Ich stelle mich vor

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mama2006

Ich stelle mich vor

Beitrag von mama2006 »

Hallo,

ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Durch einen Artikel bin ich auf die Seite gestossen, denn ich kämpfe schon lange mit Depressionen und dem immer wiederkehrenden Gefühl, als Mutter ständig zu versagen. Vor vier Jahren kam mein Sohn zur Welt. Ich war im Prinzip von Anfang an auf mich gestellt, da der Vater meines Sohnes und ich uns bald nach der Geburt trennten. Es gab hässliche Szenen und unendliche Termine vor Gericht wegen Unterhalt und Umgang. Die ersten beiden Jahre waren die Hölle für mich. Ich musste mich ums Baby kümmern, arbeiten gehen, die nervigen Anwaltsschreiben ständig und Termine vor Gericht. Ich habe meine Arbeit wieder aufgenommen, als der Kleine 8 Monate alt war. Es war wirklich hart. Ich hatte zwar meine Eltern, die mich unterstützten, aber im Prinzip war ich allein. Und ich fühlte mich oft allein gelassen. Und wütend. Ich konnte nächtelang nicht schlafen bzw. wenn ich schlief, weckte mich mein Sohn und dann konnte ich nicht mehr einschlafen, weil sich meine Gedanken im Kreis drehten.

Anfang 2006 hatte ich dann einen Zusammenbruch und musste am Herz operiert werden. Seit Sommer 2006 habe ich einen neuen Partner, aber es fällt mir bis heute schwer, ihn richtig zu lieben. Indirekt mache ich ihm wohl immer Vorwürfe und ich habe eine latente Abneigung gegen Männer. Das zog mich nur noch tiefer in die Depression und nun habe ich Angst, dass wir irgendwann alle drei (mein Sohn, mein Freund und ich) daran kaputt gehen.

Es gibt sehr viele Momente, in denen ich mit meinem Sohn sehr ungeduldig und wütend bin. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte ihn nie bekommen, weil ich dann glaube, dass mein Leben glücklicher verlaufen wäre. Das macht mich fertig, denn es gibt ja auch schöne Momente. Mit meinem Sohn und meinem Freund. Aber die meiste Zeit ist es sehr sehr schwer und es gibt Augenblicke, da denke ich sogar an Selbstmord.

Das ist jetzt recht lang geworden und doch ist lange noch nicht alles gesagt. Ich hoffe jedenfalls, dass ich hier Hilfe finde. Denn ich möchte dringend etwas ändern. Ich möchte endlich glücklich sein und nicht mehr wütend und ablehnend.

Danke für s Lesen. mama2006
Geli
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Beitrag von Geli »

Hallo Mama2006

ganz herzlich willkommen hier bei uns. Hier kannst du das erzählen, was dir auf der Seele lastet. Hier bist du nicht allein. Egal ob Ärger, Wut oder Traurigkeit. Wir haben hier ein offenes Ohr bzw. Auge. Vielleicht bekommst du ja auch durch das Forum Kontakt mit jemand. Denn mit Gleichgesinnten einfach nur reden und zuhören tut soooo gut. Es gibt hier auf der Hauptseite Listen mit örtlichen Selbsthilfegruppen, die sich auch persönlich treffen. Oder du kannst über die Kontaktstelle des Hauptsitzes (siehe unter "Impressum" auf der Hauptseite) Betroffenenlisten anfordern. Vielleicht findest du eine Gruppe oder Frauen in deiner Nähe.

Erzähl uns ruhig noch mehr. Wir lesen hier alle sehr gerne. Machst du zurzeit eine Therapie? Und was hast du damals unternommen? Nimmst du Medikamente? Auf der Hauptseite findest du auch Fachleute-Listen. Vielleicht ist jemand in deiner Nähe. Gesprächstherapie mit einer neutralen Person wie z.B. einem Psychotherapeuten tun sehr gut.

Hast du eine schöne Beschäftigung nur für dich oder auch nur allein mit deinem Partner? Kannst du dein Kind mal abgeben? Unternimmst du etwas mit anderen z.B. Freundin, anderen Müttern?

