Amélie - das bin ich und so geht's mir
Verfasst: 06:11:2008 18:19
Hallo zusammen!
Ich bin 33 Jahre alt und seit 3 Monaten Mutter einer wunderbaren Tochter. Unser Baby, auf das wir vier Jahre gewartet haben (es klappte erst mit dem schwanger werden, als wir es aufgegeben hatten), ist sehr süß, hübsch, aufgeweckt, lieb und relativ pflegeleicht.
Ich hatte schon in der Schwangerschaft einen Monat, ca. den 6. Schwangerschaftsmonat, in dem es mir gar nicht gut ging. Wir waren damals in unserem letzten Urlaub zu zweit, alles passte - Frühling, Sonne, Strand, eine tolle Finca auf Mallorca - und ich heulte die ganze Woche lang. Alles erschien mir sinnlos. Wozu schöne Landschaft, was gibt mir die Sonne auf der Haut, warum gut essen gehen, warum auf das Baby freuen?
Als ich wieder da war, half mir ein guter Freund durch einige lange Telefonate. Er munterte mich vorsichtig (!) auf, hatte Verständnis und langsam wurde es besser.
Der Rest der Schwangerschaft war toll, ich habe diese Zeit sehr genossen.
Dann kam mein Baby - eine zunächst spontan ablaufende Geburt, die dann in einem Notkaiserschnitt endete. Das war aber okay für mich, denn das Ergebnis war überwältigend! Die Woche in der Klinik verging schnell, es klappte dann auch mit dem Stillen und bis auf den üblichen Heultag (ca. der 3. Tag nach der Geburt) ging es mir gut.
Als mein Mann nach 3 Wochen wieder arbeiten ging, bekam ich kurz die Krise, aber dann gewöhnte ich mich schnell an das Leben mit Baby und fand auch Gefallen daran.
Aber jetzt, 3 Monate später, ist alles anders! Ich bin in ein tiefes Loch gefallen und weiß gar nicht genau, warum. Mein Job fehlt mir gar nicht so sehr, ich habe Freundinnen, die ich oft sehe und die auch Babys haben, ich langweile mich nicht und meine Kleine macht mir viel Freude. Aber sie ist das Einzige, was mir Freude macht. Alles andere berührt mich nicht mehr. Ich vermisse meinen guten Freund (er kam wohl auf Dauer nicht so ganz klar mit mir und zog sich zurück), ich vermisse mein altes Leben - nein, eigentlich nicht das Leben ohne Kind, sondern seine Leichtigkeit. Nichts ist mehr leicht, ich fühle mich momentan wie eine alte Frau am Ende ihres Lebens, ohne Träume, ohne Pläne, ohne Hoffnung.
Ich bin nicht suizidgefährdet, denke aber oft daran, wie "schön" es doch wäre, wenn ich verunglücken würde und alles vorbei wäre. Meine Tochter wäre bei meinem Mann gut aufgehoben und würde mich nicht vermissen, nicht in ihrem jungen Alter. Sie würde sich später nicht mal mehr an mich erinnern.
Morgens ist es besonders schlimm, es kostet mich furchtbar viel Anstrengung, aufzustehen, und ich kann mich nur über mein Kind motivieren.
Depressionen an sich sind mir nicht neu - seit ich ca. 20 bin, habe ich immer wieder mit ihnen zu kämpfen, und in meiner Familie gibt es ein paar (schwerere) Fälle davon. Allerdings sind die depressiven Phasen bisher immer nach ein paar Wochen von selbst wieder vorbeigegangen.
Jetzt aber trage ich Verantwortung und möchte etwas gegen meine Hoffnungslosigkeit tun.
Ansonsten gibt es noch über mich zu sagen, dass ich sehr perfektionistisch bin und selbst als Kind in einem eher kühlen Umfeld aufwuchs. Ich hatte alles, aber ich wurde nur gegen Leistung geliebt. Damit habe ich heute noch zu kämpfen - mir fehlt ein tiefes Urvertrauen, mein Selbstbewusstsein ist gering, obwohl ich viel erreicht habe, erfolgreich bin, beliebt, ganz attraktiv und so weiter. Aber ich denke immer, dass sich die anderen Menschen in mir täuschen, und auch bei meinem Mann denke ich, dass er irgendwann aufwachen und erkennen wird, dass er mich doch nicht liebt ...
