekomme ich einfach nicht aus meinen Gedanken und Gefühlen. Mir hilft es wenn ich mir bewusst mache, dass ich daran nichts mehr ändern kann, aber dass ich meiner Tochter jetzt Sicherheit und Nähe geben kann. Das gelingt mir natürlich mal besser mal schlechter.
Ich hatte (und habe) nicht nur den Anpruch an mich zu funktionieren sondern auch an meine Tochter. Ich hätte gerne dass sie, vorallem in der öffentlichkeit, gut funktioniert. Allerdings lehrt mich dieser kleine Mensch gerade, dass das nicht geht, und immer öfter, dass es auch nicht nötig ist. Kennst du das auch?

Liebe Grüße
Martina
Maike

Beitrag von Maike »

Hallo Martina,

ja, ich weiß, was Du meinst. Nur hatte ich nicht unbedingt den Drang, dass Mika in der Öffentlichkeit gut funktioniert, sondern dass er gut aussieht...immer gut angezogen und so...voll doof, denn es ist nicht nötig. Zum einen ist es ein Kind, was einfach auch mal dreckig seind darf und zum anderen muß ich diese Angst gar nicht haben. Er sieht ja nicht schludig aus oder so! Aber auch diesen Zwang konnte ich ein wenig ablegen:-) und das ist auch gut so!

Ja, das war irgendwie schon traumatisch bei mir, dass ich Mika am Tag der Geburt nicht gesehen habe. In meiner schlimmsten Zeit habe ich mir selber Vorwürfe gemacht, dass ich den Willen gar nicht hatte, ihn sehen zu wollen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich gefragt habe, wie es ihm geht! Zumal ich eine Bettnachbarin hatte, die eine ganz ähnliche Geburt hatte und wirklich drauf bestanden hat, ihren Sohn sehen zu können. Mittlerweile ist mir aber klar geworden, dass ich gar nicht anders handeln konnte, denn ich habe wohl mit Schmerzmitteln, PDA und Vollnarkose die höchste Drogendosis bekommen, die man bekommen kann. Ich war gar nicht in der Lage dazu. Aber auch das mußte erstmal in meinen Kopf rein:-)! Dass ich daran nichts mehr ändern kann, das sag ich mir auch jedes mal, wenn ich in Selbstzweifeln fast ertrinke. Und es hilft auch so manches mal, das finde ich auch! Es ist ja auch so...die Vergangenheit kann man halt nicht ändern...ich kann nur hoffen, dass ich das noch einmal erleben darf und alles besser wird....!

Weißt Du, was mir unwarscheinlich geholfen hat? Ich habe in der ganzen Zeit ganz viel geschrieben. Wenn es mir schlecht ging, habe ich das nieder geschrieben, was in mir vorging....das war gut und wenn ich das alles heute lese, dann sehe ich Fortschritte, ganz kleine...die ich in dieser Zeit nie gesehen habe...!

LG Maike
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