Ich stell mich auch mal vor...

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costasmama

Ich stell mich auch mal vor...

Beitrag von costasmama »

Hi zusammen,

bin neu hier und möchte mich vorstellen:

Ich bin 26 Jahre alt, wohnhaft in Österreich und Mutter eines 4 Monate alten kleinen Sohnes. Dass ich eine postpartale Depression habe das habe ich die ganzen letzten Monate erfolgreich verdrängt. Nur ist es jetzt immer schlimmer geworden und nachdem mein Mann mich mehrfach gebeten hat mir Hilfe zu holen, hab ich drüber nachgedacht und mich im Internet informiert. Da hat man mir euch empfohlen...

Meine Situation: Die Schwangerschaft lief sehr gut, keine Komplikationen
oder Ähnliches. Wobei ich sagen muss dass ich schon immer der Mensch
war der sich schnell Sorgen macht und leider auch einen sehr großen
Perfektionismus in sich trägt. Daher lief auch die Geburt nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich dachte mir dass ich das sicher ohne Schmerzmittel oder PDA durchstehe, dass ich super vorbereitet bin und das "einfach so" durchstehe. Die Realität sah dann anders aus: Nach 13 Std. größten Schmerzen gab ich auf weil mein Muttermund erst bei 3 cm war und verlangte die PDA. Dadurch steckte mein Kleiner lange im Geburtskanal fest weil ich die Presswehen nicht richtig mit machen konnte. Als er zur Welt kann schrie er nicht wie erwartet sondern gab nur die ganze Zeit ein leises Wimmern von sich. Er hatte die Nabel-
schnur um den Hals. Erst der Kinderarzt konnte dann Entwarnung geben... Alleine schon die Geburt empfand und empfinde ich auf ganzer Linie als Versagen meinerseits. Ich komme dagegen nicht an... Im KH hatte ich dann ganz normal den Babyblues, nur dass dieser bei mir 2 Wochen ging. Ich weinte jeden Tag, war vollkomen überlastet, weinte mit wenn mein Kleiner weinte und der ganze Besuch war mir zuviel.... Kurzfristig
ging es danach dann besser aber seitdem hat es sich ganz leise eingeschlichen dass ich immer zwanghafter und depressiver wurde.... Meine Symptome hier:

- Versagensangst auf ganzer Linie: "Ich bin keine gute Mutter"
- Schuldgefühle wenn mein Kleiner schreit, ich denke immer ich bin an
allem schuld wenns im schlecht geht, egal ob er Bauchweh hat oder
einfach einen schlechten Tag
- Isolationsgefühle: Ich komme nicht mit meiner neuen Rolle klar,
fühle mich oft einsam, obwohl ich genug Freunde und auch ein stabiles
Familienleben habe
- Ängste den Tag zu beginnen: Ich muss mich täglich schwer aufraffen
um überhaupt aufzustehen. Alleine mein Kleiner hilft mir damit ich mich
nicht komplett hängen lasse
- Das Gefühl nix mehr wert zu sein (ich bring ja NUR noch Elterngeld und
Kindergeld heim)
- Extremen Perfektionismus: Ich fühle mich als Versager wenn ich den
Tag über nicht alles schaffe was ich mir vorgenommen hab, vor allem im
Haushalt
- Keine Lust auf Sexualität (oft hab ich das Gefühl dass ich Sex gar
nicht "verdient" habe, mich mal gehen lassen und es mir gut gehen
lassen)
- Schlechte Nerven gegenüber dem Kleinen, sobald er weint und ich hab
nen schlechten Tag weine ich mit
- Negative Gefühle gegenüber meiner Schwiegermutter, alles was sie sagt
lege ich auf die Goldwaage, fühle mich ständig kritisiert und angegriffen;
außerdem habe ich probleme damit wenn sie den Kleinen zu lange auf
den Armt nimmt, irgendeine unbegründete Angst sie könnte mir mein
Kind weg nehmen, mir das Gefühl geben dass ich eine schlechte Mutter
bin
- Schlimme Ängste dass dem Kleinen, meinem Mann oder mir was
passiert, dass wir sterben und unsere Familie zerbricht
- Oft hab ich so komische kurze Wahnvorstellungen dass mein Kleiner
tot im Bett liegen könnte. Jeden Abend wenn ich ihn ins Bett getan habe
schau ich mehrfach hinein ob er noch atmet:-( Teilweise hab ich dann
auch so kurze Visionen in denen ich mir vorstelle wie plötzlich Blut aus
seinen Ohren läuft oder er in meinen Armen plötzlich blau anläuft und
stirbt
- Das alles lasse ich komplett an meinem Mann raus. Wir streiten jedes
Wochenende wenn wir eigentlich "Familienzeit" hätten über meinen
Zustand. Er war es der mir gesagt hat dass ich seiner Meinung nach an
einer postpartalen Depression leide (hat er sich vom Geburtsvor-
bereitungskurs gemerkt, als es die Hebamme angesprochen hat).