Das Gefühl, in manchen Situationen zu bereuen, dass ich schwanger geworden bin, kenne ich auch. Ich habe aber da auch so sehr an mir selbst gezweifelt. Das hat sich mit der Zeit gegeben, als ich schöne Dinge für mich gefunden habe, mehr mit Partner und Freunden unternommen habe. Ich fand damals Kontakt hier zu einer Gruppe und wurde mit der Zeit immer selbstsicherer. Mit meinem Mann habe ich eine Mutter-Kind-Kur gemacht. Das war toll. Und anschließend auch eine Gesprächstherapie. Falls man da zu lange Wartezeiten hat, kann man z.B. auch bei Kirchenkreisberatungsstellen wie z.B. Ehe-, Familien- und Lebensberatung Gespräche zur Überbrückung führen. Diese sind kostenfrei, man braucht keine Überweisung und wenn es einem gefällt, kann man dort auch länger bleiben. Sie würden auch Gespräche mit deinem Partner führen. Das wäre für euch beide auch eine gute Sache. Vielleicht überlegt ihr das zusammen.

Du wirst bald zuversichtlicher werden. Ich kann deine Wut, Ungeduld und Abneigung gegen deinen Partner und deinen Sohn verstehen. Du solltest unbedingt Hilfe in Anspruch nehmen. Vertrau dich deinen Ärzten an (Hausarzt, Gynäkologe) und erzähle ihnen von deinen Gefühlen und körperlichen Beschwerden. Hast du auch schon einmal an eine Mutter-Kind-Kur gedacht?

In den Unterforen findest du Beiträge zu Medikamenten, Therapien usw. Es gibt viele Möglichkeiten, dass du wieder zu dir selbst findest. Es hilft auch schon sehr, wenn man sich hier im Forum mitteilt oder wenn man mit jemand reden kann. Du hast seid Geburt an schon einiges durchgemacht und ich wünsche dir ganz viel Kraft. Du wirst das schaffen.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
-----------------------
PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
_________
2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
mama2006

Danke

Beitrag von mama2006 »

Danke Geli, das sind sehr liebe und ermutigende Worte.

Ich musste spontan losheulen und da sieht man doch auch wieder, wie das fest sitzt und mich beschäftigt...

Ich habe schon überlegt, ob ich mit meinem Freund mal zu ProFamilia gehe. Mal sehen, ob er mitkommt. Nächste Woche haben wir einen Termin bei einem anderen Psychologen (Kinderschutzzentrum: das klingt so dramatisch; also schlagen tu ich mein Kind nicht :-) und ich habe mir die Liste mit den Psychologen hier für meine Stadt schon rausgeholt. Vielen Dank für die vielen Tipps.

Seit Monaten ziehe ich mich total zurück vor meinen Freunden und gehe kaum noch unter Leute. Ich habe mit allem aufgehört: Sport, Yoga, malen, etc. Ich habe an nichts mehr richtig Freude.

Und ich leide darunter. Und darunter leidet meine Beziehung. Und mein Sohn.
Geli
power user
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Beitrag von Geli »

Hallo Mama2006

ich wünsche dir, dass dein Partner mit geht. Allein auch der Unterstützung wegen. Und in dem Gespräch werdet ihr dann merken, wie ihr mit dem Therapeut(in) zurechtkommt. Wenn euch irgendetwas stört und ihr merkt, es passt nicht, dann wechselt. Auch bei dem Gespräch mit dem Psychologen des Kinderschutzzentrums.

Ein Tip noch:
Nehmt eine Info von Schatten und Licht mit. Damit du zeigen kannst, worum es geht. Leider machen ja manche Frauen von uns immer wieder die Erfahrung, dass sie auf Unverständnis stoßen und einem nur banalen Kommentare entgegenschmettert werden. Bei solchen Gesprächen wird auch einiges wieder mit aufgewühlt. Und wenn es manchmal tiefer geht als man eigentlich möchte, merkt man das doppelt schwer.

Sprich auch noch mit deinen Ärzten, inwieweit du evtl. medikamentös eingestellt werden könntest. Es gibt einige sehr gut verträgliche moderne Antidepressiva, die einen stabilisieren und somit dann auch ganz anders in die Lage bringen, dass man solche Gespräche angeht. Auch so, dass du wieder mehr in der Lage bist, dich wieder deinen Hobbys und Freunden zu widmen. Und natürlich auch deinem Partner und Kind. So dass du dich wieder stabiler fühlst. Viele Frauen hier im Forum haben damit gute Erfahrungen gemacht.