Danke fürs Lesen.
Amélie
Ich bin 33 Jahre alt und seit 3 Monaten Mutter einer wunderbaren Tochter. Unser Baby, auf das wir vier Jahre gewartet haben (es klappte erst mit dem schwanger werden, als wir es aufgegeben hatten), ist sehr süß, hübsch, aufgeweckt, lieb und relativ pflegeleicht.
Ich hatte schon in der Schwangerschaft einen Monat, ca. den 6. Schwangerschaftsmonat, in dem es mir gar nicht gut ging. Wir waren damals in unserem letzten Urlaub zu zweit, alles passte - Frühling, Sonne, Strand, eine tolle Finca auf Mallorca - und ich heulte die ganze Woche lang. Alles erschien mir sinnlos. Wozu schöne Landschaft, was gibt mir die Sonne auf der Haut, warum gut essen gehen, warum auf das Baby freuen?
Als ich wieder da war, half mir ein guter Freund durch einige lange Telefonate. Er munterte mich vorsichtig (!) auf, hatte Verständnis und langsam wurde es besser.
Der Rest der Schwangerschaft war toll, ich habe diese Zeit sehr genossen.
Dann kam mein Baby - eine zunächst spontan ablaufende Geburt, die dann in einem Notkaiserschnitt endete. Das war aber okay für mich, denn das Ergebnis war überwältigend! Die Woche in der Klinik verging schnell, es klappte dann auch mit dem Stillen und bis auf den üblichen Heultag (ca. der 3. Tag nach der Geburt) ging es mir gut.
Als mein Mann nach 3 Wochen wieder arbeiten ging, bekam ich kurz die Krise, aber dann gewöhnte ich mich schnell an das Leben mit Baby und fand auch Gefallen daran.
Aber jetzt, 3 Monate später, ist alles anders! Ich bin in ein tiefes Loch gefallen und weiß gar nicht genau, warum. Mein Job fehlt mir gar nicht so sehr, ich habe Freundinnen, die ich oft sehe und die auch Babys haben, ich langweile mich nicht und meine Kleine macht mir viel Freude. Aber sie ist das Einzige, was mir Freude macht. Alles andere berührt mich nicht mehr. Ich vermisse meinen guten Freund (er kam wohl auf Dauer nicht so ganz klar mit mir und zog sich zurück), ich vermisse mein altes Leben - nein, eigentlich nicht das Leben ohne Kind, sondern seine Leichtigkeit. Nichts ist mehr leicht, ich fühle mich momentan wie eine alte Frau am Ende ihres Lebens, ohne Träume, ohne Pläne, ohne Hoffnung.
Ich bin nicht suizidgefährdet, denke aber oft daran, wie "schön" es doch wäre, wenn ich verunglücken würde und alles vorbei wäre. Meine Tochter wäre bei meinem Mann gut aufgehoben und würde mich nicht vermissen, nicht in ihrem jungen Alter. Sie würde sich später nicht mal mehr an mich erinnern.
Morgens ist es besonders schlimm, es kostet mich furchtbar viel Anstrengung, aufzustehen, und ich kann mich nur über mein Kind motivieren.
Depressionen an sich sind mir nicht neu - seit ich ca. 20 bin, habe ich immer wieder mit ihnen zu kämpfen, und in meiner Familie gibt es ein paar (schwerere) Fälle davon. Allerdings sind die depressiven Phasen bisher immer nach ein paar Wochen von selbst wieder vorbeigegangen.
Jetzt aber trage ich Verantwortung und möchte etwas gegen meine Hoffnungslosigkeit tun.
Ansonsten gibt es noch über mich zu sagen, dass ich sehr perfektionistisch bin und selbst als Kind in einem eher kühlen Umfeld aufwuchs. Ich hatte alles, aber ich wurde nur gegen Leistung geliebt. Damit habe ich heute noch zu kämpfen - mir fehlt ein tiefes Urvertrauen, mein Selbstbewusstsein ist gering, obwohl ich viel erreicht habe, erfolgreich bin, beliebt, ganz attraktiv und so weiter. Aber ich denke immer, dass sich die anderen Menschen in mir täuschen, und auch bei meinem Mann denke ich, dass er irgendwann aufwachen und erkennen wird, dass er mich doch nicht liebt ...
Danke fürs Lesen.
Amélie