Zu der ganzen Situation möchte ich noch 2 wichtige Dinge sagen:
- Ich liebe meinen Sohn über alles und habe keine negativen Gefühle ihm
gegenüber, versuche dass er es so gut wie gar nicht mit bekommt wie
es mir geht
- Ich hab den liebevollsten Mann der Welt. Er setzt mich 0 unter Druck,
egal worum es geht, er ist super und hilft mir wo er kann!

Aktueller Stand zwecks "Behandlung": Ich hab letzte Woche mit meiner Hebamme aus der Geburtsvorbereitung telefoniert weil ich wusste dass sie selber PPD hatte. Sie hat mir Zincum Valerianicum Tropfen empfohlen (nehme ich seit gestern) und dass ich unbedingt zum Arzt gehen soll. Hier habe ich am Mittwoch jetzt einen Termin. Fällt mir zwar schwer drüber zu sprechen. Aber ich hoffe dass er sich da gut reindenken kann, re ist selber gerade Vater geworden und ihm sollte sowas vielleicht nicht ganz fremd sein...

So, leider recht lang geworden, aber es tut gut sich das Ganze von der Seele zu schreiben...

Ich hoffe ich kann mich bei euch ein wenig austauschen bzw. erfahre Hilfe und Tipps. Vielleicht kann mir auch jemand sagen ob er Erfahrunge mit Zincum Valerianicum hat zwecks Dosierung u.s.w. Ich nehme es jetzt seit 4 Tagen. Wirkung bisher keine, kann aber länger dauern hab ich mir sagen lassen bzw. gestern Abend merkte ich eher eine negative Wirkung, dass ich sehr nervös und "fahrig" wurde und sehr schlecht einschlafen konnte. Ist das vielleicht die erste negative Umkehrwirkung bevor das Mittel zu wirken beginnt?

Liebe Grüße

Miriam
Cara

Beitrag von Cara »

herzlich Willkommen :)
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Costasmama!

Ein herzliches Willkommen hier bei uns. Schön, dass du dich entschieden hast, uns deine Geschichte zu erzählen und dich zu öffnen.

Als ich deinen Beitrag laß, fiehl mir spontan ein: eine ganz klassiche PPD! Ich bin natürlich keine Ärztin, aber alle deine Symptome passen und es ist super, dass du am Mittwoch einen Termin bei deinem Arzt hast. Dass du davor Angst hast, kann ich nur allzu gut verstehen - mir ging es damals auch so. Und genau wie du, war mein Arzt auch erst selber Papa geworden und von Bekannten wußte ich, dass seine Frau bereits schon bei den vorherigen Kindern psychische Probleme nach der Geburt hatte. Als ich dann endlich vor ihm saß, merkte ich dass meine Ängste völlig unbegründet waren. Er hat mich super verstanden, später dann sogar noch einen Hausbesuch gemacht, mich an einen ganz tollen Psychiater überwiesen und war auch danach noch immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Das selbe kann ich von meinem Psychiater sagen: Super nett, sehr kompetent und engagiert und Tag und Nacht erreichbar für mich. So bin ich heute wieder gesund - es geht mir sogar besser als je zuvor und das obwohl ich ALLE von dir aufgelisteteten Symptome hatte und dazu noch Zwangsgedanken gegen mein geliebtes Baby. Also - keine Angst - es wird dir geholfen werden und du wirst wieder gesund!!!! Wir helfen dir genau so dabei, wie dein Arzt!

Das homöopathische Mittel Zincum Valerianicum habe ich zwar selber nicht genommen, aber folgendes im Netz darüber gefunden - hier ein Link:

http://www.apotheke-medikamente.info/post207.html

Es wird gegen leichte Depressionen genommen und ist ein Komplexmittel verschiedener Homöopatischer Essenzen. Es ist möglich, dass deine Schlaflosigkeit und Unruhe eine sogenannte "Ersterschlimmerung" ist, da dieses Mittel genau dagegen helfen soll. Nimm es auf jeden Fall weiter regelmässig ein. Solltest du ein Antidepressiva von deinem Arzt empfohlen bekommen, habe bitte keine Angst vor diesem Medikament. Ich nahm ebenfalls eines und es hat mir geholfen, wieder gesund zu werden. Auch eine evtl. Psychothearpie ist sehr, sehr hilfreich auf dem Weg zum Gesund werden, gerade weil du auch unter Perfektionismus, Versagerängsten und Verlustängsten leidest. All das hatte ich auch und in meiner Therapie konnte ich diese Verhaltensmuster erfolgreich ablegen.

Liebe Costasmama, ich würde mich freuen, wenn du uns bereichtest, wie dein Arzttermin war und wie es bei dir weiter geht. Auf jeden Fall hast du trotz all dem Leid im Moment eine ganz große Chance durch die PPD erhalten: Nämlich dein Leben (evlt. durch eine Therapie) nachhaltig positiv zu verändern und krankmachende alte Verhaltensmuster abzulegen. Mir ist das gelungen und das selbe wünsch ich dir von ganzem Herzen!

Schön dass du da bist und liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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