Würdest du das für dich schaffen, wenn du dich sozusagen zwingst z.B. wieder Yoga zu machen oder auch mit deinem Partner auszugehen, wenn deine Mutter dann den Kleinen nimmt? Oder zu Anfang allein eine Runde spazieren gehst oder bummeln? Nur, um aus den 4 Wänden rauszukommen, die man ja den ganzen Tag um sich hat?

Geht dein Kleiner in den Kiga? Hast du vielleicht dadurch die Möglichkeit, neue Kontakte von diesen Müttern z.B. zu knüpfen? Vielleicht ist ja jemand, wo man merkt, dass die Chemie stimmt? Und vielleicht kannst du dich da nach und nach öffnen, ohne dass du dich verstellen musst. Ich nehme an, du trägst nach außen hin eine Maske auf. Und das ist sehr beschwerlich und man kann sich wegen diesem Panzer nicht frei geben und auch nicht richtig atmen. Durch Yoga wirst du gewiss so einiges über den Zusammenhang Körper - Geist - Seele wissen. Wenn man sich nur versteckt, verhärtet man innerlich. Und dann kommt Wut und Aggression. Ich kenne das auch von mir. Wenn ich einen doofen Tag habe, mich über irgendetwas Gedanken mache oder mich ärger, dann mache ich meine Lieben hier um mich herum doppelt so doof an. Da nervt mein Sohn dreifach. Ich denke, wenn ich nicht vieles für mich machen würde, was mir guttut, dann würde ich richtig am Zeiger drehen.

Versuch etwas für dich zu tun. Du bist eine gute Mama, denn sonst wärst du nicht so traurig und würdest dir nicht all diese Gedanken machen. Die Wut, die aus dir kommt, ist die reine Verzweifelung. Und ich denke auch, dass dir hier das Forum sehr gut tun wird. Lass das Weinen raus. Und ich wünsche dir, dass die Wut in dir auch immer mehr zum Weinen wird. Mach das auch ruhig im Beisein deines Freundes. Ich habe es mal so gemacht, dass ich mich bei meinem Mann entschuldigt habe, dass ich so eine dämliche Laune habe und ihn blöd angemacht habe. Ich habe dann geweint und habe ihm gesagt, dass ich eigentlich traurig bin. Das war wie ein Loslassen und Loslösen von einem dicken Stein in mir. Danach ging es mir viel besser.

Ich habe es damals sehr belastend gefunden, eine Maske zu tragen, z.B. nur fröhlich und gut gelaunt zu sein. Auch meinem Sohn gegenüber. So nach und nach konnte ich das ändern. Auch anderen - Freunden, Bekannten oder Fremden gegenüber - kann ich mich heute viel besser mitteilen. Und das tut gut und lastet nicht so schwer auf mir. So kann ich auch ehrlich gegenüber mir selbst sein. Ich kann jetzt sagen, was mir nicht passt, worüber ich mich freue oder wozu ich keine Lust habe oder halt doch. Da war früher oft ein Fragezeichen. Weil ich nicht wusste, wozu ich Lust habe. Ätzend. Wenn ich heute wütend und sauer bin und ich lospoltere oder sogar die Situation eskaliert, dann kann ich mich hinterher entschuldigen oder auch für mich dafür geradestehen und sagen, dass mir da was nicht gefallen hat. Und danach kann ich aber auch wieder mit meinem Sohn oder Partner knuddeln.

Ich weiß nicht, ob ich dir damit helfen kann. Lass dir die Zeit, die du brauchst und mach dich nicht schlecht. Bei dir sind schon so lange diese blöden Gefühle und Gedanken, die dich fertig machen. Es ist ja auch eine Krankheit und keine eigenes Versagen.
Lieben Gruß von mir

* Auszeit als Ausgleich - fühlen, was tut mir gut *
Irisches Segenswort:
"Mögen gute Tage deinen Weg begleiten, freundliche Menschen dir begegnen, und die Sehnsucht führe dich zum Ziel."
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PPD: 2001
Schilddrüsen-Hormon (nie die Präparatfirmen wechseln!)
Gesprächstherapie
Mutter-Vater-Kind-Kur
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2014: Depression, Medikament Opipramol, seit 07/15: Escitalopram
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